Debian und unfreie Firmware
Mo, 29. August 2022, Lioh Möller
Das Debian Projekt liefert die hauseigene Distribution standardmässig ohne unfreie Firmwarekomponenten aus. Dies galt als klares Bekenntnis für Freie Software, auch wenn alternative Installationsmedien zur Verfügung standen, welche allerdings nicht aktiv beworben wurden.
Der Debian-Entwickler Steve McIntyre hatte bereits im April dieses Jahres dazu aufgerufen, das Thema neu zu diskutieren, da insbesondere Einsteiger sonst kaum in der Lage seien, die Distribution erfolgreich auf Hardware zu installieren, auf der beispielsweise der integrierte Netzwerkadapter ohne Binary Blobs nicht nutzbar ist.
Dies mündete nun in eine General-Resolution, dessen Diskussionsphase am 3. September 2022 endet. Sie besteht aus drei Varianten, wobei die erste eine Modifikation und einen vollständigen Ersatz der bisherigen Installationsmedien vorsieht. Die zweite Variante befürwortet die Erstellung von Installationsmedien mit unfreier Firmware unter Beibehaltung der bisherigen Medien. Für Einsteiger sollen die neu erstellten Abbilder prominenter ersichtlich sein, wobei die Images ohne Binary Blobs weiterhin angeboten werden sollen. In beiden Varianten soll bei einer Nutzung eines unfreien Installationsmediums automatisch das entsprechende Repository, welches die Firmware-Pakete enthält, auf dem Zielsystem aktiviert werden.
Variante 3 zielt darauf ab, Installationsmedien mit unfreien Komponenten anbieten zu können, den Anwender allerdings vor dem Download darüber zu informieren, was eine Nutzung dieser bedeuten würde. Medien ohne unfreie Firmware sollen in diesem Falle weiterhin gleichwertig beziehbar sein.
Aktuell erhält Variante 1 die meiste Unterstützung, was einen klaren Schritt in Richtung Unfreiheit bedeuten würde.
Damit würde mit Debian GNU/Linux eine weitere populäre Distribution den Weg in die Unfreiheit gehen, um Anwendern die Nutzung zu erleichtern. Somit würde eine wertvolle Chance zur Sensibilisierung und Information verloren gehen.