Die aktuell bei der Bundesverwaltung eingesetzte Office-Version muss ersetzt werden, weil wichtige Office-Anwendungen ans Ende ihres Lebenszyklus gelangt sind. Sie werden vom Hersteller Microsoft in wenigen Jahren nicht mehr unterstützt. Der Ersatz ist aussergewöhnlich, weil die Nachfolgeprodukte nur noch mit Public-Cloud-Anbindung angeboten werden. Darum hat der Bund zuerst geprüft, ob und wie diese cloud-basierten Anwendungen für die Bundesverwaltung zum Einsatz kommen können. Diese Abklärungen liegen vor und der Bundesrat hat nun den Verpflichtungskredit freigegeben.
Die rechtlichen, organisatorischen und technischen Abklärungen ergaben, dass Microsoft 365 in der Bundesverwaltung eingeführt werden kann. Mit der Einführung sind technische und organisatorische Schutzmassnahmen zu treffen, damit die Software beim Bund geschützt vor dem Zugriff Dritter zum Einsatz kommen kann, heisst es in der Medienmitteilung. Nutzerinnen und Nutzer dürfen in der Cloud von Microsoft keine besonders schützenswerten Daten und keine vertraulichen Dokumente speichern. Die E-Mails und Kalender der Mitarbeitenden der Bundesverwaltung werden weiter vom Bund selber und vor Ort in den Rechenzentren des Bundes verarbeitet und gespeichert.
Der Bundesrat hat für das Projekt einen Verpflichtungskredit über 14,9 Millionen Franken gesprochen. Das Projekt zur Ablösung der bestehenden Office-Lösung wurde 2019 initialisiert und wird voraussichtlich Ende 2025 mit der Migration abgeschlossen sein. Die Einführung von Microsoft 365 ist schrittweise ab der zweiten Hälfte 2023 geplant.
Faktisch ist die Bundesverwaltung heute abhängig von Office-Produkten des Herstellers Microsoft. Ein Anbieter- und Produktwechsel wird zurzeit als zu risikoreich und aufgrund der zahlreichen Abhängigkeiten zu Fachanwendungen als zu aufwendig beurteilt. Zur mittel- bis langfristigen Reduktion der Abhängigkeit wird die Prüfung von Alternativen zu Microsoft 365 weitergeführt. Im Rahmen einer Exit-Strategie prüft der Bereich DTI der Bundeskanzlei auch Open-Source-Alternativen.
Anmerkung des Autors: Zwei bemerkenswerte Sätze habe ich fett geschrieben.
Quelle: https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-93076.html
Das ist so unglaublich. Wie sehr die proprietären Produkte "gebogen" werden, bis es passt. In deutschen Schulen werden untaugliche iPads mit Gastzugang und extra Wolke genutzt, da die reguläre Verwendung nicht datenschutzkonform ist (gut so!).
Datenautonomie sollte wichtiger werden, denn was die Schweiz sich hier antut, merken wir dann beim nächsten Krisenfall.
Grüße
Es ist doch genau das gleiche Problem wie mit dem Gas aus Russland: Jahre lang hat man ganz genau gewusst wie abhängig wir davon sind, aber erst durch den Krieg kam der "aha effekt". Und jetzt schreien alle nach alternativen. Aber vorher hat es keinen interessiert. Warum auch? Es lieft ja... 🤦 Definitiv eine ganz blöde idee auf Office 365 zu setzen. Abhängigkeit, Datenschutz...
Die offizielle Medienmitteilung gibt die Abhängigkeit zu. Das ist den ersten wichtigen Schritt auf dem Weg raus der Abhängigkeit.
Das ist doch nur das kleinste Problem an der Geschichte und fängt schon am System an. https://www.techspot.com/news/97535-windows-11-spyware-machine-out-users-control.html Microsoft 365 ist nur der Zuckerguss oben drauf um die komplette Kontrolle darüber zu erhalten.
Vermutlich sieht man wegen der Altlasten keine Chance, kurzfristig aus der Umklammerung durch Microsoft herauszukommen. Aber die Zeiten ändern sich. Nextcloud und Collabora werden besser - sie machen auch dank von Sponsoren aus dem öffentlichen Sektor in Deutschland vor allem Fortschritte auf dem in dieser Branche besonders wichtigen Feld der Barrierefreiheit - und überhaupt sinkt die Abhängigkeit von Office Produkten tendenziell. Damit werden die Karten in Zukunft neu gemischt. Bleibt dran - es bleibt spannend. Als Schweizer könnt Ihr doch einmal eine Volksinitiative zur Datensouveränität starten :-)