Die folgende Auflistung sind Ideen, die aus Frust ab der aktuellen Lage in Sachen Freie Gesellschaft zusammengetragen wurden und stellen meine persönliche Meinung dar.
UNO nimmt Vorreiterstellung ein in Bezug auf Verbreitung von Freier Software
Die UNESCO erklärt Freie Software als Weltkulturerbe und ermöglicht dementsprechend dessen weltweite Förderung in der Bildung nebst den OER. Die UNO erklärt die Digitale Souveränität als 18. SDG (Sustainable Development Goal) und zeigt Wege auf, wie dies mit Freier Software erreicht werden kann. Nicht nur bei Universitäten, sondern auch bei Schulen der Sekundarstufe 1 und 2 werden OERs zum Standard. Initiativen wie die zebis.digital, wo man OER einfach erstellen und remixen kann, werden von der EDK gefördert und von Bildungsräumen (wie z.B. von der FHNW) multipliziert, in der Schweiz längerfristig zum Standard gemacht.
EU fördert Freie Software und Nachhaltigkeit per Gesetz
Die EU setzt ihre Open-Source-Strategie konsequent um, entsprechend der Idee der "Public Money, Public Code"-Initiative der FSFE. Sie zwingt auch Hardware-Hersteller zu Interoperabilität, sprich nach der Standardisierung von Netzgeräte auf USB(-C) werden nun auch Akkus standardisiert und müssen auswechselbar sein, genauso wie der Mechanismus zum Auswechseln eines kaputten Displays. Die Vorschrift zwingt Hersteller auch dazu, Ersatzteile mindestens 7 Jahre zur Verfügung zu stellen. Ähnliche Offenheit wird auch beim Betriebssystem vorausgesetzt: Gleich wie bei der Browser-Wahl, so kann man nun beim ersten Einschalten auch das Betriebssystem frei wählen (KDE Plasma Mobile, CalyxOS, Stock-Android, etc.).
Digital-Label
Es entsteht – ähnlich wie bei Fairtrade – ein Label der europäischen Digitalwirtschaft, welches Firmen auszeichnet, die einen Vorbildcharakter für die Digitalwirtschaft haben, also sich speziell für die Förderung von Freier Software und Datensouveränität einsetzen. Dieses Label wird von den Konsumenten wahrgenommen und etabliert sich gleich wie Bio oder Fairtrade in Zukunft als Standard.
Der Süden macht's besser
Die südlichen Länder eifern nicht mehr dem Norden hinterher, wenden sich von ab von proprietären Modellen hin zu Freier Software, weil sie beginnen, dessen Mehrwert zu erkennen. Diese Abkehr vom Modells des datenhungrigen und gewinnoptimierenden imperialistischen Nordens bietet ihnen die Chance, sich neu zu positionieren. Sie ergattern sich damit ein Stück vom Kuchen der boomenden Digitalwirtschaft. Innovative Köpfe vereinigen sich, gründen vermehrt Start-ups und schaffen es, mit Produkten und Dienstleistungen, die auf Freier Software basieren, die Wirtschaft ihres Landes substanziell zu fördern. Besonder die Orange Economy schliesst sich diesem Trend an.
Der Bund fördert Freie Software
Die Schweiz lanciert eine Digital-Offensive für Freie Software. In Zusammenarbeit mit der EDK werden Gelder gesprochen, um ein Kompetenzzentrum für Bildung mit Freier Software zu schaffen, wo Best-Practice-Beispiele der Verwendung von Open-Source im Bildungsbereich aufbereitet und allen zugänglich gemacht werden. Dozenten von Pädagogischen Hochschulen können sich hier weiterbilden und lernen nicht nur die technischen, sondern auch sozialen Implikationen von Freier Software vertieft kennen. Auch können Kantone und ICT-Verantwortliche der Sekundarstufe 1 und 2 und (Fach-)Hochschulen massgeschneiderte kostenlose Weiterbildungsangebote erhalten.
