WinBoat: Linux Subsystem for Windows

  Götz   Lesezeit: 3 Minuten  🗪 12 Kommentare Auf Mastodon ansehen

Vorstellung der speziell für Windows entwickelte Virtualisierungssoftware WinBoat. Ein Erfahrungsbericht und Anleitung in der Verwendung.

winboat: linux subsystem for windows

Wir alle kennen und lieben es: Die Notwendigkeit einer Windowsinstallation, denn leider ist nicht ganz Gallien von den Römern besetzt. Es gibt immer ein hinterwäldliches Kaff, dass sich durchsetzungsstark der freien Software widersetzt. Sei es zu speziell, zu kommerziell oder zu integriert - einer nötigt es uns auf: Windows.

Dabei gibt es noch weitere Probleme, diese Windowsinstallation wird nur alle paar Monate eingeschaltet. Dadurch ergibt sich das Problem der Wartung, es muss immer aktuell und betriebsbereit gehalten werden. Bei mir hatte ich schon oft das Problem, dass meine Virtualisierungssoftware nach jedem Update Probleme mit Windows hatte. Entweder verweigerte der Netzwerkzugriff den Dienst, oder die Treiber für das virtuelle Betriebssystem passten nicht mehr zur Virtualisierung und mussten aktualisiert werden.

Hach könnte man das nicht einfach lösen: WinBoat ist eine Möglichkeit. Die Software steht unter einer MIT-Lizenz und wird von dem Entwickler TibixDev vorangetrieben. Die Software verwendet ein in TypeScript geschriebenes Frontend, welches als Appimage gestartet wird. Zur Verwendung nutzt die Software Docker, FreeRDP und KVM auf dem Host und steuert damit die Windows Installation.

Nach dem Start und dem Abnicken der MIT-Lizenz, werden wir von einer Systemüberprüfung begrüßt, die sicherstellt, dass alle notwendigen Schritte zur Installation der Abhängigkeiten unternommen wurden.

Das Aufsetzten des Windows gestaltet sich sehr einfach, einzig die Installation der Abhängigkeiten kann von Distribution zu Distribution komplex sein. Auf meinem Fedora Silverblue ging es jedoch problemlos.

Die folgenden Screenshots illustriert den Prozess.

Hier lagert Windows, der Ordner dazu wird bei der Wahl automatisch erstellt.

Man kann das Windows (ab Version 10) herunterladen oder selbst ein ISO bereitstellen. Laut System wird die Installation eines Windows auf Deutsch nicht empfohlen, ich hatte bei der deutschsprachigen ISO jedoch keine Probleme.

Der Nutzername und das Passwort (ohne Onlinezwang) wird angelegt.

Ich empfehle mindestens 8GB Arbeitsspeicher und 2 CPU-Kerne.

Damit ein Datenaustausch erfolgt muss das Home-Verzeichnis freigegeben werden. Leider gibt es bisher keine Verwendung eines alternativen Verzeichnisses.

Nochmal alles überprüfen uuuund ...

... abgeht die wilde Fahrt. Die Installation dauert knapp 20 Minuten bei mir. Die Meldungen im Browser tauchen auch auf dem Statusbildschirm auf.

Im Browser kann die Installation präziser und feingranularer überwacht werden.

Mit allen tollen Meldungen

Nach der Installation begrüßt uns Windows.

In der WinBoat Software können wir den Zustand einsehen und den Docker Container Stoppen, Beenden und wieder Starten.

Hier sind Funktionen von Windows aufgeführt, die gleich einem nativen Linux Programm gestartet werden können. Bei mir hat es jedoch nicht funktioniert, ein kurzes Flackern und das war es.

Die Konfigurationen können nochmals nachträglich bearbeitet werden.

Neben experimentellen Features aktiviert, auch alle Daten entfernt werden.

Die experimentellen Features, Scaling und MultiMonitor habe ich nicht ausprobiert. Das Entfernen der Windowsinstallation lief bei mir ohne Probleme ab.

Möchte man Windows jedoch produktiv verwenden, so ist die Umgebung im Browser nicht zu empfehlen, sie ist langsam. Remmina ist eine gute und vor allem schnelle Alternative.

Da WinBoat KVM als Unterbau verwendet gibt es auch weiterhin die typischen Probleme:

  • Die über das Home-Verzeichnis freigegebenen Daten brauchen etwas bis auch Windows sie erkennt.
  • Jedes Datum das bearbeitet wird verliert seine Nutzerinnen Zuordnung.

Wichtig ist ebenso, dass WinBoat die Installation von Windows 11 auf inkompatibler Hardware erlaubt. Die Leistung die WinBoat von dem System benötigt ist, wie bei einer Qemu-Virtualisierung zu erwarten erhöht.

Das Durchreichen von USB ist bisher ein experimentelles Feature, die noch folgende Durchreichung der Grafikkarte ist angekündigt, steckt aber noch in der aktiven Entwicklung, ohne das ein Abschluss abzusehen ist.

Alles in Allem ist das ein tolles Stück Software. Die Benutzung ist einfach, der Aufwand gering. Die Abhängigkeiten auf Standards begrenzt. Bis auf den Start der Programme, als wäre es native Linux Software, funktioniert alles.

Die Qualität als Beta-Software ist größer als so manche voll ausgereifte Software und bei dem Tempo der Entwicklung dürfen wir uns auf die Zukunft freuen.

Tags

Windows, Virtualisierung, Docker, FreeRDP, KVM, Erfahrung

Nyrk
Geschrieben von Nyrk am 30. Oktober 2025 um 10:05

Im Titel muss es wohl eher heißen "Windows Subsystem for Linux".

Götz
Geschrieben von Götz am 31. Oktober 2025 um 00:18

Tatsächlich nicht. Ist die richtige Reihenfolge, hab das mit voller Absicht geklaut.

