Jetzt ist EndeavourOS Galileo da

  Ralf Hersel   Lesezeit: 13 Minuten

Die Arch-basierte Distribution reduziert sich aus gutem Grunde.

jetzt ist endeavouros galileo da

Wie wir kürzlich berichteten, verschob sich der Veröffentlichungstermin von EndeavourOS Galileo, weil es Probleme mit dem Kernel 6.5 gab. Doch vorgestern ist Galileo erschienen und ich habe einen kurzen Blick auf die neue Version in einer VM geworfen.

Wer es bisher nicht wusste: EndeavourOS (EOS) ist eine rollende Linux-Distribution, die auf Arch Linux basiert. Das Projekt aus den Niederlanden bietet eine einfach einzurichtende und vorkonfigurierte Desktop-Umgebung auf der Basis von Arch. EndeavourOS bietet sowohl Offline- als auch Online-Installationsoptionen. Die Distribution ist beliebt und befindet sich bei Distrowatch auf Rang 3 (was nicht viel bedeutet, aber immerhin).

Zur Veröffentlichung der neuen ISO schreibt das Team:

Es hat eine Weile gedauert, diese Version zu entwickeln, aber wir sind immer noch da und obwohl das Leben in den letzten Monaten für jedes unserer Teammitglieder zusätzliche Herausforderungen mit sich brachte, sind wir stolz darauf, euch unsere Galileo ISO mit bedeutenden Änderungen zu präsentieren.

Bei den "bedeutenden Änderungen" geht es hauptsächlich um eine Verschlankung des Systems, in dem Desktop-Umgebungen weggelassen wurden. Das Team betont, dass die Änderungen nur Neuinstallationen betreffen. Das sind die Änderungen:

  • KDE Plasma hat Xfce als Live-Umgebung und bei der Offline-Installationsoption ersetzt.
  • Die Community-Editionen sind nicht mehr als Installationsoption verfügbar.
  • Lokale Hostnamenauflösung wird bei einer Neuinstallation aktiviert.
  • Stärkere LUKS2-Verschlüsselung bei Auswahl von systemd-boot.
  • Die Möglichkeit, mehr als ein DE während der Installation zu installieren, wurde entfernt.
  • Umstrukturierung der Paketauswahlmaske.
  • EFI-Partitionsberechtigungen werden nun strenger ausgelegt.
  • Die fstab wird nicht mehr mit fremden Voreinstellungen in Optionen gefüllt.
  • SElinux-Warnungen wurden entfernt.
  • Keine unbenutzte LUKS-Schlüsseldatei mehr mit systemd-boot.
  • Dracut-bezogene Pakete werden zu Holdpkg hinzugefügt.
  • Das richtige deutsche Tastaturlayout ist standardmässig ausgewählt.

So viel zur offiziellen Verlautbarung der Änderungen. Doch wie fühlt sich Galileo dann an?

Ich habe es in der virtuellen Maschine GNOME-Boxes kurz getestet. Nach dem Herunterladen und Starten der ISO in Boxes, dauert es ungewöhnlich lange, bis man zu einem gefüllten Bildschirm kommt. Der sieht dann so aus:

Ihr seht es; EndeavourOS verwendet jetzt KDE-Plasma statt Xfce als Desktop-Umgebung für den Live-Start. Im Screenshot habe ich mit Change Language die Welcome-App bereits auf Deutsch umgestellt. Dann ging es mit Das Installationsprogramm starten weiter und es wurde interessant:

Bei der Offline-Installation gibt es nur KDE-Plasma. Ich habe selbstverständlich die Online-Variante ausgewählt (bin ja kein Plasma-Fan :). Nachfolgend passierte lange Zeit gar nichts (ich dachte schon, Galileo hätte sich in die Weiten des Weltraums verabschiedet), bis irgendwann Calamares zutage trat.

Den weiteren Installationsablauf könnt ihr euch vorstellen. Die Schritte Standort und Tastatur machen, was sie sollen. Dann kommt die Desktop-Auswahl:

Es stehen 9 Desktop-Umgebungen zur Auswahl. Ich habe GNOME ausgewählt. Im nächsten Schritt geht es um die Paketauswahl, die ich so belassen habe, wie sie vorgeschlagen wird.

Beim Bootloader kann man zwischen GRUB oder nichts entscheiden; ich habe GRUB gewählt. Für die Formatierung des Massenspeichers kann zwischen ext4 und btrfs gewählt werden; ich nahm ext4. Im letzten Schritt Benutzer, ist "Nutze das gleiche Passwort für die Administratorkonto" vorgewählt, was ich so bis jetzt nicht gesehen habe.

