Lahmt die Ente?

  Ralf Hersel   Lesezeit: 5 Minuten  🗪 16 Kommentare

Die Suchmaschine DuckDuckGo wird zurzeit massiv kritisiert. Was ist daran?

lahmt die ente?

Wie kürzlich berichtet wurde (Heise, Mike Kuketz), soll es um die Suchmaschine DuckDuckGo nicht zum Besten stehen. Der Sicherheitsexperte Mike Kuketz titelt auf Mastodon: "DuckDuckGo ist nun mehrfach negativ aufgefallen", und zitiert dabei o.g. Heise-Artikel, sowie zwei seiner eigenen Analysen. Damit prangert er ein Privatsphäre-unfreundliches Verhalten der US-amerikanischen Suchmaschine DuckDuckGo an.

duck and cover

Zunächst muss man zwischen dem Webbrowser der Firma DuckDuckGo und der Suchmaschine DuckDuckGo unterscheiden. Der Sicherheitsforschers Zach Edwards hatte auf Twitter berichtet, dass der Webbrowser von DuckDuckGo bei Microsoft-Seiten (Microsoft, Bing, LinkedIn) den Trackingsschutz aussetzt, weil dies Teil der Vertragsvereinbarungen zwischen den beiden Firmen sei. Ein Grossteil der Suchergebnisse von DuckDuckGo basiert auf Microsofts Bing-Engine.

Der Enten-CEO Daniel Weinberg hat daraufhin diese Stellungnahme abgegeben. Darin macht er klar, dass seine Firma beim Webbrowser vertraglich dazu verpflichtet sei, das Tracking auf Microsoft-Seiten zu ermöglichen, dass dies jedoch nicht für die Suchmaschine DuckDuckGo gilt. Ob dem tatsächlich so ist, sei dahingestellt. Wir reden hier von einem amerikanischen Unternehmen, welches per Gesetz zum Lügen verpflichtet ist. Ihr erinnert euch sicher an den Homeland Security Act und den Fall Lavabit.

Wer nun, aufgrund dieser Meldung, die Ente nicht mehr mit dem Bürzel anschauen möchte, sollte sich fragen, wie die übrigen Suchmaschinen arbeiten. Möchte man den ausgelösten Generalverdacht auf andere Suchmaschinen ausweiten, bleibt nicht mehr viel übrig. Auch Swisscows basiert auf den Suchergebnissen von Bing; wer weiss, welche Vereinbarungen dort getroffen wurden. Wie sieht es mit Startpage und Qwant aus? Dort stecken Werbefirmen als Mehrheitseigner dahinter. Metager hingegen sammelt anonymisierte Nutzerdaten wie IP-Adressen und gibt diese an Werbepartner weiter, solange man nicht eine Mitgliedschaft abschliesst. Bleiben noch die FLOSS-Maschine Searx und der Peer-to-Peer Ansatz von Yacy. Eine Übersicht über (fast) alle Suchmaschinen, findet ihr hier.

(Hinweis: die Aussagen im letzten Kapitel habe ich nicht im Detail überprüft. Sie stammen aus älteren Berichten bei GNU/Linux.ch und anderen Quellen. Es ist möglich, dass diese Aussagen nicht mehr korrekt sind; im Guten wie im Schlechten.)

Face it, es gibt keine Privatsphäre-freundliche Suchmaschine, die ihr nicht bezahlt. Irgendwoher muss das Geld kommen, um das zu finanzieren; insbesondere, wenn ein eigener Suchindex aufgebaut werden soll. Im Fall von Yacy, mit einem dezentralisierten Ansatz, mag das anders aussehen.

Welche Suchseite verwendet ihr? Wo seht ihr das geringste Übel? Setzt ihr eher auf Maschinen mit eigenem Index, oder möchtet ihr die Power von anonymisierten Suchergebnisse der Grossen haben? Ich persönlich schwanke zwischen DuckDuckGo und Startpage.

Quelle: https://techcrunch.com/2022/05/24/ddg-microsoft-tracking-blocking-limit/

Tags

Browser, DuckDuckGo, Tracking, Bing, Suchmaschine, Webbrowser, FLOSS-Maschine, Microsoft, Yacy

Nico
Geschrieben von Nico am 31. Mai 2022 um 10:18

Bis vor kurzem habe ich auch auf die Ente gesetzt. Aufgrund der vermehrten negativen Nachrichten zum Datenschutz habe ich DuckDuckGo den Rücken zugedreht und setzt seitdem auf Qwant. Die Suchergebnisse sind gar nicht so schlecht wie viele meinen und Qwant kommt aus Europa.

