Vorbereitungen
Mein System ist ein ASUS ROG Zephyrus S15 mit einem Intel i7-10875H, 32GB RAM und einer GeForce RTX 2080 Super. Als Betriebssystem nutze ich Fedora mit KDE-Desktop.
Zunächst habe ich im Starter 'Lutris' alle Konten verknüpft und getestet (GOG, Epic Games, itch.io, EA App, Ubisoft Connect, Battle.net). Teilweise benötigen sie unterschiedliche Starter (wine, proton oder proton-ge). Gerade die EA App und Ubisoft Connect sind anfällig dafür, dass bei jedem Update wieder etwas nicht funktioniert und der Starter gewechselt werden muss.
Zusätzlich habe ich mir ein Abo für GeForce Now gegönnt. GeForce Now ist ein Streaming-Dienst, über den sich tausende Games auf sehr potenter Hardware starten lassen. Für dieses Vorgehen hatte ich mehrere Gründe:
- Meine Hardware ist nicht mehr taufrisch. Hardware hungrige Spiele machen mehr Spass, wenn sie wirklich flüssig laufen.
- Über ein Streamingangebot lassen sich Games spielen, die auf Linux aufgrund des Kernel-Anticheats prinzipiell nicht lauffähig sind (z. B. Fortnite).
Zudem habe ich mir einen USB-Stick mit Fedora-Installer bereitgelegt. Das hat aber nichts mit Linux zu tun: Eine Installations-CD des Betriebssystems hatte ich immer dabei und sie kam einmal sogar zum Einsatz.
Spielerfahrung
Mein Setup war vermutlich der einzige Linux-Desktop im gesamten Raum mit 2300 Teilnehmern. Wenig überraschend: Es hat alles einwandfrei funktioniert. Ich konnte zu jeder Zeit alle Games spielen, auf die ich Lust hatte. Und das mit Linux! Das war vor 100 Jahren noch unvorstellbar.
Haben wir die Jugend wirklich verloren?
Inspiriert von Captain it's Wednesday - Folge 153 - Haben wir die Jugend verloren? habe ich mir während dieser LAN auch darüber Gedanken gemacht. Nun muss ich etwas ausholen.
Jetzt spricht der alte Mann
Ich war wohl 1999 oder 2000 mit 15 Jahren auf meiner ersten LAN-Party, der Ctrl-Alt-Delete im St. Gallischen Uzwil. Damals hatte kaum jemand Internet, was wiederum der Hauptgrund war, an solchen Veranstaltungen teilzunehmen. Damals musste jeder Teilnehmer alleine oder mit fremder Hilfe am eigenen Rechner Folgendes können:
- Statische IP definieren, sonst war keine Verbindung möglich
- Virenscan durchführen, den Admins das Log zeigen
- FTP-Client installieren und bedienen (um über Nacht Sicherungskopien von Games und Filmen von anderen Teilnehmern zu ziehen)
- Freigabeordner einrichten und benutzen (ebenfalls für Sicherungskopien, natürlich)
- Lokale Game- und Voicechat-Server managen, d. h., mit IP-Adressen und Ports hantieren
Das sind alles unglaublich triviale Dinge, die sich über das Windows-GUI einrichten liessen. Trotzdem musste man sich doch ein klein wenig mehr mit dem System beschäftigen, als es ein «gewöhnlicher» Benutzer tun würde. Möglicherweise wurden wir dadurch etwas daran gewöhnt, dass man viele Dinge selbst lösen kann, wenn man etwas unter die Oberfläche geht.
An der Switzerlan 2025 habe ich eine ganz andere Welt gesehen. Games und Tools arbeiten zu 100 % über das Internet und sind entsprechend in sehr hohem Masse standardisiert. Die Softwarehersteller geben sehr exakt vor, was möglich ist und was nicht. Softwarepiraterie und das damit verbundene Gebastel finden so gut wie nicht mehr statt. Alle Teilnehmer können ihren PC mit den exakt gleichen Konfigurationen betreiben wie zu Hause. Hier ist also vielleicht tatsächlich etwas verloren gegangen.
Früher war alles besser - besonders die Zukunft!
Ich will dennoch nicht pessimistisch sein. Seit Aristoteles war noch jede Generation der Meinung, dass die nächste Generation es nicht hinbekommen würde. Ich habe an der Switzerlan viele junge Männer und viele junge Frauen (viel, viel mehr als vor 20 Jahren!) gesehen, die unter anderem völlig mühelos in Sekunden zwischen verschiedenen Geräten wechseln oder die sehr genau wissen, wo sie welche Information herbekommen. Das könnte ich so nicht.
Und ich habe 2300 Menschen gesehen, die vier Tage lang in völligem Frieden und wie eine eingespielte Gemeinschaft ihr Hobby auslebten. Für die Zukunft von Open Source bin ich unsicher, aber die Zukunft unseres Zusammenlebens wird die Jugend hinbekommen. Auch wenn sie es ganz anders machen werden, als wir es für richtig halten.
PS: Dass man mit einem Linux-Desktop bedenkenlos an einer LAN-Party teilnehmen kann, ist unfassbar cool. Aber natürlich gab es an der Switzerlan ohnehin Dutzende Linux-Rechner: DNS-Server, LAN-Cache (wenn er denn lief) oder der Fiber-Switch auf dem Bild unten:
Bilder: Alle Bilder dieses Artikels stammen vom Autor und dürfen Lizenzfrei weiterverwendet werden. Die Bildqualität ist durch mein Smartphone und meine Foto-Skills limitiert, ich bitte um Verständnis.
Quelle: https://switzerlan.ch/
Hi Peter, Fedora als Gamingsystem zur LAN Party, das nenne ich mal mutig. Aber wenn alles geklappt hat, umso schöner. Mich würde mal dein Setup (nicht die Hardware) interessieren, ob du also irgendwas bestimmtes noch eingerichtet hattest unter Fedora. Tatsächlich hatte ich diese Distribution auch in meine engere Wahl bisher gehabt. VG maTTes