LibreWolf statt Firefox?

Mo, 25. Oktober 2021, Ralf Hersel

Vor anderthalb Jahren habe ich schon einmal über LibreWolf als Firefox Ersatz geschrieben. In der Zwischenzeit hat Mike Kuketz seinen umfassenden Browser-Vergleich erstellt. Darin schneidet LibreWolf in Bezug auf den Datenschutz am besten ab.

Das Projekt selbst bewirbt ihren Webbrowser so:

A fork of Firefox, focused on privacy, security and freedom.

Da stellt sich die Fragen, ob der Wolf sich im täglichen Einsatz besser schlägt als der Feuerfuchs. Los geht es:

Als Testumgebung habe ich Manjaro 21 mit GNOME in einer virtuellen Maschine verwendet (GNOME Boxes). Den LibreWolf habe ich als Flatpak in Version 93.0.1 installiert. Nach dem ersten Start zeigt sich der Wolf so:

Hier fallen einem viele Seltsamkeiten auf: Das Fenster startet nicht im Fullscreen-Modus; die Max/Min/Close-Schalter sind nicht in Ordnung (siehe Pfeil); die Übersetzung (deutsch) fehlt und die Fragen nach 'Default Browser' und 'Show Message again' führen zu nichts. Egal was man anklickt, beim nächsten Start erscheint wieder derselbe Dialog. An dieser Stelle bin ich weniger an speziellen Flatpak-Einstellungen interessiert, sondern nur am ersten Eindruck (ohne Tipps & Tricks anzuwenden).

Der Wolf kommt standardmässig mit uBlock-origin und Privacy Badger daher. In den Einstellungen fallen mir auch einige Sachen auf. Der Versuch, die Sprache zu ändern, führt zu dieser unsinnigen Meldung:

Selbstverständlich hat die VM eine Internet-Verbindung.

Die Einstellungen für die Elemente auf der Startseite sind in Ordnung. Da hat der Wolf allen Unsinn ausgeschaltet. Auch die Sucheinstellungen sind vorbildlich. Dort findet man als Default 'DuckDuckGo', sowie: Wikipedia, DuckDuckGo-Lite, MetaGer, Quant, Searx und Whoogle. Bei der Suche mit der Ente steht die Ländereinstellung auf 'all regions', weshalb man lokale Seiten nicht findet. Ein Umstellen auf die lokale Region wird nicht gespeichert, weshalb man diese Änderung immer wiederholen muss. Das könnte mit den Rechten des Flatpaks zusammenhängen. Nachdem ich mittels Flatseal dem Wolf alle Rechte erteilt habe, ändert sich nichts an den Einschränkungen.

Die 'Privacy & Security' Einstellung sehen grundsätzlich gut aus. Was mich irritiert ist, dass man nicht in den Strict-Modus schalten kann; eventuell meint das LibreWolf-Projekt, dass die Custom-Settings besser geeignet sind. Ausserdem stört mich, dass 'never remember history' nicht ausgewählt wurde. 'Data Collection' ist auch ausgeschaltet.  Alle Security-Settings sind ausgeschaltet, bis auf 'HTTPS-only'. Warum die anderen Sicherheitseinstellungen deaktiviert sind, müsste man ggf. auf der LibreWolf Projektseite nachlesen; ich kann mir gut vorstellen, dass es dafür eine schlüssige Erklärung gibt. Es handelt sich um 'Block dangerous content' und 'Query OCSP'.

Nun ja, was soll ich sagen? Mir erscheint LibreWolf als unausgereifter Fork von Firefox, der viele Einstellungen richtig setzt, die Benutzungserfahrungen jedoch durch zu viele Einschränkungen zunichtemacht, die nichts mit Privacy oder Security zu tun haben. Ich lasse mich aber gerne von der Community eines Besseren belehren, falls ich das Wolf-Konzept nicht richtig verstanden habe.

Quelle: https://flathub.org/apps/details/io.gitlab.librewolf-community

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LibreWolf, Firefox, GNOME, Wolf, Privacy, Einstellung