Viele von euch haben den Begriff "Compose-Key" schon einmal gehört, sich aber nicht näher damit beschäftigt. Mir ging es auch so. Wenn man "compose" liest, denkt man an "komponieren" und darum geht es auch. Konkret gesagt, geht es um das Eingeben von Sonderzeichen über die Tastatur.
Für den Use Case "Sonderzeichen eingeben" gibt es mehrere Lösungen:
- Die meisten Distributionen enthalten eine Anwendung, mit der Sonderzeichen und Emojis ausgewählt werden können. Beim GNOME-Desktop heisst die Anwendung "Zeichen" und sieht so aus:
Ich habe nach dem Zeichen für "Trade Mark" gesucht und kann dieses Zeichen kopieren und in das Zieldokument einfügen. Das ist intuitiv und einfach. - Falls man keine Extra-Anwendung für das Einfügen von Sonderzeichen verwenden möchte, kann man auch direkt den Unicode des gewünschten Zeichens eingeben. Und das geht so:
Ctrl+Shift+u Unicode RETURN
Um das Summenzeichen (Sigma: Σ) einzugeben, tippt man: Ctrl+Shift+u 03a3 RETURN. Dafür muss man die Unicodes kennen. Das Trade Mark Zeichen hat den Code 2122. - Wer häufig Sonderzeichen benötigt, kann auch ein Textdokument erstellen und dort häufig verwendete Sonderzeichen als Kopiervorlage ablegen.
- Alternativ kann man sich selbst Tastenkombination ausdenken und diese mit Sonderzeichen belegen.
- Ein Leser hat auf Mastodon darauf hingewiesen, dass es auch noch die dritte Tastaturebene gibt, mit der man Sonderzeichen hervorzaubern kann. Diese erreicht man über die Tastenkombination AltGr+Taste, bzw. AltGr+Shift+Taste. Hier sind ein paar Beispiele:
AltGr+4 ergibt ¼
AltGr+s ergibt ß
AltGR+i ergibt →
usw. - Oder man verwendet den Compose-Key, der es nicht einfacher macht.
Je nach Desktop-Umgebung, ist die Compose-Taste ein- oder ausgeschaltet. Um das zu prüfen, öffnet ihr die Systemeinstellungen und wählt die Tastatureinstellungen aus. Beim GNOME-Desktop sieht das so aus:
Falls ihr die Compose-Taste einschalten möchtet, könnt ihr im nächsten Schritt eine Taste auswählen, die die Compose-Funktion übernimmt. Empfehlenswert sind selten benutzte Tasten, wie z. B. die rechte Ctrl-Taste. Aber Achtung: Wenn ihr Oracles VirtualBox verwendet, hat diese Taste eine wichtige Bedeutung. Andere Desktop-Umgebungen bieten ähnliche Einstellungen, um die Compose-Taste zu definieren.
Nachdem ihr eine Compose-Taste ausgewählt habt, könnt ihr Sonderzeichen so eingeben: Compose-Key Code. Zum Beispiel: Compose-Key oc ergibt das Copyright-Zeichen: ©. Die Codes könnt ihr auf dieser Seite nachschauen.
Fazit
Tja, was soll ich sagen? Eine spezifische Anwendung ist wohl der einfachste Weg, um Sonderzeichen zu erzeugen. Die Notwendigkeit für die Eingabe von Sonderzeichen hat eine geringe Häufigkeit, weshalb man irgendwelche Codes nicht mehr kennt. Die Sonderzeichen-Anwendungen speichern die zuletzt (häufig) verwendeten Zeichen und bieten eine Textsuche an. Daher halte ich dieses Vorgehen für die beste Lösung.
Falls es um die Möglichkeit geht, Unicode-Zeichen einzugeben, befinden wir uns auf einem viel grundsätzlicheren Level. Hier geht es nicht um irgendwelche Anwendungen oder erfundene Tastenkombinationen (wobei ich mir nicht sicher bin, ob es einen ISO-Standard für Compose-Codes gibt), sondern um internationale Standards. Deshalb ist Ctrl+Shift+u Unicode der Königsweg zu den Sonderzeichen.
Von Compose-Keys halte ich nicht viel. Zwar sind die Codes etwas einfacher zu memorieren als Unicodes; andererseits sind es auch Codes, die man vergisst. Hinzu kommt, dass die Codes keinem internationalen Standard entsprechen (soweit ich weiss).
Wie dem auch sei, macht es, wie ihr wollt. Wem Compose 34 eher zusagt als Ctrl+Shift+u 00be, um ¾ zu erzeugen, soll damit glücklich werden.
Titelbild: https://pixabay.com/illustrations/horoscope-sign-zodiac-96309/
Für Leser aus Deutschland und Österreich, die etwas schöner schreiben wollen, kann ich die Tastaturbelegung E1 empfehlen. Diese ist in DIN 2137-01 definiert und unter den meisten aktuellen Linux Distros sowie ab Windows 11 24H2 verfügbar.
Unter normalen Umständen verhält sich das Layout wie die klassische T1 Belegung, allerdings lassen sich durch Tot- und Extra-Wahltasten viele (bis alle) Zeichen aus dem europäischen Sprachraum eingeben.
Schaut euch gerne diesen sehr umfangreichen Wikipedia-Artikel für weitere Informationen an: https://de.wikipedia.org/wiki/E1_(Tastaturbelegung)
Wenn wir schon bei alternativen Tastaturbelegungen sind, kann ich euch die von mir genutzte ans Herz legen: Viele Sonderzeichen und griechische Buchstaben sind bereits auf eine der 6 Ebenen enthalten: Neo. Mittlerweile gibt es auch Weiterentwicklungen, und wie E1 gibt es auch eine QWERTZ-Variante von Neo, aber aus Erfahrung kann ich sagen, wenn ihr einmal Neo gelernt habt, dann macht das (blinde) Tippen gleich viel mehr Laune.
