Zum Wochenende: Warum ist Privatsphäre wichtig und warum sollte die Politik sie beachten?

  Michel   Lesezeit: 5 Minuten

Eine Gesellschaft, die sich nicht immer wieder neu mit sich und anderen auseinandersetzt, wird untergehen.

zum wochenende: warum ist privatsphäre wichtig und warum sollte die politik sie beachten?

Privatsphäre ist für die persönliche Entwicklung elementar. Erst wenn man sich unbeobachtet fühlt und es sich erlaubt, die Gedanken frei zirkulieren zu lassen, wird man in der Lage sein, sich selbst zu erkennen oder überhaupt erst kennenzulernen. Was ist gut, was ist böse, was ist Phantasie und was Realität? Eines der Sachen, die wir lernen ist, dass Dinge in der Phantasie noch so toll sein können, in der Realität diese dann aber einfach nicht so sind oder so funktionieren - und das ist nicht schlimm, sondern sogar bereichernd.

Auch die andere Seite gibt es. Dinge, die in der Phantasie langweilig wirken können, aber in der Realität richtig Spass machen. Damit wir aber in der Lage sind überhaupt Phantasie und Realität auseinander zu halten - und von beidem zu profitieren - müssen wir beidem begegnen und sie verarbeiten. Ein wichtiges Mittel dafür ist darüber zu reden oder wenigstens andere darüber reden zu hören.


Letzten Endes spricht nichts dagegen in einem Film mit einem Serienmörder mitzufiebern, ihm gedanklich Tipps geben möchte. In der Realität dann aber für Recht und Ordnung einsteht, und wenn man in den Nachrichten die brutale Realität sieht angewidert ist.

Möglich ist das aber nur, wenn wir wissen, was Phantasie und was Realität ist. Und wir damit umgehen können.

"Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."
https://de.wikipedia.org/wiki/Gelassenheitsgebet

Das Unterscheiden ist schwer. Jeder von uns hat seine Ur-Instinkte. Kennt Ihr die sogenannten "Sieben Todsünden"? Es sind Wesenszüge unserer Instinkte, die uns in Urzeiten als Homo Sapiens definierten und unser Überleben in der Wildnis sicherten. Leider stecken diese Instinkte noch immer in jedem von uns. Jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens die Aufgabe, sich mit diesen auseinander zu setzen. Sie sind ein Teil unserer Persönlichkeit und je nachdem wie wir damit umgehen entfalten wir unser Ich im positiven oder negativen Sinne. Das eine verbannen wir in unsere Phantasie, das andere in Spielen und je nachdem nutzen wir sie in abgeschwächter Form als Ansporn, um in der Gesellschaft oder in der Kariere weiterzukommen.

Es ist zuweilen nicht angenehm sich mit seinen Gedanken und seinen Taten auseinander zu setzen und auch mal zu hinterfragen, aber es ist wichtig und kann auch Spass machen.

Was hat nun das Ganze mit Privatsphäre zu tun?

Würdest du mit deinem besten Freund über das, was dich umtreibt und deiner Vorstellung davon sprechen, wenn du immer unter Überwachung stehst? Anders gesagt, wenn dir jemand sagt, er fände etwas nicht in Ordnung, was du tust. Würdest du es glauben? Oder gar als Verrat empfinden, weil du denkst, die Person sei feige und sagt es nur, weil sie gerade überwacht wird und dich damit in die Pfanne hauen will?

Privatsphäre ist nicht nur Dinge tun zu können, von denen niemand erfährt, sondern es ist auch - und hier noch wichtiger - eine Möglichkeit sein Denken und die Konflikte mit sich zu kommunizieren und Rückmeldung zu erhalten. Wenn die Gefahr besteht, dass jemand etwas erfährt, was er nicht soll, wird man auch kaum die notwendige Offenheit wagen.

Eine Gesellschaft, die sich nicht immer wieder neu mit sich und anderen auseinandersetzt, wird untergehen.

Es mag sein, dass wir aktuell hier in der Schweiz eine Regierung haben, vor der wir uns nicht fürchten müssen und ihr Wissen über uns nur wenige negativen Konsequenzen hat. Wir kämpfen aber nicht für die jetzige Privatsphäre, sondern die unserer zukünftigen Regierung.

Traue niemals der Zukunft, die noch nicht eingetreten und nicht der Gegenwart, die noch nicht verstanden wurde.

Ausserdem; wir alle sind auch für unsere Gesellschaft verantwortlich. Es sollte hier ein Gleichgewicht zwischen staatlicher und gesellschaftlicher Einflussnahme geben. Wir Menschen sind nichts ohne die anderen Menschen, die uns umgeben. Also sollten sie auch als unser Korrektiv fungieren können, dürfen und wollen. Aber beim Verlust der Privatsphäre und wenn dadurch jeder glaubt, dass es eh vom Staat korrigiert wird, wenn der Andere was Falsches tut, wird die Gesellschaft auseinander brechen. Wenn wir keine Verantwortung für unsere Mitmenschen übernehmen, dann nehmen wir auch keinen Einfluss mehr auf deren Entwicklung und die Entwicklung unserer Gesellschaft und dann kann alles passieren.

Tags

Phantasie, Privatsphäre, Realität, Privacy, Wettbewerb

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