Serie: Ablenkungsfreies Schreiben - Nano

  Fabian Schaar   Lesezeit: 6 Minuten  🗪 5 Kommentare

Nano ist ein einfacher und portabler Terminal-Editor. In diesem Artikel erfahrt ihr, wie er sich als ablenkungsfreie Schreibumgebung einrichten lässt. Das ist gar nicht schwer.

serie: ablenkungsfreies schreiben - nano

Ich beschäftige mich wahnsinnig gerne mit Programmen, die ablenkungsfreies Schreiben erlauben. Irgendwie habe ich daran Gefallen gefunden: Es macht mir Spaß, für mich neue Anwendungen auszuprobieren. Hier bei GNU/Linux.ch habe ich bereits über Programme wie FocusWriter geschrieben. Das ist eine grafische Anwendung, die sich selbst und ihre Bedienoberfläche eher zurücknehmen möchte. Ziel ist es, dem Schreiber an der Tastatur nicht im Weg zu stehen - aber eben auch keinen Raum zur Prokrastination zu bieten. Eine andere Möglichkeit ist es, textbasierte Programme wie den bekannten Editor Vim und die Erweiterung “goyo” zu verwenden. Damit wird der Entwickler-Editor zu einem Programm für Langstreckenschreiber und verfolgt ähnliche Ziele wie auch FocusWriter.

Doch es muss nicht immer Vim sein! Für manche Anwender mag dieser Editor sogar ein bisschen abschreckend wirken. Immerhin kann es schon zur Herausforderung werden, ihn überhaupt zu verlassen. Auch der vielfach belächelte Nano kann dazu dienen, seine Zeit zum Schreiben möglichst produktiv zu nutzen. Schon dass Nano ein Konsolen-Programm ist, stellt dabei einen Pluspunkt dar: Anwendungen, die für das Terminal geschrieben wurden, folgen oft einem einfachen Grundsatz der Unix-Philosophie: Erledige einen Job, aber diesen wirklich gut. Nano bildet hier keine Ausnahme.

In meinen sporadischen Recherchen zum Thema habe ich einmal davon gelesen, dass Nano als ablenkungsfreier Editor verwendet werden kann. Damals dachte ich mir: Das musst du ausprobieren, was ich dann auch getan habe. Allerdings muss ich zugeben, dass ich einige Anläufe mit Nano gebraucht habe, bis mir der Editor wirklich als Schreibumgebung gefallen hat. Es ist eben doch etwas ganz anderes, ob man nun mit einem grafischen Programm arbeitet - oder mit einer Terminal-Anwendung. Im Folgenden möchte ich beschreiben, wie ich Nano als Schreibumgebung eingerichtet habe.

Die Grundlage: Ein Terminal

Nano kommt als Terminal-Editor natürlich nicht ohne genau dieses aus. Eine gut eingerichtete Textkonsole bildet auch bei mir die Grundlage für meine Nano-Umgebung. Derzeit verwende ich KDE und somit auch das Programm “Konsole”, das Plasma mitliefert. Prinzipiell ist meine Terminal-Konfiguration aber sehr einfach. So einfach wohl, dass sie vermutlich mit den allermeisten Terminals funktionieren sollte.

Zunächst einmal habe ich mein Terminal mit einer schön großen Schriftart versehen; unter KDE ist das “Hack” mit der Punktgröße 14. Das Farbschema habe ich auf die “Linux-Farben” umgestellt, sprich: Hellgraue Schrift auf schwarzem Grund. Den Block-Cursor habe ich zu einem senkrechten Strich umgewandelt. Der so eingerichteten Konsole habe ich dann eine Arbeitsfläche gewidmet und sie in den Vollbild-Modus umgeschalten. Danach habe ich die Menüleiste mit der Tastenkombination “Strg + Umschalt + M” ausgeblendet, und voilà: Das Terminal füllt nun den ganzen Bildschirm aus. Wichtig ist noch, im Vorfeld eine Tastenkombination festzulegen, um so schnell zwischen den virtuellen Arbeitsflächen umschalten zu können.

In der Sitzungsverwaltung von KDE habe ich festgelegt, dass zuletzt geöffnete Anwendungen nach einer Neuanmeldung wiederhergestellt werden sollen. Das bedeutet, dass mein Terminal dauerhaft auf seiner Arbeitsfläche wohnen und diese ausfüllen darf. Nano selbst muss ich dann zwar noch selbst starten - aber: Ich habe auch immer ein Terminal griffbereit.

Nano ist genügsam

Meiner Meinung nach ist Nano ein sehr genügsamer Editor. Ich persönlich brauche bei einem gut konfigurierten Terminal gar nicht so viel an Nano selbst zu schrauben. Im Gegenteil: Mir reicht es, beim Start des Editors bestimmte Parameter anzugeben. Eine Liste aller Möglichkeiten gibt Nano aus, wenn man beim Start ‘–help’ anhängt oder die Bedienungsanleitung mit ‘man Nano’ aufruft.

Ich habe mich für vier Parameter entschieden:

  • ‘-S’ oder ‘--softwrap’ sorgt dafür, dass Zeilen visuell aber nicht hart umgebrochen werden, so dass sie nicht über den Bildschirmrand hinaus reichen
  • ‘-L’ oder ‘--nonewlines’ verhindert, dass Nano immer eine leere Zeile an den eigenen Text anhängt. Das finde ich im Schreibfluss wesentlich angenehmer.
  • ‘-a’ oder ‘--atblanks’ bewirkt, dass Worte beim visuellen Umbruch nicht in der Mitte zerrissen werden. Sie werden stattdessen am Leerzeichen umgebrochen.
  • ‘-l’ oder ‘--linenumbers’ zeigt Zeilennummern an der linken Seite des Editors an, was für ein bisschen mehr Orientierung im eigenen Dokument sorgt.

