Geplante Obsoleszenz

  Max Kaufmann   Lesezeit: 3 Minuten  🗪 17 Kommentare

So nervt geplante Obsoleszenz im Alltag.

geplante obsoleszenz

Wenn mich eine Sache nervt, dann ist es geplante Obsoleszenz. Das ich etwas nicht machen darf, nur weil etwas „zu alt“ ist, regt mich einfach auf. Heute schreibe ich über Hersteller, die viele Geräte verkaufen wollen.

Gestern beim Mittagessen hat meine Oma von ihrem Drucker erzählt. Dieser ist das Hauptproblem, warum sie ihren Computer nicht nutzen kann. Bis jetzt hat sie immer die Dateien auf einen USB-Stick geladen und dann bei Freunden ausgedruckt. Jetzt war sie aber mit ihrem Laptop mit Windows 8.1 in so einem Laden, welcher Laptops „repariert“ und auch welche verkauft. Alleine die „Reparatur“, Windows auf die neueste mögliche Version 10 zu aktualisieren, würde 100€ kosten.

Meine Oma hat dann gefragt, was denn mit dem Drucker sei. Man könnte sich das mal anschauen aber nichts reparieren, sagte der Mitarbeiter im Laden. Ich habe mir den Drucker schon einmal vorher angesehen: Der Drucker funktioniert eigentlich noch, sagt aber sinngemäß: „Alles an mir ist kaputt, ich sag dir aber nicht was. Schick mich an den Kundenservice.“ Um das Problem zu beheben, würde man beim Kundenservice vermutlich die Firmware zurücksetzen. Eine solche „Reparatur“ müsste man wahrscheinlich mit 300€ bezahlen. Zum Vergleich: Der selbe Drucker kostet neu 269€.

Das erinnert mich doch ein bisschen an die Tintenkissen in Druckern eines namhaften Herstellers. Das beides sind irgendwie Formen geplanter Obsoleszenz. Geräte sind nicht wirklich kaputt oder zu alt, die Hersteller wollen einfach nur das man neue Geräte kauft. Beim Abendbrot kam dann die Frage auf: Warum haben Waschmaschinen früher länger gehalten? Meine Oma meinte: „Früher haben die Leute weniger gewaschen.“ Mein Vater und ich waren und sind der Meinung, dass dies auch an geplanter Obsoleszenz liegt. Was sind denn jetzt meine Lösungen um geplante Obsoleszenz zu umgehen? Bei dem Laptop denkt wahrscheinlich jeder an das Gleiche: Ein GNU-ähnliches, auf Linux basierendes Betriebssystem. Bei dem Drucker ist es schwieriger, deshalb hier meine (nicht ganz ernst gemeinten) Vorschläge von der Eignung her absteigend sortiert:

  1. Nicht drucken
  2. Drucker selber bauen
  3. Alternative Druckerfirmware

Außerdem hatte ich die Idee für einen Nachbarschaftsdrucker, wo der Prozess des Druckens wie folgt abläuft:

  1. Benutzer sendet über das Internet die zu druckende Datei zusammen mit einer UUID an einen Druckserver (Raspi).
  2. Der Benutzer geht zum Server an dem der Drucker hängt und gibt dort wahlweise UUID und Passwort an oder hält einen RFID-Schlüsselanhänger an eine RFID-Reader.
  3. Der Drucker druckt den Druckauftrag aus und der Server schreibt diesen in eine Datenbank für die Abrechnung.

Nebenbei: Das war der erste Text von mir der, irgendwo veröffentlicht wurde.

Bildnachweis:
Foto von Alex Tepetidis: https://www.pexels.com/de-de/foto/metall-stehlen-recycling-haufen-5279399/

Tags

Geplante Obsoleszenz, Nachhaltigkeit, Obsoleszenz, kaputt, Technik, Alltag

The_Raven
Geschrieben von The_Raven am 4. Oktober 2023 um 08:32

Dieses Thema kenne ich leider nur zu gut. Keine Ahnung wie viele Geräte ich davor schon gerettet habe. Es müssen 1000ende gewesen sein. Ich erinnere mich an Mainboards bei denen genau nach ca. drei Jahren (Garantieende) die Kondensatoren defekt gingen (immer die gleichen zwei). Alleine da haben wir über 1000 Mainboards zurück ins leben geholt. Die Lötkolben glühten fast Tag und Nacht. 🙈 Und auch andere Geräte wie Router, Switch, Waschmaschinen und Tumbler habe ich so einige gerettet. Dazu kann ich sagen das die Geräte komplexer geworden sind (mehr das defekt gehen kann), aber auch schlechtere Qualität und dadurch natürlich billiger. Früher kostete eine Waschmaschine locker mehrere 1000. Heute ist man schon unter 800.- dabei. Das hier keine Qualität vorhanden ist, ist irgendwie klar.🤷 Einige Geräte sind auch so gebaut das man sie gar nicht reparieren kann (vergossenes Gehäuse z.B.). Lohnen tut sich so eine Reparatur übrigens kaum. Ausser man denkt mal intensiv darüber nach was man unter "lohnen" versteht. Finanziell natürlich niemals, aber mir geht es um die Resourcen, um die Umwelt und ums Prinzip. Ich entscheide wann ein Gerät abgelöst wird und nicht der Hersteller! 👹

