Serie: Musik-Streamer - Konnektivität

  Ralf Hersel   Lesezeit: 7 Minuten  🗪 9 Kommentare

Mit der Auswahl eines geeigneten Musikstreaming-Dienstes ist es nicht getan. Der Sound sollte auch bei den Lautsprechern ankommen.

serie: musik-streamer - konnektivität

In unserer Serie über Musik-Streamer geht es in erster Linie um die Angebote der verschiedenen Streaming-Dienste. Welcher Dienst, für wen der beste ist, hängt von vielen (persönlichen) Präferenzen ab. Als da wären, das Song-Angebot, die Qualität der Musik, die Bezahlung der Künstler oder die Benutzungsfreundlichkeit der Anwendungen. Je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, desto mehr Kriterien geraten in den Fokus.

Dieser Artikel befasst sich damit, wie man die Musik von der Anwendung zu den Lautsprechern bringt. Obwohl das trivial klingt, ist das Gegenteil der Fall, wie ich aus eigener Erfahrung berichten werde.

Hier ist ein allgemeines Schema, wie es bei euch aussehen könnte:

In den meisten Fällen (nehme ich an) wird die Musik vom Smartphone direkt an ein Bluetooth-fähiges Endgerät gestreamt. Das kann auch vom Notebook oder einem PC geschehen. Beim Endgerät handelt es sich meistens um Bluetooth-fähige Lautsprecher oder Verstärker.

Bluetooth

Aus Gründen der Bequemlichkeit, vermute ich, dass viele Anwender:innen vom Streaming-Client auf dem Smartphone oder Notebook über Bluetooth an das Endgerät übertragen. Diese einfache Lösung hat jedoch ein paar Haken. Bluetooth ist nicht gleich Bluetooth. In meinem Fall überträgt das Smartphone (Fairphone 5, /e/OS) das Signal an die Aktivlautsprecher (Nubert nuPro XS-6000 RC) nur in minimaler Lautstärke. Die Lautstärke ist so gering, dass man fast nichts hört, selbst bei voller Verstärkung aufseiten der Lautsprecher. Vermutlich liegt das an inkompatiblen Bluetooth-Formaten.

Die Aktivlautsprecher empfangen Bluetooth im Format "aptX HD-Audio"; mehr geht nicht. Android 13 kann das jedoch nicht; zumindest nicht auf meinem Gerät:

In den Bluetooth-Einstellungen auf dem Smartphone heisst es zwar "HD-Audio", schaut man jedoch (mit eingeschalteten Entwickleroptionen) in die Bluetooth-Audio Codecs, sieht man das:

"aptX HD-Audio" steht nicht zur Verfügung. Das ist verwirrend, und ich weiss nicht, ob es der Grund für die geringe Lautstärke bei der Übertragung ist. Vielleicht blickt von unseren Lesern jemand da durch; Kommentare sind sehr willkommen. Als Ergänzung möchte ich erwähnen, dass das Smartphone in normaler Lautstärke an andere Bluetooth-Empfänger (UE Boom 2) überträgt. Auch das Streamen vom Notebook über Bluetooth an die nuPro XS-6000 RC gelingt ohne Lautstärkeunterschiede. Als weiteren Test habe ich es mit einem anderen Smartphone probiert. Auch von diesem Gerät war die Lautstärke an den Lautsprechern viel zu gering.

Nach meinen Tests gehe ich davon aus, dass es an einer Inkompatibilität bei den Bluetooth-Einstellungen liegt.

Nachtrag

Und es funktioniert doch. Der CODEC auf Seiten des Smartphones kann nur eingestellt werden, wenn sowohl das Smartphone als auch der Empfänger (Lautsprecher) eingeschaltet und gekoppelt sind. Als dann kann in den Entwickleroptionen auf dem Handy der passende CODEC gewählt werden:

Wie man sieht, wird der aptX HD-Audio mit einer Abtastrate von 48 kHz und einer Breite pro Sample von 24 Bits verwendet. 96 kHz wird nicht unterstützt, aber hey, was soll es. Somit kann ich von meinem Fairphone 5 per Bluetooth in relativ guter Qualität direkt an die Nubert-Aktivlautsprecher streamen.

Connect

Die meisten Streaming-Anbieter unterstützen das direkte Streamen auf das Wiedergabegerät und nennen es Connect. Voraussetzung dafür ist, dass das Endgerät dieses Verfahren unterstützt. Grösstenteils sind das Hersteller von Audio-Geräten wie Sonos, Focal, Grado, KEF, JBL und viele andere. Die Software in diesen Geräten (Streamer, Verstärker, Aktiv-Lautsprecher) bezieht den Musik-Stream direkt vom Anbieter (Tidal, Spotify, Qobuz, usw.). Eigentlich ist das nichts anderes als eine Server-Variante des Clients auf dem Smartphone oder PC.

Connect-Appliances bei Qobuz oder bei Tidal

Ausserdem gibt es verschiedene Appliances, die man auf einem Server (z. B. Raspberry Pi) installiert, um den Musik-Stream von dort an die Lautsprecher weiterzuleiten. Bekannte Vertreter dieser Appliances sind Kodi bzw. LibreELEC, Volumino oder Roon. Das Problem bei diesen Appliances ist, dass man dafür in der Regel ein ganzes Gerät opfern muss. Für den Raspberry Pi werden sie als ISO-Images angeboten. Damit macht der Raspi dann nichts anderes, als was von der Appliance vorgesehen ist. Der Server wird zum One-Trick-Pony.

