RSS: Fluent Reader

  Ralf Hersel   Lesezeit: 5 Minuten  🗪 6 Kommentare

Die moderne Electron-App bietet ein ansprechendes Erscheinungsbild und glänzt mit sinnvollen Funktionen.

rss: fluent reader

Ihr kennt ja meine Meinung zu Electron-Apps. Hier ist meine gespaltene Bewertung zum neuen RSS-Aggregator Fluent Reader. Ein News-Aggregator ist eine Software, die Nachrichten, Weblog-Posts und andere Informationen aus dem Internet sammelt, sodass sie an einem einzigen Ort gelesen werden können. Wer viele Blogs liest, kann mit einem News-Aggregator mühelos den Überblick behalten, vor allem, wenn die Blogs nur gelegentlich aktualisiert werden. Wenn ihr bestimmte Autoren, Veröffentlichungen und Kanäle verfolgt, hilft euch eine RSS-Reader-App, alle neuen Inhalte, die euch interessieren, in einer zentralen Quelle zu lesen und zu verwalten.


Es gibt eine Reihe verschiedener Dateiformate, die für die Sammlung von Internetinhalten verwendet werden. Beliebte Formate sind RSS und Atom. RSS ist ein Akronym für Really Simple Syndication. Es handelt sich um einen definierten Standard auf der Grundlage von XML, der speziell dazu dient, Aktualisierungen von webbasierten Inhalten zu liefern. Mit anderen Worten: RSS ist ein Format zur Syndizierung von Webinhalten.


Fluent Reader ist eine Desktop-Newsreader-Anwendung. Sie wurde mit Electron, einem bei Entwicklern beliebten Framework, zusammen mit React und Fluent UI entwickelt. Electron macht es einfacher, eine Desktop-Anwendung zu erstellen, die plattformübergreifend funktioniert. Eine Codebasis und eine Anwendung, die auf allen gängigen Betriebssystemen funktioniert.

So weit der Marketing-Sprech für Electron-Anwendungen. Ich sehe dabei Parallelen zu den Container-Formaten: Snap, Flatpak und AppImage. Wobei das Electron-Framework noch einen Schritt weiter geht:

  1. Viele Electron-Apps sind in JavaScript geschrieben, was an und für sich noch kein Grund für Kritik sein sollte. Hier stellt sich die Frage, ob JavaScript eine Skriptsprache für Webseiten oder für Desktop-Anwendungen ist. Ich weise darauf hin, dass GNOME-Erweiterungen auch in JavaScript geschrieben werden.

  2. Electron-Apps basieren auf Chromium als Framework. Damit zieht jede Electron-App einen Webbrowser als Abhängigkeit mit sich. Das AppImage von Fluent Reader ist 89 MB dick. Der produktive Code von Fluent Reader umfasst ca. 20 KB und ist damit um den Faktor 1000 kleiner als das Electron-Paket.

  3. Electron-Apps scheren sich nicht um ihr Aussehen in Desktop-Umgebungen.

Genug des Electron-Bashings. Was kann der Fluent Reader? Ich habe die Anwendung als AppImage heruntergeladen. Nachdem man die App ausführbar gemacht hat, kann sie mit einem Klick gestartet werden. Wie ihr im Titelbild seht, gibt es links eine Leiste mit allen abonnierten RSS-Feeds und der Anzahl Artikel pro Feed. Diese Liste kann über das Haumburger-Icon links oben ein-/ausgeblendet werden.

Im Hauptfenster werden entweder alle Artikel oder nur die des ausgewählten Feeds angezeigt. Für die Art der Darstellung gibt es vier Optionen: Karten, Liste, Magazin und Kompakt. Im Titelbild seht ihr die Karten-Ansicht. Die Listen-Ansicht sieht so aus:

Und hier noch die Magazin- und Kompakt-Ansicht:

Bei dieser Auswahl sollte für jede:n etwas dabei sein. In allen Ansichten wird über die Aktualität der Beiträge durch eine Zeitanzeige informiert. Ein Klick auf einen Eintrag öffnet die Leseansicht. Leider gibt es keinen direkten Weg, um den Beitrag im Webbrowser zu öffnen. Dazu muss man den Eintrag 'Extern öffnen' im Kontextmenü bemühen.

Ungelesene Artikel werden durch einen kleinen roten Punkt angezeigt. Öffnet man einen Beitrag zum Lesen, wird dieser automatisch auf 'gelesen' geschaltet. Dabei spielt es keine Rolle, ob die interne Leseansicht oder der Webbrowser verwendet wurde. Über ein Icon können alle Artikel als 'gelesen' markiert werden, bzw. lassen sich Artikel nach Alter (1, 3, 7 Tage) als 'gelesen' markieren. Was mir fehlt, ist eine Funktion, die Artikel beim Scrollen als 'gelesen' markiert. Das ist sehr praktisch, wenn man viele RSS-Feeds abonniert hat. Nextcloud News bietet diese Funktion.

