airyxOS: Ein freier macOS Nachbau auf FreeBSD Basis

  Niklas   Lesezeit: 6 Minuten  🗪 1 Kommentar

Das airyxOS will ein Desktopbetriebssystem schaffen, das sich wie Apples macOS anfühlt und mit dessen Software kompatibel ist. Das Projekt steht noch ganz am Anfang.

airyxos: ein freier macos nachbau auf freebsd basis

Am 31. Januar 2021 wurde ein neues Betriebssystem-Projekt gestartet. Helium, so hiess airyxOS am Anfang, sollte ein freier Nachbau von Apples proprietärem macOS werden, der viel weiter geht, als die vielen Open-Source Docks oder Themes für KDE und GNOME. Es soll tatsächlich auch original macOS Programme ausführen können, während die Unterstützung für FreeBSD Programme beibehalten wird. Linux Programme sollen über FreeBSDs Linux-Kompatibilitätsschicht ebenfalls unterstützt werden.

Damit geht das Projekt mehr in die Richtung dessen, was ReactOS für Windows ist - allerdings ohne komplett eigenen Kernel, was die Entwicklungszeit von airyxOS hoffentlich beschleunigen dürfte. Stattdessen will das Projekt auf FreeBSD aufbauen. Da Apple selbst Teile von FreeBSD für seinen Darwin Kernel verwendet, dürfte eine Kompatibilitätsschicht hier einfacher machbar sein, als beispielsweise mit Linux.

Erst vor wenigen Tagen hat airyxOS mit Version 0.3.0 "Tanuki" seine erste Beta-Version veröffentlicht. Ich habe sie ausprobiert und bin angesichts des sehr frühen Entwicklungsstadiums noch nicht voll überzeugt, aber ich denke, das Projekt hat Potenzial. Die durchaus gelungene Erfahrung mit der Bedienoberfläche wird überschattet von diversen Bugs und Treiberproblemen.

Der Desktop von airyxOS basiert auf KDE Plasma, aber das ist kaum noch zu erkennen. Das komplette Design wurde macOS nachempfunden. Einzig die KDE-typischen Systemeinstellungen und einige der Pop-ups, die beim Klick auf Tray Icons erscheinen, verraten noch, welche Software hier läuft. Alles in allem wirkt das sehr stimmig und durchdacht.

Mit dem Dock fehlt allerdings noch eine wichtige Komponente des macOS UI. Es ist so nicht ganz einfach, Programme zu starten. Es gibt nur einen Applications Ordner im Filer, von dem aus man Programme starten kann. Um geöffnete, minimierte Programme wieder hervorzuholen, gibt es ein Hot Corner in der oberen linken Ecke.

Der Filer ist der Dateimanager von airyxOS. Er wurde vom helloSystem Projekt geforkt, das wir bereits vorgestellt haben. Die beiden Systeme haben bezüglich ihrer Bedienoberfläche ja sehr ähnliche Ziele, auch wenn sie zum Teil sehr unterschiedlich umgesetzt wurden. Der erste Eindruck ist gut, ein sehr simples Programm, in dem man sich schnell zurechtfindet. Nur ein schwerwiegender Bug ist mir hier aufgefallen: Wenn man im Root Verzeichnis auf Get Info klickt, stürzt das komplette System ab und startet neu. In anderen Ordnern funktioniert das korrekt.

Die Auswahl an vorinstallierten Programmen ist noch eher klein. Hier finden sich nur Kate als Texteditor und Firefox als Browser. Mit diesen beiden hat man auf jeden Fall eine gute Wahl getroffen. Der Firefox bringt bei mir leider nach ein paar Sekunden das ganze System zum Hängen, nur ein Neustart hilft. Ich gehe aber davon aus, dass das noch behoben wird.

Bis jetzt handelt es sich bei der vorinstallierten Software komplett um native FreeBSD Programme, wie sie auch im FreeBSD Repository verfügbar wären (allerdings teilweise ins airyxOS-eigene .app Format verpackt). airyxOS soll auch quelloffene Cocoa Programme, also native macOS Programme ausführen können, wenn man diese auf airyxOS neu kompiliert. Zu gerne hätte ich das ausprobiert, aber das scheitert am nicht funktionierenden Internet, wodurch ich mir keine Repositorys zum Testen clonen kann.

Zu einem späteren Zeitpunkt will airyxOS auch Binärpakete von macOS ausführen können, wodurch auch proprietäre Software genutzt werden kann. Ob das langfristig funktionieren kann, ist fraglich, nachdem Apple auf die ARM Architektur gewechselt hat und airyxOS weiterhin auf x86_64 setzt. Solange noch Software für Intel Macs erscheint, sollte es aber machbar sein.

Ich halte airyxOS für ein höchst interessantes Projekt, das nach nicht mal einem Jahr Entwicklungszeit schon etwas auf die Beine gestellt hat, was man fast als nutzbar bezeichnen könnte. Die Version wird zwar Beta genannt, fühlt sich aber eher nach pre-Alpha an. Wenn wir airyxOS noch ein oder zwei Jahre Zeit geben, kann ich mir gut vorstellen, dass hier etwas entstehen wird, was sich insbesondere für weniger technisch versierte Nutzer gut im Alltagsgebrauch eignet.

Zur Hardwareunterstützung: Hier wird FreeBSD 12.3 eingesetzt, also sollte airyxOS mit jedem Gerät funktionieren, das auch mit FreeBSD 12.3 funktioniert. In der Praxis sieht das nicht ganz so aus, aber es kann als Anhaltspunkt dienen. Auf meinem Testlaptop, ein Lenovo 3000 N200, mit dem ich bereits einige Systeme auf FreeBSD 12 Basis erfolgreich getestet habe, will airyxOS gar nicht. Einmal bootet es in einen schwarzen Bildschirm mit Mauszeiger, beim zweiten Versuch in einen schwarzen Bildschirm ohne Mauszeiger. Ich habe dann aufgegeben.

Auf meinem Computer, ein HP Compaq aus dem Jahre 2009, bekomme ich kein Internet (weder WLAN-Stick noch Handy mit Tethering werden erkannt) und die Bildschirmauflösung ist zu gering. Mit dem neueren FreeBSD 13, das ich auf diesem Gerät normalerweise nutze, funktioniert Internet, aber die Bildschirmauflösung... ist halt einfach Nvidia... Hier konnte ich die Tests mit gewissen Einschränkungen (keine Downloads, keine Programme installieren, keine Repositorys clonen, ...) durchführen.

Natürlich behalte ich die Entwicklung von airyxOS im Blick und werde berichten, was sich mit der nächsten Version verändert und was jetzt funktioniert, womit ich heute noch Probleme hatte. Über Kommentare mit eigenen Testberichten würde ich mich freuen, vielleicht kommt der eine oder andere ja schon weiter mit dem System.

Quellen:

Tags

airyxOS, FreeBSD, macOS, Programme, Projekt, Firefox, Linux, Programm, Filer

philippe
Geschrieben von philippe am 28. November 2021 um 22:14

Ich halte dieses Projekt für zu ambitioniert. macOS-Kompatiblität (inkl. neuer Prozessoren/APIs'), KDE (welches zusehends nach Wayland "schielt") - und irgendwann veralten auch die Intel-Macs'... Sicherlich lassen sich aus solchen Experimenten viel Erkenntnise gewinnen - aber obs' mehr wird, bezeifle ich.