Lorien ist ein grafischer Editor, der auf das Prinzip der "unendlichen Leinwand" setzt. Damit empfiehlt sich das Programm für nicht-lineare Präsentationen und das Brainstorming. Als Besonderheit setzt die Anwendung auf die freie Spiele-Engine Godot.
Das Projekt beschreibt es so: "Lorien ist eine Zeichen/Notizen-App mit einer unendlichen Leinwand, die auf Leistung, kleine Speicherdateien und Einfachheit ausgerichtet ist. Sie basiert nicht auf Bitmap-Bildern wie Krita, Gimp oder Photoshop; sondern speichert Pinselstriche als eine Sammlung von Punkten und rendert sie zur Laufzeit (ähnlich wie SVG). Sie ist in erster Linie als digitales Notizbuch und als Brainstorming-Tool gedacht. Es kann zwar durchaus zur Erstellung kleiner Skizzen und Diagramme verwendet werden, ist aber nicht als Ersatz für traditionelle Kunstprogramme gedacht, die mit Bitmap-Bildern arbeiten. Es ist vollständig in der Godot Game Engine geschrieben."
In der Version 0.5.0 bietet Lorien die Basisfunktionen, um auf der Leinwand zu zeichnen: Pinsel, Rechteck, Kreis, Strich, Radiergummi, Auswahl, Zeichenfarbe, Strichdicke und Undo. Die Dateien werden im eigenen Binärformat gespeichert, welches sich in keinem anderen Programm öffnen lässt.
Diese Funktionen bietet Lorien:
- Unendliche Leinwand
- Unendliches Rückgängigmachen/Wiederherstellen
- (Fast) Unendlicher Zoom
- Unendliches Raster
- Ablenkungsfreier Modus
- Extrem kleine Speicherdateien (binäre Vektordaten, keine Bitmap)
- Gleichzeitiges Arbeiten an mehreren Dokumenten
- Werkzeuge: Freihandpinsel, Radiergummi, Linienwerkzeug, Rechteckwerkzeug, Kreis-/Ellipsenwerkzeug, Auswahlwerkzeug
- Verschieben und Löschen ausgewählter Pinselstriche
- SVG-Export
- Eingebaute und benutzerdefinierte Farbpaletten
- Entwickelt für die Verwendung mit einem Zeichentablett (Wacom, etc.). Unterstützt auch Druckempfindlichkeit
- Eine kleine Überraschung beim Drücken von F12
- Läuft unter Windows, Linux und macOS
- Lokalisierungen: Englisch, Deutsch, Italienisch, Koreanisch, Russisch, Spanisch, Türkisch, Brasilianisches Portugiesisch
Berücksichtigt man den frühen Entwicklungsstand, finde ich das Funktionsspektrum und die Stabilität bemerkenswert. Obwohl die Dateien in einem proprietären Binärformat gespeichert werden, um deren geringe Grösse gewährleisten zu können (das Titelbild belegt knapp 18 kB), kann man die Grafik im SVG-Format exportieren. Dabei gehen jedoch Attribute verloren, z. B. die Strichdicke:
SVG-Export einer Lorien-Datei
Zur Funktionsliste von Lorien habe ich zwei Anmerkungen: Das F12-Osterei führt dazu, dass ein kleiner Astronaut den Vektor ab der Mausposition entlangläuft, was sehr niedlich ist. Der (fast) unendliche Zoom stellt meiner Meinung nach das grösste Problem der Anwendung dar; doch dazu später mehr.
Welchen Vorteil die Verwendung der Godot Game Engine bringt, erschliesst sich mir nicht. Das Rendering funktioniert genauso gut, wie in allen anderen vergleichbaren Anwendungen. Die eher spärliche Projektseite und das Manual, bieten dazu keine weiteren Informationen.
Wer Lorien ausprobieren möchte, kann den Tarball herunterladen, auspacken und die Datei Lorien.x86_64 ausführen. Das läuft gut, ist schnell und stabil.
Den Elefanten im Raum möchte ich gerne in einem weiteren Artikel enthüllen. Darin gehe ich auch auf den (fast) unendlichen Zoom und die höheren Weihen von Tools wie Lorien ein. Hier ist ein Teaser-Bild für euch, damit ihr eine Ahnung davon bekommt, worum es im nächsten Beitrag geht:
Sorry für meine miserablen Zeichenfähigkeiten.