Die BSD-Story

  Niklas   Lesezeit: 8 Minuten

Das freie Betriebssystem auf Unix Basis wird zwar schon lange nicht mehr aktiv gepflegt, doch seine Nachfolger beeinflussen die Technik-Welt noch heute.

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Die Berkeley Software Distribution, wie BSD ausgeschrieben heisst, wurde 1977 an der Universität von Kalifornien in Berkeley entwickelt und basierte auf Unix V6 und V7 vom amerikanischen Telekom-Konzern AT&T.

In den letzten Wochen habe ich die wichtigsten Vertreter der weiterhin aktiv weiterentwickelten BSD Varianten vorgestellt. In diesem Artikel werden die historischen Hintergründe von BSD sowie sein Einfluss auf freie Software allgemein erläutert.

Hier nochmal eine Übersicht über die bisherigen Artikel zum Thema BSD:

Eigentlich beginnt die Geschichte von BSD schon im Jahr 1969 bei den Bell Laboratories, dem Forschungsinstitut der amerikanischen Telekom AT&T. Dort wurde das ursprüngliche Unix Betriebssystem entwickelt. Aufgrund des Telekommunikationsmonopols von AT&T durfte das Unternehmen aber keine Geschäfte im Computerbereich machen, sodass man Unix Datenträger zum Selbstkostenpreis an Universitäten verteilte.

An der Universität von Kalifornien in Berkeley entschloss man sich daraufhin, das System, dessen Lizenz damals das Anschauen, Bearbeiten und Weitergeben des Quellcodes erlaubte, selbst zu verbessern. So stammt beispielsweise die Implementierung des Internet-Protokolls von der Universität. Viele Änderungen wurden sogar von AT&T in die nächste Unix Version übernommen.

Nach dem Ende des amerikanischen Telekommunikationsmonopols im Jahr 1982 entschloss man sich, Unix in Zukunft kommerziell zu vermarkten. Um Lizenzschwierigkeiten zu vermeiden, musste die Universität in Berkeley den AT&T Code vollständig aus dem BSD Quelltext entfernen. Dieser Prozess wurde im Jahr 1994 fertiggestellt.

Damit ist die Geschichte des Ur-BSD schon fast zu Ende, denn die Universität hat danach nur noch eine einzige Version im Jahr 1995 herausgegeben. Wie in der Open-Source Welt üblich, bedeutete das jedoch keineswegs das Ende der BSD-Betriebssystemlinie. Bereits 1992 wurde der freie BSD-Fork 386BSD gestartet, der nur drei Jahre lang gepflegt wurde und im selben Jahr wie die Originalversion ein Ende fand.

Von diesem wurden jedoch im Jahr 1993 zwei weitere Forks gestartet, NetBSD und FreeBSD, die bis heute aktiv weiterentwickelt werden. 386BSD basierte auf 4.3BSD, das noch AT&T Quellcode enthielt und wurde bis zum Ende des Projekts nicht auf die freie Variante umgestellt. Die Nachfolgeprojekte NetBSD und FreeBSD wechselten jedoch recht zügig auf 4.4BSD.

Schon im Jahr 1983 brachte AT&T parallel zu den BSD-Entwicklungen seine kommerzielle Unix Version System V heraus. Die letzte Version davon erschien 1997. System V war ein grosser kommerzieller Erfolg. Die meisten Hersteller wechselten von BSD auf Unix System V.

Dazu gehört auch Sun Microsystems mit seinem SunOS, das später zu Solaris umbenannt wurde. Der Quellcode von Solaris wurde Juni 2005 unter die Open-Source-Lizenz CDDL gestellt. Damit wurde der original Unix System V Quellcode erstmals öffentlich zugänglich. Zwar wurde Solaris mit der Übernahme von Sun Microsystems durch Oracle fünf Jahre später wieder proprietär, doch gibt es weiterhin einen unabhängigen quelloffenen Fork von OpenSolaris, den illlumos Kernel und das OpenIndiana Betriebssystem (Wir berichteten).

Nun könnte man zu dem Schluss kommen, dass BSD kaum mehr eine Rolle in der Technikwelt spielt, doch das wäre weit gefehlt. Es ist gut möglich, dass ohne Unix und die Berkeley Software Distribution, die Unix für jedermann verfügbar gemacht hat, ein noch viel grösserer Teil von uns heute Windows nutzen würde. Eine gruselige Vorstellung, nicht wahr?

Unix und seine Kommerzialisierung war der Anstoss, der Andrew S. Tanenbaum 1987 dazu bewegt hat, das Minix Betriebssystem zu entwickeln, das damals zwar auch proprietär war, jedoch preisgünstig erworben werden konnte und mit dem Quellcode ausgeliefert wurde. Dieses Projekt wiederum inspirierte Linus Torvalds, den Linux Kernel zu schreiben. Was daraus geworden ist, weiss wohl jeder, der diese Seite liest.

Die Projekte Minix und Linux sind beide keine Unix oder BSD Derivate. Sie sind von Grund auf neu geschrieben und beinhalten keinerlei Code von Unix oder BSD. Doch die Idee von Unix hat beide erst möglich gemacht und vor allem durch Linux die Technikwelt nachhaltig verändert und freier gemacht. Ausserdem orientieren sie sich am POSIX Standard, der die Eigenschaften von unixartigen Betriebssystemen definiert und dafür sorgt, dass sie mehr oder weniger kompatibel zueinander sind.

Quellen:

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Bsd, FreeBSD, Unix, AT&T, System, Story

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