Unendliche Weiten: Präsentationen

  Ralf Hersel   Lesezeit: 6 Minuten  🗪 1 Kommentar

Alternative Präsentationen mit einer unendlichen Leinwand und einem unendlichen Zoom.

unendliche weiten: präsentationen

Dieser Artikel ist eine Fortführung des Beitrags über die Anwendung Lorien, über die ich vor einer Stunde geschrieben habe. Lorien hat mich getriggert, weil darin die Versprechung von Prezi-ähnlichen Präsentationen steckt. Die Stichwörter dafür sind "unendliche Leinwand" und "unendlicher Zoom".

Das grosse Ganze

Nun geht es nicht mehr um eine neue Zeichenanwendung, sondern um eine Präsentationstechnik. Wer Präsentation hört, denkt Powerpoint (oder Folien, oder LibreOffice Impress). Dabei handelt es sich um die Digitalisierung einer analogen Technik: Eine Rednerin steht vor einem Publikum, hat einen Stapel Karten in der Hand und navigiert linear durch die vorgefertigte Präsentation: Karte für Karte, Folie für Folie. Neben der Tatsache, dass hiermit das analoge Vorgehen eins zu eins ins Digitale übernommen wird, ist diese Präsentationstechnik der Garant für maximale Langeweile und Unflexibilität. Lest weiter, wie das besser geht, und was Lorien damit zu tun hat.

Ich möchte hier keine Vorlesung in Präsentationstechnik halten, sondern nur den Unterschied zwischen linearer und nicht-lineare Technik aufzeigen und mögliche Werkzeuge dafür nennen. Wer unbedingt dem veralteten linearen Ansatz folgen möchte, ist mit LibreOffice Impress bestens bedient. Gute Redner:innen und kreative Geister benötigen keine Unterstützung, sondern können ihr Publikum mit freier (sic) Rede informieren, überzeugen und begeistern. Die wenigsten von uns haben diese Gabe und brauchen daher einen roten Faden.

Beim linearen Vorgehen hangelt man sich von Folie zu Folie und liest schlechtesten falls den Text davon ab. Das wirkt meist sehr bürokratisch und unvorbereitet. Den Mittelweg zwischen freier Rede und Folien-Hopping, würde ich als "big picture presentation" bezeichnen.

Das Problem beim Folien-Hopping ist der von vornherein festgelegte Präsentationsweg. Wehe, jemand stellt eine unvorbereitete Frage; wehe, jemand möchte lieber bottom-up, statt top-down an das Thema herangehen. Folien sind sehr unflexibel und gestatten kaum Reaktionsmöglichkeiten auf die Bedürfnisse der Zuhörer:innen. Beim Big-Picture Ansatz ist das ganz anders.

Die gesamte Präsentation wird in einem grossen Bild entworfen. Die unterstützenden Elemente sind dabei, das Verschieben und das Zooming. Um das Prinzip zu verdeutlichen, habe ich eine (proprietäre) Prezi-Präsentation eingebunden:

Im letzten Beitrag über Lorien habe ich versucht, diese Idee abzubilden. Es gibt Galaxien, es gibt Sonnensysteme und es gibt die Erde als Planet. Nun kann man mit Verschieben des Bildausschnitts und Zoomen in Teilbereiche, den Fokus auf einen Aspekt des Vortrags lenken.

Dabei ist man unabhängig vom Diskussionsverlauf während der Präsentation. Es spielt keine Rolle, ob jemand den Detaillierungsgrad ändern möchte oder lieber vom Speziellen zum Allgemeinen, als vom Allgemeinen ins Spezielle gehen will. Das "Grosse Ganze" erlaubt ein Navigieren auf beiden Ebenen: Detail oder Aspekt.

Leider gibt es bei Lorien keinen unendlichen Zoom, was jedoch nötig ist, um den "Big Picture" Ansatz zu fahren. Ansonsten gerät man beim Anlegen der Präsentation in Probleme: auf welcher Zoom-Ebene soll man seine Präsentation beginnen? Zu Beginn weiss man das noch nicht. Falls von Anfang an klar ist, dass man top-down präsentieren möchte, wählt man ein niedriges Zoom-Level, sodass es genügend Spielraum für Detailzeichnungen gibt, in die man hineinzoomen kann. Beim bottom-up Vorgehen, beginnt man mit einer hohen Zoom-Stufe, erstellt dort die Details und fügt diese zum grossen Bild zusammen.

Die unendliche Leinwand ist ebenfalls wichtig, damit man die Präsentation in alle Richtungen ausdehnen kann, ohne dabei an Ränder zu stossen.

Wer Gefallen an dieser Art der Präsentation findet, kann sich auch diesen Beitrag von Hanser ansehen, indem Inkscape als Werkzeug verwendet wird. Animierte Präsentationen, die dem Prezi-Stil näherkommen, lassen sich mit dem Werkzeug Sozi erstellen. Eine andere Möglichkeit, um Big Picture Präsentationen zu entwerfen, ist die Mindmap-Technik. Diese ist zwar formaler und strukturierter als die Freihandzeichnungen in Lorien, kann jedoch mit Bildern und Grafiken aufgepeppt werden. Als Werkzeug dafür empfehle ich Minder, über das hier auch schon geschrieben wurde.

Quellen:

Tags

Prezi, Unendlich, Canvas, Leinwand, Zoom, Präsentation

Lennart
Geschrieben von Lennart am 20. Juni 2022 um 15:50

„Wer unbedingt dem veralteten linearen Ansatz folgen möchte, ist mit“ LaTeX Beamer am besten bedient. Soweit eine kleine Anmerkung von mir. Dann hat man die besten Voraussetzungen für eine gelungene lineare Präsentation. Wer es lieber anders mag, findet hier ja einige Optionen, danke dafür :)