Google-Apps und weitere Bloatware loswerden mit dem "Universal Android Debloater Next Generation"

  Caos   Lesezeit: 12 Minuten  🗪 2 Kommentare

Android-Geräte enthalten oft sehr viele Apps, die sich weder deinstallieren noch deaktivieren lassen. Debloater-Software kann den Weg aus der "Bloatware-Hölle" erleichtern.

google-apps und weitere bloatware loswerden mit dem "universal android debloater next generation"

In der Artikelserie "Datensparsames Android mit der Android Debug Bridge" werden Wege aufgezeigt, wie Android-Stock ROMs auch ohne Rootrechte weitgehend datensparsam betrieben werden können. Ein Schritt ist dabei das Entfernen von Bloatware. Hierfür existieren auch grafische Frontends wie der "Universal Android Debloater". Mit dessen Hilfe können Funktionen der "Android Debug Bridge" über ein grafisches Frontend genutzt werden. So können auf relativ einfachem Weg auf vergoogelten Androids Google-Apps und weitere Bloatware wie Hersteller- und Werbeapps entfernt werden.

Mit dem Universal Android Debloater durfte ich bereits Erfahrungen sammeln, habe aber zuletzt feststellen müssen, dass das ursprüngliche Projekt seit 2022 nicht mehr weiterentwickelt wird. Ich hatte den Universal Android Debloater vor zwei Jahren über den Artikel bzw. das entsprechende Video "Vorinstallierte Schrott-Apps löschen mit Universal Android Debloater" von c't 3003 kennengelernt: Darin wird unter anderem das damals neue Samsung A33 5G debloatet. Dieses Gerät hatte bereits im Werkszustand 78 Apps installiert und 28 GB Speicher belegt. Der Großteil dieser Apps kann ohne Root nicht deinstalliert und zum Teil auch nicht deaktiviert werden.

"Willkommen in der Bloatware-Hölle"

Wenig später toppte Samsung das Ganze erneut und belegte auf dem S23 sogar 60 GB Speicher mit System und nicht deinstallierbaren Schrott- und Spy-Apps (wie Tarnkappe-Info unter dem etwas reißerischem Titel "Willkommen in der Bloatware-Hölle" berichtete): "Mit seiner neuen Galaxy S23-Serie treibt es Samsung nicht nur aus technischer Sicht auf die Spitze. Auch die bereits vorinstallierte Bloatware bricht (...) sämtliche Rekorde. Denn alleine das Android-System von Samsung kommt hier auf unfassbare 60 GB. (...) [So] verkauft Samsung den Speicherplatz für vorinstallierte Crapware in seinen Geräten an den Höchstbietenden. Ein Unternehmen wie Facebook kauft einen Platz auf Samsungs Systempartition, wo es tiefgreifendere Systemberechtigungen erhalten kann, den App-Store-Apps nicht gewährt werden, wodurch es Nutzer effektiver ausspionieren kann."

Da ich selbst ausschließlich Custom ROMs nutze, betrifft mich die Bloatware-Frage nur am Rande. Doch ein Custom ROM gibt es für das S23 sowie das A33 meines Wissen (noch) nicht. Wer sich jedoch tatsächlich so ein "Höllengerät" anschafft, sollte hier zumindest einen Debloater zum Entrümpeln kommen lassen. Ich hatte dann vorletztes Jahr auch bereits einmal das Vergnügen, für jemanden im Auftrag das bei c't 3003 vorgeführte aufblähte Samsung-Modell - das Samsung A33 5G - einzurichten und erfolgreich zu debloaten. Das Debloaten hat problemlos funktioniert und fortan war das Gerät weitgehend ohne Ballast.

Next Generation Debloater

Nachdem das ursprügliche Projekt seit 2022 eingeschlafen scheint, hat der Fork "Universal Android Debloater Next Generation" das Werk fortgesetzt. 

Es handelt sich um einen Fork des UAD-Projekts, "dessen Ziel es ist, die Privatsphäre und die Akkuleistung zu verbessern, indem unnötige und obskure Systemanwendungen entfernt werden. Dies kann auch zur Verbesserung der Sicherheit beitragen, indem die Angriffsfläche verringert wird."

