Zum Wochenende: Der Kampf um freie Software

  Ralf Hersel   Lesezeit: 2 Minuten  🗪 2 Kommentare

Wie grosse Tech-Unternehmen Freie Software vereinnahmen, ohne tatsächlich an der Community teilzunehmen.

zum wochenende: der kampf um freie software

Pünktlich zum Wochenende erreicht uns ein Lesetipp von Enrico. Der Artikel "Open Source? Der Kampf um freie Software" ist in der Januarausgabe der Zeitung "Le Monde diplomatique" erschienen. Im lesenswerten Beitrag beschäftigen sich die Autoren Mathieu O’Neil, Laure Muselli, Fred Pailler und Stefano Zacchiroli mit der Entwicklung und Vereinnahmung von Open-Source-Software und des Begriffs "Community" durch die grossen Tech-Unternehmen, wie Google, Apple, Meta, Amazon und Microsoft.

Open-Source-Software macht mittlerweile das Herz der digitalen Wirtschaft aus, ohne dass die Konzerne das Wort "Freiheit" in den Mund nehmen. Die GNU General Public License (GPL) tritt nur dann in Kraft, wenn damit lizenzierte Software auf die Endgeräte der Anwender:innen ausgeliefert wird. Da die Big Five den Kunden lediglich Services bereitstellen, gilt für sie die GPL nicht. Die Services basieren grösstenteils auf Freier Software, es fliesst jedoch nichts an die Community zurück. Hier wird etwas genommen, ohne etwas zurückzugeben.

Ebenfalls adaptiert, wird der Community-Begriff. Dieser ist positiv besetzt, weshalb sich Unternehmen gerne damit schmücken, Teil der Community zu sein und deren Geist zu leben. Der Zeitungsartikel beschreibt es so:

Diese geradezu orwellsche Umkehrung der Bedeutung von positiv besetzten Begriffen wie „Gemeinschaft“, „Zusammenarbeit“ und „Offenheit“ ist ein typisches Merkmal des Überwachungskapitalismus, in dem die Geschäftsmodelle auf dem Abschöpfen persönlicher Daten basieren.

Es werden aber auch kleinere Unternehmen und Projekte genannt, die sich moralisch auf der richtigen Seite befinden und Open Source und Community nicht ausbeuten, sondern ihren Beitrag zu nachhaltiger und freier Software leisten. Beispielweise wird die Firma Nextcloud und das Matrix-Protokoll erwähnt.

In ihrem Fazit schreiben die Autoren, dass das öffentliche Interesse von Bürgern und Bürgerinnen an diesem Thema zu klein sei. Die Freie Software-Bewegung könne diesen Kampf nur gewinnen, wenn es ihr gelingt, sich als politische Grösse zu konstituieren.

Viel Vergnügen bei der Lektüre des ganzen Artikels. Die Januarausgabe gibt es für 4.70 EUR in verschiedenen Formaten.

Quelle: https://monde-diplomatique.de/product_info.php?products_id=1233

Tags

Software, Kampf, freie, Open-Source-Software, Community, Januarausgabe, Begriff

tux.
Geschrieben von tux. am 28. Januar 2022 um 20:49

Die Services basieren grösstenteils auf Freier Software, es fliesst jedoch nichts an die Community zurück. Hier wird etwas genommen, ohne etwas zurückzugeben.

Die "Big Five" zählen zu den Unternehmen, deren Code im Linuxkernel am meisten vertreten ist.

Niklas
Geschrieben von Niklas am 30. Januar 2022 um 09:57

Das veranschaulicht sehr schoen den Grund, weshalb bei manchen Projekten die AGPL sinnvoller ist, als die GPL. Naemlich immer dann, wenn Software dafuer gemacht ist, nicht lokal installiert, sondern auf einem Server gehostet zu werden. Die normale GPL sieht das Anbieten eines Services nicht als Verbreitung der Software und erlaubt es daher ohne Offenlegung des Quellcodes. Die AGPL hingegen sieht das Anbieten eines Services als Verbreitung der Software und verlangt auch in diesem Fall, dass Aenderungen unter der gleichen Lizenz zugaenglich gemacht werden muessen.