Haiku (Teil 3): Die Installation

  Niklas   Lesezeit: 8 Minuten

Haiku ist ein Open-Source Nachbau von BeOS und richtet sich speziell an den Endanwender. Es bringt viele Funktionen mit, die anderen Systemen um Jahre voraus sind.

haiku (teil 3): die installation

Nachdem wir im letzten Teil die Besonderheiten des Haiku Betriebssystems geklärt haben, ist es nun an der Zeit, das System zu installieren und selbst einmal auszuprobieren. Auf meinem Hauptcomputer ist es schon lange installiert, aber ich habe, während ich diesen Artikel verfasst habe, eine neue Haiku Installation auf meinem Testlaptop aufgesetzt, um alle Schritte detailliert dokumentieren zu können.

Zunächst benötigen wir das Installationsimage. Haiku bietet auf seiner Downloadseite verschiedene Mirror an. Bei mir hatte der schwedische Mirror eine gute Downloadgeschwindigkeit. Als Nächstes steht die Wahl zwischen der 32Bit oder der 64Bit Version an. Man beachte, dass nur die 32Bit Version original BeOS Programme ausführen kann.

Da diese heute allerdings kaum noch eine Rolle spielen, entscheide ich mich für die 64Bit Version, die von jeder halbwegs aktuellen CPU unterstützt wird und mehr RAM unterstützt. Hier die Downloadlinks:

32Bit x86 | 64Bit x86_64

Andere Architekturen wie etwa ARM oder RISC-V werden nicht offiziell unterstützt und Builds für diese befinden sich in einem experimentellen Zustand. Ich empfehle aus diesem Grund, x86 Hardware zu nutzen.

Die Downloads liegen im ZIP Format vor und müssen zunächst entpackt werden. Am einfachsten funktioniert das mit dem unzip Befehl im Terminal, wenn ihr Linux oder BSD verwendet:

cd Downloads
unzip haiku-r1beta2-x86_64-anyboot.zip

Ich gehe bei den Dateinamen davon aus, dass die 64Bit Version verwendet wird. Die Dateinamen der 32Bit Version weichen ab. Wenn das ZIP Archiv extrahiert ist, befindet sich zusätzlich ein ISO Image im Downloadordner. Dieses kann entweder auf eine DVD-ROM oder auf einen USB-Stick geschrieben werden. Achtung: Eine CD-ROM besitzt nicht ausreichend Speicherplatz! Ich nutze einen USB-Stick, da das im Terminal ganz einfach mit dd funktioniert:

dd if=haiku-r1beta2-hrev54154_111-x86_64-anyboot.iso of=/dev/sdX bs=4M conv=fsync status=progress

Die Angabe bei of= muss angepasst werden, um den korrekten USB-Stick anzusprechen. Achtung: /dev/sda ist meistens die Systemfestplatte und darf hier nicht verwendet werden. Die letzten drei Argumente im Befehl sind optional. bs ist jedoch dringend zu empfehlen, da es die Geschwindigkeit massiv erhöht.

Danach ist der USB-Stick fertig und kann entfernt werden. Stecke ihn in das Gerät, auf das du Haiku installieren möchtest. Haiku kann auf normalem BIOS und auf UEFI booten. Auf älteren Geräten ist die Chance, dass alle relevanten Treiber vorhanden sind, allerdings deutlich höher. Ich nutze wie gewohnt ein Lenovo 3000 N200 Laptop für die Anleitung.

Direkt nach dem Einschalten des Geräts sollte es für gewöhnlich anzeigen, mit welcher Taste ein Gerät zum Booten ausgewählt werden kann. In dem Fall sollte diese Taste gedrückt werden. Andernfalls muss die Einstellung im BIOS Setup Menü permanent vorgenommen werden (auch die Taste hierfür wird in der Regel angezeigt), was allerdings später rückgängig gemacht werden muss, um das fertig installierte System von der Festplatte zu starten.

Wenn dein Gerät beim Start überhaupt keine Tasten für das BIOS auflistet, kannst du die F-Tasten durchprobieren. Meistens ist es F10 oder F2. Jetzt muss im Menü nur noch der USB-Stick mit Haiku ausgewählt werden, dann können wir auch schon anfangen.

Das System bootet direkt in eine benutzerfreundliche grafische Oberfläche. Als Erstes sollte man die richtige Sprache auswählen. Danach gibt es die Möglichkeit, das Installationsprogramm zu starten oder direkt einen Desktop zu starten, um Haiku unverbindlich auszuprobieren, ohne dass irgendwelche Änderungen auf die Festplatte geschrieben werden. Wenn ein USB-Stick verwendet wird, kann dieser im Desktop Modus sogar Dateien permanent speichern. Hier sind allerdings nur wenige MB Speicher frei.

Wie der Titel dieses Texts schon verrät, soll es heute aber um die Installation von Haiku gehen, also starten wir an der Stelle das Installationsprogramm. Zuerst erscheint eine Warnung, dass es sich hierbei um Beta Software handelt und möglicherweise noch Probleme auftreten. Nun, ich denke, diese Tatsache ist uns allen bekannt, also weiter gehts.

In der Regel warnt das Installationsprogramm nun, dass keine kompatible Partition gefunden wurde. Das ist normal, denn Haiku braucht eine Partition vom Typ Be File System, welches kein anderes Betriebssystem verwendet. Mit Klick auf Partitionen einrichten kann hier aber direkt eine passende Partition erstellt werden.

Ich habe hier vom letzten Test noch eine Unix File System Partition mit OpenBSD, die die gesamte Festplatte ausfüllt. Bei euch ist an der Stelle vermutlich eine Linux EXT4 oder Windows NTFS Partition. Mit einem Rechtsklick auf den entsprechenden Eintrag könnt ihr die bestehende Partition auf das Be File System formatieren. Das ist die einfachste Option.

Achtung: Durch das Formatieren werden alle bestehenden Daten auf dieser Partition unwiederbringlich vernichtet! Das sollte erstmal nur auf einer Partition durchgeführt werden, die sowieso nicht mehr gebraucht wird. Macht unbedingt ein Backup eurer persönlichen Daten. Wenn ihr bereit seid, Haiku als Hauptsystem eine Chance zu geben, dann sichert eure Daten am besten auf ein Medium mit FAT32 Formatierung, dann könnt ihr auch von Haiku aus darauf zugreifen und die Dateien später in euren persönlichen Ordner auf Haiku hinein kopieren. Alles beachtet und bereit zum Weitermachen? Dann darf jetzt die Warnmeldung mit Weiter weggeklickt werden.

Anschliessend ist noch ein Klick auf Formatieren und Änderungen schreiben notwendig und dann ist die Partition auch innerhalb weniger Millisekunden fertig formatiert und einsatzbereit. Das DriveSetup Fenster kann jetzt mit Klick auf das Quadrat ganz links in der Titelleiste des Fensters geschlossen werden, um zurück zum Installationsprogramm zu gelangen.

In der Auswahl bei "Nach:" sollte jetzt die frisch formatierte Haiku Partition vorhanden sein. Wählt diese aus. Weiter unten könnt ihr optionale Pakete anschauen und bei Bedarf abwählen. Ich installiere alle optionalen Pakete, was auch der Standardeinstellung entspricht. Mit Klick auf Start wird die Installation durchgeführt.

Danach darf das Installationsprogramm mit Klick auf den Beenden-Knopf geschlossen werden. Haiku ist nun fertig installiert und kann gestartet werden. Starte den Computer dazu neu und entferne den Haiku USB-Stick. Achtung: Wenn weiter oben permanente Änderungen an der Bootreihenfolge im BIOS vorgenommen wurden, muss das jetzt rückgängig gemacht werden, damit Haiku von der internen Festplatte startet.

Ihr seid nun am Ende der Installation angekommen. Morgen folgen noch ein paar Tipps und Tricks, die euch die Arbeit mit der einzigartigen Desktopumgebung von Haiku viel einfacher und bequemer machen, als ihr es von Linux oder Windows gewohnt seid. Nächste Woche wollen wir uns dann anschauen, was Haiku an Programmen zu bieten hat.

Tags

Haiku, USB-Stick, Installation, BIOS, Partition, Terminal, Windows, Stick

Es wurden noch keine Kommentare verfasst, sei der erste!