Verwendet man die Kurzformen der Parameter, können diese zusammengefasst geschrieben werden. In meinem Fall ergibt sich so der Nano-Befehl ‘nano -SLal’. Wie ihr merkt, muss ich hierbei keine Konfigurationsdatei ändern. Das könnte ich zwar, möchte ich aber gar nicht. Denn mit den hier angegebenen Parametern eignet sich Nano gut zum Schreiben von langen Texten, weniger für Quelltext. Deswegen möchte ich die hier gezeigte Konfiguration nicht allgemein festschreiben.

Da ich hier nur die Standardfunktionen von Nano verwende, brauche ich auch keine zusätzlichen Erweiterungen oder Bibliotheken installieren, wie das Beispielsweise bei Vim der Fall wäre. Nano ist also wirklich genügsam und funktioniert, wie hier beschrieben, auf jedem System.

Für hart Gesottene

Setzt man die hier vorgeschlagene Konfiguration um, erhält man einen angenehmen und freundlichen Editor im Vollbildmodus. Nano zeigt in dieser Einstellung den Namen der Datei am oberen Bildschirmrand und eine Hilfe für Befehle am unteren Bildschirmrand an. Ich finde das eher hilfreich und nicht störend. Für ganz hart gesottene Minimalisten bietet der Editor noch den Parameter ‘-0’. Dann wird wirklich nichts außer ein blinkender Cursor angezeigt. Weniger geht wirklich nicht.

Nano so zu verwenden, setzt natürlich voraus, dass man die entsprechenden Tastenkürzel zur Nutzung auswendig kennt. Ist das der Fall, hat man aber wirklich eine extrem ablenkungsfreie Schreibumgebung. Mir wäre das schon wieder ein bisschen zu extrem - aber ihr mögt das vielleicht.

Fazit

Mit der richtigen Terminal-Konfiguration und den passenden Startparametern kann man aus Nano leicht eine ablenkungsfreie Schreibumgebung zaubern, die auch von Einsteigern schnell verstanden werden sollte. Dazu trägt nicht zuletzt die kleine Hilfestellung bei, die der Editor am unteren Bildschirmrand bietet.

Nutzt man Vim oder Emacs fällt es leicht, Nano zu belächeln. Ich schätze den Editor aber für seine Zugänglichkeit und komme mit dem angebotenen Funktionsumfang gut zurecht. Allerdings möchte ich hier auch niemandem absprechen, einen anderen Editor zu verwenden, denn: Mein Usecase unterscheidet sich dann doch von anderen, zum Beispiel dem eines Entwicklers. Mir gefällt Nano aber nicht zuletzt auch, weil der Editor in der hier gezeigten Konfiguration wirklich portabel ist, oder anders formuliert: Er funktioniert einfach. Und das auf den meisten Linux-Systemen schon von Haus aus.

Tags

Nano, Terminal, ablenkungsfrei, Schreiben

tuxnix
Geschrieben von tuxnix am 18. März 2024 um 11:20

Das Thema 'ablenkungsfrei' habe ich für mich mit sway erledigt. Was das Schreiben angeht. Klar, wenn man Texte in Markdown editiert, dann kann man jeden Editor nehmen. Weshalb dann nicht auch nano. Aber wenn man das Aussehen nochmal kontrollieren möchte, ist ein Vorschaufenster doch recht praktisch und eine Rechtschreibprüfung ist manchmal auch ganz nett. Bei mir hat sich retext hier sehr bewährt. Zusätzlich gibt es da einen Dateibrowser nur für Markdown Dateien. Für mich jedenfalls die ideale Kombination von Funktionalität und Konzentration aus Wesentliche.

Und jetzt noch eine Detailfrage: Manchmal möchte man in Markdown einen Zeilenumbruch setzen. Das geschieht indem zwei Leerzeichen angehängt werden. Wie macht man das in nano sichtbar?

kamome
Geschrieben von kamome am 19. März 2024 um 23:17

> Zeilenumbruch […] zwei Leerzeichen […] Wie macht man das in nano sichtbar?

Weiß ich zwar leider nicht, aber am besten, indem man asciidoc statt Markdown verwendet ;) Da ist der Zeilenumbruch + am Zeilenende und somit in jedem Editor sichtbar :)

tux.
Geschrieben von tux. am 18. März 2024 um 15:08

Der einzige ablenkungsfreie Editor unter GNU/Linux ist ed ... ;-)

Ich bin ja durchaus GNU-Emacs-Fan, so ungern ich das zugebe, aber wie auch Vim ist das nur mit einigem Aufwand "ablenkungsfrei" zu bekommen. Von denjenigen Texteditoren, die ich häufiger einsetze, ist sam wahrscheinlich derjenige, der ablenkungsfreiem Schreiben am Nächsten kommt. Aber Komfort hat der halt in dieser Hinsicht überhaupt nicht.

Günter
Geschrieben von Günter am 18. März 2024 um 15:22

Und noch eine Detailfrage: Kann man bei Nano die Kopfzeile (Dateipfad und Seite) im Druck mittels Befehl ausschalten? Habe dazu im Netz nichts gefunden.

Günter
Geschrieben von Günter am 19. März 2024 um 12:42

Probieren geht über studieren. Habs gefunden. Nicht in Nano wird der Druckdialog ausgeschaltet, sondern in den Druckereinstellungen der jeweiligen Druckersoftware. Problem gelöst.