Gestern habt ihr es in diesem Intro-Artikel gelesen, wir starten eine Nextcloud-Artikelserie, an der sich alle beteiligen können. Gerne mache ich den Anfang mit diesem Beitrag, in dem erklärt wird, was Nextcloud überhaupt ist, wo man es hostet und wie man es installiert. Damit der Artikel nicht zu lang wird, verweise ich an manchen Stellen auf weiterführende Dokumente.
Was ist Nextcloud?
Nextcloud ist eine freie Software für das Speichern von Daten (z. B. Dateien, Kalender, Kontakte etc.) auf einem Server. Auf die Daten kann der Anwender sowohl über eine Weboberfläche als auch mit Client-Applikationen (Smartphone und Desktop) zugreifen. Server und Clients können sich dabei synchronisieren. Nextcloud ermöglicht dem Anwender dadurch, auf einen zentralen und konsistenten Datenbestand von vielen Endgeräten aus zuzugreifen und diesen mit anderen Anwendern optional zu teilen. Neben der Datenhaltung bietet Nextcloud Funktionalitäten für Videokonferenzen und verschiedene Office-Applikationen über die Weboberfläche.
Da Nextcloud auf einem privaten Server oder Webspace betrieben werden kann, erlaubt es dem Besitzer, die Kontrolle über die damit verwalteten Daten zu behalten und die Risiken für Datenmissbrauch durch Diensteanbieter zu vermeiden. Insbesondere die kommerzielle Vermarktung von Daten mit oft unklaren Datenschutzrichtlinien kann mit dem Betrieb eines eigenen Nextcloud-Servers vermieden werden.
Zu den Grundfunktionen (out of the box) gehören:
- Dateiverwaltung und Synchronisation
- Kontakte
- Kalender
- Notizen
- Medien (Bilder, Videos)
Die Funktionalität lässt sich mit Hunderten von Apps erweitern. Einen Überblick über die Fülle gibt ein Blick in den Nextcloud-Appstore. Die Firma Nextcloud bietet ein Instant-Trial an, mit dem man für 60 Minuten die Nextcloud ausprobieren kann.
Hosting
Der Gold-Standard ist, seine Nextcloud selbst zu hosten. Dafür genügt bereits ein Kleincomputer, z. B. ein Raspberry Pi 4 oder 5 mit genügend Massenspeicher. Man kann auch ein altes Notebook oder einen PC verwenden, der ungenutzt im Keller herumsteht. Wer sich ein Self-Hosting zutraut, braucht diesen Artikel nicht weiterzulesen, da die nötigen Fähigkeiten vermutlich vorhanden sind. Wer die Nextcloud ausser Haus betreiben möchte, kann sich einen virtuellen Server bei einem Anbieter wie Hetzner, DigitalOcean, HostTech, Ionos und wie sie alle heissen, mieten, und ist für die Administration vollkommen selbst zuständig. Nextcloud bietet unter diesem Link Images und Anleitungen an, mit der die Server-Installation leicht von der Hand geht.
Das Gegenteil vom Self-Hosting sind die Shared-Angebote, wie sie in dieser Liste aufgeführt sind. Das Problem dabei ist, dass ihr zwar ein kostenloses oder sehr günstiges Nextcloud-Hosting erhaltet, aber keine Admin-Rechte für die Nextcloud habt. Das wollt ihr nicht, weil es damit z. B. nicht möglich ist, User einzurichten (ihr seid selbst nur ein User) oder Apps zu installieren. Finger weg!
Für alle, die sich das Self-Hosting auf einem eigenen oder gemieteten Server nicht zutrauen, gibt es einen Mittelweg. Dieser bietet sich insbesondere dann an, wenn ihr bereits bei einem Webseiten-Hoster seid. Solche Angebote gibt es für ca. 5 Euro/Monat und bieten in der Regel:
- Domains und Subdomains
- Speicherplatz
- E-Mail-Postfächer
- SFTP-Zugang
- Dateiverwaltung
- Datenbanken
- Webpage-Builder
- einen App-Store (üblicherweise WordPress, Website-Statistik, usw.)