In den Einstellungen von Fluent Reader finden sich weitere nützliche Optionen. Dort kann man RSS-Feeds in Gruppen einordnen, was der Organisation und Übersichtlichkeit zuträglich ist. Ausserdem kann man Regeln definieren, wie mit einem Eintrag und bestimmten Umständen verfahren werden soll. Im nächsten Screenshot bekommt ihr eine Idee davon, was man mit den Regeln anstellen kann:

Fluent Reader unterstützt auch die Synchronisation der Abos und des Lesestatus über verschiedene Server. Unterstützt werden: Fever API, Feedbin, Google Reader API, Inoreader, Miniflux und Nextcloud News API. Weitere Server können vorgeschlagen werden. Es gibt noch weitere Einstellungen, auf die ich jetzt nicht weiter eingehen möchte.

Fazit

Fluent Reader ist ein optisch ansprechender und funktional umfangreicher RSS Reader. Wer sich am Electron-Unterbau nicht stört, findet in der Anwendung ein gutes Werkzeug, um die tägliche Informationsflut zu organisieren. Meine beiden Kritikpunkte sind die fehlende Möglichkeit, einen Beitrag mit einem Klick im Webbrowser zu öffnen und, dass es kein 'Gelesen durch Scrollen' gibt.

Quelle: https://hyliu.me/fluent-reader/

Tags

RSS, RSS-Feed, RSS-Reader, Atom, Syndication

Gunther
Geschrieben von Gunther am 10. Juli 2023 um 11:47

Warum "...zum neuen RSS-Aggregator..."? Die aktuelleste Version (GitHub) ist vom 16. Oktober 2022.

Ralf Hersel
Geschrieben von Ralf Hersel am 10. Juli 2023 um 20:52

Das stimmt. Mir kam dieser RSS-Reader 'neu' vor.

Udo Müller
Geschrieben von Udo Müller am 10. Juli 2023 um 11:56

Was spricht gegen Liferea? Klein, fein, schlank (762 kB für die Bin, 2892 kB für die Data), übersichtlich. Mir wird es langsam zu viel, das ganze Electron-Gedöns zu installieren und mir damit die Festplatte vollzuknallen, bloß, um eine Anwendung zu haben, die nahezu das tut, was andere schon lange können. Oft sind solche Apps auch recht langsam beim Start.

Cornelius
Geschrieben von Cornelius am 10. Juli 2023 um 19:53

Mir ist beim Lesen auch kein Vorteil gegenüber Liferea ins Auge gesprungen, außer vielleicht, dass Liferea nicht so viele Server-APIs unterstützt. Für den Plasma-Desktop eignet sich Akregator vermutlich gleichermaßen.

Ralf Hersel
Geschrieben von Ralf Hersel am 10. Juli 2023 um 20:54

Ich mag auch keine Electron-Apps. Trotzdem fand ich diesen RSS-Reader gut gemacht und interessant genug, um darüber zu schreiben. Das Ding startet übrigens sehr schnell; da merkt man kaum etwas von Electron.

Was gegen Liferea spricht? Nichts! Ich verstehe deinen Hinweis nicht. Darf es nur einen RSS-Reader auf dieser Welt geben?

dr.tux
Geschrieben von dr.tux am 11. Juli 2023 um 00:55

Hallo Ralf!

Ich teile durchaus deine grundlegende Kritik an Electron - mit einigen Ergänzungen dazu:

Diese neuartigen Paketformate sind ebenfalls sehr fett, so dass hier der Electron-Overhead auch nicht mehr viel ausmacht. Vor allem bei den heutigen Festplattengrößen!

Was das sich einfügen in die Desktopumgebung angeht, so hängt dies ja u.a. davon ab, ob das jeweilige Programm genau mit dieser DU harmoniert. Ich benutze beispielsweise das "weit verbreitete" Fluxbox, mit dem ja bekanntermaßen "die meisten Anwendungen optisch harmonieren". :-)

Zum vielfach getätigten Ratschlag, nicht Electron zu benutzen (fefe hatte da ja auch mal drauf eingedroschen), stellt sich dann eben auch die Frage nach einer Alternative. Mit dem von den anderen Kommentatoren hier vorgeschlagenen LifeRea komme ich ebenfalls wunderbar zurecht. Da ich aber (entgegen dem Trend) immer noch statische Internetseiten von Hand baue, habe ich dazu etliche Texteditoren gesichtet, die aber nahezu alle für derlei Anwendungen unbrauchbar sind - so dass hier die Wahl nicht so einfach war. Lange Zeit habe ich mit Brackets gearbeitet (electron-basiert) und - nachdem ich hier einige Unstimmigkeiten festgestellt habe (u.a. weil der Darstellungsprobleme mit sehr großen HTML-Dokumenten hat) - arbeite ich seit ein paar Jahren sehr zufrieden mit dem "microsoftfreien" VSCodium (bei dem ich diese ebenfalls vorhandenen Darstellungsprobleme wegkonfigurieren konnte). Ja, das Teil ist fett und der Start benötigt einige Zeit. Aber im Dauereinsatz (mit einigen PlugIns) ist dieses Tool für mich sehr passend. Und da dies auf einem Rechner läuft, der nicht am Netz hängt, interessiert mich da eine eventuelle Sicherheitsproblematik herzlich wenig.

Somit kann es durchaus Szenarien geben, in denen das "ach so schlimme" Electron sehr passend sein kann.

Danke für deine stets kritische Berichterstattung!