Dann läuft die Installation los und ist (etwas länger als gewohnt) nach ca. 10 Minuten fertig. Nach dem Reboot präsentiert sich EndeavourOS Galileo mit dem GNOME-Desktop so:

Die Welcome-Anwendung bietet viele Informationen und Möglichkeiten. Es gibt Tabs für Allgemeine Informationen, Dinge, die Nach der Installation durchgeführt werden können, einen Assistenten und Tipps. Ausserdem lassen für die Welcome-App neue Programme hinzufügen:

Dafür bindet EndeavourOS, Arch- und AUR-Pakete ein. In der Anwendung Quick Start Installer werden beliebte Programme aus verschiedenen Kategorien angeboten. Obwohl diese App grottig aussieht, gefällt sie mir gut und ist sehr funktional. Startet man systemrelevante Operation aus dem Welcome-Center, öffnet sich in der Regel ein seltsames Terminalfenster, in dem man den Lauf der Befehle betrachten und bestätigen kann:

Die GNOME-Shell denkt dann, dass dieses Terminal abgestürzt sei, präsentiert eine Warnmeldung und bietet ein Warten oder das Abbrechen an.

Frisch von der ISO-Datei installiert kommt EndeavourOS Galileo mit dem Linux-Kernel 6.6.2-arch1-1 und GNOME in Version 45.1 daher, falls man sich für diesen Desktop entschieden hat. Die GNOME-Shell wird im Original, ohne Anpassungen, installiert. Ach nein, doch nicht: es fehlt GNOME-Software. Das verstehe ich nicht; wie soll man denn Pakete installieren, die nicht auf Arch oder AUR beruhen?

Auf der Festplatte befinden sich einige Endeavour-eigene Anwendungen:

  • Die Welcome Anwendung
  • Reflector-Simple, um die Repository-Mirrors auszuwählen
  • Eine Konfiguration für den EOS-Update-Notifier. Damit kann man einstellen, wie und wann die Distribution auf Updates reagieren soll.
  • Einen Update-Notifier, mit dem man ein Pacman-Update anstossen kann.
  • Das EOS-Log-Tool, womit man verschiedene System-Logs betrachten und teilen kann.
  • Einen EOS-Updater, mit dem man Updates über den AUR-Helper YAY einspielt.

Für meinen Geschmack sind das zwar nützliche, aber auch sehr nerdige Tools. Die Boot-Erfahrung mit Galileo ist Arch-typisch, also hässlich. Kein Plymouth, nur das bekannte GRUB-Zeugs. Arch-basierte Distributionen gehören zu den Schnellsten, was ich bei meinem Test nicht bestätigen kann. Das mag aber an meiner Testumgebung (Manjaro GNOME 45, GNOME-Boxes) liegen. Ich habe den Eindruck, dass mit GNOME 45 alles langsamer (und instabiler) geworden ist.

Fazit

Nach einem Kurztest ist ein Fazit kaum möglich. Nun gut, die Installation ist Einsteiger-freundlich: einfacher als bei Arch, einfacher als bei Manjaro. Die Welcome-App ist gut gemacht, richtet sich aber an Fortgeschrittene, was man bei einer Arch-basierten Distro auch erwarten kann. Die EOS-eigenen Tools sind nützlich, wenn man versteht, was sie machen; sie erinnern an die 90er-Jahre.

Den Wechsel von Xfce zu KDE-Plasma beim Live-Boot und der offline Installation halte ich für richtig, weil man Erstanwender:innen damit einen moderneren ersten Eindruck vermittelt. Dass man die Community-Editons aus der Installation entfernt hat, ist eine konsequente Entscheidung bei knappen Maintainer-Ressourcen.

Für wen eignet sich EOS? Ich weiss es nicht. Wer die beste Rolling Release Distribution haben möchte, nimmt Arch-Linux, bei der die Installation nicht mehr schwierig ist. Falls man eine gute Vorkonfiguration mag und kuratiert rollen möchte, kann man Manjaro nehmen. Alle, die sich für EndeavourOS interessieren, sollten sich zuerst einmal das Original Arch anschauen.

Quelle: https://endeavouros.com/news/slimmer-options-but-lean-and-in-a-new-live-environment-galileo-has-arrived/

Tags

Endeavour, EndeavourOS, Arch, Galileo

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