Im Artikel zu BookLore habe ich angeteasert, dass ich E-Books nach dem Kauf für gewöhnlich „entrümple“. In den Kommentaren kam dann der Wunsch auf, dass ich das doch näher beschreiben soll.
Natürlich beurteilt jeder die Qualität von E-Books anders. Die einen laden ein EPUB herunter, und finden es so wie es ist völlig in Ordnung. Andere haben genaue Vorstellungen davon, wie ihr Wunsch-E-Book aussehen soll und es darf keinen Deut davon abweichen. Daher ist das folgende alles andere als allgemeingültig.
Suboptimale EPUBs
Das Hauptproblem ist, dass viele Verlage wenig Liebe in die Erstellung der E-Books stecken. Hier eine Auswahl:
Ähnlich wie Webseiten stecken in den E-Books ja HTML-Dateien, deren Aussehen wiederum von einer (oder mehreren) CSS-Datei(en) (Cascading Stylesheets) bestimmt wird. Häufig verwenden Verlage ein und dieselbe CSS-Datei für sämtliche E-Books im Verlagsprogramm, auch wenn diese jeweils nur einen Bruchteil der CSS-Regeln benötigen. Der E-Reader muss trotzdem alles „verarbeiten“ (parsen).
Zumindest Romane sind in der Printausgabe so gut wie immer im Blocksatzlayout gesetzt. Ob das jedermanns Geschmack trifft, sei einmal dahingestellt. Es wird jedenfalls so gemacht. Viele Verlage setzen die E-Book-Ausgaben aber linksbündig. Warum? Manche E-Reader können das auch gar nicht ändern (PocketBook, Stand Nov. 2025).
Hinzu kommt die Unart, die normale Schriftgröße nicht auf 100 % bzw. 1 em zu stellen, sondern auf irgendwas Komisches, etwa 0.8675 em. Und im nächsten Buch ist es dann 0.9248 em. Je nach Gerät werden folglich die Buchstaben, obwohl am Reader dieselbe Größe eingestellt ist, unterschiedlich groß angezeigt. Wechselt man also häufig von Buch A zu Buch B und zurück, ist man ständig am Justieren der Schriftgröße (auch hier: ob es ein Problem ist, kommt auf den E-Reader an).
Als letztes Beispiel möchte ich noch die mangelnde Sorgfalt der Verlage bei der Metadatenpflege erwähnen. Da spielt auch noch das Problem mit rein, dass manches bei EPUB2 nicht standardisiert ist (bei EPUB3 hingegen schon). So ist im E-Books selbst meist nicht vermerkt, zu welcher Serie das Buch gehört bzw. um welchen Teil es sich handelt. Auch so simple Angaben wie der Klappentext oder die ISBN-Nummer schaffen es Verlags-seitig größtenteils nicht in die Datei.
Calibre kommt zu Hilfe
Mit Calibre kann man zum Glück alle oben genannten Probleme beheben. Es ist ein bisschen Handarbeit gefragt, aber mit etwas Übung ist das im Nu erledigt.
CSS aufräumen
Um die unnötigen CSS-Angaben loszuwerden, öffnet man das Buch mit dem Calibre E-Book Editor (Rechtsklick → Buch bearbeiten). Im Editor klickt man dann entweder in der Toolbar auf den Radiergummi oder wählt im Menü Werkzeuge → Nicht verwendete CSS-Regeln entfernen aus. Im folgenden Dialog kann man noch ein paar Einstellungen machen. Bei mir sieht er so aus:

Nicht verwendete CSS-Regeln entfernen
Wie man sieht wurden immerhin über 300 unnötige CSS-Regeln entfernt. Das Buch sieht danach keinen Deut anders aus. Die CSS-Regeln wurden schlicht nicht verwendet und waren überflüssig.
Blocksatzlayout
Wir bleiben im Editor und öffnen die CSS-Datei. Im Beispiel heißt sie stylesheet.css. Häufig wird im body- und/oder im Absatz-Teil (p) die Textausrichtung festgelegt.
Wie man sieht, ist explizit ein linksbündiges Textlayout vorgegeben. Das ändern wir in text-align: justify;. Tatsächlich kommentiere ich meist auch die line-height Angabe aus (/* line-height: 1.6em; */); der E-Reader kann selbst entscheiden, wie hoch eine Textzeile sein muss. Manchmal gibt es auch zig CSS-Dateien, wo obiges drölfzig Mal definiert ist. In so einem Fall hilft die Funktion Suchen & Ersetzen, wie sie auch im nächsten Schritt zum Einsatz kommt.
Schriftgröße: 1em
Ähnlich geht es mit der Schriftgröße weiter. Je nach E-Book/Verlag muss man etwas suchen, wo überall die Schriftgröße definiert ist. Im folgenden Beispiel steckt sie (unter anderem!) in p.GT.
Da sie mehrfach auf diesen krummen Wert festgelegt ist, kommt man am besten über Suchen und Ersetzen weiter. Gibt es mehrere CSS-Dateien, wählt man am besten die Option „Alle CSS-Dateien“ aus:

