Ephraims Wochenrückblick: KW 14, 2024

  Ephraim   Lesezeit: 7 Minuten  🗪 1 Kommentar

In KW 14 ist eine Menge passiert - Von Schleswig-Holstein zu FFmpeg

ephraims wochenrückblick: kw 14, 2024

Linux Mint: Im monatlichen Blogpost des Linux Mint Projektes berichtet Clément Lefèbvre über die Entwicklungen im März. dabei ging es vor allem um Mint 22, welches laut dem Blogpost mit Pipewire als Default Sound Server, JpegXL Support in Pix (dem Linux Mint Bildbetrachter) und Linux 6.8 als Basis erscheinen wird. Die wichtigere Kernel-Meldung war jedoch, dass es in Zukunft keine Edge-ISOs mehr geben wird.

Stattdessen wird, wie auch bei der Mutter-Distribution Ubuntu, der HWE Kernel für alle ausgerollt. Die Entwickler haben sich dazu entschieden, da immer mehr Leute dass Edge ISO nutzen und es mit den neueren Kerneln kaum/keine Probleme zu geben scheint. Ausserdem wird damit eine weitere Hürde für Anfänger genommen (es gibt eine Version weniger aus der man auswählen muss).

Am Ende des ausführlichen Blogposts gibt es noch Statistiken darüber, welche Mint Versionen am häufigsten verwendet werden. Da keine User Daten bezogen werden, basiert die Statistik auf dem Traffic der Webseite. Laut dieser nutzen zusammengerechnet etwa zwei Drittel der User Cinnamon als Desktop, mit 13% der Nutzer ist die MATE Version die am wenigsten genutzte.

Schleswig-Holstein: Kommen wir zur größten News diese Woche: Die Verwaltung des Bundeslandes Schleswig-Holstein steigt auf LibreOffice und längerfristig auf Linux um! Das hat das Bundesland auf seiner Webseite bekannt gegeben. Die Verwaltung wird dabei kurzfristig (→ also bald!) von Microsoft Office auf LibreOffice umsteigen, sollte Office für einen bestimmen Fall weiter benötigt werden, muss eine Ausnahme vereinbart werden, das ist also nicht einfach so möglich.

Der Digitalminister Schleswig-Holsteins, Dirk Schrödter, sagt in der Pressemitteilung:

Auf die Betriebsprozesse solcher Lösungen und den Umgang mit Daten haben wir keinen Einfluss, eingeschlossen eines möglichen Datenabflusses in Drittländer. Wir haben als Land eine große Verantwortung gegenüber unseren Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen, dass ihre Daten bei uns sicher aufgehoben sind und wir müssen sicherstellen, dass wir jederzeit Herr über unsere eingesetzten IT-Lösungen und wir als Staat unabhängig agieren können. Die Sicherstellung der digitalen Souveränität ist mindestens so wichtig wie Energiesouveränität

Da kann man ihm nur zustimmen! Ich finde es auch schrecklich, dass in einer Verwaltung, die mit den persönlichen Daten der Einwohner arbeitet, Closed Source Programme einsetzt. Zumal der Einsatz dieser oft nicht DSGVO-konform ist.

Doch damit nicht genug: Es gibt insgesamt sechs Schritte, die in Schleswig-Holstein geplant sind:

  • Umstieg von Microsoft Office auf LibreOffice
  • Umstieg des Betriebssystems von Microsoft Windows auf Linux
  • Kollaboration innerhalb der Landesverwaltung und mit Externen: Nutzung der Open Source Produkte Nextcloud, Open Xchange/Thunderbird in Verbindung mit dem Univention AD-Connector zur Ablösung von Microsoft Sharepoint sowie Microsoft Exchange/Outlook
  • Konzeption eines Open Source basierten Verzeichnisdienstes zur Ablösung von Microsoft Active Directory
  • Bestandsaufnahme der Fachverfahren hinsichtlich Kompatibilität und Interoperabilität mit LibreOffice und Linux
  • Entwicklung einer Open Source basierten Telefonie-Lösung zur Ablösung von Telekom-Flexport

Der Plan ist also, nicht nur von Microsoft Office weg zu kommen, sondern auch Exchange, Outlook, Active Directory und sogar Windows durch Open Source Projekte zu ersetzen. Ich bin mal gespannt welche Distribution sie nehmen werden, bzw. was sie als Basis für ihre Distribution sie nehmen werden (Debian? Ubuntu? openSUSE?).

