Haiku (Teil 6): Verfügbare Software

  Niklas   Lesezeit: 11 Minuten  🗪 1 Kommentar

Haiku ist ein Open-Source Nachbau von BeOS und richtet sich speziell an den Endanwender. Es bringt viele Funktionen mit, die anderen Systemen um Jahre voraus sind.

haiku (teil 6): verfügbare software

Nachdem wir uns im letzten Teil angeschaut haben, welche Software Haiku schon mitbringt, wollen wir heute anfangen, zusätzliche Software zu installieren. Auch wenn auf Haiku noch lange nicht jedes Programm verfügbar ist, das es auf Linux oder BSD gibt, so ist die Auswahl doch schon erstaunlich gross.

Wer Haiku gerne für Büroaufgaben einsetzen möchte, wird dabei überhaupt keine Schwierigkeiten haben, denn es stehen sogar zwei grosse Office Suiten zur Auswahl. Mit LibreOffice ist auf Haiku die umfangreichste und beliebteste Open-Source Office Suite erhältlich. Alternativ ist auch Calligra vom KDE Projekt verfügbar. Beide können ganz unkompliziert über das HaikuDepot installiert werden.

Auch einige weitere KDE Programme sind bereits im HaikuDepot verfügbar. Das gilt etwa für die hervorragende KDevelop IDE mit Unterstützung für zahlreiche Programmiersprachen, das Zeichenprogramm KolourPaint, die Sternenkarte KStars und den Torrent-Client KTorrent.

Für die GNOME Liebhaber unter euch ist die Situation nicht so erfreulich: Da die Portierung des GTK Toolkit auf Haiku trotz zahlreicher Versuche bislang nicht gelungen ist, können GNOME Programme und alles, was darauf basiert, auf Haiku nicht benutzt werden. Dazu gehören auch der Firefox Browser und alle seine Forks.

Als Alternativen bieten sich Otter Browser oder NetSurf an. Während die Linux Version von NetSurf auch auf besagtem GTK Toolkit basiert, wurde er für Haiku so umgeschrieben, dass er die nativen Haiku UI Elemente benutzt. Er hat seine eigene Rendering Engine, die nur sehr einfach aufgebaute Webseiten sinnvoll darstellen kann. Punkten kann er bei der Geschwindigkeit. Er ist für Seiten zu empfehlen, die viel Text und wenige interaktive Elemente haben. Auch cool: Obwohl NetSurf eigentlich keine Tabs unterstützt, kann man hier welche nutzen, denn beim Öffnen eines neuen Fensters bedient man sich automatisch der Stacking Funktion der Haiku Desktopumgebung.

Otter Browser ist schon eher etwas für den Alltag. Er basiert auf Qt und nutzt QtWebKit als Rendering Engine. Dadurch kann er auch die meisten modernen Webseiten anzeigen. In der Hinsicht ist er etwa auf dem Level von Haikus eigenem WebPositive Browser. Otter Browser bietet jedoch bedeutend mehr Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten an und ist wesentlich schneller und stabiler. Für die, die Haiku eine Chance im Alltag geben wollen, gehört Otter Browser fast schon zum Pflichtprogramm.

Die Gesprächigen unter euch werden auch keine Probleme mit Haiku bekommen: Mit Vision kommt ein IRC Client vorinstalliert, daneben gibt es mit Renga auch einen nativen XMPP/Jabber Client für Haiku. Für Matrix kann der Qt-basierte Multi-Plattform-Client Quaternion installiert werden und für Telegram ist der ebenfalls Qt-basierte offizielle Desktop Client als inoffizieller Port zu haben. Auch für IRC und XMPP/Jabber sind Qt-basierte Multi-Plattform-Clients verfügbar, die genutzt werden können, wenn einem die nativen Programme nicht zusagen.

