Einstellungssache

  Ralf Hersel   Lesezeit: 5 Minuten  🗪 4 Kommentare

Bei Computersystemen ist grundsätzlich alles einstellbar. Die Frage ist, wie einfach es ist, Konfigurationen zu ändern.

einstellungssache

"Bei Linux ist alles einstellbar." Diese Aussage gilt nicht nur für GNU/Linux-basierte, sondern für alle Computersysteme. Es kann ja auch gar nicht anders sein, weil eine bestimmte Einstellung irgendwo im System stecken muss. Die Frage ist weniger, ob man etwas einstellen kann, sondern wie man es einstellt.

Die grossen Desktop-Umgebungen, wie KDE Plasma, Xfce oder GNOME, unterscheiden sich bezüglich der benutzerfreundlichen Einstellbarkeit enorm. Bei KDE Plasma kann sehr viel eingestellt werden, bei GNOME eher weniger. Das ist eine Designentscheidung der Entwicklerteams, die man gut oder schlecht finden kann. Es gibt für beide Richtungen valide Argumente.

Der Auslöser für diesen Artikel ist ein Tröt von mort, der gestern Abend durch meine Timeline lief. Hier in der übersetzten Version:

Mit #GNOME kann man den Bildschirm nach einer Inaktivitätszeit zwischen 1 Minute und 15 Minuten oder "nie" ausschalten. Ich persönlich möchte nicht, dass sich der Bildschirm in der Praxis jemals ausschaltet … aber wenn ich vergessen habe, ihn auszuschalten, bevor ich in den Urlaub fahre, möchte ich den Bildschirm nicht eine Woche lang anlassen. Ich denke, ich möchte, dass sich der Bildschirm nach 2 Stunden Inaktivität ausschaltet, warum kann das nicht eine Option sein, warum ist es "15 Minuten" oder "nie" #linux #gnomeshell.

Tatsächlich bietet die GNOME-Settings App nur die von mort beschriebene und beschränkte Auswahl:

Das soll aber nicht heissen, dass man diese Einstellung nicht auf die von mort gewünschten 2 Stunden ändern kann. In der GNOME-Desktopumgebung gibt es dafür das CLI-Werkzeug gsettings, bzw. die GUI-Variante dconf-editor. Mit gsettings kann man bestimmte Konfigurationswerte anzeigen, bzw. ändern, zum Beispiel:

gsettings get org.gnome.shell.extensions.dash-to-dock click-action
'focus-minimize-or-previews'

gsettings set org.gnome.shell.extensions.dash-to-dock click-action 'minimize-or-overview' 

Mit get fragt man die aktuelle Einstellung einer bestimmten Konfiguration ab; mit set setzt man den Wert für die gewünschte Einstellung. Wer es bequemer mag, kann den dconf-editor verwenden; dort sieht dasselbe so aus:

Der Vorteil von dconf-editor ist, dass man alle möglichen Optionen als Auswahl präsentiert bekommt. Bei gsettings muss man wissen, welche Auswahlen zur Verfügung stehen.

Um zurück zur Ausgangsbehauptung zu kommen, dass alles einstellbar ist: Dies gilt natürlich nur für Einstellungen, die in einer Konfigurationsdatei verfügbar sind. Es gibt jedoch Einstellungen, die hart kodiert sind. Dazu gehört unter anderem die Akzentfarbe des GNOME-Desktop-Managers (GDM). Um diese Farbe zu ändern, muss der Quellcode von GDM geändert und neu kompiliert werden. Ein weiteres Beispiel ist die Akzentfarbe des GNOME-Desktops. Wir warten schon seit Jahren darauf, dass GNOME diese Einstellung endlich einmal konfigurierbar macht.

Kommen wir zurück zur Frage von mort. Kann man die Zeit bis zum Abschalten des Displays einstellen, und zwar über die vorgegebenen Werte hinaus? Da es diese Option bereits in der offiziellen Anwendung GNOME-Settings gibt, ist es sehr wahrscheinlich, diese Einstellung auch im dconf-editor zu finden. Die grosse Frage ist jedoch: wie heisst diese Option? Mir ist keine Anwendung oder ein Katalog bekannt, mit dem man diese Frage beantworten kann. Da hilft nur eine Suche im Internet. Nach einer Weile habe ich diese Seite gefunden. Dort sieht man, dass sich die Einstellung unter /org/gnome/settings-daemon/plugins/power/idle-dim verbirgt. Im dconf-editor sieht das so aus:

Nun gut, man sieht, dass idle-dim nur ein boolscher Wert ist. Dafür gibt aber die beiden Optionen sleep-inactive-??-timeout. Deren Werte stehen auf 900, was 15 Minuten entspricht. Leider passt das nicht zu meiner Einstellung von 5 Minuten. Das passt nicht zusammen. Bevor ist mein System zerschiesse, wechsle ich auf eine virtuelle Maschine, um das zu probieren.

