Die meisten Leser und Leserinnen haben Frieden geschlossen mit dem besten Terminal-Editor für ihre Zwecke. Ed, Vi, Vim und Emacs möchte ich hier nicht erwähnen; ausser der Tatsache, dass Emacs kein Editor, sondern ein Betriebssystem ist.
Am 1. Mai ist der Editor Nano in der Version 8.0 erschienen. Nano wird in vielen Distributionen als Standard-CLI-Editor vorinstalliert. Die neue Version bringt bemerkenswerte Verbesserungen mit sich.
In diesem Update haben die Nano-Entwickler mehrere Standard-Tastenkombinationen neu definiert, um häufige Aufgaben zu vereinfachen und die Navigation intuitiver zu gestalten. Insbesondere leitet ^F nun eine Vorwärtssuche ein, während ^B eine Rückwärtssuche auslöst. Benutzer, die Suchvorgänge wiederholen möchten, können M-F und M-B verwenden, um in der entsprechenden Richtung zu suchen.
Eine wichtige Neuerung ist die Befehlszeilenoption --modernbindings (-/), die mehrere Tastenkombinationen so ändert, dass sie mit den in anderer Software häufig verwendeten Tastenkombinationen übereinstimmen. Dazu gehören ^Q für Quit, ^X für Cut, ^C für Copy und ^V für Paste. Andere Aufgaben wie Rückgängigmachen ^Z, Wiederherstellen ^Y und Öffnen von Dateien ^O werden ebenfalls von dieser neuen Einrichtung abgedeckt.
Um die Benutzerfreundlichkeit weiter zu verbessern, unterstützt Nano 8.0 jetzt das Öffnen von Dateien direkt an einer bestimmten Zeilennummer durch die Syntax nano dateiname:nummer.
Zu den weiteren Verbesserungen gehören neue Tastenkombinationen für eine einfachere Textmarkierung und Navigation innerhalb des Textes. Die Tasten Alt+Home und Alt+End wurden so programmiert, dass sie zur ersten bzw. letzten sichtbaren Zeile der Datei springen, wobei die horizontale Cursorposition erhalten bleibt. Aber die Neuerungen hören hier nicht auf.
Nano 8.0 bietet auch eine einzigartige Funktion für Benutzer, die mit Farbcodes arbeiten. Bei Verwendung der RGB-Notation, bei der alle drei Ziffern identisch sind, wird der Code nun direkt auf die Xterm-Grauskala abgebildet. Dieses Update ermöglicht den Zugriff auf vierzehn Graustufen und erweitert damit die Möglichkeiten für Entwickler, die bei ihrer Arbeit mit Farbcodes arbeiten.
Bei der Verwendung von Makros oder Bindungszeichenfolgen löscht eine neue Sicherheitsfunktion den Tastenanschlagspuffer, wenn ein Fehler erkannt wird, und verhindert so unbeabsichtigte Aktionen während der Makroausführung. Ausserdem wurde das Mausrad so aktualisiert, dass es durch das Ansichtsfenster scrollt, anstatt den Cursor zu bewegen, was die Navigation weiter vereinfacht.
Alle Neuerungen findet ihr in den Releasenotes zur Version 8.0.
Meine Meinung
Ich habe nie Ed, Vi, Vim oder Emacs verwendet. Nano war viele Jahre meine Wahl, wenn es um das Editieren von Texten im Terminal ging. Dabei haben mir die Key-Bindings nie zugesagt. Aktuell läuft bei mir Nano 7.2:
Ich weiss nicht, ob die Tastenkombinationen irgendeinem Standard (POSIX, VI) entsprechen. Für mich waren sie immer ein Grund des Verdrusses. In den Jahrzehnten, in denen ich mit Computern arbeite, gelten diese Standards:
- Kopieren: Ctrl+C
- Ausschneiden: Ctrl+X
- Einfügen: Ctrl+V
- Speichern: Ctrl+S
- Schliessen: Ctrl+Q
- Suchen: Ctrl+F
- usw.
Ich habe nie verstanden, warum Nano zum Standard-CLI-Editor in vielen Distros wurde, obwohl er (für mein Empfinden) ungewöhnliche Key-Bindings verwendet. Seit einigen Jahren verwende ich Micro als Terminal-Editor. Joël hat über dieses Werkzeug vor drei Jahren einen Artikel geschrieben. Micro bietet seit Jahren, was Nano jetzt mit der Version 8.0 nachliefert. Mehr noch: Micro verwendet die benutzerfreundlichen Key-Bindings als Standard. Bei Nano 8.0 muss man diese mit der Option nano --modernbindings erzwingen.
Die Key-Bindings in Micro sind per Default natürlicher als in Nano. Auch alle anderen Optionen, wie Farbmarkierung und Suche gibt es bei Micro seit Langem.
Pro-Tipp
Falls euch der aktuell beste CLI-Editor am Allerwertesten vorbeigeht, könnt ihr einen Alias in eurer Shell-Konfiguration einrichten:
export EDITOR=micro (oder nano, vi, vim, nano, oder was immer ihr möchtet)
function e() {
micro $1
}
Damit könnt ihr eine Textdatei im Terminal mit dem Kommando e name_der_datei öffnen. Sobald eine neue Editor-Sau durch das Dorf gejagt wird, wechselt ihr einfach den Eintrag in der Shell-Konfiguration und könnt den Editor im Terminal weiterhin mit e starten.
Mir ist bewusst, dass das Thema CLI-Editor eine Saite in euch schwingen lässt. Daher bin ich auf eure Kommentare gespannt.