Robert
Geschrieben von Robert am 30. Oktober 2025 um 10:11

"diese Windowsinstallation wird nur alle paar Monate eingeschaltet. Dadurch ergibt sich das Problem der Wartung, es muss immer aktuell und betriebsbereit gehalten werden." Ist das bei WinBoat nicht die selbe Situation oder erleichtert es den Updateprozess, z.B. durch Automatisierung? Wie schafft es WinBoat nachträglich installierte Windows-Programme persistent zu halten, wird alles zusammen in die Docker-Datei geschrieben so wie in ein Virtualbox-Image? Soweit mir bekannt ist das bei Docker nicht vorgesehen und muss daher irgendwie anders geschehen. WinBoat ist ein großer technischer Fortschritt auf der Virtualisierungsebene. Allerdings hat VirtualBox noch die Nase vorn, was USB-Unterstützung, die Netzwerkkonfiguration (bridged, NAT), GPU & PCI Passthrough 3D-Beschleunigung und die Möglichkeit von Snapshots angeht.

Alternative freie RDP Clients

Götz
Geschrieben von Götz am 31. Oktober 2025 um 00:20

Die Daten werden in dem Ordner gespeichert den man angibt.

Mir ist das Netzwerk und die Durchreichung bei Windows egal. Das ist properitäre Software bei deren Konfiguration ich keinen Anspruch habe. Es muss schnell & funktionstüchtig sein.

Es ist die Lösung mit am wenigsten Aufwand.

Peter
Geschrieben von Peter am 30. Oktober 2025 um 12:06

Habe das auch mal ausprobiert. Scaling war kein Problem, durchreichen von USB hab ich nicht hingekriegt. Die Software, für die ich das verwenden wollte ("Bimx"), kriegte ich nicht zum laufen, wobei ich auch nicht sonderlich lang herumprobiert habe.

Sonst kann ich den Artikel hier bestätigen: Das Aufsetzen ist wirklich ultra einfach! Und es wird ja noch dran gearbeitet, bin gespannt wie sich Winboat weiterentwickelt.

neffets
Geschrieben von neffets am 30. Oktober 2025 um 12:58

Wie verhält sich WinBoat im Vergleich zu Dockur (https://github.com/dockur/windows)? Beide Lösungen scheinen ähnliche Ansätze zu verfolgen.

Gretchenfrage: Wie sieht es mit der Windows-Lizenzierung aus? IMHO wird eine SA- oder VDA-Subscription benötigt? Laut Heise soll für die Home- und Pro-Versionen eine System-Builder-Lizenz ausreichen (https://www.heise.de/ratgeber/Windows-Lizenzen-und-virtuelle-Maschinen-7188323.html).

Götz
Geschrieben von Götz am 31. Oktober 2025 um 00:25

Man kann das Windows aktivieren. Hab ich selbst hinbekommen. Die Lizenz ist eine Win 11 Home System-Builder.

Dockur kenne ich nicht, danke für den Hinweis. Auf den schnellen Blick würde ich sagen, es ist wie WinBoat nur geskripted. Mit den zukünftigen Features wird es sich aber stärker differenzieren.

Lucas P
Geschrieben von Lucas P am 30. Oktober 2025 um 18:21

Toller Artikel!

Ich verstehe nur den großen Vorteil noch nicht ganz - abgesehen von einfachen Assistenten. VirtualBox oder jede andere der gefühlt 100 Virtualisierungsoptionen macht es doch genauso :D

Götz
Geschrieben von Götz am 31. Oktober 2025 um 00:27

Ich hab oft Probleme mit VB. Nach Updates gibt es kein Netzwerk, Durchreichungen von Ordnern funktioniert nicht, ...

Zusätzlich ist mir VB mit seinen externen Kernel-Modulen zu aufwändig in der Wartung. Ständig muss ich die VB Version auf die Kernelversion abstimmen. Oder etwas geht nicht, weil das Kernelmodul wieder erst angepasst werden muss.

Lukas
Geschrieben von Lukas am 1. November 2025 um 22:07

Das hat mich an VB auch sehr gestört, nutze seither VirtManager (KVM/QEMU) als Ersatz

👓
Geschrieben von 👓 am 13. November 2025 um 14:18

In wirt manager hatte ich es nie hinbekommen, dass die VM eine eigene IP im Lan erhält. Laut Internet muss man eine "Bridge" einrichten. Was ich auch nach 6h auf meinem Desktop nicht so hinbekommen habe, dass es ein Reboot überlebt. Ausserdem frage ich mich wozu es die UI gibt, sie hat nichts was die Bedienung einfacher machen würde als die Konsolen Verwendung. Die Oberfläche sieht so aus als habe man sie nicht nach modernen UI Konzepten sondern nach den verfügbaren Befehlen gestaltet.

Benny
Geschrieben von Benny am 1. November 2025 um 19:45

Nä bitte nicht Remmina. Habe es für RDP zum Arbeitsrechner länger benutzt und auch bei Winboat ausprobiert aber habe dann freerdp ausprobiert und plötzlich ist auf dem Remotedesktop alles so gut wie verzögerungsfrei und das Bild ist schärfer, kein Vergleich zu Remmina (oder ich kriege es einfach nicht besser eingestellt).

Nutze jetzt aber nur noch freerdp. Die Winboat Programme habe ich mir als freerdp Startscript ins Startmenü gepackt wo dann Winboat Server automatisch aktiviert wird im Hintergrund und beim Schließen des Programms wird Winboat Server wieder deaktiviert (und blockiert keine Ressourcen wenn es nicht genutzt wird). Einfach nur praktisch. Wollte auf die Winboat GUI verzichten und die Programme wie nativ von Desktop oder Startmenü aus starten.