Und selbst, wenn ihr noch nicht den Hoster eures Vertrauens gefunden habt, lohnt es sich, ein solches Hosting einzurichten. Bei GNU/Linux.ch haben wir gute Erfahrungen mit diesem Anbieter gemacht (Nein, wir werden von Metanet nicht für diese Werbung bezahlt). Es gibt jedoch viele andere Anbieter mit günstigeren Preisen.
In den Kommentaren wurde darauf hingewiesen, dass man bei einem solchen Hosting unbedingt darauf achten sollte, einen SSH-Zugang zum Server zu erhalten. Manchmal lassen sich Einstellungen und Bereinigungen nicht über die Nextcloud-Oberfläche erledigen; dann braucht man einen Terminal-Zugang. Hetzner und Metanet bieten das.
Installation
Für alle Installationsvarianten gibt es gute Anleitungen von der Firma Nextcloud.
Der Web-Installer ist der einfachste Weg, Nextcloud auf einem Webspace zu installieren. Er überprüft die Abhängigkeiten, lädt Nextcloud von der offiziellen Server herunter, entpackt es mit den korrekten Berechtigungen und dem richtigen Benutzerkonto. Schliesslich wird man zum Nextcloud-Installationsprogramm weitergeleitet.
Im Internet findet man viele Anleitungen für die Installation auf einem Webspace; hier ist eine davon, die ich bereits oft verwendet habe. Der grobe Ablauf sieht so aus:
- Die Administrationsseite des Webspace-Hostings aufrufen
- Eine Datenbank (z. B. MariaDB) einrichten und alle Angaben notieren
- Ein Unterverzeichnis für die Nextcloud erstellen: Basisverzeichnis/httpdocs/nextcloud/
- Eine Subdomain einrichten, z. B.: nextcloud.deinedomain.de
- Die Subdomain auf das soeben eingerichtete Verzeichnis zeigen lassen
- Den Nextcloud-Webinstaller in dieses Verzeichnis herunterladen
- Den Installer im Webbrowser aufrufen, z. B.: https://nextcloud.meinedomain.de/setup-nextcloud.php
- Den Anweisungen des Installers folgen (dabei werden die Angaben zur Datenbank benötigt)
- Wenn alles korrekt durchgelaufen ist, könnt ihr eure Nextcloud unter https://nextcloud.meinedomain.de aufrufen
Mehr Details zum Installationsvorgang findet ihr hier oder in der Nextcloud-Dokumentation. Falls etwas schiefgeht, ist das kein Problem. Löscht einfach das Nextcloud-Verzeichnis (/httpdocs/nextcloud/) und evtl. die Datenbank und startet einen zweiten Versuch.
Falls ihr es nicht schafft, könnt ihr gerne in unserem HELP-Raum nachfragen.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Nextcloud
https://kevquirk.com/how-to-install-nextcloud-on-shared-hosting/
https://docs.nextcloud.com/server/stable/admin_manual/installation/installation_wizard.html
Die Lösung, Nextcloud bei einem Webhosting-Anbieter zu installieren, ist nicht optimal. Das Problem ist, dass man in fast allen Fällen keinen SSH-Zugang zu seinem Webspace hat. Nextcloud "neigt aber dazu" ab und an beim Update in einen Fehler zu laufen, der mit den beim Webhosting vorhandenen Mitteln nicht zu beseitigen ist. Dann ist dauerhaft Feierabend mit Updates, man bleibt auf der aktuellen Version hängen. Um aus der Sackgasse herauszukommen, braucht man Zugriff auf die Shell, den man beim Webhosting nicht hat.
