Es war bei einer ptz-Klausur in Wien, als ich zum ersten Mal erlebt habe, wie eine Klasse mit Kahoot gearbeitet hat. Spannende Musik beim Countdown, faszinierte Schülerinnen und Schüler, die unbedingt die richtige Antwort auf ihrem digitalen Endgerät erwischen wollen. Eine Lehrkraft, die locker flockig ihren Unterricht managt und dabei kein bisschen gestresst wirkt. Danach habe ich es selbst vielfach ausprobiert und es funktioniert. Sowohl zum Einstieg in ein Thema, wenn man wissen will, was die Schülerinnen und Schüler schon wissen, als auch zur Wiederholung vor einer Klassenarbeit oder einfach nur zum Spaß, wie ich es manchmal in meiner Reli digital-AG an der Grundschule mache.
Viele Kahoots habe ich dabei einfach übernommen oder leicht überarbeitet, mein Portfolio sieht man hier. Nun bin ich neu an der Gemeinschaftsschule an einer 9. Klasse, habe ein kleines Kirchengeschichte-Quiz entwickelt und bin auf Mastodon gleich kritisiert worden aus berechtigten Datenschutzgründen: "Kahoot in der Bildung ist auf keinen Fall vertretbar, da es keine offene Plattform ist und stattdessen Daten sammelt und kommerzialisiert." (Danke Nik, manchmal braucht man einen Schubser).
Was mich bei Kahoot tatsächlich genervt hat, dass man in der kostenlosen Variante – ja, als Schwabe zahlt man nicht gern unnötig – nur den Fragentyp “Quiz” (eine Antwort aus vier richtig) und “wahr oder falsch” zur Verfügung hat. Schon für Mehrfachantworten soll man 4,99 € pro Monat oder 57,49 € pro Jahr zahlen. Ich wüsste nicht, dass meine Schule diese Kosten übernimmt und finde es auch keine gute Idee, so viel Steuergeld in die USA zu überweisen.
Deshalb habe ich – vorerst nur online – zwei datenschutzfreundliche Varianten ausprobiert. Meine Erfahrungen damit stelle ich hier kurz vor und versuche die beiden Tools in einer Tabelle zu vergleichen. Es gibt viele weitere, das ist mir bewusst, aber meine Zeit ist begrenzt und jemand anderes kann gerne die Tabelle erweitern.
arsnova.click
arsnova.click klingt nach Kunst, hat aber mit Kunst eher wenig zu tun. ARS steht für “Audience Response System”, zu deutsch in etwa Zuschauer-Rückmelde-System (eine gute Übersicht hier: https://ep.elan-ev.de/wiki/Audience_Response). Da geht es um Feedback, um Q&A-Systeme, wo man Referierende befragen kann oder eben um ein Quiz, worauf Kahoot spezialisiert ist.
arsnova.click ist wohl so datensparsam, wie man nur sein kann, denn das Quiz wird nicht auf einem Server gespeichert, sondern nur lokal im Browser. Was für den Datenschutz Vorteile bringt, ist für die Handhabung etwas umständlicher, denn man muss das Quiz dann wieder von einer .json-Datei in das Gerät importieren, von dem aus man die Präsentation macht. Außerdem kann es passieren, dass das Quiz weg ist, wenn man im Browser den Cache löscht. Deshalb sollte man von der fertigen Version immer einen Download machen. Ich habe mal angefangen, mein Quiz nachzubilden und ein wenig herumzuprobieren. Hier kann man sich das Ergebnis herunterladen: Kirchengeschichte-Quiz-16_10_2023.json (vor dem Upload entpacken).
arsnova-click wirkt relativ ausgereift, ich bin trotzdem gleich in die Falle getappt, einen Punkt (Kirchengeschichte Kl. 9) in den Titel des Quizes einzubauen, was dazu führte, dass man das Quiz nicht starten konnte. Als diese Klippe umschifft war, hat aber alles sehr gut geklappt. Es gibt viele verschiedene Fragetypen, man kann z. B. auch Texteingaben abfragen. Man kann unterschiedliche Musik auswählen. Für das Einpflegen der Fragen gibt es praktische Tastaturbefehle. Das Layout ist recht gelungen. Man kann die Countdown-Zeit und die Punktevergabe unterschiedlich einstellen. Am Ende kann man sich eine Ergebnisliste herunterladen.
ClassQuiz
Als zweites habe ich ClassQuiz ausprobiert, auf das ich eher zufällig gestoßen bin. ClassQuiz hat einen eher klassischen Ansatz: Man erstellt einen Account und hat seine Rätsel dann von jedem Gerät aus verfügbar, kann sie aber trotzdem zur Sicherheit herunterladen. Ein Vorteil dieses Ansatzes ist, dass sie Schüler:innen auch zu Übungszwecken zur Verfügung gestellt werden können.
Ein Killer-Feature war für mich der Import von Kahoot-Rätseln. Aus diesem Rätsel wurde so im Handumdrehen dieses hier.
Was mir an ClassQuiz besser gefällt als bei arsnova.click: Man kann zwischen zwei Präsentationsformen wählen, normal und “old-school”. Im Normal-Modus wird die Frage nur in der Präsentation angezeigt und nicht auf dem Endgerät. Das ist im Unterricht sehr praktisch, weil die Aufmerksamkeit nach vorne geht, von wo aus man moderiert und zwischendurch wichtigen, auch inhaltlichen, Input geben kann. Außerdem gibt es hier den Fragetyp sortieren, der manchmal durchaus praktisch sein kann.
