G4Music - ein schöner Musikplayer

  Ralf Hersel   Lesezeit: 6 Minuten  🗪 4 Kommentare

Ein schneller kleiner Musikplayer für den GNOME-Desktop.

g4music - ein schöner musikplayer

Bevor Du diesen Artikel liest, habe ich ein paar Fragen: Suchst Du einen fancy Musik-Player für den GNOME-Desktop? Liegt Deine Musik lokal oder im LAN? Bist Du eine Minimalistin? Falls Du alle Fragen mit Ja beantworten kannst, dann lohnt es sich weiterzulesen. Es geht um die beiden neuen Player Amberol und G4Music.

Musik-Player für den Linux-Desktop gibt es mehr als genug: Rhythmbox, Amarok, Clementine usw. Die meisten davon, verrichten ihre Arbeit schneller und besser, als Amberol und G4Music. Hier geht es um Lösungen in der Nische (Linux), in der Nische (GNOME), in der Nische (lokal oder im LAN gespeicherte Musik), in der Nische (fancy), in der Nische (GTK4 + Libadwaita).

Auf Amberol gehe ich hier nicht näher ein, weil diese App genauso aussieht wie G4Music, aber wesentlich weniger kann. Die Details könnt ihr euch hier ansehen. Interessanter ist G4Music, weil es von Amberol inspiriert ist und nahezu die gleiche Benutzeroberfläche bietet.

Es ist bisher ein Softwareprojekt eines einzelnen Entwicklers, während Amberol eine kleine Gruppe von Mitwirkenden hat. Es hat jedoch mehr Funktionen, einschliesslich der Suche von Musik aus grossen Sammlungen, Sortierung nach Album/Interpret/Titel oder Zufallswiedergabe. Ausserdem unterstützt es Samba und alle anderen Remote-Protokolle sowie die Pipewire Audio Sink. G4Music ist als Flatpak verfügbar.

Das kann G4Music (sagt die Werbebroschüre):

  • Unterstützt die meisten Musikdateitypen, Samba und andere Remote-Protokolle
  • Schnelles Laden und Parsen von hunderten von Musikdateien, in wenigen Sekunden
  • Geringer Speicherbedarf für grosse Wiedergabelisten mit Albumcovern
  • Sortierung nach Album/Interpret/Titel oder Shuffle, unterstützt Volltextsuche
  • Albumcover in Originalauflösung, kann exportiert werden
  • Gaußsche Unschärfe des Covers als Fensterhintergrund
  • Folgt dem Hell/Dunkel-Modus von GNOME 42.
  • Unterstützt MPRIS-Steuerung
  • Unterstützt Drag-Drop aus dem Dateimanager
  • Unterstützt Pipewire
  • Zeigt dynamische Audiospitzen beim Abspielen an
  • All dies in einem kleinen Paket von weniger als 300KB.

Ich habe den Player installiert und auf eine kleine lokale Musiksammlung und auf meine NAS, mit 12'000 Titeln losgelassen. G4Music ist keine Musikverwaltung wie Rhythmbox oder MPD, sondern ein Player. Die Anwendung hat keine Datenbank, was dazu führt, dass die Musiksammlung bei jedem Start neu eingelesen wird. Bei ca. 10'000 Titeln dauert das ca. 10 Minuten. Damit ist das Programm für eine grosse Anzahl von Musiktiteln völlig ungeeignet. Wer nur ein paar hundert Stücke auf der lokalen Festplatte oder auf einem Server im LAN herumliegen hat, kann damit glücklich werden.

Die Anwendung an sich, funktioniert sehr gut und ist einfach zu bedienen. Da sie den neusten Design-Richtlinien des GNOME-Projekts folgt, ist sie schick und intuitiv zu bedienen. Insbesondere der Gauss-Filter für den App-Hintergrund aufgrund des Album-Covers macht einiges her. Bei den Details gibt es etwas zu meckern; so wird der Filter auf Artist, Title, Album als Dropdown mit Radio-Buttons dargestellt. Die Radio-Buttons werden aber nicht aktiviert, was dazu führt, dass man nicht weiss, welcher Filter gerade eingestellt ist (ausser man interpretiert das Symbol richtig; ihr seht das im Screenshot oben in der Mitte: "Doppelkopf").

Fazit: nett, aber unnötig

Am Anfang dieses Beitrags habe ich die Interessengruppe und die Anwendungsfälle eingeschränkt. Nach dem Test von G4Music, fällt mir jedoch kein Grund ein, warum man die App verwenden sollte. Für die Zielgruppe gibt es bessere Lösungen. G4Music kommt nur mit (maximal) 500 Dateien klar ohne, dass es beim Start nervig wird. Bei so wenigen Dateien kann man noch mit dem Dateimanager arbeiten. Hier ein Beispiel: SUPER + "Glocken" fördert bei mir sofort diese Auswahl zutage:

Ein Klick auf einer der Dateien startet MPV und ich kann das gewünschte Stück hören. Wie gesagt, für weniger als 500 Titel, braucht niemand einen Musikplayer oder gar eine Musikverwaltung. Das wird erst oberhalb von mehreren Tausenden interessant.

Wer dennoch die wenigen Musikstücke in einer Anwendung abspielen möchte, kann sich eine aus der grossen Vielfalt aussuchen, oder einfach den Standard-Player der Lieblings-Distro verwenden. So schön Amberol und G4Music sind, so wenig erschliesst sich mir ihr Sinn.

Andere Meinungen, Ideen und Anwendungsfälle, könnt ihr gerne in den Kommentar schreiben. Ich bin gespannt darauf.

Quellen:

https://ubuntuhandbook.org/index.php/2022/06/amberol-best-looking-music-player/

https://gitlab.gnome.org/World/amberol

https://gitlab.gnome.org/neithern/g4music

Tags

GStreamer, Gtk4, Libadwaita, Musik, Player, Vala

Horst
Geschrieben von Horst am 16. Juni 2022 um 12:44

"... Die Anwendung hat keine Datenbank, was dazu führt, dass die Musiksammlung bei jedem Start neu eingelesen wird..."

Damit ist der Player für mich dann inakzeptabel. BTW. Ich empfehle als minimalistischen Player mit guter Datenbank "QuodLibet".

UbIx
Geschrieben von UbIx am 16. Juni 2022 um 14:42

Die pedants für KDE https://userbase.kde.org/Applications/Multimedia#Audio_Players sind der etwas ältere aber sehr Leistungsfähige Amarok und der aktuell schnell weiterentwickelte und mobil taugliche Elisa.

Daneben gibt es noch JuK der für viele der auch sehr aktiv gepflegt wird.

Apu
Geschrieben von Apu am 17. Juni 2022 um 06:42
Heiti
Geschrieben von Heiti am 18. Juni 2022 um 17:34

Ich habe beide ausprobiert, muss aber sagen, dass die Animationen beim vergrößern und verkleinern der Anwendung bei G4Music doch arg ruckeln - bei Amberol sind die Animationen flüssig. Bei Amberol nervt mich persönlich, dass ich den Musik-Ordner bei jedem Start neu auswählen muss... der ist bei G4Music voreingestellt und kann in den Einstellungen geändert werden.