GNOME 43 ist da

  Ralf Hersel   Lesezeit: 7 Minuten  🗪 3 Kommentare

Die neueste GNOME-Version bietet Verbesserungen auf der ganzen Linie, von einem neuen Menü für Schnelleinstellungen über eine neu gestaltete Datei-App bis hin zur Integration von Hardware-Sicherheit.

gnome 43 ist da

Nach 6-monatiger Arbeit ist es wieder so weit, die neue Version 43 der GNOME-Desktopumgebung ist erschienen. In Anlehnung an den letzten Austragungsort der GUADEC, trägt diese Version den Codenamen "Guadalajara". Die Zusammenkunft der GNOME-Entwickler:innen fand Ende Juli 2022 in Mexiko statt und hat zum Feinschliff der Version 43 beigetragen. Eines der Hauptziele wird jedoch schon länger verfolgt, nämlich die Migration der GNOME-Apps von GTK 3 auf GTK 4.

Einer der sichtbarsten Änderungen dieser Version ist das neu gestaltete Systemstatusmenü, das die schnelle Änderung häufig verwendeter Einstellungen ermöglicht. Einstellungen, für die man sich zuvor in Menüs vertiefen musste, können nun mit einem Mausklick geändert werden. Das neue Design macht es ausserdem einfach, den Status der Einstellungen auf einen Blick zu erkennen.

Das neue Einstellungsmenü erleichtert nicht nur die Verwendung bestehender Einstellungen, sondern enthält auch einige neue Funktionen:

  • Zwischen dem hellen und dunklen Modus musste man bisher in den Einstellungen umschalten. Jetzt geht das direkt im Systemmenü dank der "Quick Settings".
  • Es gibt eine neue Schaltfläche für Bildschirmfotos (Kamerasymbol).
  • Wenn mehrere Audiogeräte vorhanden sind, kann jetzt über das Menü zwischen diesen umgeschaltet werden, ohne dass die Einstellungen aufgerufen werden müssen. Dadurch erspart man sich mindestens eine GNOME-Shell-Erweiterung.
  • Wenn VPN ausgeschaltet ist, wird durch Drücken der VPN-Taste eine Verbindung mit dem zuletzt verwendeten Netzwerk hergestellt.

Die bisherigen Einstellmöglichkeiten für Netzwerke, Bluetooth, USB-Verbindungen und Wi-Fi-Hotspots sind erhalten geblieben.

Auch mit dieser Version wurde die Migration der GNOME-Apps von GTK 3 auf GTK 4 fortgesetzt. Neu hinzugekommen sind diese Anwendungen:

Am interessantesten sind dabei die Änderungen am Dateimanager (Files aka Nautilus):

  • Die Fenster für Datei- und Ordnereigenschaften haben ein neues, modernes Design erhalten, das einen besseren Überblick über die einzelnen Elemente bietet. Sie enthalten auch neue Funktionen, wie eine Schaltfläche zum Öffnen des übergeordneten Ordners.
  • Die App ist jetzt adaptiv, d. h., sie kann auch bei schmalen Breiten verwendet werden und passt ihr Layout automatisch an, wenn die Fenstergrösse geändert wird.
  • Die Menüs wurden umgestaltet, sodass sie logischer und einfacher zu bedienen sind.
  • Die Listen der Suchergebnisse, der letzten und der mit Sternen versehenen Dateien haben ein neues Layout mit einer besseren Anzeige des Speicherorts der einzelnen Dateien.
  • Das neue Dialogfeld "Öffnen mit" macht es einfach zu steuern, welche Anwendungen zum Öffnen verschiedener Dateitypen verwendet werden sollen.
  • In der Listenansicht ist es jetzt viel einfacher, das Kontextmenü für das aktuelle Verzeichnis zu öffnen.

Die Anwendungen Kalender, Kontakte und Anrufe wurden ebenfalls verbessert:

  • Der Kalender hat eine aktualisierte Oberfläche mit einer neuen Seitenleiste, die einen Navigationskalender und eine Liste der anstehenden Ereignisse enthält. Das Kalendergitter wurde ebenfalls mit einem neuen Anstrich und einer neuen Farbpalette versehen.
  • Kontakte in GNOME 43 erlaubt nun das Importieren und Exportieren von Kontakten als vCard-Dateien.
  • Anrufe bietet eine Reihe von Verbesserungen, darunter schnellere Startzeiten, Unterstützung für verschlüsselte VOIP-Anrufe und die Möglichkeit, SMS-Nachrichten aus der Anrufliste zu versenden.