Im dconf-editor habe ich den Wert auf 2 Stunden geändert (7200); die Einstellung bei GNOME-Settings lässt sich davon aber nicht beeindrucken; sie bleibt bei 5 Minuten stehen. Tja, nun weiss ich auch nicht weiter.

Obwohl ich keine Lösung für morts Problem liefern kann, hoffe ich, dass dieser Artikel dennoch einen Einblick in die erweiterten Einstellmöglichkeiten des GNOME-Desktops gegeben hat.

Falls ihr schlauer seid als ich, schreibt es bitte in die Kommentare.

Tags

gsettings, dconf, dconf-editor, Einstellungen, GNOME-Einstellungen

dzu
Geschrieben von dzu am 21. Februar 2024 um 09:53

Hallo Ralf, das die möglichen Einstellungen nirgends dokumentiert sind, hat mich auch schon gestört und ich habe dazu mal was gebloggt: https://blog.lazy-evaluation.net/posts/linux/gsettings-diff.html

Da ist ein kleines Script drin, das merkt sich alle gsettings, lässt Dich dann eine Änderung machen und findet mittels diff raus, was sich geändert hat. Habe das Script mal benutzt und den angesprochenen Parameter geändert. Da kommt dann raus, dass sich 'org.gnome.desktop.session idle-delay' geändert hat.

MonteDrago
Geschrieben von MonteDrago am 21. Februar 2024 um 10:37

Danke Ralf, das du mit diesem Artikel noch mal zeigst warum ich seit Gnome 3 alle Anwender die mich Fragen von dem Desktop abrate. Warum man diese simple Einstellung in irgendwelchen kryptischen Einstellungen verstecken muss, und dann die Anzeige auch noch inkonsistent ist, anstelle einfach ein Eingabefeld unter den Energiespareinstellungen einzubauen, wissen nur die Gnome Entwickler.

anstatt es dem Umsteiger (Anwender) einfacher zu machen, wird es mit jeder Version immer schwieriger für den Anwender der nur das System nutzen will, ohne ich in alle ini Dateien einzuarbeiten. Das ist der grund warum Linux immer noch den Ruf des "Frickelsystem" hat. Da bleibe ich lieber bei KDE, da habe ich zumindest alles in der GUI, auch wenn die vielen Möglichkeiten einen Einsteiger auch erstmal etwas verwirren kann.

HaraldMeier
Geschrieben von HaraldMeier am 21. Februar 2024 um 13:02

Ich denke diesem Zitat ist nichts hinzuzufügen:

> Gnome seems to be developed by interface nazis, where consistently the excuse for not doign something is not "it's too complicated to do", but "it would confuse users".

Linus Torvalds

tuxfanmatze
Geschrieben von tuxfanmatze am 9. März 2024 um 04:49

In Linux Mint Cinnamon kann immerhin ein Bildschirm Timeout bis 3 Stunden eingestellt werden. Auch hier funktionieren die gsettings und der dconf editor, da auf GTK basiered. Das gsettings-diff script von @dzu ist wirklich cool, damit kann man schnell die gsettings Werte ermitteln, und dann z.B. in einem (Einrichtungs)-Script setzen, habs mal fürs disablen der Capslock Taste verwendet, da muß nur das letzte Argument noch in Hochkommas "..." eingeschlossen werden, also:

gsettings set org.gnome.libgnomekbd.keyboard options "['grp\tgrp:win_space_toggle', 'terminate\tterminate:ctrl_alt_bksp', 'caps\tcaps:none']"

Um die Numlock-Taste nach dem Login anzuschalten muß allerdings etwas mehr gemacht werden, da das meistens über den Login-Manager wie Lightdm, GDM etc. gesteuert wird. Ich stelle hier mal mein komplettes Mint-Einrichtungscript zur Verfügung, dort steht es am Anfang: https://nc.matzes-cloud.de/s/DJm7EQCBzLHjngk Das Script ist ohne Abänderung für alle Ubuntu Derivate geeignet, da auch PPAs verwendet werden.