Wie überzeuge ich Familie, Freund:innen und Kolleg:innen?
Ich bin kein Freund von Big Tech. Firmen wie Microsoft, Adobe, Apple, Alphabet/Google, Meta/Facebook, Samsung, … sind mir – zurückhaltend formuliert – s-u-s-p-e-k-t.
Ich hätte nichts gegen die oben genannten, würden sie einfach nur saubere Geschäfte machen: gute Leistung gegen gutes Geld, ohne all den inzwischen schon fast normal gewordenen Scheiss. Ich war früher immer der, der Softwarelizenzen ordentlich gekauft hat und sich mehr als einmal von raubkopierenden Freunden dafür verspotten lassen musste.
Aber Firmen, die sich zur Durchsetzung ihrer Interessen regelmäßig und absolut rücksichtslos über berechtigte Interessen (wie zum Beispiel Privatsphäre und Sicherheit) hinwegsetzen, sich dabei nicht scheuen, Dark Patterns zu benutzen, sich kilometerlange in Juristenenglisch und Großbuchstaben verfasste „Terms of Hell“ absegnen zu lassen, (Privatsphäre-)Einstellungen und Hilfetexte zu präsentieren, die häufig (offensichtlich mit voller Absicht) völlig unverständlich formuliert (und übersetzt) sind, und Firmen, die mit dem US-Regime und anderen fragwürdigen Akteuren ins Bett gehen, verdienen meines Erachtens nicht, dass man ihre Produkte und „Dienste“ verwendet.
Darüber hinaus nutzen sie ihre Marktmacht gerne dazu, ihren „Kunden“ völlig willkürlich ihre sich nach Belieben ändernden (Abo-)Geschäftsmodelle aufzunötigen und sie in ihren „Walled Garden“ zu zerren und dort zu halten.
Ständig neuer (aber unausgegorener) Schnickschnack (nach dem keiner gefragt hat) anstelle konsequenter Fehlerkorrekturen und sanfter Weiterentwicklung.
Ich tue einiges, um mich von den „Diensten“ dieser fragwürdigen Firmen nicht ködern, „ausnasen“ und ausnutzen zu lassen. Die einfache Lösung: Open-Source-Betriebssysteme und Apps, denn die holen die Freude an der Computerei zurück.
- Linux auf dem Desktop (seit 2008) und (fast) nur noch Open Source. Ausnahme: VS Code.
- GrapheneOS auf dem Handy (seit 2023) und (fast) nur Open Source. Ausnahme: WhatsApp.
Ja, jetzt komme ich zum Thema: Die Nutzung von WhatsApp möchte ich seit Langem schon beenden, eine andere, bessere App (zunächst parallel) benutzen und meine wichtigen Kontakte (Familie, Freund:innen und Kolleg:innen) bitten, diese App (ebenfalls parallel zu WhatsApp) zu installieren.
Mein Ziel ist es, dass ich möglichst bald ganz auf WhatsApp verzichten kann.
Diese andere, bessere App heißt übrigens „Element“ (auf PCs) und „Element X“ (auf Handys).
Mein persönlicher Vergleich: Element (X) vs. WhatsApp
Beide können (unter anderem) Texte, Sprachnachrichten, Bilder und Videos austauschen.
Hier die (meines Erachtens) wichtigsten Unterschiede:
- Element ist quelloffen (Open Source). Es gehört keinem der berüchtigten Big-Tech-Rüpel.
- Element benutzt das offene Matrix-Protokoll. Wie beim E-Mail-Protokoll gibt es hier nicht nur den einen zentralen Provider, den einen zentralen Server, die eine zentrale App → Der Dienst steht und fällt also nicht mit einem einzelnen Anbieter (der die Macht hat, den Dienst abzuschalten, Daten zu manipulieren, zu zensieren, abzugreifen, zu verkaufen oder selbst zu missbrauchen). Oft verlangen auch „Behörden“ Zugang und Einfluss.
- Bei Element gibt es keinen sogenannten „Vendor-Lock-in“ à la „Ich benutze XY, weil alle XY benutzen, und ich kann hier nicht weg, selbst wenn ich wollte“, sondern Freiheit bei der Auswahl des Anbieters.
- Es gibt Apps für die gängigen PC-Betriebssysteme wie Linux, MacOS und Windows und für die gängigen Handy-Betriebssysteme wie Android (auch de-googled) und iOS.
- Ein Account kann auf mehreren Geräten und Apps gleichzeitig benutzt werden. Wenn gewünscht auch rein auf PC, also völlig ohne Smartphone.