Was noch ausbaufähig ist: die Musik. Denn die läuft einfach durch und ändert sich nicht, wenn der Countdown für die Frage fertig ist. Anschließend kommt eine Ansicht, wo man das richtige Ergebnis sieht, dann werden die Spieler-Punkte angezeigt. Am Ende kann man sich als Quizmaster ebenfalls eine Ergebnistabelle herunterladen, bei großen Klassen durchaus ein Anhaltspunkt für die mündliche Note (ich warte auf die bösen Kommentare der Datenschützer).
Tabellarischer Vergleich
arsnova.click | ClassQuiz | |
Präsenationsmodi | Fragen erscheinen auf dem Gerät | Zwei Optionen: Fragen nur vorn, Fragen auf dem Gerät |
Fragetypen | große Auswahl | große Auswahl, zusätzlich sortieren |
Quizspeicher | im Browser, Upload auf neues Gerät notwendig | auf Plattform |
Download der Ergebnistabelle | möglich | möglich |
Kahoot-Import | fehlt | vorhanden |
Musik | verschiedene Sounds zur Auswahl, unterschiedliche Musik bei Countdown und Ergebnissen | nur eine Musik durchgehend |
Open Source | https://github.com/thm-projects/arsnova.click-v2 | https://github.com/mawoka-myblock/ClassQuiz |
Fazit
Es gibt inzwischen wirklich brauchbare Alternativen zu Kahoot, mit denen man im Unterricht gut arbeiten kann. Wenn man seine Kahoot-Sammlung zu einem freien kostenlosen Tool überführen will, ist ClassQuiz deutlich besser geeignet, ansonsten scheint mir im Moment arsnova.click noch etwas ausgereifter.
Was sind eure Erfahrungen mit Kahoot, arsnova.click, ClassQuiz und Co.? Welche Rätsel laufen im Unterricht am besten? Teilt sie gerne hier, damit andere auch etwas davon haben.
Die Originalversion dieses Beitrags ist im Blog des Autors erschienen: https://thomas-ebinger.de/2023/10/datenschutzfreundliche-kahoot-alternativen-fuer-schule-und-konfi/
Ich finde es immer prima wenn wir uns gegenseitig auf freie Software Alternativen aufmerksam machen besonders auch in der Schule wo vieles ja dann auch Konsequenzen für später im Berufsleben hat. auch können wir als Eltern ja unsere Kinder motivieren vielleicht auch über diesen Weg den Lehrern und anderen Schülern freie Software schmackhaft zu machen. Hier noch zwei Links von Digitalcourage die auch eine ziemlich breite Alternative für Schulen zurzeit im Angebot haben und eine umfangreiche freie Software Liste besonders für Schulen pflegen und auch Austausch anbieten: https://digitalcourage.de/netzwerk-freie-schulsoftware https://digitalcourage.de/blog/2023/freie-software-snack-buffet-gemeinsam-fuer-freie-bildung
Schön zu sehen das es für solche Dienste Open Source Alternativen gibt. Da sie in der Artikelüberschrift als "Datenschutzfreundliche" Alternativen präsentiert werden darf ich vielleicht mal nachfragen woran genau ihr das festmacht? Oder bezieht sich die Aussage ausschliesslich auf die Möglichkeit von Selfhosting? Denn beides sind Webdienste denen man Vertrauen kann oder eben nicht. Bei Arsnova werden Cookies gesetzt und bei ClassQuiz kann (muss?) man sich anmelden bzw. registrieren. Zudem fehlt bei letzterem ein Impressum (zumindest habe ich es nicht finden können) obwohl es sich um eine DE-Domain handelt. Woher also wisst ihr das die beiden Anbieter datenschutzfreundlich sind?
Als jemand, der den Wert freier Software kennt und schätzt, freue ich mich natürlich über Alternativen.
Ich kritisiere am liebsten fundiert. Dürfte ich daher bitten das Datenschutzargument noch etwas auszubauen? Wenn die Schüler den Link vom Beamer nutzen, um das Kahoot Quiz zu starten, keinen eigenen Account haben und am Schulrechner sitzen (alle eine IP-Adresse). Werden bei diesem Szenario personenbezogene Daten von Schülern verarbeitet?
Der Lehrer meldet sich mit Mailadresse an. Soweit ich weiß, braucht es für die kostenlose Version keine weiteren stimmenden daten. Wenn der Lehrer das in der Schule vorbereitet nutzt er ebenfalls die IP der Schule und eben seine Mailadresse. Auch hier doch eigentlich sehr minimale personenbezogene Daten.
Klar kann Kahoot Daten aus den Quiz (Mehrzahl von Quiz?) auswerten. Wenn alle plötzlich Ukraine-Fragen stellen usw. Metadaten, wie häufigkeit usw. sind schon drin. Aber wo sind die personenbezogenen Daten?
Ich sehe, dass der Author nur von Daten und nicht von personenbezogenen Daten spricht und die Kommerzialisierung wohl auf Mastodon kritisiert wurde. Meine Frage ist tatsächlich, wie Kahoot aus DSGVO (oder schweizer Datenschutzgesetz) Sicht aussieht.
Danke Thoys