Was gibt es sonst noch an Neuerungen?

Die Privatsphäre-Einstellungen von GNOME enthalten in Version 43 eine neue Seite zur Gerätesicherheit. Diese bietet Informationen über die Sicherheit der physischen Hardware, der Konfiguration und der Firmware. Das hätte ich euch gerne gezeigt, habe diese Seite aber nicht gefunden.

Im GNOME-eigenen Webbrowser (Web) können Webseiten über den Menüpunkt "Website als Webanwendung installieren" als Anwendungen installiert werden. Dabei wird bei der Installation einer Webanwendung ein Anwendungsstarter zur Aktivitätenübersicht hinzugefügt, genau wie bei normalen Anwendungen. Web-Apps werden auch in ihren eigenen Fenstern gestartet. Wo es möglich ist, wird die Offline-Funktionalität unterstützt, sodass einige Web-Apps auch dann verwendet werden können, wenn man nicht mit dem Internet verbunden ist.

Und dann gibt es noch die ganzen kleinen Änderungen:

  • Die Bildschirmtastatur zeigt nun während der Eingabe Vorschläge an. Sie zeigt auch die Tasten Strg, Alt und Tab an, wenn man in einem Terminal tippt.
  • Die Bildschirmfoto-Funktion von Web ist nun einfacher zu verwenden: Sie kann nun im Kontextmenü der Webseite gefunden oder mit dem Tastaturkürzel Umschalt+Strg+S ausgelöst werden.
  • Ebenfalls in Web wurde der Stil der Oberflächenelemente in Webseiten aktualisiert, um sie an moderne GNOME-Anwendungen anzupassen.
  • Die Anwendung Zeichen enthält jetzt eine viel grössere Auswahl an Emoji, darunter Menschen mit verschiedenen Hautfarben, Geschlechtern und Frisuren sowie mehr Regionalflaggen.
  • Einige der Animationen in der Aktivitätenübersicht wurden optimiert, sodass sie flüssiger laufen.
  • Die About-Fenster von GNOME-Anwendungen, welche Details zu jeder Anwendung anzeigen, wurden überarbeitet.
  • Im App-Store (Software) gibt es auf den Anwendungsseiten einen verbesserten Umschalter zur Auswahl der Quelle und des Formats.
  • Der von GTK-4-Anwendungen verwendete dunkle UI-Stil wurde aufpoliert, sodass das Erscheinungsbild von Leisten und Listen harmonischer ist.
  • Bei der Verbindung zu GNOME mit einer Remote-Desktop-Anwendung (mittels RDP) ist es nun möglich, Audio vom Host zu empfangen.
  • GNOMEs Auswahl an Warntönen wurde aktualisiert und enthält einen neuen Standard-Warnton.

Die Überschrift dieses Artikels ist nur halb richtig, weil es noch eine Weile dauert, bis GNOME 43 in den Distributionen aufschlägt. Bei den Statischen (z.B. Ubuntu) wird der neue Desktop erst in einem halben bis dreiviertel Jahr erscheinen; bei den Rollenden dauert es ein paar Tage und bei den kuratiert-Rollenden (z.B. Manjaro), muss man sich ein paar Wochen in Geduld üben.

Da fällt mir ein, dass für GNOME 43 ein Feature versprochen, aber nicht geliefert wurde: die einstellbare Akzentfarbe. Wie Emmanuele Bassi vor drei Wochen mitteilte, sind die Akzentfarben vom API-, Feature- und UI-Freeze erschlagen worden. Aber was soll es, nach GNOME 43 ist vor GNOME 44.

Quelle: https://release.gnome.org/43/

Tags

GNOME, GNOME-43, Desktop, Gtk4

kamome
Geschrieben von kamome am 22. September 2022 um 13:39

OT – Aber als Nicht-Gnome-Nutzer habe ich sonst nix beizusteuern ;)

Es freut mich, mal den korrekten Plural von „Emoji“ zusehen („mit ohne s“) :)

debignom
Geschrieben von debignom am 5. April 2023 um 16:21

Der Duden sieht das aber anders :> das Emoji; Genitiv: des Emojis, Plural: die Emojis

kante
Geschrieben von kante am 23. September 2022 um 01:10

openSUSE Tumbleweed hält die neue Version mittlerweile bereit. Der obligatorische Hinweis an Nutzer*innen, die auf Erweiterungen/Extensions angewiesen sind: überprüft bitte, ob die benötigte(n) Extension(s) bereits auf die neue Version portiert wurde(n) bzw. wartet im Zweifel dann lieber ein paar Tage mit dem Update... :)