Captain it's Wednesday - Folge 090 - Philanthropie

  Ralf Hersel   Lesezeit: 8 Minuten  🗪 2 Kommentare Auf Mastodon ansehen

Folge 090 des CIW Podcasts. Über das Verhältnis zwischen Geben und Nehmen

captain it's wednesday - folge 090 - philanthropie

Für ein optimales Hörerlebnis empfehlen wir eine Podcatcher-App zu verwenden. Zum Beispiel:

Der RSS-Feeds für den Podcast lautet: https://gnulinux.ch/podcast/gnulinux_newscast_rss.xml. Ihr findet uns in den Podcast-Verzeichnissen unter dem Suchbegriff: "GNU/Linux".

Wenn euch der Podcast gefällt, freuen wir uns über eine Unterstützung. Vielen Dank!

Shownotes

CIW - Folge 090 - 12.06.2024 - Philanthropie

  • Wir begrüssen alle Philanthrop:innen zur Folge 90 von "Captain it's Wednesday", dem Podcast über Freie Software und Freie Gesellschaft von GNU/Linux.ch, aufgenommen am 10. Juni von Fabian Schaar und Ralf Hersel. In dieser Folge sprechen wir über das Geben und Nehmen bei FOSS Projekten.

Hausmitteilungen

  • Aus der Community kam der Vorschlag, die Kommentare zu unseren Beiträgen nach Mastodon auszulagern. Wir haben das im CORE-Team besprochen und uns dagegen entschieden. Unsere Artikel von der Community kann man direkt unter dem Artikel kommentiert, oder im Matrix-TALK-Raum diskutieren. Solche Kommentare können wir moderieren. Das ist bei Kommentaren, die über Social-Media-Kanäle (z.B. Mastodon) geschrieben werden, nicht möglich. Die Kommentare auf der Webseite werden einzeln freigeschaltet; die Diskussionen im TALK-Raum werden moderiert. Alles Andere entzieht sich unserem Einfluss. Deshalb bleiben wir beim etablierten Kommentarsystem. Uns liegt viel daran, dass GNU/Linux.ch freundlich bleibt.
  • Freie Gesellschaft und Politik:
    GNU/Linux.ch steht für Freie Software und eine Freie Gesellschaft. Der Begriff 'Freie Gesellschaft' impliziert eine progressive Einstellung in vielfältiger Hinsicht, nicht nur in Bezug auf Software. Wenn ich mich nicht irre, teilt eine Mehrheit der Community eine solche progressive Haltung. Dennoch sind wir hier auf FOSS fokussiert und kein Politik-Chat. Daher sollten wir die Diskussionen hier nicht ins politische verschieben; dafür gibt es andere Kanäle.

Thema: Über das Verhältnis zwischen Geben und Nehmen

  • Was bedeutet Philanthropie? Unter Philanthropie versteht man ein menschenfreundliches Denken und Verhalten. Materiell äussert sich diese Einstellung in der Förderung Unterstützungsbedürftiger, oder von Einrichtungen, die dem Gemeinwohl dienen. Das Bild der Philanthropie prägen vor allem in grossem Stil durchgeführte Aktionen sehr reicher Personen.
  • Abgesehen von den sehr reichen Personen spielt der philanthropische Gedanke auch bei den Nutzer:innen freier Software eine Rolle.

Das Nehmen

  • Wir alle kennen die Bedeutungen der vier Freiheiten (Verwenden, Verbreiten, Verstehen, Verbessern). Damit einher geht die kostenlose Bereitstellung Freier Software, obwohl das nirgendwo steht. Die Kostenlosigkeit ergibt sich aus den Freiheiten 'Verstehen' und 'Verbessern'. Sekundärleistungen, wie Training, Beratung, Support, usw. können selbstverständlich einen Preis haben.
  • Diese Kostenlosigkeit wird von Vielen als selbstverständlich wahrgenommen, obwohl sie es nicht ist. Wovon kauft der FOSS-Entwickler und alle, die zu FOSS beitragen, ihr tägliches Brot?