Das Handling und die Funktionen sind meines Wissens nahezu unverändert und es sind noch einige Hersteller dazu gekommen, die unterstützt werden:

Bei diesen kann dann nicht nur Google- und Werbebloatware, sondern es können auch die in der Regel überflüssigen Hersteller-Apps entfernt werden.

Bei der Auswahl, welche und wieviel Bloatware entfernt werden soll, kann zwischen vier Kategorien gewählt werden:

  • Recommended -- "Sinnlose oder völlig negative Pakete und/oder Apps, die über Google Play verfügbar sind." Selbst wenn Ihr "obskure" Apps wie bspw. Facebook wirklich nutzen möchtet, empfiehlt es sich, nicht die vorinstalliere Variante zu verwenden, sondern die "normale" Version der App nach zu installieren. "Teilweise haben diese Konzerne Deals mit den Geräteherstellern, um vorinstallierten Apps erweiterte invasive Berechtigungen einzuräumen, die für die Versionen im Google Playstore nicht erlaubt sind, da sie selbst die Richtlinien von Google verletzen würden." (s. Artikel zu ADB)
  • Advanced -- "Entfernt obskure oder kleinere Teile der Funktionalität oder Apps, die nicht einfach über Einstellungen/Google Play aktiviert/installiert werden können. Diese Kategorie wird auch für Apps verwendet, die nützlich sind (Standardtastatur/Galerie/Launcher/Musik-App), aber leicht durch eine bessere Alternative ersetzt werden können." c't 3003: "Beim Chrome-Browser heißt es: Benutzt einfach Firefox, funktioniert eh besser"
  • Expert -- "Beeinträchtigt weit verbreitete und/oder wichtige Funktionen, aber nichts, was für den grundlegenden Betrieb des Betriebssystems wichtig wäre. Das Entfernen eines Expertenpakets sollte das Gerät nicht in einen Bootloop versetzen (es sei denn, dies wird in der Beschreibung erwähnt), aber wir können dies nicht zu 100% garantieren."
  • Unsafe -- "Es können wichtige Teile des Betriebssystems beschädigt werden. Das Entfernen eines unsicheren Pakets birgt ein extrem hohes Risiko für einen Bootloop des Geräts."

Die Pakete sind jeweils dokumentiert, damit verständlich wird, was gelöscht werden und was nicht. Zu den meisten Einträgen gibt es eine kleine Erklärung, was die App macht und warum empfohlen wird, sie zu löschen bzw. nicht zu löschen.  Das Schlimmste, was passieren kann, ist das Entfernen eines wichtigen Systempakets, das während des Systemstarts benötigt wird, was dann zu einem Bootloop führt. Nach etwa 5 fehlgeschlagenen Systemstarts wird das Telefon automatisch im Wiederherstellungsmodus neu gestartet, und es muss ein "Factory Reset" durchgeführt werden, wodurch auch sämtliche Daten gelöscht werden. Soweit das Gerät also bereits in Verwendung war, sollte vorab unbedingt ein Backup gemacht werden! Loggt euch ggf. zur Sicherheit aus allen OEM-Accounts aus (also zum Beispiel Mi- oder Samsung-Account), sonst kommt ihr womöglich aus dem Lockscreen nicht mehr heraus. Auf jeden Fall wird versichert, dass die Software das Gerät NICHT hard-bricken könne.

Werden die Apps "deinstalliert"?

Nein, die Apps werden nicht im engeren Sinne deinstalliert, dies ist ohne Root-Rechte nicht möglich: "This software clears all the system bloat in /DATA and freezes these packages by uninstalling them for all the users. That means for the current user (0) and for any other user's profile." Dies entspricht dem ADB-Befehl pm uninstall --user <user> <package>

Bei Bedarf können die entfernten Pakete über den Debloater auch wieder reaktiviert werden. Das Vorgehen ist also relativ risikoarm, zumindest wenn man sich an die ersten beiden der o.g. Kategorien hält. Oder auch, wenn das Gerät sowieso gerade erst in Betrieb genommen wird und ein "Factory Reset" keine Verluste bedeuten würde.