Suchen und Ersetzen (font-size)
Der Vollständigkeit halber sei auch hier erwähnt, dass ich ähnlich mit line-height verfahre:

Suchen und Ersetzen (line-heigt)
Das war’s im Editor. Wie gesagt, muss man teils etwas suchen, um die relevanten CSS-Regeln zu finden. Oft hilft es, eine der Kapiteldateien zu öffnen, um zu schauen, welche CSS-Klasse(n) für die Absätze verwendet werden (im obigen Beispiel: u.a. GT).
Die Schritte gehen mit etwas Übung schnell von der Hand und im Ergebnis erhält man gleichartig definierte E-Books, die von Ballast (CSS-Regeln) befreit sind.
Metadaten (Bonus: Seitenzahlen)
Zum Schluss gilt es, noch die fehlenden Metadaten nachzutragen. Wichtig ist hier vor allem das Feld Sprache, damit der E-Reader weiß, welches Wörterbuch und, beinahe wichtiger, welche Regeln zur Silbentrennung angewendet werden sollen.
Ergänzt man fehlende Metadaten konsequent, tut man sich bei wachsendem Buchbestand auch leichter mit der Verwaltung und es lässt sich leichter nach Genre/Sprache/Verlag usw. filtern.
Nützlich ist auch die Calibre-Erweiterung Count Pages, welche die Seitenzahl der Bücher nach eigenen Vorgaben (Anzahl Zeichen pro Seite) sowie die Anzahl der Wörter berechnen kann. Das erst macht E-Books bzgl. deren Umfangs vergleichbar. Vergleichbarer sogar als bei Printausgaben, wo gerne mal mit viel Rand, Zeilenhöhe oder Schriftgröße „geschummelt“ wird. Möchte man Seiten- und Wortzahlen erfassen, müssen zuvor noch entsprechende Calibre-Spalten erstellt werden, die Ganzzahlen aufnehmen. Meine Count Pages Einstellungen sehen so aus:
Was man hier bei Zeichen pro Seite angibt, ist beinahe egal. Der Umfang der Bücher soll einfach vergleichbar sein. Ich habe versucht, einigermaßen an die Seitenzahl bei Printausgaben heranzukommen, was mal mehr und mal weniger passt.
Fazit
Im Artikel habe ich meinen „Workflow“ beschrieben, dem ich jedes neue E-Book unterziehe. In wenigen Fällen kann das auch mal etwas kniffliger sein. Mir ist es der Aufwand jedenfalls wert. Die E-Books werden vom Lesegerät einheitlich(er) dargestellt und sind sauber in der Buchverwaltung erfasst.
Quellen:
- Titelbild: https://pixabay.com






Hallo Martin, Dank dir für das "mitnehmen" beim Entrümpeln.
Interessant, diese Werte habe ich eigentlich nie im Blick gehabt. Wenn ich meine Bücher entrümpel, achte ich mehr auf inhaltliche Dinge wie Werbung, unnötig grosse oder überflüssige Bilder und evtl. Grafiken. Manche Verlage haben z,B. das gleiche Kapitelende-Symbol 50 Mal mit unterschiedlichen Namen im Buch verteilt, statt immer den Link auf eine Bilddatei zu setzen. D.h. dann, diese 30 kB grosse Datei liegt 50 Mal im Verzeichnis. In meinen Augen absolute Inkompetenz. Auch bei wirklich grossen Verlagen.
Gerade was Werbung und Co angeht, spart man beim Entrümpeln unglaublich viel Platz. Auch wenn der ja im Grunde genommen heutzutage nicht mehr so das Kriterium sein sollte, ist es doch erstaunlich, wie aus einer 5 MB grossen Datei auf einmal eine Datei von unter 1MB wird. Und dies, ohne dass auch nur etwas bzgl. Buchinhaltes fehlt. Klar, bei Sachbüchern mit vielen Bildern wird das Ganze schon etwas komplizierter und da schlucke ich dann oftmals die Kröte, bei Romanen ist es aber bei mir schon in Fleisch und Blut übergegangen, hier anzupassen.
Ich finde es schon im Grunde eine Frechheit, dass die Verlage so eine schlampige Arbeit abliefern und sich dafür bezahlen lassen. Das, was du beschreibst, "kostet" nur wenige Minuten und muss nur einmal für ein Buch gemacht werden. Dies sollte jeder Verlag selbst mit Ungelernten auf Mindestlohnbasis hinbekommen. Ich weiss ja nicht, wieviele EBooks sich heutzutage verkaufen, aber eine vernünftige Nachbearbeitung eines Buches sollte da kostentechnisch nur wenig ins Gewicht fallen.
Das Werbung reingepackt wird verstehe ich natürlich und es ist ja auch mehr meinem Empfinden geschuldet, dass dies von mir entfernt wird. Aber dann bitte die Bilder so anpassen, dass sie für ein E-Ink-Display reichen und nicht 4K.
Ich werde mir mal spasseshalber deine Vorschläge anschauen und vergleichen, wie sich ein Buch verändert. Danke für den Impuls.