Druckt ihr noch?

  Ralf Hersel   Lesezeit: 3 Minuten  🗪 10 Kommentare Auf Mastodon ansehen

Eine angekündigte Crowdfunding-Kampagne verspricht einen Open-Hardware und Open-Source-Drucker mit flexiblen Anwendungsmöglichkeiten und einem geringen Platzbedarf.

druckt ihr noch?

Druckt ihr noch oder fällt diese Tätigkeit bei euch in den Bereich "Jugendsünden"? Ist der Drucker etwa der Bruder des Faxgeräts? Ich besitze seit ca. 2 Jahrzehnten keinen Drucker mehr, weil ich ihn nicht brauche. Zugegeben, sporadisch muss ich auch etwas ausdrucken, was ich dann – hust – woanders erledige. Was für mich gilt, muss für andere noch lange nicht gelten. Es gibt bestimmt gute Gründe, warum man Tinte auf Papier spritzen muss. Und wer sich vor dem Kauf ein wenig informiert, findet eine grosse Auswahl an Geräten, die unter Linux problemlos funktionieren.

Bei vielen Herstellern bekommt man – übertrieben gesagt – den Drucker für umme, und bezahlt dafür Mondpreise für das Verbrauchsmaterial, aka. Tinte oder Toner. Eigentlich ist der Drucker kein Gerät, das man kauft, sondern ein Abo für die Druckdienstleistung. Für alle, denen das nicht gefällt, die aber trotzdem drucken wollen, gibt es vielleicht bald eine interessante Lösung.

Bühne frei für den Open Printer

Open Printer ist ein quelloffener, reparierbarer Tintenstrahldrucker, der für Maker, Künstler und alle entwickelt wurde, die genug von Wegwerf-Hardware haben. Er besteht aus standardmässigen mechanischen Komponenten und modularen Teilen und lässt sich leicht zusammenbauen, modifizieren und reparieren. Man kann damit auf Standardblättern oder Papierrollen drucken und zwischen schwarzen oder farbigen Patronen wählen, die sich nach Belieben nachfüllen lassen.

Diese Crowdfunding-Kampagne zielt darauf ab, unsere alltäglichen Werkzeuge zurückzugewinnen. Daher verfügt er über keine proprietären Treiber, keine Kartuschen-DRM, die uns an einen einzigen Anbieter binden, und ist so konzipiert, dass er niemals veraltet. Der Open Printer ist auf Langlebigkeit und Anpassbarkeit ausgelegt, sodass man die volle Kontrolle darüber behält.

Dank seiner Open-Source-Standardkomponenten kann Open Printer zusammengebaut, angepasst und repariert werden, um seine Lebensdauer zu verlängern. Man kann ihn leicht warten und die Patronen mit Tinte nachfüllen. Der Drucker kann sowohl an der Wand montiert als auch auf einem Schreibtisch aufgestellt werden.

Beim Open Printer kann man zwischen Standardblättern und Papierrollen wählen, wodurch sich eine hohe Flexibilität ergibt. Sowohl Standarddokumente als auch Banner sind damit möglich. Wenn man von der Rolle druckt, wird das Papier auf Wunsch mit einem Schneiderad auf das gewünschte Format geschnitten.

Spezifikationen

  • Black & White: 600 dpi
  • Color: 1200 dpi
  • Printhead compatibility: HP 63 (US), HP 302 (Europe)
  • Ink cartridges: use only one (black or color) or both (black and color), refillable
  • Speed: TBD

Supported paper formats

  • North American letter, tabloid, and 11-inch wide paper roll
  • European A4, A3, and 27 mm-wide paper roll

Processing

  • Main board: Raspberry Pi Zero W
  • Cartridge board: STM32 MCU

Interface

  • Display: 1.47-inch, 172 x 320 TFT LCD
  • Button: Jogger wheel

Connectivity

  • USB Type-C (computer)
  • USB Type-A (for USB mass storage device)
  • Wi-Fi 802.11ac
  • Bluetooth 4.1

Power: 24 V DC supply, 2.1 mm DC-in jack
Compatibility: Windows, macOS, Linux, Android, iPhone (uses the CUPS open-source print server)
Dimensions: 50 x 10 x 11 cm (19.7 x 3.9 x 4.3 in)


Open Printer verwendet für alle seine Dateien, einschliesslich elektronischer und mechanischer Konstruktionsdateien, Firmware-Code und Stücklisten, die Creative Commons BY-NC-SA 4.0-Lizenz. Das Projekt betont, dass die Nutzer ihre Drucker reparieren, aufrüsten und Verbesserungen daran vornehmen können.

Ob diese Crowdfunding-Kampagne starten wird, ist noch offen. Wer sich über den weiteren Verlauf informieren möchte, kann sich hier eintragen.

Warnhinweis: Bei Crowdfunding-Kampagnen besteht immer die Gefahr des Totalverlustes des investierten Geldes.