Das Geben

  • Die meisten FOSS-Projekte ermöglichen, an die Entwickler:innen zu spenden
  • Manche FOSS-Projekte werden von (Firmen-)Sponsoren finanziert und sind daher von Nutzer-Spenden unabhängiger
    • Beispiele:
      • KDE-Unterstützer Blue Systems -> reicher "Philanthrop" Clemens Tönnies Jr.
      • Ubuntu wird im Wesentlichen durch Mark Shuttleworth finanziert
      • IBM -> RedHat -> Fedora
  • "Geben" heißt nicht unbedingt "Geld geben":
    • Code-Beiträge
    • Übersetzungen
    • Dokumentation
    • Community-Support
    • Community-Engagement (vgl. GNU/Linux.ch)

Meinungen

  • Freie Software ist für mich digitale Infrastruktur
  • diese Infrastruktur sollte nicht von einzelnen "Philantropen" abhängig sein; was, wenn diese die Unterstützung freier Projekte nur zu Image-Zwecken nutzen und plötzlich den Geldhahn zudrehen?
    • Was passiert, wenn Mark Shuttleworth denkt, dass Ubuntu langfristig kein Geld abwerfen oder zu teuer wird?
  • finanzielle Unterstützung aus der Community ist ein weiterer Weg, Wertschätzung zu zeigen
  • Aber: niemand sollte unter Druck gesetzt werden, ein freies Projekt finanziell zu unterstützen, wenn er dieses nutzt. Wenn das die eigene finanzielle Lage nicht zulässt, ist das so - und das hat dann auch nichts mit Gier, Geiz oder mangelnder Wertschätzung zu tun.
  • Infrastruktur wie freie Software sollte für alle zur Verfügung stehen, frei wie in Freiheit, aber eben auch wie in Freibier
  • eigene Arbeit beizusteuern kann Projekten in einigen Fällen vermutlich mehr helfen, als eine finanzielle Unterstützung
    • Debian wird es vermutlich mehr nutzen, wenn man bei Übersetzung, Dokumentation oder Entwicklung hilft. Die finanzielle Situation des Projekts ist stabil.
  • Anstatt auf reiche Philanthropen bauen zu müssen, würde ich mir mehr staatliche/institutionelle Unterstützung oder Subventionierung freier Software wünschen, z.B.:
    • hypothetisch: Verwaltung nutzt Linux-Distro und unterstützt diese finanziell
    • EU-weite Besteuerung von Tech-Konzernen könnte zur Finanzierung freier Software-Infrastruktur finanziert werden
    • positives Beispiel: deutsches Bundesbildungsministerium trägt/trug zur Finanzierung der freien Podcastsoftware Podlove bei

Links

Outro

  • Euer Feedback ist uns wichtig. Ihr könnt uns über Matrix, Mastodon oder per E-Mail erreichen. Die Adressen findet ihr auf unserer Webseite.
  • GNU/Linux.ch ist ein Magazin, in dem die Community für die Community interessante Artikel erstellt und im Podcast darüber diskutiert. Helft mit, die Infos für die Community zu bereichern. Wie das geht, erfahrt ihr hier.

Tags

Podcast, CIW, Captain

Actionschnitzel
Geschrieben von Actionschnitzel am 12. Juni 2024 um 17:33

Tolles Thema! Ich kann als kleiner Entwickler (irgendso ein Typ im Internet) ja auch mal etwas dazu sagen: Wenn man weiß, dass viele (ist immer relativ) Leute seine Software nutzen und einmal im Jahr eine E-Mail reinkommt, ist das eine tolle Bestätigung, die einen weitermachen lässt. Es kommt aber auch wirklich nur 1-2 Mal im Jahr vor. "Danke und weiter so" zu lesen macht mich persönlich glücklich, wiegt aber nicht hunderte Stunden Entwicklungs- und Nachforschungszeit auf.

kamome
Geschrieben von kamome am 12. Juni 2024 um 19:27

Danke für die Beibehaltung der Kommentare! Sind auch leichter/direkter zugänglich – und eben direkt mit der jeweiligen Seite verbunden.