Felix
Geschrieben von Felix am 4. Oktober 2023 um 17:54

Bei mir ist im Sommer gerade eine alte Miele Waschmaschine in Rente gegangen...nicht weil sie nicht mehr zu retten gewesen wäre, waschen lief nach wie vor alles bestens. Aber den Geräuschen nach zu urteilen war nun wohl ein lager schuld. Davor gab es einmal neue Dämpfer für die Trommel, ansonsten 25 Jahre klaglose Arbeit. Die Nachfolgerin ist nun wieder eine Miele geworden... schauen wir mal ob die auch so lange durchhalten wird. Allerdings muss man da auch sagen, die 800€ muss man schon gut schauen... oder wie der Nachbar letztens meinte, das könne er sich nicht leisten. Wäre zu teuer. Mein Argument, alle fünf Jahre für 600 Euro ne neue Maschine kaufen ist recht schnell noch teurer wollte er wohl nicht verstehen...

The_Raven
Geschrieben von The_Raven am 4. Oktober 2023 um 20:31

Bei meiner Electrolux war nach gut 12 Jahren auch das Lager hin. Ich wollte es ersetzen, aber es kam anders... Von dieser Maschine gibt es zwei Typen. Bei einer kann man den "Bottich" (Trommel) zerlegen und bei meiner war er natürlich verschweisst.🤬 Reparatur leider unmöglich.😢 Zuvor (schon nach ca. 5 Jahren) habe ich bereits die Steuerung repariert. Da war ein IC für ein paar Rappen defekt. Das Porto war teurer 😁 Die neue kostete zwar nur knapp 700.- CHF. Aber bis der Raspi für die eMail-Benachrichtigung wieder montiert war brauchte es doch ein paar Stunden basteln. 🥵 Ja ich weiss, man kann das auch fertig kaufen aber wo bleibt denn da der Spass?! 😜 Und so closed source zeug kommt mir sowieso nicht in die Hütte.👎

Christopher
Geschrieben von Christopher am 4. Oktober 2023 um 22:52

Ich kann das Beispiel Miele Waschmaschine nur stützen. Unsere hat ca. 15 Jahre auf dem Buckel und hatte seiner Zeit ca. 900-1.000€ im Angebot gekostet. Vor ca. einem Jahr waren neue Dämpfer fällig. Ansonsten toi, toi, toi. Mal schaun wie lange sie noch läuft, aber egal was passiert: Die nächste wird wieder eine Miele!

this.ven
Geschrieben von this.ven am 4. Oktober 2023 um 08:51

Hi,

es ist schön nach einem Feiertag über die kreativen Ideen zur Lösung des Problems der geplanten Obsoleszenz zu schmunzeln. Drucker sind ein klassisches Beispiel und es ist traurig hier so wenig tun zu können.

Wir haben einen Tintenstrahl-MFP, der sogar das Scannen verweigert, wenn die Patronen zum Drucken leer sind. D.h. selbst, wenn ich das Gerät nur als Scanner verwenden möchte, muss trotzdem das Drucken funktionieren.

Ich frage mich immer wieder wie einige Hersteller mit solchen Schikanen durch kommen können und welcher Ingenieur mit ruhigem Gewissen schlafen kann, wenn er so eine sinnfreie Logik in der Firmware implementieren muss...

Gruß, Sven

DerAndere HinterDir
Geschrieben von DerAndere HinterDir am 4. Oktober 2023 um 10:29

Das sind hoffentlich keine (echten) Ingenieure sondern Programmierknechte, sogenannte "Coder". Aber wer weiß hier schon, was sich in China, Indien oder den VSA alles Ingenieur nennen darf. Ist nach Basel II auch in Deutschland schon interessant.

Max Kaufmann
Geschrieben von Max Kaufmann am 4. Oktober 2023 um 12:21

In diesem Fall ist es ein B200, aber es ist kein echter B200, da der Drucker immer noch weitergedruckt hat wenn man ihn ausgeschaltet hat und dann mit gezogenem Netzstecker den Drucker einen Tag lang einfach stehengelassen hat. Jetzt funktioniert aber gar nichts mehr, und der angeblich Defekte Druckkopf funktioniert eigentlich noch.

The_Raven
Geschrieben von The_Raven am 4. Oktober 2023 um 14:30

Kam das problem "schleichend"? Falls ja tippe ich auf einen Hardware-Fehler (Elkos). Vermutlich im Netzteil. Schreib mir mal ne eMail ;-)

Art
Geschrieben von Art am 5. Oktober 2023 um 16:19

Ja. Wer kennt es nicht. Das gleiche bei meinem alten HP OfficeJet Pro.

