GZDoom - Mehr als nur ein Source Port

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Das allererste Doom lebt weiter.

gzdoom - mehr als nur ein source port

Auch wenn man als Computer-Liebhaber nicht sehr tief in der Gaming-Thematik steckt, hat man wahrscheinlich schon von Doom gehört. Der Shooter aus dem Jahr 1993 hat neue Maßstäbe gesetzt. In den vergangenen Dekaden ist eine Spiele-Serie entstanden, die sich neu zu erfinden weiß.

Es hat sich eine weltweite Szene entwickelt, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Doom auf allem, was ein Display hat, zum Laufen zu bringen. Und mittlerweile sollte man eher fragen, worauf Doom nicht läuft.

Reddit - It Runs Doom

Auch das Modding von Doom erfreut sich großer Beliebtheit. Einen nicht unbeträchtlichen Anteil daran hat die Source-Port-Engine GZDoom/ZDoom.

Mehr als nur ein Source Port

Es wäre falsch zu sagen, dass man mit GZDoom einfach nur Doom nativ auf Linux, Windows und Mac spielen kann und sich dann wieder dem Tagesgeschäft zuwendet. Freilich kann man mit dem Besitz einer DOOM.WAD in Kombination mit GZDoom einfach nur Doom spielen, kratzt aber nur an der Oberfläche. Im schlimmsten Fall gerät man in eine Welt, in der Kreativität und Ideenreichtum kein Ende finden.

Aber wir möchten das Pferd nicht von hinten aufzäumen und ganz von vorn anfangen.

Was diesen Source-Port so interessant macht, sind seine technischen Möglichkeiten. Die offensichtlichste ist, dass Spiele, die auf der Doom-Engine programmiert wurden, auf modernen Betriebssystemen gespielt werden können. Außerdem können die Spiele durch Mods nicht nur inhaltlich, sondern auch grafisch stark erweitert werden. Hierzu zählen die Unterstützung für hohe Auflösungen, HQ-Texturen, farbige Beleuchtung, ein modernes Bewegungssystem mit Mouse-Look und erweiterte Polygon-Objekte.

Am spannendsten ist aber, dass aus Entwicklersicht Tür und Tor offenstehen, um sich von der Ursuppe komplett zu entfernen und eine Total Conversion auf die Beine zu stellen. Sehr gute Beispiele sind hier Hedon Bloodrite für die kostenpflichtigen Vertreter und Total Chaos im freien Sektor. Mehr dazu aber später, denn was man zunächst benötigt, ist die WAD-Datei von Doom oder Doom II.

WAD

Ein WAD – kurz für "Where's All the Data" – ist eine Datei, die Spieldaten wie Levels, Grafiken, Sounds und andere Ressourcen enthält, die von der Doom-Engine verwendet werden. Es gibt zwei Haupttypen von WAD-Dateien: IWADs und PWADs.

  • IWAD (Internal WAD): Dies ist die Hauptressourcendatei, die das grundlegende Spielmaterial enthält. Ohne eine IWAD-Datei kann die Doom-Engine nicht laufen.

  • PWAD (Patch WAD): Diese Dateien enthalten zusätzliche Inhalte oder Modifikationen und setzen eine vorhandene IWAD-Datei voraus. PWADs werden oft für benutzerdefinierte Levels, neue Grafiken oder Soundeffekte verwendet.

WAD-Dateien sind das Herzstück der Modding-Community von Doom. Sie ermöglichen es Spielern und Entwicklern, neue Inhalte zu erstellen und zu teilen, wodurch die Langlebigkeit und Vielseitigkeit der Spiele auf der Doom-Engine erheblich erweitert wird. Nutzer können etwa benutzerdefinierte Karten, neue Monster oder vollständig neue Spielelemente in Form von PWADs hinzufügen.

Ein weiterer interessanter Aspekt von WAD-Dateien ist ihre Struktur. Sie enthalten mehrere "Lumps" (Klumpen), die jeweils eine bestimmte Art von Daten repräsentieren. Ein Lump kann unter anderem eine Levelbeschreibung, eine Grafik oder ein Soundclip sein. Dies macht das Format sehr flexibel und erweiterbar.