- Für die Installation muss keine Telefonnummer angegeben und keine Erlaubnis zum Auslesen der Kontaktliste erteilt werden.
- Kontakte können per Matrix-ID, zum Beispiel @kurt.andro:matrix.org der Liste der Chat-Partner hinzugefügt und verifiziert werden.
- Nachrichten sind Ende-zu-Ende-verschlüsselt (für öffentliche Räume abschaltbar).
- Differenzierte Kommunikation ist möglich (1:1, multiple Teams, themenspezifisch).
- Element zeigt keine Werbung.
Weiterführende Links:
WhatsApp mit Werbung - wie reagieren die Nutzer?
Element X reactions auf YouTube
Es gibt sicherlich viele gute Argumente für Element, aber für die meisten WA-Nutzer gibt es ein anderes Hauptargument: Ich hab schon WA und alle anderen sind auch da.
Ich kenne Menschen, die haben mir mal sehr deutlich gemacht, dass sie nur WhatsApp oder halt SMS haben und auch nicht bereit über Alternativen zu diskutieren. Da ist nicht viel Marge für Alternativen.
Ich habe ganz gute Erfahrungen gemacht mit dem Angebot selbst flexibel zu sein und mit guten Beispiel vorangehen - Ich habe zwar keine WA, aber ich bin, aber bin ansonsten bei Element, Signal und Threema. Wenn Wecheler dann merken, dass sie auf der neuen Plattform dann plötzlich auch weitere Leute bereits kennen, ist das hilfreich.
Leute, die eine neue App nur für Dich installieren, das halte ich für schwierig (außer für den engen Familienkreis). Aber klar wenn Du außerhalb der Familie vor allem ITler kennst, dann mag das eher funktionieren. :-)
Helfen könnte es wenn Elements funktionieren würde. und zwar nicht nur auf dem Handy.
Das Problem an Matrix ist, dass Deine Meta-Daten (also das was Signal an Daten nicht speichert, aber natürlich speichern könnte) auf Zig-Servern vorhanden sind. Soweit ich es sehe, sind auch dort die Nachrichten (verschlüsselt - solange der Schlüssel nicht irgendwann broken ist) abgelegt. Ich finde das ehrlich gesagt auch nicht so das Gelbe vom Ei.
Hallo Niels, danke für deinen Kommentar. Und ja, du hast Recht. Meta-Daten können fast alle Messenger nicht vermeiden: https://www.messenger-matrix.de/messenger-matrix.html (Zeile "Vermeidet / Schützt Metadaten während Nutzung")
Ja, alles richtig was du schreibst.
Nur ist eine Messenger nicht nur für einen selbst da.
Die Frage ist, wie schaffen ich es, dass alle meine möglichen Kommunikationspartner auch meine Messenger nutzen.
Familie und Freund ist ja noch vergleichsweise einfach. Bei Bekannten, Sportvereinen, Kindergartengruppe, Arbeitskollegen etc wird es schwieriger und beim Zimmervermieter im Urlaub dann schon fast unmöglich.
Und ein Wechsel von WhatsApp zu einem anderen Anbieter wird immer schwieriger, je größer die Anzahl der Alternativen wird (Matrix, Threema, Teams, Signal etc etc) und sich die Teilnehmer darauf verteilen. Dann bleibt der gemeinsam Nennen eben WhatsApp.
Nur ein gemeinsames Protokoll, was die Messenger untereinander agieren lässt, könnte das Problem vielleicht auflösen. Aber da hat natürlich jeder Marktteilnehmer etwas dagegen...
Meine Hoffnung war mal RCS aber mit MIMI wird nun das auch kaputt diversifiziert.
Hallo Rüdiger, bestimmt ist es schon bei Familie, Freunden und Kollegen nicht einfach und man wird nicht alle überzeugen können. Und bei anderen, insbesondere Gruppen wie du sie genannt hast, ist es vermutlich aussichtslos. Aber ich will jetzt einfach mal sehen, wie weit ich komme. Und solange noch wichtige Kontakte nur auf WA zu erreichen sind, behalte ich halt beide Messenger. Aber ich denke, wenn man nie den Anfang macht, kann man auch nie etwas in Gang bringen.
Zum Thema "Leute zum Wechsel überzeugen" ...
Ein gutes Argument, und das sollte eigentlich jeden WhatsApp-Nutzer sehr nachdenklich stimmen, ist der kurze Blick in die Geschichte.