Quellen:
Also emacs ist schon eine tolle Sache, solltest Du dich mal mit befassen. Bald wollen die auch mal einen guten Editor implementieren,
Was die neuen Keybindings betrifft, wäre noch anzumerken:
Legt man einen Symlink zu nano an, welcher mit "e" beginnt (z.B. enano ... oder halt nur e), dann werden automatisch die neuen Keybindings verwendet.
RE: "Emacs kein Editor, sondern ein Betriebssystem"
Ja. Emacs ist aber trotzdem AUCH ein Editor. Und sehr wahrscheinlich sogar die einzige existierende echte "Eierlegende Wollmilchsau". Interessierte sollten sich dieses Video einmal ganz genau ansehen und es wird sofort klar, GENAU SO sollte eigentlich jeder Computer mit einem Basisystem für den täglichen Arbeitseinsatz funktionieren - noch effizienter arbeiten ist fast unmöglich. Einziger kleiner Nachteil ist die anfängliche Lernphase, doch danach hat man ein ziemlich perfekt funktionierendes System: https://www.youtube.com/watch?v=Ea_-TaEGa7Y
Das "Modul" ORG MODE https://orgmode.org/ ist übrigens seit einigen Jahren standardmässig in Emacs enthalten. Weitere Informationen finden sich hier: https://karl-voit.at/2023/05/16/Emacs-Org-deutsch/
Hier ist noch ein schönes emacs-Erklärvideo: https://www.youtube.com/watch?v=urcL86UpqZc
Also ich bin da faul. Ich nehme einfach den Texteditor, der in der Dateischubse Midnight Commander drin ist. Dieses Programm hat zwar auch etwas ungewöhnliche Keybindings, aber die werden ja deutlich sichtbar angezeigt. Und es macht ja auch Sinn, Textdateien, die man gerade herumgeschubst hat, direkt mit dem gleichen Programm bearbeiten zu können.
Der beste CLI-Editor ist natürlich sam. Quasi ed mit besseren regulären Ausdrücken - und mit eingebautem Remote- und GUI-Modus. ;-)
Aber GNU Emacs, das ein Lisp-Machine-Simulator MIT hervorragendem Editormodul ist, ist auch ganz ok.
Ach, vielleicht eins noch:
Ich habe nie verstanden, warum Nano zum Standard-CLI-Editor in vielen Distros wurde, obwohl er (für mein Empfinden) ungewöhnliche Key-Bindings verwendet.
Du hast es "natürlich" genannt, aber das ist es nicht. Nano ist - das sagt der Name schon - ein Nachbau von Pico, dem Texteditor des Mailprogramme Pine (heißt mittlerweile Alpine). Das ist seit 1992 öffentlich verfügbar, zunächst nur für Unixsysteme. Unix lief 1992 noch nicht so recht auf IBM-PCs (das kam erst im Laufe des Jahres), weshalb das, was IBM ab 1987 vereinheitlicht hat (eben Strg+X/C/V), hier nicht relevant war. Hinzu kommt: Nicht jeder hat mit Windows angefangen. Unter macOS ist es die "Windowstaste" (die in GNU Emacs "Supertaste" heißt, das hat Gründe, die noch wesentlich älter sind als Windows) statt Strg, trotzdem fändest du "Win+X" wahrscheinlich auch unnormal, oder? ;)
Also ich habe in den letzten Monaten helix lieben gelernt. Helix ist vim sehr ähnlich und doch deutlich benutzerfreundlicher und in der Konfiguration um Meilen intuitiver. Man braucht keine Programmiersprache zu lernen um den Editor anzupassen und die Standardeinstellungen sind deutlich humaner.
Keybindings zu ändern finde ich keine gute Idee. Wenn ich ein Program verwende, muss ich bis zu einem gewissen Grad die keybindings lernen. Und dann kommen plötzlich andere und ich soll umlernen. Das kostet Zeit und Nerven. Besser finde ich, eine umfassende Konfigurierung der keybindings zu ermöglichen. Dann kann man selbst entscheiden, wenn man etwas anderes will. Und zwar bereits ganz vorne in der Konfig-Kette, nicht wie bei Emacs, wo dann in einem anderen Modus plötzlich die selbst definierten Keys nicht mehr funktionieren und der Editor endlos zum Starten braucht, weil er erst die Defaultbelegungen und dann die umdefinierten laden muss.
Ich konnte nicht widerstehen: Hier die Google Trands zu emacs vs vi vs nano: https://imagebin.ca/v/81mQJ92WCNPQ
Was natürlich nur beweist, dass es die meisten Unklarheiten zu vi und nano gibt und emacs kaum Fragen aufwirft ;-)
Ich bin doch immer wieder verblüfft, mit welcher Selbstverständlichkeit hier auf GNU/Linux.ch die Windowswelt als Maß aller Dinge gesehen wird.
Hallo Ralf, ich finde Deinen Pro-Tipp cool, aber wenn man den Editor wechsel möchte muss man zwei Dinge ändern. Jeweils das Wort micro durch einen anderen Konsolen-Editor ersetzen.
Also warum nicht lieber hiermit:
Damit braucht man nur noch den
export EDITOR
ändern und kann mite [Datei]
wie gewohnt weiter arbeiten. Wäre es so nicht etwas leichter Ralf?Ansonsten bin ich mit
nano
recht gut klar gekommen - bis ich den wechsel zuvim
vollzogen habe. Die normal Key-Mappings waren bei mir genauso - da ich mit Windoof angefangen habe - bis ich die erste Linux-Magazin in händen hielt. Das war ein erlebnis Knoopix auf CD-ROM, echt cool damals. Da konnte ich auch zum erstmal Programmieren, was unter Windoof nicht ging, da der blöde compiler fehltegcc
odercc
. Danke für deinen Beitrag von der neuen Nano-Version.Ja, das ist noch besser. Danke