Was ist Freie Software? Quelle: FSFE
Lobbying mit Grenzen
Das Lobbying der grossen Tech-Firmen wie GAMAM (Google, Apple, Meta, Amazon und Microsoft) wird europaweit gezielt unterbunden, mit entsprechenden Gesetzen. Auch in der (reaktionären) Schweiz werden die Abhängigkeiten und Verstrickungen erkannt und lassen Politiker/-innen nicht mehr kalt. Es wird eine neue Generation von Politiker/-innen in Gremien gewählt, die sich dessen bewusst sind und sich nicht von Lobbyisten manipulieren lassen. Es werden in Folge politische Gegenmassnahmen vom Bund und Kantonen gegen GAMAM ergriffen.
Trend zu freien Messengern
Nach dem Wechsel der öffentlichen Verwaltungen in Frankreich zu Matrix wird ein Trend angestossen, wonach eine Regierung um die andere in Europa auf ein freies Protokoll setzt und dieses finanziell/mit Stellenprozenten unterstützt.
Eine freie Creative Suite
Eine millionenschwere Stiftung nimmt sich dem Projekt einer Freien Alternative zur Adobe Creative Suite an (inkl. Cloudanbindung), wo einerseits neue fehlende Komponenten (z.B. eine Alternative zu Adobe Effects) entwickelt werden und andererseits die erfolgreichsten bestehenden Projekte der jeweiligen Medienproduktion vollständig integriert werden - vom Design, den Funktionen und der Interoperabilität her. Damit wird ein reibungsloser Austausch aller möglichen Grafik/Audio/Video-Datenströme möglich, beispielsweise zwischen Notensatzprogrammen (wie Musescore), DAWs (wie Ardour) und Video-Editoren (wie KDEnlive), oder zwischen oder Grafik-(wie Krita) und Publishing-(wie Scribus), CAD-(z.B. FreeCAD) und 3D-Programmen (z.B. Blender).
Impfstoffe und Saatgut werden Open-Source
Analog zum Beispiel des Open-Source Vakzin „Corbevax“, der vom Entwickler Peter Hotez patentfrei der Welt zur Verfügung gestellt wurde, folgen weitere (allen voran schweizerische Pharma-)Produzenten, die ihre langjährigen Impfstoffe, welche die R&D-Kosten eingebracht haben, open-sourcen, womit Länder des Südens die Chance erhalten, ihre eigenen Produktionslinien aufzubauen, damit die Finanzströme nicht wieder in den Norden abfliessen.
Der Bund erkennt die Problematik an, dass ein Grossteil unseres Saatguts von nur wenigen grossen Konzernen kontrolliert wird und setzt sich in der Landwirtschaftspolitik als Schwerpunkt, die Initiative der Open-Source-Lizenz für Saatgut voranzutreiben. Damit wird die Abhängigkeit von Grosskonzernen verringert und die Biodiversität gefördert.
Welche Vision in Bezug auf Freie Software - Freie Gesellschaft hast du? Diskutiere mit auf unseren Kanälen.
Bild-/Video-Quelle: https://media.fsfe.org/w/abd05ba5-a142-4979-b481-f7390d54c21b
Nutzer von Software realisieren, dass sie mit der Preisgabe ihrer Daten an Datenkraken wie Meta oder Google einen sehr hohen Preis bezahlen. Sie realisieren, dass freie Software frei zugänglich ist, und sind sich bewusst, dass damit keine Datenkraken gefüttert werden. Sie sind sich bewusst, dass hinter jedem Stück Software Arbeit steckt, die nicht gratis sein darf. Menschen spenden in der Folge freiwillig für die genutzten, freien Softwareprojekte, jene Menschen mit hohem Einkommen spenden entsprechend mehr als solche mit geringen.
PS: sehr gelungener Artikel, vielen Dank!