Markdown setzt sich mehr und mehr durch

  Ralf Hersel   Lesezeit: 4 Minuten  🗪 6 Kommentare

Wer Markdown schreibt, fokussiert mehr auf den Inhalt, als auf die Formatierung.

markdown setzt sich mehr und mehr durch

Habt ihr es gemerkt? In der Überschrift fehlt eine entscheidende Angabe: Wo setzt sich Markdown durch? Dazu komme ich noch. Wer noch nie etwas von Markdown gehört hat (was ich bei unserem Leserkreis für unwahrscheinlich halte), erhält hier eine Einführung. Kurz gesagt, handelt es sich bei Markdown um eine Auszeichnungssprache. Damit kann einfacher Text mit Formatierung ergänzt werden.

Markdown in Apostrophe: links der Quelltext, rechts das gerenderte Ergebnis

Im Gegensatz zu HTML (auch eine Auszeichnungssprache) ist Markdown wesentlich beschränkter bei den Formatierungsmöglichkeiten. Doch gerade darin liegt der Reiz der Sprache. Statt sich mit überbordender Formatierung zu beschäftigen, liegt der Fokus auf dem Inhalt des Textes.

Ein weiterer Vorteil von Auszeichnungssprachen ist die einfache Nachvollziehbarkeit der Formatierung. Ich erinnere mich zurück an das Jahr 1992, als ich meine Diplomarbeit geschrieben habe. Damals waren Word und Word Perfect die führenden Textverarbeitungsprogramme. Bei Word Perfect konnte man mit F5 in einen Auszeichnungsmodus umschalten. Dort war genau zu sehen, warum etwas so formatiert war, wie man es im Dokument zu sehen bekam. Das hat die Suche nach Formatierungsfehlern sehr erleichtert.

Heute wird Markdown überwiegend im Bereich der Wikis zu Dokumentationszwecken verwendet. Es gibt auch viele CMS, in denen zwischen einem WYSIWYG-Editor (z. B. TinyMCE) und Markdown umgeschaltet werden kann, bzw. Markdown ausschliesslich zur Verfügung steht, wie bei den meisten Static Site Generatoren (Hugo, Jekyll, etc.). Die Dokumentation bei der Software-Entwicklung erfolgt ebenfalls zu grossen Teilen in Markdown, insbesondere weil sie in Git-basierten Repositories vorgegeben ist.

Auch die Mozilla Foundation hat sich dafür entschieden, die Dokumentation im Mozilla Developer Network (MDN) vollständig von HTML auf Markdown zu konvertieren. In einem Blog-Post schreibt Schalk Neethling dazu:

Im Juni 2021 beschlossen wir, den Quellcode für die MDN-Webdokumente von HTML in ein Format zu konvertieren, das uns die Arbeit erleichtern würde. Das Ziel war es, 100 % unserer manuell geschriebenen Dokumentation in Markdown umzuwandeln.

Zur Begründung nennt er diese drei Hauptpunkte:

  • Markdown ist eine viel einfachere und freundlichere Art, zu den Inhalten von MDN Web Docs beizutragen. Die Verwendung von Markdown für alle Inhalte wird dazu beitragen, dass die Beiträge in allen Sprachen und Repositories einheitlich gestaltet werden.

  • Wenn alle Inhalte in Markdown verfasst sind, kann das MDN-Entwicklungsteam einen grossen Teil des derzeit gepflegten Codes bereinigen. Da weniger Code gewartet werden muss, kann man sich auf die Verbesserung der Werkzeuge für Autoren und Mitwirkende konzentrieren. Bessere Werkzeuge werden zu einem angenehmeren Arbeitsablauf bei den Beiträgen führen.

  • Da alle Inhalte in Markdown verfasst sind, kann das MDN Web Docs Team die gleichen Linting-Regeln für alle aktiven Sprachen anwenden.

Aber auch im privaten Bereich erfreut sich Markdown einer wachsenden Beliebtheit. Die meisten Notizbuch-Apps, wie ZIM, Joplin, QOwnNotes, usw. setzen die Auszeichnungssprache ein. Wer in Nextcloud ein einfaches Textdokument schreibt, verwendet dafür auch Markdown. Selbst bei längeren Arbeiten im schulischen, universitären oder beruflichen Umfeld kann Markdown von Vorteil sein, wenn das Augenmerk auf dem Inhalt und weniger auf der Formatierung liegt.

Quelle: https://hacks.mozilla.org/2022/09/the-100-percent-markdown-expedition/

Tags

Markdown, Auszeichnungssprache, Mozilla, Formatierung

Chris
Geschrieben von Chris am 12. September 2022 um 17:20

Markdown ist wirklich ein praktisches Format. Ich betreue einen kleinen privaten Blog und brauchte ein Textformat das ich in verschiedene Zielformate exportieren kann.

Der Blog läuft mit hugo und den bearbeite ich mit RStudio-Desktop-blogdown, die Texte davon gibt es auch als html-ebook und ePub mit RStudio-Desktop-bookdown (mit dem selben CSS). Das PDF erzeuge ich mit ConTexT und r-markdown.

Alle Texte in einer Quelldatei als Markdown.

tux.
Geschrieben von tux. am 12. September 2022 um 17:42

Bei Word Perfect konnte man mit F5 in einen Auszeichnungsmodus umschalten. Dort war genau zu sehen, warum etwas so formatiert war, wie man es im Dokument zu sehen bekam. Das hat die Suche nach Formatierungsfehlern sehr erleichtert.

Das geht heute noch genau so. :-)

Zu Markdown: Da es standardmäßig nicht mal Tabellen "kann" (das ist eine Erweiterung), halte ich Org-Mode persönlich für überlegen. Dass Markdown zzt. anwendungsseitig besser unterstützt wird, ist natürlich schade. ;-)

UbIx
Geschrieben von UbIx am 12. September 2022 um 23:28

Jupp, WordPerfect ist Word weit voraus. Insbesondere mit neueren Versionen gibt RS im Word o365 keine Möglichkeit einfach die Formatierung zu bearbeiten, auch wenn die Funktion mittlerweile auch in Word verfügbar ist.

kamome
Geschrieben von kamome am 13. September 2022 um 01:12

Die Dokumentation bei der Software-Entwicklung erfolgt ebenfalls zu grossen Teilen in Markdown, insbesondere weil sie in Git-basierten Repositories vorgegeben ist.

Wobei dort (oft) auch andere Optionen bereitstehen – asciidoc, reStructuredText …

gerriet
Geschrieben von gerriet am 13. September 2022 um 09:44

Schöner Artikel, könnt ihr mal in enem artkel Editoren vorstellen, die Markdown unterstützen 😃

Christoph
Geschrieben von Christoph am 14. September 2022 um 10:15

Also ZIM setzt kein Markdown ein, sondern einen Dialekt von Doku-Wiki. Und noch etwas: Welches Markdown? Es gibt offensichtlich zahlreiche Dialekte. Ich bin da auch bisher noch nicht durchgestiegen wie sie genau zusammenhängen und inwieweit sie kompatibel sind.