Und das ist kein Einzelfall. Ich habe das ungefähr vier bis fünf Mal durch. Mit OwnCloud ist mir das noch nie untergekommen.
Besser also vServer, Rootserver oder Hardware in den eigenen vier Wänden.
Guter Punkt. Ich musste auch schon mit OCC ran. Bei meinem Hoster habe ich SSH-Zugang. Zu dem Thema gibt es auch zwei Artikel: https://gnulinux.ch/artikelindex?search=occ
zu dem occ Thema hab ich mir auch mal ein Scirpt zusammengestellt: https://codeberg.org/Tealk/shell-administration-script/src/branch/stable/.manage/nextcloud
Es gibt zwar auch https://apps.nextcloud.com/apps/occweb aber ich kann ebenfalls nur von Shared Hosting abraten – man kann z. B. kein/nur schwierig einen Cache wie Redis verwenden; und bei manchen Hostern (netcup) sind Verrenkungen in der
config/config.php
nötig, etwas wie:datadirectory' => ((php_sapi_name() != 'cli') ? '/var/www/vhosts/hosting1234' : '').'/sites/cloud-data',
Was Nextcloud aber gerne mal überschreibt – will man nicht haben ;)
Gut kommentiert! kann ich nur bestätigen. Mit VServer habe ich gute Erfahrung gemacht! Gruß Varut https://social.tchncs.de/@kaschmir
Wenn es für euch möglich ist, solltet ihr auf PostgreSQL als Datenbank und Redis für den Cache setzen, das bringt einiges an Performance.
Bei Hetzner bekommt man für schmales Geld eine NextCloud Instanz inkl. Admin-Zugang. Die Aktualisierung auf neue Versionen wird dabei trotzdem durch Hetzner erledigt. Nach meiner Erfahrung immer schnell und problemlos.
Sehe ich das richtig... bei Nextcloud pflegen sie zeitgleich die Version 25, Version 26 und Version 27. Während man zusätzlich noch etwa alle 2 bis 4 Wochen ein neues Update mit gefühlt 50 - 100 Änderungen veröffentlicht.
Kein Wunder das Nextcloud ein kleiner "Admin-Horror" ist und es dabei sogar auf vielen Shared-Hosts zu gravierenden Problemen kommt - Oder ist Hetzner da vielleicht die große Ausnahme? Also wenn Nextcloud immer noch nicht OOTB (ot-of-the-box) läuft und man bei jedem Update schwitzen muss, erweckt das jedenfalls nicht gerade großes Vertrauen so einem System all seine Daten anzuvertrauen.
Danke für diese Artikel-Serie, Gnulinux. Ich fände es schon interessant etwas über den Eigen-Betrieb von Nextcloud zu erfahren. Bislang nutze ich nextcloudpi. Aber sicher fühle ich mich damit nicht, denn ich bin ja abhängig von den Updates der Ressource des nextcloudpi. Da Du gut erklären kannst, wäre es vielleicht doch hilfreich, wenn Du für Einsteiger etwas über den eigenen Serverbetrieb einer Nextcloud schreiben könntest. Insbesondere, worauf man so alles achten müsste, um nicht Angriffsziel zu werden. Einfach nur in den Keller stellen und laufen lassen, geht ja wohl eher nicht. Oder vielleiht doch mit einem guten Script für Automatisierte Updates von allerlei Wichtigem - aber eben sowas alles weiß ich nicht. Und deshalb nutze ich noch nextcloudpi ohne globale Internet-Anbindung.
Ich hoste ja gerne Sachen selbst, aber für NC habe ich mich für https://www.hetzner.com/storage/storage-share entscheiden. Herunter kümmert sich um das Update, ich hab aber Admin Rechte auf die Instanz und kann Apps installieren. Einziger Nachteil ist, gewisse Apps sie im Backend noch was brauche (z.B. Face recognition) kann ich nicht verwenden. Aber dafür habe ich für 5euro 1TB Speicherplatz