Zum Wochenende: Black Friday

  Ralf Hersel   Lesezeit: 5 Minuten  🗪 1 Kommentar

Gedanken zum Konsumverhalten, zu Produktzyklen, zu Wertschöpfungsketten und zur Gier.

zum wochenende: black friday

Bald ist es wieder so weit, der Black Friday steht vor der Tür und beschert Schnäppchenjägern ein vorgezogenes Weihnachten. Der aus den USA stammende Black Friday ist eine weltweite Werbekampagne, die jedes Jahr im November stattfindet. Black Friday, ein Tag mit Monsterverkäufen. Marken und Brands lancieren Einkäufe für die Weihnachtszeit, indem sie unglaubliche Rabatte anbieten, die manchmal beeindruckende Szenen von Menschenmassen hervorrufen.

Die erste Erwähnung des Black Friday stammt vom 24. September 1869. Dieses Datum entspricht einem Zusammenbruch des Goldmarktes an der New Yorker Börse. Auch bekannt als der „Fisk & Gould-Skandal“, nach dem Namen der beiden Partner, die einen Betrug auf den Weg gebracht haben, um den Markt zu erobern.

Aber diese erste Erwähnung von „Black Friday“ hat nichts mit der Geschäftstätigkeit zu tun, die wir heute kennen.

Bereits 1961 wurde der Begriff „Black Friday“ (und auch „Black Saturday“) von der Polizei in Philadelphia angesichts des Chaos, das während der nächsten zwei Tage durch den gesamten Verkehr von Horden von Käufern in der Innenstadt verursacht wurde, allgemein verwendet. Es war der Tag, an dem der Weihnachtsmann seinen Stuhl in Kaufhäusern einnahm und jedes Kind in der Stadt ihn sehen wollte. Es war der erste Tag der Weihnachtseinkaufssaison. Für Händler im ganzen Land sind die grössten Einkaufstage normalerweise die zwei Tage nach Thanksgiving.

Der Black Friday ist mittlerweile zum wichtigsten Shopping-Event der Welt geworden. Mit dem Singles' Day und dem Cyber Monday laufen die Ausverkäufe beinahe den ganzen November über. Die Anzahl der Marken und Läden, die teilnehmen, steigt jedes Jahr, sehr zu grossen Freude der Verbraucher, die diese Schnäppchenflut geniessen.

Der Black Friday findet jedes Jahr am 4. Freitag im November statt, am Tag nach Thanksgiving. Dieses Jahr fällt er auf den 24. November.

Nicht alle freuen sich über diesen Konsumhype, glauben die Geschichte vom "Sparen durch verrückte Ausgaben" nicht und stehen dem "Shoppen bis zum Umfallen" kritisch gegenüber. Der nicht enden wollende Strom neuer Angebote, Produktveröffentlichungen und Marktneuheiten befeuert diesen Zyklus nur und lässt die Einkäufe des letzten Jahres in einer staubigen Schublade vergessen. Das Ganze wird sich ein Jahr später von selbst wiederholen. Wann werden wir sagen: "Genug ist genug"? Wo ziehen wir die Grenze?

Die Unternehmen werden diese Grenze nicht ziehen, zeigen sie doch mit dem Finger auf die Verbraucher, weil diese ständig nach mehr Gadgets, glänzenderen Dingen und sogenannter "Innovation" streben.

    "Aber hey, wir geben den Leuten doch nur, was sie wollen".

Schliesslich hat der Kunde immer recht. In Wahrheit sind es die Unternehmen, die sowohl die Verbraucher als auch sich selbst davon überzeugen, dass dies der richtige Weg ist. Wie sonst lassen sich die millionenschweren Marketingkampagnen erklären? Dies setzt einen Kreislauf aus Verwertung und Entsorgung in Gang, der für die Industrie und nur für die Industrie gut funktioniert.

Es ist an der Zeit, dass wir uns als Konsumenten von den im Abstand von wenigen Monaten erscheinenden neuen Produkten fernhalten. Es ist an der Zeit, dass wir unsere bestehenden Produkte unter die Lupe nehmen und prüfen, wie wir ihre Lebensdauer verlängern können. Es ist wichtig, über Recycling zu sprechen. Genauso wichtig ist es, mehr zu reparieren und mehr zu renovieren. Reduzieren, wiederverwenden, reparieren, recyceln - das ist der Kreislauf, der letztendlich zu einer grösseren Zufriedenheit führt, als das vermeintliche schwarze Schnäppchen.

Reparierbares Design und lange Softwareunterstützung sind Konzepte, die als Lösung für die wachsende Elektronikmüllkrise taugen. Branchenriesen wie Apple und Samsung beschreiten diesen Weg, aber zu wenig und zu spät. Es gibt Widerstand gegen Ideen wie modulares Design oder austauschbare Batterien. Aber warum eigentlich? Sollte die einfache Reparierbarkeit nicht von allen gefeiert werden? Denn wer gibt schon gerne ein kleines Vermögen aus, um einen gesprungenen Bildschirm oder einen kaputten Anschluss zu reparieren? Die Ursache liegt in der Gier der Unternehmen. Glücklicherweise sind generalüberholte Geräte nicht so gewinnmindernd wie Selbstreparaturen, und immer mehr Unternehmen bieten neuwertige Geräte an. Doch die Nachfrage nach diesen Geräten geht zurück, sobald drei neue Modelle auf dem Markt erscheinen, bevor das Jahr zu Ende ist. Was ist der tatsächliche Mehrwert für die Verbraucher? Sind diese neuen Produkte zumindest in Bezug auf die Innovation gerechtfertigt? Gibt es tatsächliche Fortschritte auf der technischen Seite der Dinge? Die Antwort ist meiner Meinung nach: Nein.

Das geht natürlich über Smartphones hinaus. Die meisten Unternehmen wollen immer mehr verkaufen, koste es, was es wolle. Damit fällt die Verantwortung leider auf uns Verbraucher zurück. Wir müssen mehr darauf achten, wofür wir unser Geld ausgeben. Welchen Sinn hat es heutzutage noch, ein Elektrofahrzeug zu besitzen, wenn es so viele Mitfahrgelegenheiten und Mitfahr-Apps gibt? Welchen Sinn hat es, eine Garderobe mit Hemden aus Biobaumwolle zu besitzen, wenn man sie nur ein paar Mal im Jahr tragen wird? Wie viel ist zu viel? Was gilt als ausreichend? Wann wird es genug sein?

Es lohnt sich, diese Fragen für sich selbst zu beantworten, bevor wir uns am 24. November auf die virtuellen Grabbeltische stürzen.

Tags

Black Friday, Konsum, Nachhaltigkeit, Reparierbarkeit

Erich
Geschrieben von Erich am 14. November 2023 um 10:42

Du sprichst mir aus der Seele Ralph! Boykottiert dieses nicht nachhaltige Kaufverhalzen.