Bei dem oben erwähnten Samsung A33 waren nach dem Debloaten (und nach der Installation von einigen alternativen Apps) schließlich statt 28 GB nur noch gut 20 GB Speicher belegt. Ich habe dabei im Modus "Expert" unter anderem auch den Google-Playstore entfernt und F-Droid und darüber Aurora-Store als Alternativen hinzugefügt, so dass hierüber auch Apps aus dem Playstore ohne Google-Account nachinstalliert werden könnten.

Installation und Debloaten

Der Ablauf ist sehr anschaulich im c't 3003-Artikel bzw. im Video dazu beschrieben und vorgeführt:

Bei einem Debian-basierten System wie Ubuntu werden, falls noch nicht geschehen, vorab über sudo apt install android-sdk-platform-tools die ADB-Tools installiert. Unter Windows und Mac sind einige Schritte mehr erforderlich, die im Heise-Artikel beschrieben werden: "Unter Linux ist die Installation am einfachsten, unter Windows ist es relativ kompliziert!"

Nach dem Download des Programms am PC über die Projektseite sind dann noch folgende Schritte nötig: Das zip-Paket entpacken, Checksumme prüfen und das Programmpaket ausführbar machen. Auf dem Android-Gerät, dass debloatet werden soll, müssen die Entwickleroptionen freigeschaltet sein (7 Mal auf die Buildnummer tippen) und anschließend muss USB-Debugging in den Entwickleroptionen aktiviert werden. 

"Jetzt könnt ihr auf dem Rechner den Universal Android Debloater starten, das Smartphone per USB-Kabel an den Rechner hängen, dann einmal auf dem Smartphone bestätigen, dass ihr dem Rechner vertraut und zack, zeigt der Debloater alle Bläh-Apps an, die auf dem Handy laufen. Fröhliches löschen!" (c't 3003)

Fazit

Der "Universal Android Debloater Next Generation" ist ein hilfreiches Tool, um Android-Systeme zu entschlacken und datensparsamer betreiben zu können. Die Anwendung ist relativ einfach und risikoarm. Am leichtesten ist es, wenn das Gerät unmittelbar bei der Inbetriebnahme debloatet wird.

Wer mehr über die Hintergründe erfahren möchte und/oder wirklich individuell entscheiden möchte, wie und welche Apps über die Android Debug Bridge entfernt werden, erhält eine sehr schöne Anleitung und weiterführende Hinweise zu den nächsten Schritten im Artikel "Datensparsames Android mit der Android Debug Bridge".

Meine eigenen praktischen Erfahrungen beruhen auf der inzwischen veralteten Version des Debloaters. Falls jemand von Euch ein passendes Gerät parat hat und damit den "Next Generation" Debloater nutzen kann: Ergänzt Eure Erfahrungen gerne auch hier als Kommentar.

Quellen:

https://github.com/Universal-Debloater-Alliance/universal-android-debloater-next-generation 
https://github.com/Universal-Debloater-Alliance/universal-android-debloater-next-generation/wiki 
https://github.com/0x192/universal-android-debloater/releases 
https://github.com/0x192/universal-android-debloater/wiki/FAQ 
https://www.heise.de/news/c-t-3003-Vorinstallierte-Schrott-Apps-loeschen-mit-Universal-Android-Debloater-7131487.html 
https://tarnkappe.info/kommentar/galaxy-s23-mit-unfassbaren-60-gb-willkommen-in-der-bloatware-hoelle-264874.html 
https://arstechnica.com/gadgets/2023/02/the-samsung-galaxy-s23s-bloated-android-build-somehow-uses-60gb-of-storage/ 
https://mobilsicher.de/ratgeber/vorinstallierte-apps-ersetzen
https://gnulinux.ch/datensparsames-android-mit-der-android-debug-bridge-teil1-samsung-phablet 
https://gnulinux.ch/ciw078-podcast 

Bildquellen:
https://github.com/0x192/universal-android-debloater 
https://github.com/Universal-Debloater-Alliance/universal-android-debloater-next-generation 

Tags

Android, Debloat, Bloatware, Google, CustomROM, SAMSUNG, Privacy, Datenschutz, UniversalAndroidDebloater

Ephraim
Geschrieben von Ephraim am 1. Mai 2024 um 08:18

Vielen Dank für den Kommentar, ich habe den Link angepasst. LG, Ephraim.