MidnightBSD: FreeBSD Derivat mit deutlichen Unterschieden

  Niklas   Lesezeit: 4 Minuten

MidnightBSD ist ein Derivat des FreeBSD Betriebssystems, das einige grössere Änderungen gemacht hat und weitere plant.

midnightbsd: freebsd derivat mit deutlichen unterschieden

Do, 4. März, Niklas

MidnightBSD wurde von FreeBSD 6.1 Beta abgespaltet und wird seitdem weitestgehend unabhängig weiterentwickelt, auch wenn immer wieder grössere Teile aus neueren FreeBSD Versionen übernommen wurden. Das Ziel des Projekts ist es, ein gutes Desktop-Betriebssystem zu erschaffen. Man kritisiert an FreeBSD, dass es zu sehr auf Server ausgelegt ist.

MidnightBSD hat sehr oft die vorinstallierte Desktop-Oberfläche gewechselt. Die aktuelle Version kommt mit Xfce. Die vorinstallierte Software lässt sehr zu Wünschen übrig: Eine Office-Suite fehlt komplett, als Browser ist Midori vorinstalliert, der jedoch beim Aufruf von Webseiten sofort abstürzt. Dafür ist das Installationsimage mit gut 800 MB wesentlich kleiner, als bei NomadBSD und GhostBSD.

Das Betriebssystem sieht nach dem Start erst einmal nicht besonders benutzerfreundlich aus. Es kommt die von FreeBSD bekannte Abfrage, ob man das System installieren oder die live CD starten möchte. Entscheidet man sich für die live CD, wird man nach der Teilnahme an *BSDstats sowie dem Wunsch, eine grafische Oberfläche zu nutzen, gefragt. Beantwortet man beides mit Ja, will MidnightBSD neu gestartet werden und hat anschliessend alles wieder vergessen. An einer Installation kommt man also nicht vorbei.

Ich installiere MidnightBSD also. Hierzu verwendet das Derivat das gleiche Tool, wie FreeBSD selbst: Ein Terminalprogramm, das den Nutzer Schritt für Schritt durch die Installation begleitet mit vielen Standardeinstellungen, die ohne Anpassung übernommen werden können. Ich kenne die Prozedur bereits und habe das System schnell installiert.

Nach dem ersten Start des installierten MidnightBSD Systems werde ich erneut nach der Teilnahme an *BSDstats sowie dem Wunsch nach einem grafischen Desktop befragt. Wieder beantworte ich beides mit Ja und starte neu. Jetzt erscheint ein grafisches Anmeldungsfenster, das nach Eingabe von Benutzername und Passwort jedoch nur eine Fehlermeldung ausspuckt und neu startet.

Das Problem lässt sich lösen, indem man enable_mlogind in der Datei /etc/rc.conf auf NO setzt. Dann kann man sich im Terminal einloggen und Xfce mit dem Befehl startxfce4 starten. Es gibt bestimmt noch elegantere Lösungswege, aber das würde den Rahmen des Artikels sprengen.

Da MidnightBSD sehr wenige vorinstallierte Programme mitliefert, wollte ich gleich mit dem von FreeBSD bekannten Tool pkg einige dazu installieren. Dieses ist hier jedoch nicht vorhanden, stattdessen wird das Tool mport benutzt, das sich die Pakete aus MidnightBSDs eigenem Repository holt. Es gibt auch hier ein grafisches Paketverwaltungsprogramm. Dieses hat in meinem Test jedoch nicht funktioniert.

Das MidnightBSD mport Repository ist deutlich weniger umfangreich, als das von FreeBSD. Welche Programme verfügbar sind, sieht man auch im MidnightBSD App Store im Browser. Auch die Versionen sind älter: Hier ist noch Firefox 80.0 vom August vorhanden. Hinweis: Damit dieser funktioniert, muss ausserdem das Paket dav1d installiert werden!

Fazit: MidnightBSD ist doch eher was für Nerds und nichts für den normalen, weniger technisch versierten Anwender, denn vieles funktioniert nicht so, wie es sollte, was zur Behebung einige Terminalkenntnisse und manuelle Eingriffe ins System erfordert. Wer Geduld und Interesse mitbringt, kann es ausprobieren, aber FreeBSD und die Derivate mit weniger starken Änderungen sind einfacher zu benutzen.

Quellen:

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MidnightBSD, FreeBSD, System, *BSDstats, NomadBSD, Desktop, Tool, Derivat

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