Wer ein Gerät mit eingebauter Connect-Funktion hat, kann sich glücklich schätzen. Manche HiFi-Anbieter verkaufen Zusatzgeräte, um ihr Verstärker oder Lautsprecher Connect-fähig zu machen. Wer kein Extra-Geld für weitere Geräte ausgeben möchte, ist eher an einer Lösung interessiert, die sich mit Bordmitteln umsetzen lässt. Daher möchte ich noch einmal mein Audio-Setup vorstellen:

Ich übertrage meine Konserven-Musik und Internetradio-Sender von einem Raspberry Pi 4 per USB-Kabel an Aktivlautsprecher. Das könnte auch ein Verstärker sein, der einen USB-Input hat. Line-in empfehle ich nicht, weil der DAC (Digital Audio Converter) des Raspis bekanntermassen schlecht ist. Eine USB-Übertragung ist viel besser; dann kann sich der DAC in eurem Verstärker oder den Lautsprechern darum kümmern.

Auf meinem Raspi läuft (neben vielen anderen Anwendungen) der Music Player Daemon (MPD) für lokale Musik und Internetradio. Das Schöne daran ist, dass sich die Musikwiedergabe von diversen Endgeräten steuern lässt. Für Android-Phones empfehle ich MALP und für den Linux-Desktop die Anwendung Ymuse. Wer eine Fernsteuerung der Musik aus dem Terminal wünscht, kann ncmpcpp nehmen. Leider gibt es für MPD keine Plug-ins für die Musikstreaming-Dienste. An dieser Stelle kommt Mopidy ins Spiel, sozusagen ein Plug-in-Replacement für MPD. Um euch einen Vorgeschmack auf einen der nächsten Artikel in dieser Serie zu geben: hier ist ein Überblick der Extensions, die es für Mopidy gibt.

Tags

Musik, Musik-Streamer, Lautsprecher, Verbindung, USB, Bluetooth

Patrick
Geschrieben von Patrick am 6. März 2024 um 10:04

Hallo Ralf,

zu den fehlenden Codecs kann ich dir sagen, mein fast 6 Jahre altes Bastel Mi Mix 2s, hatte ursprünglich den apt-X Codec, nach der LineageOS installation war dieser verschwunden. Das hat mit der Lizensierung zu tun, apt-X ist proprietär, ähnlich Google Cast und auch Widevine DRM. Das ist leider der Preis für eine Custom ROM, es gab mal die Möglichkeit ein apt-X Modul via Magisk nachzurüsten, vielleicht startest du mal eine Suche.

Viele Grüße Patrick

Ralf Hersel Admin
Geschrieben von Ralf Hersel am 6. März 2024 um 17:48

Fairphone (/e/OS) zahlt anscheinend die Lizenzgebühren für den apt-X Codec an Qualcomm. Ich habe im Artikel einen Nachtrag dazu geschrieben.

tuxnix
Geschrieben von tuxnix am 6. März 2024 um 10:04
TR
Geschrieben von TR am 6. März 2024 um 16:31

Bluetooth, nicht bei mir. Ich bevorzuge Kabelverbindungen auch zwischen Handy und Kopfhörer. Bei Bluetooth ist doch die Qualität echt egal.

Ralf Hersel Admin
Geschrieben von Ralf Hersel am 6. März 2024 um 18:07

Die Aussage "Bei Bluetooth ist doch die Qualität egal" ist nach meiner Meinung verkehrt herum. Richtig ist doch: "Wenn Bluetooth gute Qualität ermöglicht, kann man es nutzen". Wie im Artikel geschrieben, nutzen viele Anwender den bequemen Weg einer Bluetooth-Übertragung vom Handy an die Lautsprecher. Wenn das in hoher Qualität möglich ist, umso besser.

Norbert
Geschrieben von Norbert am 6. März 2024 um 23:31

Bluetooth und WLAN scheiden bei mir aufgrund der störanfälligen und grottenschlechten Qualität als Übertragungsmedium aus. Bluetooth geht höchstens für Podcast und Hörbuch. Mein DIY Streamer hängt per LAN am Netzwerk und geht mit Kabel zum Verstärker. Alles andere ist nur für Hintergrundbedudelung geeignet

Norbert
Geschrieben von Norbert am 6. März 2024 um 23:39

"weil der DAC (Digital Audio Converter) des Raspis bekanntermassen schlecht ist." Das ist richtig aber lässt sich für wenig Geld ändern. Z.B. mit https://www.hifiberry.com/

Benno
Geschrieben von Benno am 11. März 2024 um 23:09

Danke an Ralf für den Artikel und an Norbert für den Vorschlag für einen DAC. Meine HiFi-Anlage hat keinen USB-Anschluss (höchstens einen TOS-Link-Input) und ich bin auf der Suche nach einem guten DAC für Raspi. Neben dem Vorschlag von HiFiBerry von Norbert bin ich noch auf einen online Shop gestossen: Pimoroni.com sowie auf das Board Pi-Midi. Welche Erfahrung bzw. Empfehlung hätte noch die Community bzgl. DAC für Raspi (eventuell mit Midi-Interface) ? Danke.

Ralf Hersel Admin
Geschrieben von Ralf Hersel am 11. März 2024 um 23:23

Warte mal ab, bis die Serie fertig ist. Da kommt noch was für Dich.