Ich bin ebenfalls gespannt, ob das die LibreOffice Entwicklung beschleunigen wird. Schließlich sind es laut der Pressemitteilung etwa 30.000 Arbeitsplätze und es wird auch davon gesprochen das freigewordene Geld (da keine Lizenzen mehr bezahlt werden müssen) in "Programmierungsleistungen" zu investieren. Dabei ist dann nur noch die Frage, ob das in LibreOffice oder eigene Projekte fliessen wird. Ich hoffe ja LibreOffice, da die Entwickler ja schließlich auch von etwas bezahlt werden müssen. jedoch sollte das Projekt so oder so etwas davon haben, da es zumindest mal 30.000 weitere Nutzer sind, die Bugs bemerken und melden können.

Ich bin auch gespannt darauf, wie sich das ganze weiter entwickelt. Erstens ist die Frage, ob der ganze Plan wirklich umgesetzt wird, insbesondere im Hinblick auf die nächste Wahl 2027 (was zum Glück noch eine Weile hin ist) und die dann neue Regierung. Des weiteren könnte eine erfolgreiche Umsetzung dazu führen, dass andere Länder und Staaten nachziehen. Wenn alles gut läuft, wird der Umstieg vermutlich dazu führen, dass die lokale Digitalwirtschaft gestärkt wird, Geld gespart wird, der Datenschutz verbessert wird und die Entwicklung der Projekte beschleunigt wird (was wiederum Vorteile für andere Bringt, was die Entwicklung beschleunigt, ...).

Und zuletzt: Es tut mir wirklich leid, für all die Leute die jetzt ohne Wissen zu LibreOffice in der Verwaltung sitzen, da sie nicht gelernt haben mit einem Office Programm umzugehen, sondern mit Microsoft Word. Dieses wird ja schliesslich in der Berufswelt gebraucht. (Sarkasmus Off)

FFmpeg: Die Multimedia Libary FFmpeg ist in Version 7.0 erschienen, die einen Haufen Neuerungen enthält. Ich versuche zwar, das möglichst gut darzustellen, jedoch kenne ich mich mit dem Thema wirklich nicht gut aus. Bitte verzeiht mir also, wenn ich etwas wichtiges Vergesse.

Die vermutlich wichtigsten Neuerungen sind der neue VVC (Versatile Video Coding) Decoder, auch wenn dieser noch als experimentell eingestuft ist, und die Unterstützung von mehreren Kernen im Terminal Interface. Die Multithreading

Der eingebaute Medienplayer ffplay (lässt sich mittels ffplay /Pfad/zur Datei/ starten) hat einen Vulkan Renderer enthalten und vieles vieles mehr.

Lesenswertes: Es gab diese Woche mal wieder einen Lesenswerten Artikel, auf den ich gestossen bin: Ein Artikel im Matrix Blog (auf Englisch), bei dem es darum geht, dass Öffentliche Einrichtungen sich an OpenSource Projekten beteiligen sollten, insbesondere wenn sie diese selbst nutzen. So lässt sich ein Debakel wie mit XZ verhindern, was vor allem passieren konnte, da der Maintainer über seinen Kapazitäten war. Der Artikel ist zwar teilweise Werbung für das Donation Programm von Matrix, aber dennoch sehr interessant.

Quellen:
https://blog.linuxmint.com/?p=4660
https://www.schleswig-holstein.de/DE/landesregierung/ministerien-behoerden/I/Presse/PI/2024/CdS/240403_cds_it-arbeitsplatz.html
https://ffmpeg.org//index.html#news
https://unsplash.com/photos/white-printer-paperr-FoKO4DpXamQ

Tags

Linux Mint, Schleswig-Holstein, ffmpeg, Matrix

Christopher
Geschrieben von Christopher am 7. April 2024 um 17:40

Hier gibt es einen parallel Artikel auf linuxnews zum Thema "Verwaltung SH steigt auf OSS" um. https://linuxnews.de/schleswig-holstein-fuehrt-den-digital-souveraenen-it-arbeitsplatz-ein/

Interessant ist die anschließende Diskussion vom Artikel. Zur Telefonanlage was geplant ist, fällt mit ASTERIX als freie Lösung ein ...aber da sitzen sicherlich kluge Köpfe die sich damit beschäftigen. In diesem Sinne noch einen schönen und sonnigen Rest Sonntag.