  • egal wieviel man druckt ( mehrfacher Werksreset und paar Tage warten "repariert" ihn wieder -> das habe ich mit 2 Geräten identisch erlebt

Lösung: Brother SW Laser Geräte

  • ich scanne primär daher den Brother MFC-L2750DW mit echtem Duplexscan (der HP hat die Seite versucht umzudrehen -> war fehleranfällig)
  • bei meiner Mutter jetzt ein reiner Drucker -> der billigste, der PCL kann, um nicht in x Jahren in Treiber Issues zu laufen.
Marrod
Geschrieben von Marrod am 4. Oktober 2023 um 08:58

Hallo Max,

meinen Glückwunsch zu Deiner ersten Veröffentlichung. Habe ich gern gelesen, und stimme darin überein, das früher vermutlich genauso viel gewaschen wurde. ;) Liest sich gut. Zum Teil bieten ja Copy-Shops und Kioske so eine Art "Nachbarschaftsdrucker" an, wenn man Ihnen PDF schickt oder bringt. Ich kann mir vorstellen, dass das für viele etwas niedrigschelliger ist...

Max Kaufmann
Geschrieben von Max Kaufmann am 4. Oktober 2023 um 12:16

Die Lösung mit dem Nachbarschaftsdrucker ist auch eher für so Leute wie meine Oma gemeint, wo es keine Copyshops gibt, das beim Edeka einfach ein Drucker steht, und jeder kann dort ausdrucken und dann wird das abgerechnet.

DerAndere HinterDir
Geschrieben von DerAndere HinterDir am 4. Oktober 2023 um 10:24

Was hlft Deine Druckerlösung, wenn der Drucker nach x Drucken frühzeitig "Obsoleszenz" anmeldet? Wenn viel mehr Nutzer drucken, wird die "Obsoleszenz nur viel früher erreicht.

Max Kaufmann
Geschrieben von Max Kaufmann am 4. Oktober 2023 um 12:02

Vielleicht sollte man einfach Mal einen offenen Drucker (Hardware und Software) veröffentlichen. Außerdem hat eine repräsentative Umfrage von mir ergeben, dass man meistens nur selten Drucker braucht, und da ist ein geteilter Drucker sicherlich auch aus wirtschaftlichen Gründen einfach sinnvoller.

The_Raven
Geschrieben von The_Raven am 4. Oktober 2023 um 12:29

Drucker ist eine spezielle Sache. Da wird oft via Firmware-Update auch nachträglich noch AUC (Anti-User-Content😬) hinzugefügt. Dann gehen z.B. plötzlich Fremd-Toner nicht mehr. HP ist da berüchtigt dafür. Unter dem Vorwand "Sicherheits-Update" wird das dann eingeführt. Ich habe einen uralten LaserJet 2430 und einen eben so alten OfficeJet 6500 die mich hoffendlich noch lange begleiten 😁

akf
Geschrieben von akf am 4. Oktober 2023 um 12:04

Das hat was mit Politik zu tun. Sowas nennt man „Kapitalismus“.

Christopher
Geschrieben von Christopher am 4. Oktober 2023 um 23:04

Ich kenne diese Themen nur all zu gut wie die meisten hier. Ich neige dazu oftmals Produkte zu kaufen, die etwas teurer sind, so z.B. die Miele Waschmaschine, aber aus gutem Grund. Meist aus Erfahrung das die Marke gut ist, nachhaltig, robust, ... Ich kaufe auch gerne nicht Mainstream Produkte. Bisher bin ich durchweg gut damit gefahren, muss aber auch sagen, dass nur weil ein Produkt etwas teurer ist, nicht zwingend besser sein muss. Die Erfahrung haben wir auch schon gemacht. Drucker sind echt ein Sonderfall. Ich nutze z.B. seit ca. 15 Jahren (vielleicht auch schon länger) Kyocera Drucker. Die letzte Anschaffung war ein Kyocera MuFu. Allerdings investieren ich auch hier gerne ein paar Euro mehr, da sich dies m.M.n. lohnt. Da scheiden sich die Geister und ist eine Philosophie für sich.

Brain
Geschrieben von Brain am 16. Oktober 2023 um 15:08

Ich habe erst vor 1 Jahr einen LCD-Monitor durch Tausch defekter Kondensatoren gerettet. Der war nach 5 Jahren am "Ende" angelangt mit dem ausfallenden Kondensator. Tja und vor 3 Monaten dann ging plötzlich eine LCD-Leiste in der Küche kaputt, flackerte nur noch beim Einschalten. Also angeschaut...aha und was sehen wir da? Bingo! Wieder ein defekter (Billig-Noname, extra so angebracht, dass er beim Betrieb immer heißer wird (!)) 35V-Kondensator. Also den mal genauer angeschaut und siehe da: Lauter Brandflecken. Die Suche nach einem passenden Teil war gar nicht so einfach, weil das kein handelsüblicher 35V-Elko war.

Vor 1 Monat habe ich dann endlich das Ersatzteil bekommen und konnte den Austausch vornehmen. Da ich ein qualitativ hochwertiges Bauteil eingesetzt habe mit 50V-Spannung und mit niedrigem Innenwiderstand müsste das Teil jetzt problemlos die nächsten 10 Jahre halten.

Ich habe in den letzten 10 Jahren auch so etwa 100 Geräte auf diese Art gerettet. Es ist allerdings nicht immer ein fehlerhafter Kondensator. Manchmal versagen auch andere (minderwertige) Bauteile.