Einsteigerlinux: Debian GNU/Linux

  Lioh Möller   Lesezeit: 7 Minuten  🗪 11 Kommentare

Debian GNU/Linux im Test auf Einsteigerfreundlichkeit.

einsteigerlinux: debian gnu/linux

Bei Debian GNU/Linux handelt es sich um die Hausdistribution des Debian Projektes. Neben Slackware ist Debian GNU/Linux eine der ältesten noch aktiv entwickelten Distributionen. Das Projekt ist als Community mit klaren Strukturen aufgestellt. Umgangssprachlich wird meist von Debian gesprochen, wobei es sich dabei jedoch wie eingangs erwähnt um das Projekt und nicht um die Linux-Distribution selbst handelt.

Für Linux-Einsteiger stellt bereits die Auswahl des passenden Installationsmediums die erste grosse Hürde dar. Ein Klick auf Herunterladen auf der Webseite des Projektes bietet interessierten Neulingen eine sogenannte netinstall ISO für die amd64 Architektur an. Während der Installation werden grosse Teile des Systems aus dem Internet nachgeladen, was eine verlässliche Internetverbindung voraussetzt. Darüber hinaus enthalten die Standardmedien keine unfreien Treiber. Somit sind ein grosser Teil von Komponenten wie die meisten WLAN-Adapter nicht lauffähig.

Über eine Hintertür werden allerdings Medien mit unfreier Firmware angeboten, welche wir für unsere weiteren Tests nutzen.

1. Installation

Nach dem ersten Start des Live-Mediums besteht die Möglichkeit der Installation mithilfe eines grafischen Frontends, welches standardmässig ausgewählt ist. Alternativ steht eine textbasierte Oberfläche zur Installation zur Verfügung.

Nach der Auswahl der Sprache, des Standortes und der Tastaturbelegung kann ein Rechnername sowie eine Domain vergeben werden. Als Domain lässt sich im Zweifelsfalle die nicht-öffentliche Domain domain.example festlegen. Wer gerne sudo zur Erlangung von Administratorrechten nutzen möchte, kann die Eingabe eines Root-Passwortes überspringen. Daraufhin muss wird ein Benutzerkonto mit entsprechendem Passwort erstellt und es folgt die Partitionierung der Festplatte. Im einfachsten Falle wählt man den Punkt: Geführt - vollständige Festplatte verwenden und Alle Dateien auf eine Partition. Das Partitionieren der Festplatte muss abschliessend ausdrücklich mit Ja bestätigt werden.

Da es sich um eine Installation mittels netinstall Medium handelt, muss im Folgenden ein Spiegelserver angegeben werden. Im Zweifelsfalle kann der vom System angebotene Mirror ausgewählt werden.

Erst dann wird die zu installierende Software ausgewählt. Standardmässig wird ein Desktopsystem mit GNOME installiert.

Abschliessend muss der Bootloader installiert werden. Dabei sollte die Festplatte, auf die das System installiert wurde, in der Auswahlliste angeboten werden.

2. Einführung

Nach einem Neustart kann man sich mit dem zuvor angelegten Benutzer am System anmelden. Es präsentiert sich ein aufgeräumter GNOME-Desktop ohne weitere Anpassungen. Lediglich das Hintergrundbild deutet darauf hin, dass es sich um ein Debian GNU/Linux System handelt.

3. Vollständigkeit

Bereits im Grundausbau werden Applikationen wie der Browser Firefox oder die Office-Suite LibreOffice mit ausgeliefert. Über GNOME Software lässt sich das System bei Bedarf erweitern. Debian bietet ein grosses Software-Repository an, in der eine Vielzahl von Freien Applikationen zu finden sind.

4. Stabilität

Die Software welche mit der stabilen Variante der Distribution ausgeliefert wird, ist bereits etwas älter, gelten dafür allerdings als zuverlässig. Auch Systemaktualisierung sind über die gesamte Laufzeit der Distribution möglich und beeinträchtigen die Stabilität nicht. Ein Wechsel auf eine neue Hauptversion der Distribution wird ebenfalls unterstützt, sollte allerdings über die Kommandozeile durchgeführt werden.

5. Vorkonfiguration

Debian liefert in der Regel Software ohne grössere Modifikationen aus. Der enthaltene GNOME Desktop entspricht dem Standard und wurde nicht weiter verändert.

6. Update-Prozess

Reguläre Aktualisierungen lassen sich über die GNOME Software Applikation installieren. Im Hintergrund prüft diese in regelmässigen Abständen, ob neue Pakete verfügbar sind und bietet einen Dialog Installation von Updates an.

Bewertung

Kriterium Bewertung (max. 5)
Installation 🏆️🏆️🏆️🏆️
Einführung 🏆️🏆️
Vollständigkeit 🏆️🏆️🏆️🏆️
Stabilität 🏆️🏆️🏆️🏆️🏆️
Vorkonfiguration 🏆️🏆️
Update-Prozess 🏆️🏆️🏆️🏆️🏆️
Summe 22

Fazit

Bei Debian GNU/Linux handelt es sich um eine grundsolide Distribution, bei der Anfänger nicht viel falsch machen können. Wer keinen besonderen Wert auf möglichst aktuelle Software legt, erhält ein System, welches ohne Schwierigkeiten mehrere Jahre genutzt werden kann.

