Fediverse: Blockierte Instanzen

  Ralf Hersel   Lesezeit: 4 Minuten  🗪 7 Kommentare

Wie man herausfindet, mit welchen Instanzen die eigene föderiert, bzw. welche gesperrt oder stummgeschaltet sind.

fediverse: blockierte instanzen

Zurzeit läuft die Diskussion darüber, ob die grossen Social Media Netzwerke im Fediverse mitspielen sollen, oder nicht. Vor allem Dienste, die als Twitter-Alternative infrage kommen, setzen auf das dezentrale Konzept: Mastodon etwa, aber auch Bluesky, die App von Twitter-Gründer Jack Dorsey. Und auch Meta, der Konzern hinter Facebook, WhatsApp und Instagram, will nun ins Fediverse. Anfang Juni bestätigte Meta, an einer eigenen App zu arbeiten, die mit dem Fediverse kompatibel ist: Der Arbeitsname ist "Project92", die App sieht sehr ähnlich aus wie Instagram und unterstützt das Activity Pub-Protokoll. Metas Produktentwicklungs-Chef Chris Cox bezeichnete die geplante App als "unsere Antwort auf Twitter".

Die Aussicht, dass sich Meta auf ins Fediverse macht, gefällt aber beileibe nicht jedem. Seit Kurzem gibt es den Anti-Meta-Fedi-Pact. