Im letzten Teil habe ich erläutert, welche Tricks Haiku kennt, um das System schneller und mit weniger Klicks zu bedienen. Heute zeige ich euch, was für native vorinstallierte Programme Haiku bietet. Man bekommt hier eine volle Grundausstattung mit jeder Menge nützlicher Tools, wie man es von einsteigerfreundlichen Linux Distributionen und Windows gewohnt ist.
Das Programm, das in der heutigen Zeit von vielen Menschen mit Abstand am meisten gebraucht wird, ist der Browser. Und so darf dieser natürlich auch auf Haiku nicht fehlen. Mit WebPositive bietet man hier eine Eigenentwicklung an, die auf Apples WebKit Rendering Engine basiert und die grundlegenden Funktionen mitbringt. Die Menge an Einstellungsmöglichkeiten ist allerdings überschaubar, Add-ons sucht man vergeblich.
Für die Linux Fans unter euch, und das sind vermutlich fast alle, gehört natürlich auch ein Terminal zur Grundausstattung. Das Terminal unterstützt mehrere Tabs und kann problemlos auch kompliziertere CLI-Programme wie etwa Midnight Commander darstellen. In den Einstellungen kann man Farbschema, Schriftart, Schriftgrösse und mehr seinen Wünschen anpassen. Hier kommt standardmässig die Bash Shell vom GNU Projekt zum Einsatz, andere Shells sind aber auch verfügbar und können aus dem Repository oder den Ports installiert werden.
Natürlich gehört auch ein Mail-Client fest zur Grundausstattung von Haiku. Er ist erfrischend übersichtlich. Das Interface zeigt gut sichtbar alles, was man oft braucht und lässt den Rest konsequent weg. Ausserdem verzichtet das Programm auf Formatierungsmöglichkeiten. Das ist absolut ausreichend für den durchschnittlichen Privatnutzer. HTML-Mails haben aufgrund der Fähigkeit, externe Ressourcen nachzuladen, ohnehin keinen guten Ruf bei Datenschützern.
Mit dem HaikuDepot können Programme installiert und deinstalliert werden. Als Quelle dienen zunächst zwei voreingestellte Repositorys vom Haiku Projekt selbst: Eins mit Systemprogrammen und eins mit einer riesigen Auswahl an Ports, also Programmen, die ursprünglich für andere Betriebssysteme geschrieben wurden und dann auf Haiku lauffähig gemacht wurden. Es gibt auch ein paar wenige inoffizielle Repositorys, die man in den HaikuDepot Einstellungen hinzufügen kann.
Wer Textdateien auf Haiku bearbeiten will, hat gleich die Wahl zwischen zwei Editoren. Vom Haiku Projekt selbst stammt der Editor StyledEdit, der für normale Textdateien vorgesehen ist. Durch Dateiattribute lassen sich auch einige Formatierungen wie Fett und Kursiv auf den Text anwenden sowie Schriftgrösse und Schriftart verändern, sodass der Editor schon ein bisschen an Wordpad erinnert.
Leider aber mit einem entscheidenden Nachteil: Die formatierten Daten werden als reiner Text gespeichert - Öffnet man sie mit einem anderen Betriebssystem oder verschiebt die Datei auf ein Dateisystem, das nicht BFS formatiert ist, gehen die Sonderfunktionen verloren und es bleibt nur noch reiner Text übrig.
Die ebenfalls vorinstallierte Alternative dazu ist der Editor Pe. Dieser unterstützt Syntax Highlighting und eignet sich damit eher für Programmierer. Er wurde ursprünglich für BeOS entwickelt und wird inzwischen von Haiku Entwicklern gepflegt. Er gilt allerdings nicht als Teil des Haiku Projekts. Pe hat einige Sonderfunktionen, die ihn für Entwickler interessant machen. Dazu gehört unter anderem auch die Funktion, sich direkt mit einem FTP Server zu verbinden und Dateien von dort zu öffnen und dort zu speichern.
Ein weiteres erwähnenswertes Programm, welches ich mangels passender Hardware leider nicht ausprobieren konnte, ist TV. Wie der Name schon andeutet, handelt es sich dabei um ein Programm zum Fernsehen. Allerdings nicht wie heute am Computer üblich über Internet, sondern über einen analogen Fernsehanschluss.
Hier noch die vollständige Liste an vorinstallierten Programmen, inklusive Links zu den entsprechenden Dokumentationsseiten:
- ActivityMonitor
- Ein Programm zur Anzeige unterschiedlicher Systemressourcen wie CPU-Auslastung oder Speicherverbrauch.
- BePDF
- Ein PDF Viewer.
- BootManager
- Ein Tool zum Installieren eines Bootmenüs im MBR (Master Boot Record) eines Laufwerks.
- CharacterMap
- Ein Programm zum Anzeigen einer Unicode Zeichentabelle.
- CodyCam
- Ein Programm zum kontinuierlichen Speichern von Bilder einer Webcam auf einen Server.
- Debugger
- Ein grafischer Debugger.
- DeskCalc
- Ein Taschenrechner.
- DiskProbe
- Ein HEX-Editor für Dateien und Datenträger.
- DiskUsage
- Ein Programm zur Darstellung der Datenträgerbelegung.
- DriveSetup
- Ein Tool zur Partitionierung von Laufwerken.
- Expander
- Ein Entpacker verbreiteter Archive.
- HaikuDepot
- Ein Programm zum Finden, Herunterladen, Installieren, Aktualisieren und Deinstallieren von Software-Paketen.
- Icon-O-Matic
- Ein Programm zur Erstellung von Haiku Vektoricons.
- Installer
- Das Programm um Haiku auf eine Partition zu installieren.
- Magnify
- Das Programm zeigt einen vergrösserten Bereich rund um den Mauszeiger.
- Mail
- Ein E-Mail-Programm.
- MediaPlayer
- Ein Player für alle unterstützten Audio/Video Dateien.
- MidiPlayer
- Ein Player für MIDI Dateien.
- LegacyPackageInstaller
- Ein Tool zum Installieren von BeOS Paketen im PKG Format.
- Pe
- Ein fortgeschrittener Texteditor mit Syntax-Färbung und anderes mehr.
- People
- Ein Kontakt Manager.
- PoorMan
- Ein einfacher Webserver.
- Screenshot
- Ein Tool um Screenshots aufzunehmen.
- ShowImage
- Ein einfacher Bildbetrachter.
- SoftwareUpdater
- Ein Tool zur Aktualisierung von Softwarepaketen und Haiku selbst.
- SoundRecorder
- Ein Programm zur Audioaufnahme von Line-In oder Mikrofon.
- StyledEdit
- Ein einfacher Texteditor.
- Terminal
- Zugang zur bash.
- TextSearch
- Ein Tool zum Durchsuchen von Textdateien.
- TV
- Eine TV-Anwendung zum analogen Fernsehen.
- Vision
- Ein IRC Client.
- WebPositive
- Ein Webbrowser.
- WonderBrush
- YellowBites Grafikprogramm.
Quelle: https://www.haiku-os.org/docs/userguide/de/applications.html