WA wurde 2009 gegründet, hatte Ende 2013 etwa 400 Millionen Nutzer bei einen Jahresumsatz von circa $100 Millionen. Zudem heißt es: "Das Jahr 2013 endete mit Ausgaben in Höhe von $148 Millionen, davon $138 Millionen als Verlust." Plötzlich kommt Facebook (heute Meta) um die Ecke und kauft Anfang 2014 WA, ein Unternehmen das 140 Millionen miese gemacht hat, für sagenhafte $19 Milliarden (davon sogar 4 in bar), also fast dem 200-fachen Wert des Jahresumsatzes. Spätestens an dem Punkt sollte jeder begriffen haben, worum es bei Facebook geht. Nämlich um Daten, persönliche Daten, alle deine Daten und die Daten von allen anderen auch!
Leider ist es im Leben oft nicht möglich aus den genannten Gründen die beste Lösung zu wählen. Seinen Bekannten- und Freundeskreis mag man noch zum Wechseln bewegen, aber nicht die Gruppenchats von Vereinen, Arbeitskollegen, Schule, etc. Signal ist derzeit eine gangbare Zwischenlösung für WA ähnlich wie Bluesky für Twitter. Threema und Wire sehe ich aktuell als Goldstandard...
Es gibt sehr sehr viele gute Argumente für Open Source. Selber verwende ich seit ca. 25 Jahre Linux, am Anfang Suse und seit einiger Zeit Debian.
Ich werde selbst oft belächelt, wenn ich meine Weigerung für Apps wie WhatsApp und Co kundtue, mit den Argumenten wie Datenschutz und Abhängigkeiten von Big-Tech. Dann bekomme ich ua. zu hören:" Das ist alles Quatsch und DIE haben doch schon alles. Was soll das schon."
Hmm... wie soll man solche Engstirnigkeiten auf auf anständige Software/ Apps bewegen. In meinem Hobby/Freundeskreis habe ich es nach langer Mühe mit Signal geschafft und einige verwenden jetzt LibreOffice.
Aber mach wir uns nichts vor, die Masse ist von Big-Tech hörig, da gehört auch die Verwaltung in Deutschland.
Deine Einleitung spricht mir aus dem Herzen. Auch ich verwende Linux und Graphene. Schön zu sehen, dass es noch mehr "solche" Nutzer gibt.
Fast alle meiner Bekannten, Kollegen und Familie sind nun bei Threema. 90% meiner Kommunikation läuft nur noch über Threema. Und trotzdem schreiben mich immer wieder Leute aus dieser Gruppe via Whatsapp an! Warum? Einerseits aus Bequemlichkeit und andererseitz (und jetzt wirds spannend...) weil man bei WA Medien nur über WA weiter leiten kann! Oft fehlt der Knopf "Teilen über..." also teilen mit einem anderen Messenger. Mir ist dieser "Vendor-Lock" längst aufgefallen, andere haben es noch gar nicht gemerkt. 😬 Und die letzten 10% sind Leute die nicht wechseln wollen oder Vereine. Die Schul-Kommunikation geht zum Glück via Klapp. 😎
Warum nicht VS Codium?
Hallo Bolle, ich weiss es gar nicht mehr ganz genau. Ist schon lange her, dass ich Codium benutzt habe. Ich glaube, es waren Probleme mit Erweiterungen, die sich nicht installieren ließen oder nicht richtig funktionierten. Oder waren es Update-Probleme? Ich weiß es wirklich nicht mehr. Es war jedenfalls so zickig, dass ich schweren Herzens zu VS Code gewechselt habe.
Ich habe WA vor etwa 4 Jahren gelöscht , ICQ war schon lange vorher. Meine restlichen Kommunikationspartner verwenden alle Threema wenn sie mich kontaktieren möchten.
Nun versuche ich Element / Matrix kennen zu lernen und zu installieren, aber das mit dem Server ist mir noch ein Rätsel. Ja und ich spreche kein englisch.
Ich nutze seit ca 6 Monaten kein Whatsapp mehr. Meine Alternative ist Nextcloud Talk, dort habe ich sowieso die wichtigsten Leute drin & für die, die das gar nicht wollen nutze ich Discord. Ist jetzt nicht besser als Whatsapp - jedoch komme ich da sowieso noch nicht ganz rum.
Es gibt nur ein Problem bei Talk, auf einigen Android Smartphones funzt die Benachrichtigung nicht, das ist nervig (z.B.: Samsung,Huawei). Auf iOS ist das gar kein Problem.
Meiner Meinung nach könnte auch RCS eine sinnvolle Alternative sein, weil es eine gemeinsame Basis darstellen kann. Inzwischen hat das auch jeder Anbieter.
Der Nutzer braucht nur seine altbekannte Nachrichten App für SMS nutzen, merkt also nicht mal einen großen Unterschied.