LibreWolf statt Firefox?

  Ralf Hersel   Lesezeit: 4 Minuten  🗪 6 Kommentare

Der Wolf lässt Fragen offen, die der Fuchs beantwortet.

librewolf statt firefox?

Vor anderthalb Jahren habe ich schon einmal über LibreWolf als Firefox Ersatz geschrieben. In der Zwischenzeit hat Mike Kuketz seinen umfassenden Browser-Vergleich erstellt. Darin schneidet LibreWolf in Bezug auf den Datenschutz am besten ab.

Das Projekt selbst bewirbt ihren Webbrowser so:

A fork of Firefox, focused on privacy, security and freedom.

Da stellt sich die Fragen, ob der Wolf sich im täglichen Einsatz besser schlägt als der Feuerfuchs. Los geht es:

Als Testumgebung habe ich Manjaro 21 mit GNOME in einer virtuellen Maschine verwendet (GNOME Boxes). Den LibreWolf habe ich als Flatpak in Version 93.0.1 installiert. Nach dem ersten Start zeigt sich der Wolf so:

Hier fallen einem viele Seltsamkeiten auf: Das Fenster startet nicht im Fullscreen-Modus; die Max/Min/Close-Schalter sind nicht in Ordnung (siehe Pfeil); die Übersetzung (deutsch) fehlt und die Fragen nach 'Default Browser' und 'Show Message again' führen zu nichts. Egal was man anklickt, beim nächsten Start erscheint wieder derselbe Dialog. An dieser Stelle bin ich weniger an speziellen Flatpak-Einstellungen interessiert, sondern nur am ersten Eindruck (ohne Tipps & Tricks anzuwenden).

Der Wolf kommt standardmässig mit uBlock-origin und Privacy Badger daher. In den Einstellungen fallen mir auch einige Sachen auf. Der Versuch, die Sprache zu ändern, führt zu dieser unsinnigen Meldung:

Selbstverständlich hat die VM eine Internet-Verbindung.

Die Einstellungen für die Elemente auf der Startseite sind in Ordnung. Da hat der Wolf allen Unsinn ausgeschaltet. Auch die Sucheinstellungen sind vorbildlich. Dort findet man als Default 'DuckDuckGo', sowie: Wikipedia, DuckDuckGo-Lite, MetaGer, Quant, Searx und Whoogle. Bei der Suche mit der Ente steht die Ländereinstellung auf 'all regions', weshalb man lokale Seiten nicht findet. Ein Umstellen auf die lokale Region wird nicht gespeichert, weshalb man diese Änderung immer wiederholen muss. Das könnte mit den Rechten des Flatpaks zusammenhängen. Nachdem ich mittels Flatseal dem Wolf alle Rechte erteilt habe, ändert sich nichts an den Einschränkungen.

Die 'Privacy & Security' Einstellung sehen grundsätzlich gut aus. Was mich irritiert ist, dass man nicht in den Strict-Modus schalten kann; eventuell meint das LibreWolf-Projekt, dass die Custom-Settings besser geeignet sind. Ausserdem stört mich, dass 'never remember history' nicht ausgewählt wurde. 'Data Collection' ist auch ausgeschaltet.  Alle Security-Settings sind ausgeschaltet, bis auf 'HTTPS-only'. Warum die anderen Sicherheitseinstellungen deaktiviert sind, müsste man ggf. auf der LibreWolf Projektseite nachlesen; ich kann mir gut vorstellen, dass es dafür eine schlüssige Erklärung gibt. Es handelt sich um 'Block dangerous content' und 'Query OCSP'.

Nun ja, was soll ich sagen? Mir erscheint LibreWolf als unausgereifter Fork von Firefox, der viele Einstellungen richtig setzt, die Benutzungserfahrungen jedoch durch zu viele Einschränkungen zunichtemacht, die nichts mit Privacy oder Security zu tun haben. Ich lasse mich aber gerne von der Community eines Besseren belehren, falls ich das Wolf-Konzept nicht richtig verstanden habe.

Quelle: https://flathub.org/apps/details/io.gitlab.librewolf-community

Tags

LibreWolf, Firefox, GNOME, Wolf, Privacy, Einstellung

Niklas
Geschrieben von Niklas am 25. Oktober 2021 um 10:39

Bitte probier ihn nochmal ohne Containerbullshit aus, das wird deine Erfahrung grundlegend veraendern. So ziemlich alle Probleme, die du hier erwaehnst, sind auf Flatpak zurueckzufuehren. Ich hab ihn aus dem AUR installiert und er funktioniert hervorragend. Link: https://aur.archlinux.org/packages/librewolf-bin/ Das Fenster sieht normal aus und ob ich ihn als Standardbrowser haben will, wird auch ohne Probleme gespeichert. Webseiteneinstellungen werden ebenfalls einwandfrei gespeichert. Das mit der Sprache funktioniert tatsaechlich nicht, vermutlich weil dafuer eine Verbindung zu Mozilla Servern noetig waere, die LibreWolf nicht herstellen will, aber das ist nur eine Mutmassung. Das mit dem Strict Modus kann ich so leider bestaetigen, wobei ich davon ausgehe, dass das LibreWolf Projekt einen besseren Schutz eingestellt hat, als der normale Firefox im Strict Modus anbietet. Block dangerous content muss ausgeschaltet sein - Diese Funktion basiert auf einer proprietaeren API von Google, wo sie nach Belieben Webseiten blockieren koennen, die denen nicht in den Kram passen. Ist mir eh ein Raetsel, wie es dieser Unsinn sogar in so viele Open Source Browser geschafft hat. Eine meiner ganz alten Webseiten stand auch mal eine Zeit lang auf der Liste, aber irgendwie nur bei jedem zweiten Aufruf oder so, und die enthielt nun wirklich keine gefaehrlichen Inhalte... Die Einstellung mit Query OCSP duerfte damit zu erklaeren sein, dass die Abfragen ja auch zusaetzliche Verbindungen an irgendwelche fremden Server erfordern und LibreWolf versucht eben, Verbindungen zu Servern, die der Nutzer selbst nicht angefordert hat, komplett zu verhindern.

Ole
Geschrieben von Ole am 26. Oktober 2021 um 09:37

Deinen Bericht kann ich bestätigen, der Wolf läuft bestens, hier unter Arch mit Gnome 40.x ohne Container oder Flatpacks.

Kort
Geschrieben von Kort am 25. Oktober 2021 um 15:27

Ich habe mit dem appimage die besten Erfahrungen gemacht. Keine Probleme.

Rolf
Geschrieben von Rolf am 26. Oktober 2021 um 22:04

Nutze das AppImage unter KDE und habe diese seltsamen Probleme nicht, bis auf die fehlschlagende Suche nach zusätzlichen language packs. Liegt daran, dass bei LibreWolf die Einstellung extensions.getAddons.langpacks.url leer ist, man kann als Wert "https://services.addons.mozilla.org/api/v3/addons/language-tools/?app=firefox&type=language&appversion=%VERSION%" setzen, dann gehts.

Christian Lorenz
Geschrieben von Christian Lorenz am 7. November 2021 um 19:30
Christian
Geschrieben von Christian am 14. August 2022 um 14:40

Dass Librewolf die Fenstergröße nicht speichert und dass die Sprache standardmäßig Englisch ist, dient dazu, das Fingerprinting zu erschweren. https://librewolf.net/docs/faq/