Ich hab im Homeoffice eine englischsprachige Tastatur, die übriggeblieben war. Um die Umlaute und ß eingeben zu können, hab ich unter KDE einen Compose-Key (System Settings -> Keyboard -> Keybindings) eingestellt.
Dann ist vielleicht auch Englisch (US) in der Variante International (AltGr) etwas für Dich? Z. B. ß: [AltGr]+[S], ä: [AltGr]+[Q] ([AltGr]+[A] ergibt á) … (das … dagegen tippe ich per [Compose]+[.]+[.]).
> Um das griechische Summenzeichen (Epsilon: Σ) einzugeben, Nein, das ist kein Epsilon. Das ist ein Sigma, ein griechisches S, weil es ja auch Summe und nicht Eumme heißt. Manchmal sind Sachen in Summe aber für Umme, aber dann bräuchte man auch wieder eher ein Ypsilon als ein Epsilon.
Prinzipiell interessant und nützlich. Das Ganze mit "Der Compose-Key" zu betiteln, den dann als letzte Möglichkeit zu nennen und mit "macht's nicht einfacher" zu bewerten, finde ich allerdings etwas seltsam.
Es ist, wie so oft, eine Frage der Übung. Wer immer wieder die gleichen Sonderzeichen braucht, ist mit Sicherheit NICHT mit einer spezifischen Anwendung am besten bedient und auch nicht mit einer Textdatei als Bibliothek zum Rauskopieren, sondern merkt sich entweder die Unicodes (oder hat eine Tabelle dafür, so wie man früher oft eine ASCII-Tabelle beim Programmieren hatte) oder die Compose-Kürzel oder auch die AltGr-Kombination.
Wer die Sonderzeichen nicht so oft benötigt und daher keine Übung entwickeln kann, ist am schnellsten wohl mit einer Internetsuche z.B. "Trademark unicode" oder "3/4 unicode" - klappt natürlich nicht, wenn man nicht weiß, dass man z.B. "Σ" nicht mit "unicode Epsilon" suchen darf, weil das Zeichen halt anders heißt ;o) . Da wird sowohl das Zeichen (kann man sich dann kopieren) als auch der Unicode angezeigt (falls man es über Ctrl+Shift+u Unicode RETURN eingeben möchte). Daneben schreiben viele Leute ja in einer Anwendung wie LO-Writer; dort gibt es bereits den Menüpunkt Einfügen → Sonderzeichen.
> Falls es um die Möglichkeit geht, Unicode-Zeichen einzugeben, befinden wir uns auf einem viel grundsätzlicheren Level. Hier geht es nicht um …erfundene Tastenkombinationen …, sondern um internationale Standards. Welche auch "erfunden" bzw. beschlossen wurden. Natürlich haben die eine gewisse Systematik. Das Problem für viele Nutzer dürfte aber schon sein, dass die eben hexadezimal codiert sind. Aufgrund der Systematik ist es einerseits bequem, wenn man weiß, dass tiefgestellte Zahlen bei 2080 anfangen, man also nur die End-0 gegen die gewünschte Zahl tauschen muss, um sie entsprechend als tiefgestellt zu erhalten: ₀ (Strg+Shift+u2080, ₁ (Strg+Shift+u2081), ₂ (Strg+Shift+u2082), … ₉ (Strg+Shift+u2089) - dann könnten auch alle man gescheit CO₂ schreiben statt CO2 oder, viel grässlicher, CO². Nur fangen nicht alle Blöcke bei xxx0 an und haben nur 10 Elemente. Wie geht es also weiter? Gäbe es die tiefgestellte 10, wäre das ja der Logik nach Strg+Shift+u"2089+1", also 2090? Natürlich nicht, denn auf 2089 folgt 208A (was übrigens ₊ entspricht) im Hexadezimalsystem. Das beherrschen aber wenige Leute aus dem ff, ein paar mehr so halbwegs. Strg+Shift+u2090 startet aber einen anderen netten Block, die tiefgestellten Buchstaben. Allerdings gibt es da nicht alle und auch nicht nur "normale" und nicht in alphabetischer Reihenfolge und manche, die dort nicht sind, sind woanders zu finden.
Also ja, Unicode ist praktisch und die Grundlage für die Darstellung der Sonderzeichen, aber die Eingabe über Strg+Shift+uxxxx ist halt auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei. Es bewahrt einen allerdings vor bösen Überraschungen. Symbolschriftarten wie Wingdings oder Dingbats sind nicht Unicode-konform. Wer also daraus Zeichen kopiert, wird diese in fast allen Fällen so nicht wiederfinden, wenn die entsprechende Schriftart nicht installiert ist. Das kann allerdings auch bei Unicode passieren, wenn die gewählte Schriftart das Zeichen nicht hat.
Ja, leider hat das Zitieren nicht geklappt. Tut mir leid. Die Zitate sind folgende:
"Um das griechische Summenzeichen (Epsilon: Σ) einzugeben, "
"Falls es um die Möglichkeit geht, Unicode-Zeichen einzugeben, befinden wir uns auf einem viel grundsätzlicheren Level. Hier geht es nicht um …erfundene Tastenkombinationen …, sondern um internationale Standards."
Der restliche Text dann mein Erguss dazu.