Download: https://cdimage.debian.org/cdimage/unofficial/non-free/cd-including-firmware/current/amd64/iso-cd/

Einsteiger-Anleitung: https://wiki.debian.org/de/DebianEinsteiger

Tags

Debian, GNU, GNOME, Linux, Installation, Desktop, Festplatte

Torsten
Geschrieben von Torsten am 25. Januar 2022 um 18:01

Mit Debian kann man wirklich nicht viel falsch machen. Das stimmt schon, allerdings ist Debian für Einsteiger nicht immer die richtige Wahl, wenn man vorher noch nie mit Linux in Berührung gekommen ist. Neueinsteigern würde ich doch schon eher zu Linux Mint, MX Linux, ZorinOS o.ä. raten - das ist jedoch meine Meinung.

Frank
Geschrieben von Frank am 25. Januar 2022 um 19:34

Danke für den Bericht und prinzipiell sehe ich in Debian stable voll und ganz eine Anfängerdistribution. Dies aber mit dem Vermerk, dass Updates auf neue Stable-Versionen durchaus auch grafisch mit Synaptic(-pkexec) durchgeführt werden können zumindest mache ich dies seit Debian 6 so und hatte nie Probleme mit derartig durchgeführten Updates (Paketquellen in Synaptic ändern und dann ganz normal aktualisieren). Desweiteren hat Debian meiner Meinung nach voll an Alltagstauglichkeit gewonnen, als der Schwenk von Iceweasek (Firefox-Klon, der nur Sicherheitsupdates erhielt) auf Firefox ESR erfolgte. Nun hat man damit einen durchgehend aktuellen Browser trotz Debian stable.

Lioh
Geschrieben von Lioh am 25. Januar 2022 um 20:13

Danke für deine Ergänzungen, das wäre tatsächlich möglich, da Synaptic standardmässig ein dist-upgrade durchführt. Allerdings erweist sich eine Aktualisierung auf ein neues Release über die cli (ab besten tty) als zuverlässiger. Daher der Hinweis ... 'sollte'.

Christopher
Geschrieben von Christopher am 25. Januar 2022 um 20:11

Ich nutze Debian nun schon seit fast 20 Jahren und schätze die Distribution sehr. Mir selber kommt es mehr auf Stabilität an wie auf neuste Softwareverionen. Als Einsteiger Distri würde ich Debian dennoch nicht einstufen wollen. Ist Debian GNU/Linux nicht die älteste noch bestehende Distribution? Toller Beitrag. Danke

Lioh
Geschrieben von Lioh am 25. Januar 2022 um 20:14

Slackware natürlich 😉

Christopher
Geschrieben von Christopher am 26. Januar 2022 um 09:30

Knapp würde ich sagen, aber ja. Das schreibt Wikipedia dazu: "Die erste kommerziell auf CD erhältliche Distribution war 1992 das von Adam J. Richters entwickelte Yggdrasil Linux. 1993 veröffentlichte Patrick Volkerding die Distribution Slackware, die auf SLS basiert. Sie ist die älteste heute noch aktive Linux-Distribution. Ebenfalls 1993, ungefähr einen Monat nach der Veröffentlichung von Slackware, wurde das Debian-Projekt ins Leben gerufen, das im Gegensatz zu Slackware gemeinschaftlich entwickelt wird."

andre3011
Geschrieben von andre3011 am 25. Januar 2022 um 21:59

Debian Bullseye lässt sich hinsichtlich Installation und Konfiguration natürlich nicht mehr mit Debian 3.0, mit dem ich begonnen habe, vergleichen.

Aber es ist halt auch nicht selbsterklärend. Vor allem wenn man der Englischen Sprache nicht mächtig ist.

Das erste Linux mit dem ich zu tun hatte war Suse 7.3. Und das würde ich auch jedem Einsteiger empfehlen. Das Argument schlechthin: Yast. Alles unter einem Dach.

Später kann man immer noch wechseln. ;-)

Christopher
Geschrieben von Christopher am 26. Januar 2022 um 23:37

Ich bin tatsächlich seiner Zeit auch mit Suse angefangen und recht schnell zu Red Hat gewechselt und danach zu Debian. Ich bleibe dabei, dass Debian hier nicht als Anfänger Distribution dargestellt werden sollte, wenn gleich auch vieles ganz anders und vor allem viel leichter wie vor 20 Jahren von der Hand geht. Nirgendwo wird Debian als Einsteiger Distri dargestellt oder gar beworben. Damit tut ihr den Leuten keinen Gefallen, bringt Linux in ein schlechtes Licht und lässt Debian am Ende unverdient schlecht dar stehen.

MaSchle
Geschrieben von MaSchle am 27. Januar 2022 um 21:02

debian-live-nonfree ist durchaus geeignet zum anfangen. Ich bin von ubuntu zu debian gewechselt. Der Calamares Installer funktioniert. Die Administration macht der erste Nutzer mit sudo

Lioh
Geschrieben von Lioh am 27. Januar 2022 um 21:12

Die aktuellen Live Medien brechen mit einem Fehler bei apt autoremove ab.

MaSchle
Geschrieben von MaSchle am 29. Januar 2022 um 19:49

Das apt autoremove nicht richtig funktioniert ist mir auch aufgefallen, es werden wichtige Pakete gelistet die man besser nicht entfernt. Woran das liegt kann ich leider nicht sagen. Besteht da vielleicht ein Zusammenhang mit apt bzw. apt-get ?