Wie wir bereits im Februar berichteten, arbeitet der Schweizer Christoph Cronimund, an einer Suchmaschine, die zwar die Ergebnisse der Google-Suche verwendet, der Anwenderin aber trotzdem vollkommene Anonymität gewährleistet. Obwohl die Google-Suche seit ihres Bestehens in der berechtigten Kritik steht, die Daten der Suchenden für zielgerichtete Werbung und Profilbildung der Nutzer zu verwenden und zu verkaufen, werden 91 % der Suchanfragen über Google abgewickelt. Den meisten Anwendern scheint der Komfort einer Google-Suche wichtiger zu sein, als ihre eigene Ausbeutung.
Was bei Christoph Cronimund als Hobbyprojekt für eine anonyme Suche begann, hat sich aufgrund des Medienechos (Artikel in der NZZ und der Süddeutschen Zeitung) zu einer Produktankündigung entwickelt, auf die viele Nutzer warten. Das Projekt Trooia war geboren und befindet sich zurzeit in einer Konsolidierungsphase, um dem erwarteten Ansturm standhalten zu können.
Cronimund selbst sieht bei der Qualität der Suchergebnisse keine Alternative zu Google und ihm sei auch klar, dass eine Suchmaschine Werbung schalte, wenn sie gratis genutzt werden könne. "Aber vor einigen Jahren war Werbung auf Google noch nicht so dominant. Mittlerweile muss man schon fast scrollen, um zu den unbezahlten Einträgen zu kommen." Zwar hat Cronimund auch alternative Suchmaschinen wie DuckDuckGo und Startpage ausprobiert, die sich Datenschutz und Datensparsamkeit auf die Fahnen geschrieben haben. Aber er findet sie "lauwarm": "Beide schalten oben auf der Seite Werbung, entweder von Microsoft Bing oder Google." So werde man auch hier getrackt, sobald man auf Werbung klicke.
Cronimund will Trooia daher weiterführen, derzeit arbeitet er daran, die technischen Systeme so anzupassen, dass sie mit einem breiten Interesse klarkommen. Für die Menschen, die wissen wollen, wie es damit weitergeht, schreibt er einen Newsletter. Der hat mittlerweile ein paar Tausend Abonnenten. Diese gehören auch zu denen, die das neue System testen können, wenn der Dienst stabil läuft.
Doch wie funktioniert Trooia? Die Suchanfragen, die der Nutzer bei Trooia eingibt, werden Google übermittelt. Die Ergebnisse werden dort abgegriffen. Das ist legal, weil die Suchresultate von Google keinem Copyright unterliegen und sie auch keine personenbezogenen Daten gemäss der EU-Datenschutz-Grundverordnung sind.
Allerdings sieht es Google nicht gerne, dass automatisiert auf die Suche zugegriffen wird und blockt Maschinen. Wie der Konzern dabei genau vorgeht, verrät er nicht. Denn niemand solle die Möglichkeit haben, mithilfe dieser Informationen die Systeme zu manipulieren, teilt Google mit. Cronimund wiederum versucht das Sperren zu umgehen, indem er beispielsweise einen Proxypool mietet, also einen Dienst, der Anfragen auf eine grosse Anzahl von Computern verteilt, die verschiedene IP-Adressen haben. "Man muss immer unter dem Radar von Google fliegen", sagt Cronimund.
In Kürze werden wir ein Interview mit Christoph Cronimund im GLN-Podcast senden, um mehr über die Entwicklung der anonymen Suche zu erfahren.
Quellen:
https://www.sueddeutsche.de/digital/trooia-google-suche-anonym-1.5243849