Für diejenigen, die GZDoom nutzen möchten, gibt es zahlreiche Ressourcen und Mods, die als PWADs zur Verfügung stehen. Auch das Projekt Freedoom bietet eine vollständige, freie IWAD-Alternative, die mit den meisten Doom-Mods kompatibel ist.

Mehr Informationen und eine detaillierte Beschreibung der Struktur von WAD-Dateien finden sich auf Wikipedia.

Installation

GZDoom sollte in jedem gut sortierten Distro-Repository erhältlich sein. Wie aktuell diese Versionen sind, liegt natürlich in den Händen der jeweiligen Distribution. Stand heute ist die aktuellste Version v4.12.2 und erhältlich auf der offiziellen Website.
Die Flathub-Version ist derzeit als nicht verifiziert gekennzeichnet, wird aber von den ZDoom-Entwicklern bereitgestellt. Wie bei anderen Projekten auch, kann das an dem neu eingeführten, strengen Verifizierungsprozess liegen.
Das Selbst-Kompilieren ist natürlich auch möglich, hier sollte das Wiki zurate gezogen und genau gelesen werden.

Der erste Start

Ist die Installation abgehakt, lässt sich GZDoom aus dem Menü heraus starten oder im Terminal mit dem Befehl gzdoom. Das Erste, mit dem man konfrontiert wird, ist die Anweisung, die zuvor besprochenen Game-Files in ~/.config/gzdoom/ abzulegen oder im INI-File auf einen alternativen Ablageort zu verweisen.

Ist das getan, sieht die Welt schon ganz anders aus.

Ab hier kann man mit den gewünschten Optionen sofort losspielen. Es lohnt sich aber definitiv, zunächst im Options-Menü vorbeizuschauen und die erweiterten Einstellungen sichtbar zu machen. Alle Modifikationsmöglichkeiten zu besprechen, würde mindestens drei weitere Artikel beanspruchen.

Neben den vorher schon erwähnten, lassen sich viele kleine Rädchen drehen und Eigenschaften feinjustieren.

Terminal Fun

GZDoom starten

gzdoom

GZDoom mit IWAD (DOOM.WAD, DOOM2.WAD) starten

gzdoom -iwad DOOM2.WAD

Doom mit einer Mod starten

gzdoom -iwad DOOM.WAD -file brutalv21.pk3

Doom mit mehreren Mods starten

gzdoom -iwad DOOM2.WAD  -file ALIENS_ERADICATION_TC_2_0.pk3 -file ERADICATION_MAPSET_2_0.wad

 Hier bietet es sich an, alles in ein Bash-Script zu packen und zusätzlich noch ein .desktop-File für das Start-Menü zu erstellen.

Doom Runner

Es gibt auch ein grafisches Tool, dass ermöglicht WADs und Mods zu starten. Die benötigten Daten müssen dazu in das Flatpak-Verzeichnis von DoomRunner kopiert werden.

DoomRunner auf Flathub

Mods & Total Conversions

Freedoom Phase 1 & 2

FreeDoom ist ein freies und quelloffenes Projekt, das darauf abzielt, die Inhalte der klassischen Doom-Spiele durch freie Alternativen zu ersetzen. Es ist in zwei Phasen unterteilt:

  • FreeDoom Phase 1: Dies ist ein Ersatz für die Shareware-Version von Doom, auch bekannt als "Knee-Deep in the Dead". Es bietet eine vollständige Episode, die mit der Shareware-Version des originalen Doom-Spiels kompatibel ist.
  • FreeDoom Phase 2: Dies ersetzt die vollständige kommerzielle Version von Doom II. Es enthält alle Ebenen und Inhalte, die für ein vollständiges Spiel benötigt werden.

Beide Phasen nutzen die gleiche Engine wie das ursprüngliche Doom-Spiel, was bedeutet, dass sie mit den meisten Doom-Source-Ports kompatibel sind. Spieler können FreeDoom verwenden, um Mods und benutzerdefinierte WADs (Spielebenen) zu spielen, die normalerweise Doom oder Doom II erfordern würden, ohne die originalen kommerziellen Spiele besitzen zu müssen.