Titelbild und Quelle: https://www.crowdsupply.com/open-tools/open-printer

Tags

Drucker, Open-Hardware, Crowdfunding

Pascal Dietrich
Geschrieben von Pascal Dietrich am 2. Oktober 2025 um 22:00

Drucker haben doch normalerweise so eine Art Markierung auf jedem Druck mit der man diesen Zurückverfolgen kann. Wie sieht das hier aus?

Axel
Geschrieben von Axel am 3. Oktober 2025 um 08:14

Ohne Scan Funktion für mich vollkommen uninteressant

Klaus
Geschrieben von Klaus am 3. Oktober 2025 um 13:29

Ich finds eine Klasseidee. Und ja, ein Opensource Scanner wäre nett, muss doch aber nicht im selben Gerät sitzen. Lieber 2 separate Geräte für Drucken und Scannen. Und wenn Scannen, dann beidseitig und mit Blatteinzug. Ich fühl mich wieder jung, bei diesen Illusionen.

Werner Begel
Geschrieben von Werner Begel am 3. Oktober 2025 um 17:15

Sehr speziell. Die Kartuschen, die es bisher so gibt, schaffen 450 Seiten (XL). Ich denke, da wird auch nicht viel mehr kommen, wenn Patronen extra für diesen Drucker gemacht würden. Drucker mit diesen Patronen schaffen so 6–8 A4-Seiten/min. Diese Geschwindigkeit kann hier als Obergrenze geschätzt werden. Was mir fehlen würde, ist Duplex und Scanner.

Was mich reizt, ist die Möglichkeit, Banner zu drucken. Auch wenn ich nicht weiß, wann ich das brauchen würde. Ich würde schon irgendwann eine Gelegenheit schaffen :-)

Ansonsten finde ich die Initiative super und hoffe, dass es nicht der einzige Open-Souce-Drucker bleibt. Vielleicht kommt ja einer, der auch Scannen und wenden kann. Wenngleich ich weiß, das das die Komplexität der mechanischen Teile erhöht.

kamome
Geschrieben von kamome am 3. Oktober 2025 um 18:21

Danke, cooles Projekt! (Auch wenn ich kein Druckerfreund bin.)

Markus Rolek
Geschrieben von Markus Rolek am 3. Oktober 2025 um 23:54

Die Idee eines OSS-Druckers finde ich grundsätzlich erstmal gut. Vor allen Dingen, dass man nicht dazu gezwungen ist, absurd teure Original-Tinte zu kaufen, nur damit der Drucker funktioniert.

Allerdings würde ich keinesfalls einen Tintenstrahldrucker mehr kaufen. Wenn ich meinen MuFu-Tintenstrahler ein paar Monate nicht benutze und dann doch mal was drucken muss, braucht er erstmal 2-3x eine Düsenreinigung und eine Druckkopfausrichtung, damit der Druck ohne Streifen oder verblasst klappt.

Bisher hatte ich noch keine Erfahrung mit einem Toner-Drucker. Erhoffe mir aber, dass es bei einem solchen oben genannte Probleme nicht gibt. Vielleicht kann dazu ja jemand Erfahrungswerte geben.

Featie
Geschrieben von Featie am 4. Oktober 2025 um 19:58

Ich hatte seit dem ersten Auftreten der Tintenstrahldrucker verschiedene Tintenstrahldrucker, seit 10 Jahren ein Farb-Laserdrucker. Ok, ich drucke auch nicht mehr viel, aber selbst eine Druckpause von 6 Monaten ändert nichts am guten Druckbild. Es kann eben nichts austrocknen. Der Vorteil meines Dell 1750nw (ein umgelabelter Xerox 6010N) ist auch, das zumindest der Tonerersatz durch Drittware recht günstig ist und trotzdem überzeugt. Das Gerät verweigert mit denen auch nicht seinen Dienst wie bei anderen Hersteller.

Dietrich Bednarz
Geschrieben von Dietrich Bednarz am 4. Oktober 2025 um 22:42

Ich habe eine FeWo auf Rügen, zu der ich meist nur einmal im Jahr kommen kann (übers Jahr ist die Wohnung an Gäste vermietet). Zumindest mein HP-Lasermultifunktionsdrucker MFP M479fdw dort, der übers Jahr gut verstaut in einer Holzbox lagert, funktioniert jedes Mal gleich ohne Probleme - selbst die Verbindung übers WLAN klappt sofort.

Georg
Geschrieben von Georg am 4. Oktober 2025 um 20:02

Ich drucke seit Jahrzehnten mit ausgemusterten HP Laserjets. Meist sind nur die Einzugrollen oberflächlich versprödet und mit etwas Schmirgelpapier ruck zuck wieder flott. Sind dank Gutenprint vollständig unterstützt. Kompatbible Toner gibts für kleines Geld. Und wenn man auf das 'n' in der Typenbezeichnung achtet, ist er netzwerkfähig und dank CUPS und der Synology geht dann auch AirPrint (wers mag).

Hoschl
Geschrieben von Hoschl am 6. Oktober 2025 um 09:00

Genau so mache ich es auch seit gut 20 Jahren. Ich habe mir noch nie einen neuen Drucker gekauft.