Hermann
Geschrieben von Hermann am 5. Juni 2022 um 12:03

Einige Bedenken zu Qwant: ich hab gehört das Frankreich, neben Grossbritannien, das Land mit den meisten forcierten Überwachungsgesetzen und und eine Vorratsdatenspeicherung praktiziert.Betreiberin ist die QWANT S.A.S. in Paris. Axel Springer SE ist mit 20% beteiligt. 2016 finanzierte die European Investment Bank das Projekt mit einer beträchtlichen Summe mit.Die Haupteinnahmen erzielt Qwant mit Einnahmen aus Suchergebnisse aus dem Werbenetzwerk von Microsoft Bing.

tux.
Geschrieben von tux. am 31. Mai 2022 um 11:12

Da DuckDuckGo vergooglet, bin ich nach Jahren zu search.brave.com gewechselt. Die ist gar nicht mal so schlecht, obwohl der zugehörige Browser auch eher unzureichend ist.

Lioh
Geschrieben von Lioh am 31. Mai 2022 um 11:56

Wenn die genauso ist wie deren Browser, dann eher nein. https://www.linux-magazine.com/Online/Features/Not-So-Brave-New-World

Hermann
Geschrieben von Hermann am 5. Juni 2022 um 12:05

Es gibt eigentlich keine Suchmaschine ohne Nachteile, aber es gibt Maßnahmen die man treffen kann , wenn man muss oder will.

Titus
Geschrieben von Titus am 31. Mai 2022 um 11:25

Ich nutze auf Linux und iOS-Safari eine selbst gehostete Searx-Instanz und bin damit sehr zufrieden. Suchergebnisse von verschiedenen Suchmaschinen und damit eine umfassendere Sicht auf die Dinge sind neben der (hoffentlich) größeren Privatsphäre eine tolle Sache.

Peter
Geschrieben von Peter am 31. Mai 2022 um 16:19

Ich verwende seit Jahren Startpage

Lioh
Geschrieben von Lioh am 31. Mai 2022 um 17:07

Same here.

kamome
Geschrieben von kamome am 31. Mai 2022 um 18:40

Schon länger DDG, nur Startpage, wenn die Ergebnisse nicht passend waren. Jetzt würde ich gerne mal Metager oder eine andere Meta-Maschine versuchen – aber wird denn dann jede Suche an alle möglichen Suchmaschinen geleitet? Das würde ja ein Mehrfaches an Rechen- und Netzwerkressourcen benötigen …

UbIx
Geschrieben von UbIx am 1. Juni 2022 um 07:25

Ich benutze schon länger SearX und je nach dem Qwant, die Ente und neuerdings wieder metaGer

Sushi
Geschrieben von Sushi am 1. Juni 2022 um 13:45

Habe lange Searx genutzt, vor ca einem halben Jahr dann mal zur ente gewechselt und seit Kuketz Artikel dann wieder zurrück zu Searx

Hermann
Geschrieben von Hermann am 5. Juni 2022 um 11:50

Wie steht es um die Zensur bei DDG?

Beispielsweise werden russische Medien zensiert (RT, Sputnik). Ich weiß , das sind doch "nur" russische Staatsmedien.

Ja, aber Zensur ist Zensur. Es gibt immer einen angeblich guten Grund politische brisante Medien zu zensieren. Wo fängt das an und wo hört es auf? Weil das schwer zu beurteilen ist, war Zensur aus politischen Gründen bei uns in DE bis jetzt immer Tabu. Diese Zeiten scheinen vorbei zu sein. Deswegen möchte ich eine Suchmaschine ohne politisch motivierte Zensur.

Hermann
Geschrieben von Hermann am 5. Juni 2022 um 14:44

Ich nutze Signal, aber nur in einer geschützten Umgebung mit der Shelter app. Ohne mein komplettes Telefonbuch freizugeben. Ich mache das nur weil ich einen wichtigen Kontakt hab der nur Signal nutzt und ich mich quasi gezwungen fühle das zu nutzen. Besser als WhatsApp alle mal. Ansonsten bevorzuge ich XMPP/Gajim/Conversations oder Matrix.

Yacy finde ich eine tolle Idee für eine zensurfreie Suchmaschine, aber mir scheint das noch im Aufbau zu sein. Da müssen noch mehr Leute mitmachen.

Florian
Geschrieben von Florian am 7. Juni 2022 um 13:35

Ich nutze DuckDuckGo auf allen Clients (PC Privat/PC Arbeit/Smartphone) in allen Browsern (FireFox Klar, FireFox, MS Edge, Chrome). Den Browser/App von DuckDuckGo nutze ich gar nicht.

Michael
Geschrieben von Michael am 19. Juni 2022 um 11:48

" Ihr erinnert euch sicher an den Homeland Security Act und den Fall Lavabit. Nutzt hier jemand Signal?"

Ich Frage mich was solche Sätze in einem ansonsten recht informativen Artikel sollen. Wenn Ihr eine Info zu Signal in diesem Zusammenhang habt, teilt sie mit uns. Ansonsten lasst es doch einfach! Solche halbgaren Aussagen haben auf Eurem sehr informativen Portal, meiner Ansicht nach, nichts zu suchen, und schmälern den guten Gesamteindruck.

Lioh
Geschrieben von Lioh am 19. Juni 2022 um 12:12

Danke für den Hinweis. Der Satz wurde entfernt.