Das FreeDoom-Projekt ist besonders nützlich für diejenigen, die klassische Doom-Spiele genießen möchten, aber keinen Zugriff auf die Originalspiele haben. Es bietet auch eine Grundlage für Modding-Communities, um neue Inhalte und Mods zu entwickeln.

FreeDoom Website

Total Chaos

Überlebenshorror auf einer abgelegenen Insel namens Fort Oasis 

Die Insel wurde einst von einer Gemeinschaft von Kohlearbeitern bewohnt, die eines Tages plötzlich verschwand und die verlassene Betonlandschaft dem Verfall überließ.Offensichtlich ist etwas sehr schiefgelaufen an diesem Ort. Bei Ihrer Ankunft in Fort Oasis empfangen Sie eine seltsame Funksendung. Jemand möchte gefunden werden. Überleben Sie in 6 Kapiteln gegen über 8 schreckliche Ungeheuer mit einer großen Auswahl an Waffen.

Flathub; ModDB

Hedon Bloodrite

Hedon Bloodrite vereint Hedon I und II in einem vollständig handgefertigten Einzelspieler-Erlebnis von über 20 Stunden, das nicht nur von den besten Retro-FPS-Spielen der 90er Jahre inspiriert ist, sondern auch von Spielen wie Arx Fatalis und Thief. Hedon verbindet actiongeladene Kämpfe mit Erkundung und Rätsellösen und schafft eine Herausforderung, die Kreativität und Scharfsinn fördert.

GOG; Steam (Linux Nativ), Fandom

Hedon1

Weitere Mods

Fazit

Fernab von AAA-Titeln, die sich mit überragender Grafik zu überbieten versuchen, existiert noch eine andere Welt. Spielspaß ist nicht an Fotorealismus gekoppelt, sondern an Ideenreichtum. GZDoom ermöglicht es, frei und offen zu spielen, Mods zu kombinieren oder gar komplett neue Spielerlebnisse zu schaffen. Man hat die Wahl, Geld auszugeben oder sich komplett in einer Szene zu verlieren, die Inhalte kostenlos zur Verfügung stellt.

Quellen

Tags

Doom, Source Port, Linux, Gaming

MonieurHulot
Geschrieben von MonieurHulot am 14. Juni 2024 um 20:08

1993-1996: keyboard code „IDKFA“. Funktioniert das noch? :)

Actionschnitzel
Geschrieben von Actionschnitzel am 15. Juni 2024 um 02:46

Ja :-D

Mancus Nemo
Geschrieben von Mancus Nemo am 16. Juni 2024 um 16:10

Da hast du zwar gute Mods raus gesucht, aber es gibt auch noch die Klassiker. Square Doom http://adventuresofsquare.com/ Action Doom 2 http://action.mancubus.net/ Golden Sourls Doom https://batandy.itch.io/goldensouls Teil 2 davon https://batandy.itch.io/goldensouls2 Blade of Argony https://boa.realm667.com/ (Das Flatpak wurde entfernt) Diverse Wolfenstein 3D Ports, aber da gibt's viele, da will ich keinem was vorschreiben. Das ist dann Geschmackssache welchen Port man nehmen will.

Ok, das wichtigste wurde genannt. Brutal Doom. Ohne das geht eigentlich gar nix. Und wenn der Mod damit nicht läuft fliegt er bei mir fast immer gleich in den Orkus. Achtung Square Doom funktioniert damit nicht richtig.

Dann gibt's noch diverse Level Sets, aber da müsste ich in mein Archiv gucken. Hab GZDoom gerade nicht eingerichtet. Müsst ich mal wieder machen... Dooom II und man ist für Wochen verloren.

Leider hat noch kein Port eine gute Lösung für das Managemend der vielen Wads hervorgebracht. Mir war bis heute nur der schlichte ZDL Launcher bekannt. Trotzdem ätzend. Darum hab ich mich dann andren Games gewidmet gehabt. Sonst wäre ich wohl heute noch im Doom II Morast stecken geblieben.