Lahmt die Ente?
Di, 31. Mai 2022, Ralf Hersel
Wie kürzlich berichtet wurde (Heise, Mike Kuketz), soll es um die Suchmaschine DuckDuckGo nicht zum Besten stehen. Der Sicherheitsexperte Mike Kuketz titelt auf Mastodon: "DuckDuckGo ist nun mehrfach negativ aufgefallen", und zitiert dabei o.g. Heise-Artikel, sowie zwei seiner eigenen Analysen. Damit prangert er ein Privatsphäre-unfreundliches Verhalten der US-amerikanischen Suchmaschine DuckDuckGo an.
Zunächst muss man zwischen dem Webbrowser der Firma DuckDuckGo und der Suchmaschine DuckDuckGo unterscheiden. Der Sicherheitsforschers Zach Edwards hatte auf Twitter berichtet, dass der Webbrowser von DuckDuckGo bei Microsoft-Seiten (Microsoft, Bing, LinkedIn) den Trackingsschutz aussetzt, weil dies Teil der Vertragsvereinbarungen zwischen den beiden Firmen sei. Ein Grossteil der Suchergebnisse von DuckDuckGo basiert auf Microsofts Bing-Engine.
Der Enten-CEO Daniel Weinberg hat daraufhin diese Stellungnahme abgegeben. Darin macht er klar, dass seine Firma beim Webbrowser vertraglich dazu verpflichtet sei, das Tracking auf Microsoft-Seiten zu ermöglichen, dass dies jedoch nicht für die Suchmaschine DuckDuckGo gilt. Ob dem tatsächlich so ist, sei dahingestellt. Wir reden hier von einem amerikanischen Unternehmen, welches per Gesetz zum Lügen verpflichtet ist. Ihr erinnert euch sicher an den Homeland Security Act und den Fall Lavabit.
Wer nun, aufgrund dieser Meldung, die Ente nicht mehr mit dem Bürzel anschauen möchte, sollte sich fragen, wie die übrigen Suchmaschinen arbeiten. Möchte man den ausgelösten Generalverdacht auf andere Suchmaschinen ausweiten, bleibt nicht mehr viel übrig. Auch Swisscows basiert auf den Suchergebnissen von Bing; wer weiss, welche Vereinbarungen dort getroffen wurden. Wie sieht es mit Startpage und Qwant aus? Dort stecken Werbefirmen als Mehrheitseigner dahinter. Metager hingegen sammelt anonymisierte Nutzerdaten wie IP-Adressen und gibt diese an Werbepartner weiter, solange man nicht eine Mitgliedschaft abschliesst. Bleiben noch die FLOSS-Maschine Searx und der Peer-to-Peer Ansatz von Yacy. Eine Übersicht über (fast) alle Suchmaschinen, findet ihr hier.
(Hinweis: die Aussagen im letzten Kapitel habe ich nicht im Detail überprüft. Sie stammen aus älteren Berichten bei GNU/Linux.ch und anderen Quellen. Es ist möglich, dass diese Aussagen nicht mehr korrekt sind; im Guten wie im Schlechten.)
Face it, es gibt keine Privatsphäre-freundliche Suchmaschine, die ihr nicht bezahlt. Irgendwoher muss das Geld kommen, um das zu finanzieren; insbesondere, wenn ein eigener Suchindex aufgebaut werden soll. Im Fall von Yacy, mit einem dezentralisierten Ansatz, mag das anders aussehen.
Welche Suchseite verwendet ihr? Wo seht ihr das geringste Übel? Setzt ihr eher auf Maschinen mit eigenem Index, oder möchtet ihr die Power von anonymisierten Suchergebnisse der Grossen haben? Ich persönlich schwanke zwischen DuckDuckGo und Startpage.
Quelle: https://techcrunch.com/2022/05/24/ddg-microsoft-tracking-blocking-limit/