Die Europäische Organisation für Kernforschung (CERN) ist eine angesehene Forschungseinrichtung und zwischenstaatliche Organisation auf dem Gebiet der Teilchenphysik. Das 1954 gegründete CERN, in dessen Rat Vertreter aus 23 Ländern sitzen, ist auch dafür bekannt, dass es den Large Hadron Collider (LHC), den grössten und leistungsstärksten Teilchenbeschleuniger der Welt, beherbergt.
Um seine Ziele als weltweit führendes Labor für Teilchenphysik zu erreichen, versammelt das CERN Wissenschaftler aller Disziplinen, einschliesslich der Computerwissenschaften. CERN kann auf eine lange Geschichte der Forschung in den Computerwissenschaften zurückblicken und war ein Pionier in der Entwicklung von Open-Source-Software. Im Jahr 1989 erfand der britische Wissenschaftler Sir Tim Berners-Lee während seiner Arbeit am CERN das World Wide Web. Der ursprüngliche Zweck der World Wide Web-Software bestand darin, ein automatisiertes System für den Informationsaustausch zwischen Wissenschaftlern an Universitäten und Forschungsinstituten auf der ganzen Welt zu schaffen. Im Jahr 1993 gab CERN die World Wide Web-Software in den öffentlichen Bereich und anschliessend unter einer Open-Source-Lizenz frei, um ihre Verbreitung zu maximieren.
Die Fähigkeit des CERN, Spitzentechnologie und internationale Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Organisationen zu kombinieren, ermöglichte es der Forschungseinrichtung, hochmoderne Open-Source-Software zur Unterstützung ihrer Forschungsaktivitäten zu entwickeln. Im Jahr 2019 startete CERN das Projekt MALT (Managing Accessibility and Leveraging open Technologies Project) mit dem Ziel, den erwarteten Anstieg der Software-Lizenzgebühren durch den Übergang zu Open-Source-Produkten abzuschwächen. Im Dezember 2019 berichtete das Open Source Observatory (OSOR) über eine im Rahmen des MALT-Projekts verabschiedete Initiative: die vom CERN durchgeführte Evaluierung der Eignung des Open-Source-E-Mail-Servers Kopano. Im Rahmen des MALT-Projekts beschloss das CERN ausserdem, Anfang 2020 die Open-Source-Nachrichtenapplikation Mattermost für seine Mitarbeiter einzuführen.
Um mehr über die Entwicklung und Nutzung von Open-Source-Software durch CERN zu erfahren, interviewte das OSOR Bob Jones, Leiter des Helix Nebula Science Cloud-Projekts am CERN, der auch CERN-Vertreter in der europäischen Open Science Cloud-Initiative ist.