Nicht alles, was mal geglänzt hat, ist immer noch Gold

  Tim Moritz   Lesezeit: 2 Minuten  🗪 2 Kommentare

Bei der Auswahl von Software sollte man auf die Aktivität im Projekt achten.

nicht alles, was mal geglänzt hat, ist immer noch gold

Um eine passende Software für einen Anwendungsfall zu finden, gibt es einige Möglichkeiten. Die Suchmaschine der Wahl bemühen, im Bekanntenkreis fragen oder Artikel in Blogs und Zeitschriften zu lesen, sind einige davon. Man schaut sich Feature-Listen und Screenshots an, doch was häufig vergessen wird, ist die Weiterentwicklung.

Immer wieder kommt es vor, dass Software aus diversen Gründen nicht mehr weiterentwickelt wird. Erst vor kurzem hatten wir in der Community mal wieder einen Fall, bei dem sich nach Software umgeschaut wurde und ein eigentlich passender Kandidat sich als totes Projekt herausstellte. Mit etwas Glück bekommt man solche Software auf aktuellen Umgebungen noch ans Laufen, doch gibt es erhebliche Nachteile. Nicht nur, dass man vergeblich auf neue Features und Support hofft, man geht auch ein gewisses Risiko ein, da keine Sicherheitslücken mehr geschlossen werden.

Um dem vorzubeugen, sollte eine Prüfung der Weiterentwicklung bzw. Aktivität im Projekt ebenso wie die Feature-Listen und Screenshots teil der Evaluierung sein. Je nach Projekt ist es auch sinnvoll zu schauen, ob es eine aktive Community in angemessener Grösse gibt, aber das ist ein anderes Thema.

Im Bereich der Freien Software ist es in der Regel relativ einfach herauszufinden, ob ein Projekt noch aktiv gepflegt wird. In vielen Fällen ist auf der Website des Projektes ein öffentliches Repository auf GitHub, GitLab, Codeberg oder ähnliches verlinkt. Ist dies nicht der Fall, hilft oft die Suchmaschine der Wahl, um das Repository zu finden.

In einigen Projekten findet man dort an prominenter Stelle einen Hinweis darauf, dass es archiviert wurde oder nicht mehr gepflegt wird. Idealerweise mit Links zu Nachfolge- oder Alternativprojekten. Ist dies nicht der Fall, so gibt es einige weitere Stellen, mit deren Hilfe man sich einen Eindruck verschaffen kann. Zum einen werden zu Ordnern und Dateien der Zeitpunkt der letzten Änderung angezeigt (+ zusammengefasst der letzte Änderungszeitpunkt insgesamt) und zum anderen gibt es in der Regel eine Seite mit Releases, wo man sich anschauen kann, wann die letzten Versionen der Software erschienen sind. Sind diese Zeitpunkte schon mehrere Monate oder sogar Jahre in der Vergangenheit, so kann man sich relativ sicher sein, dass dort auch in naher Zukunft nichts mehr passieren wird.


Ist ein Projekt tot oder vermeintlich tot, sollte man lieber nach Alternativen suchen. Sofern keine angegeben sind, lohnt sich vielleicht auch ein Blick in die Forks. Hier finden sich in manchen Fällen auch Repositories, in denen das ursprüngliche Projekt von anderen Entwickler*innen weitergeführt wird.

Tags

Softwareauswahl, Aktivität, Status, Code-Repository, Weiterentwicklung, Updates

Henry
Geschrieben von Henry am 23. Juni 2023 um 17:22

Es gibt aber auch Software, wenn auch selten, die feature-complete ist und wo scheinbar keine Aktivität stattfindet. Diese könnte man leicht mit "tot" verwechseln. Solche Software ist meist wenig komplex und erfüllt - ganz nach dem Unix Prinzip "Do one thing an do it well" - oft nur einen einzigen Zweck. Jede Änderung oder weiteres Feature würde die Software nur unnötig aufblähen.

Helge
Geschrieben von Helge am 24. Juni 2023 um 00:56

"Sind diese Zeitpunkte schon mehrere Monate oder sogar Jahre in der Vergangenheit, so kann man sich relativ sicher sein, dass dort auch in naher Zukunft nichts mehr passieren wird." Es soll ja auch Projekte geben, die trotz kontinuierlicher Weiterentwicklung über Jahre keine Releases veröffentlichen hust sddm hust. Insoweit halte ich die Frage der letzten Commits für deutlich relevanter als die des letzten Releases.

EDIT: Habe soeben beim Überprüfen meiner eigenen Aussage festgestellt, dass gestern nach fast drei Jahren ein Release veröffentlicht wurde! https://github.com/sddm/sddm/releases