Schon Haikus Vorgänger BeOS war für hervorragende Multimedia Fähigkeiten bekannt. Auch Haiku bietet eine grosse Auswahl an Software zur Bearbeitung und zum Abspielen von Medien an. Der prominenteste Vertreter dieser Gruppe ist wohl der Editor Blender, der für 3D-Modelle benutzt werden kann.

Für Video und Audiodateien gibt es sogar ein natives, speziell für Haiku entwickeltes Bearbeitungsprogramm namens Medo. Und auch hier gibt es wieder viele Alternativen, etwa den KWave Audioeditor auf Basis des KDE Frameworks oder die Programme OpenShot und Avidemux für Videos.

Unsere treuen Podcast-Hörer werden sich bestimmt auch über BePodder freuen. Das native Haiku Programm kann Podcasts und auch andere RSS Feeds verwalten. Podcasts können in verschiedene Kategorien eingeteilt werden. In der seitlichen Übersicht werden Name, Icon und Anzahl der neuen Einträge angezeigt. Im Informationsbereich unten sieht man die Beschreibung der Folge. In der oberen Leiste kann man den Podcast direkt abspielen oder herunterladen.

Die Auswahl an Software für Haiku ist riesig. Es ist absolut beeindruckend, was dieses Projekt mit ein paar Freiwilligen geleistet hat. Ich kann hier nicht auf jedes Programm im Detail eingehen, aber hier sind noch ein paar interessante native Haiku Programme, die zumindest erwähnt werden sollten:

  • Beam
    • BEware, Another Mailer - Ein alternativer E-Mail-Client, der sich am klassischen Outlook Layout aus den frühen 2000ern orientiert. Unterstützt Spamfilter und mehrere Accounts.
  • Becasso
    • Ein Zeichenprogramm, das ursprünglich von Sum Software für BeOS geschrieben und später auf Haiku portiert wurde.
  • BeShare
    • Dateien für andere Nutzer freigeben. Unterstützt Haiku Dateiattribute.  Die Dateiliste wird in Echtzeit aktualisiert. Enthält ausserdem eine einfache Chatfunktion.
  • Clipdinger
    • Bessere Zwischenablage, die einen Verlauf behält. Der Verlauf wird auch über Neustarts hinweg gespeichert. Oft benötigte Informationen können als Favoriten gespeichert werden.
  • DeskNotes
    • Ein einfaches Programm, um Notizzettel zu erstellen. Diese können als Replikant auf den Desktop geheftet werden. Grösse und Hintergrundfarbe können angepasst werden.
  • TaskManager
    • Ein alternativer Taskmanager, der dem von Windows ähnelt. Bietet eine Übersicht der CPU und RAM Auslastung, eine Prozessliste und eine Seite für selbst konfigurierbare Graphen.
  • Haiku Theme Manager
    • Das Aussehen des Systems anpassen. Kompatibel mit ZETA Themes. Einige Themes zur Auswahl sind in einem weiteren Paket verfügbar. Kann durch Add-ons erweitert werden.

Und morgen klären wir die Frage, ob sich Haiku eigentlich auch für Gaming eignet und ob irgendwelche nennenswerten Spiele verfügbar sind. Es bleibt spannend. Wer bis hierher durchgehalten hat, hat sich dann auch endlich mal ein bisschen Spass verdient.

Tags

Haiku, Software, Browser, KDE, GNOME, Podcast, Otter, Programm, NetSurf

lelldorin
Geschrieben von lelldorin am 21. Dezember 2021 um 08:45

Sehr schöner Artikel. Wenn man Artikel liest und selber Haiku nutzt, merkt man immer erst was es doch alles gibt. Externe Blicke sehen oft mehr in dem was ist als der altgediente Benutzer. Danke dafür

PS: Auch das native Bildbearbeitungsprogramm Wonderbrush ist ein sehr gutes Programm.

Neben dem Haiku Repository gibt es auch noch weitere Softwareanbieter, deren Repository Server hinzugefügt werden können. Damit erweitert man das Angebot der bereits vorhandenen Programme noch mal um einige mehr.