GNU Taler ausprobiert

  Ralf Hersel   Lesezeit: 7 Minuten Auf Mastodon ansehen

Für das Bezahlsystem gibt es eine Demo, die ich für euch ausprobiert habe.

gnu taler ausprobiert

Über das Bezahlsystem GNU Taler haben wir schon ein paar Mal geschrieben. Dabei geht es um das schnelle und einfache Geldüberweisen mit Datenschutz und hoher technischer Sicherheit, unter Bewahrung der Anonymität des Kaufenden. Das sich das System in Entwicklung befindet, können noch keine Transaktionen damit abgewickelt werden. Es gibt jedoch eine Demonstration, mit der der Prozess durchgespielt werden kann. Meine früheren Versuche sind bisher gescheitert; doch nun hat es funktioniert.

Die Demo läuft in drei Schritten ab:

  1. Installation eines Wallets
  2. Coins abheben
  3. Bezahlen

Details zur Demo findet ihr auf der zugehörigen Seite des Projektes.

Installation eines Wallets

Die Wallet-Seite bietet Erweiterungen für verschiedene Browser sowie Apps für iOS und Android. Ich habe das Plug-in für Firefox auf dem Desktop installiert. Nach der Installation findet man das Wallet im Panel des Browsers:

Im Wallet sieht man das Guthaben (10 KUDOS in meinem Beispiel), es gibt Schaltflächen für das Empfangen und Senden von Zahlungen sowie weitere Optionen. Falls ihr die Demo selbst ausprobieren möchtet, müsst ihr in Firefox bei den Einstellungen zu Datenschutz & Sicherheit und Chronik den Haken bei Immer den privaten Modus verwenden entfernen.

Coins abheben

Dieser Schritt besteht aus mehreren Punkten. Das Beispiel verwendet KUDOS (als Coins), eine imaginäre Währung. Im wahren Leben wären das Euros oder Franken. GNU Taler kennt keine eigene Währung, sondern repräsentiert existierenden Währungen.

Zuerst erstellt man ein Konto bei einer (normalen) Bank. Für das Beispiel stellt das Taler-Projekt eine Fake-Bank bereit und spendiert 100 KUDOS als Guthaben:

Im Screenshot seht ihr das ursprüngliche Guthaben von 100 KUDOS in der Transaktionshistorie und den aktuellen Saldo von 90 KUDOS, weil ich 10 KUDOS an das Wallet transferiert habe. Doch dazu später mehr. Im wahren Leben wäre diese Bank eure Kundenbank, falls diese GNU Taler irgendwann einmal unterstützt.

Nun habt ihr 100 KUDOS Startguthaben, aber euer Wallet ist noch leer. Über die Schaltfläche Send money to a Taler wallet überträgt man jetzt einen beliebigen Betrag an die Wallet (Plug-in in Firefox). Die Transaktion muss von euch in der Bank bestätigt werden, ebenso ist eine Empfangsbestätigung im Wallet erforderlich. Danach erscheint der überwiesene Betrag im Wallet (siehe 1. Screenshot). Im echten Leben entspricht dieser Vorgang dem Abheben von Geld an einem Bankautomaten. Anschliessend steckt ihr das Geld in euer Portemonnaie (Wallet).

Der Transfer zwischen Bank und Wallet kann auch aus dem Wallet heraus gestartet werden. Es gibt auch den umgekehrten Weg, also die Übertragung von Coins an die Bank. Dieser Vorgang ist insbesondere für Händler wichtig, damit sie "echtes" Geld erhalten können.

Hinweis: Ich habe den Ablauf, aus Gründen der Verständlichkeit, etwas vereinfacht dargestellt. Tatsächlich läuft der Transaktionsfluss nicht direkt zwischen Bank und Wallet, sondern immer über eine zwischengeschaltete Börse (siehe Titelbild).

Bezahlen

Um den Bezahlvorgang zu simulieren, stellt das GNU Taler-Projekt fiktive Händler bereit. Im ersten Shop kann man Kapitel von Richard Stallmanns Buch "Free Software, Free Society" kaufen und der zweite Shop erlaubt Spenden an Freie Projekte. Ich möchte im Buchladen das Kapitel "Vorteile von Freier Software" kaufen. Dazu klicke ich auf den Einkaufswagen:

Dann öffnet sich der Dialog für die Bezahlung:

Ein Klick auf Pay 0.51 KUDOS löst den Transfer von meiner Wallet zur Wallet des Buchladens aus. Meine Wallet enthält jetzt nur noch 9.49 KUDOS und der Buchladen ist um 0.51 reicher.

Nach einem Klick in das Wallet zeigt dieses den bisherigen Transaktionsverlauf an:

Die Details zu einer Transaktion kann man in zwei Stufen anschauen:

Damit der Buchhändler zu seinem (wahren) Geld kommt, überträgt er KUDOS von seinem Wallet an seine Bank. Tatsächlich läuft der Weg der Coins nicht direkt zwischen den Banken und Wallets, sondern immer über eine Börse (Exchange). Das kann man im Titelbild gut sehen. Auch der Ausgleich zwischen Kundenbank und Händlerbank erfolgt über diese Börse.

In der Original-Demo gibt es noch weitere Schritte, wie das Überprüfen des Geldflusses durch Einsicht in öffentliche Treuhandkonten der Börse, die die Überweisung von der Kunden- zur Händlerbank organisiert. Diesen Schritt konnte ich leider nicht nachvollziehen.

Ein wichtiger Aspekt ist, dass GNU Taler es den Kunden ermöglicht anonym zu bleiben, und gleichzeitig sicherstellt, dass die Händler von Behörden zur Rechenschaft gezogen werden können. Daher ist GNU Taler mit Anti-Geldwäsche- und Know-Your-Customer-Vorschriften sowie mit Datenschutzvorschriften (wie der Datenschutz-Grundverordnung) kompatibel.

Wer an weiteren Details zu GNU Taler, den Prozessen und der Technik dahinter interessiert ist, findet auf der Projektseite eine umfangreiche Dokumentation.

Quelle: https://demo.taler.net/de/

Tags

GNU-Taler, Taler, Taler-Wallets, Bezahlsystem

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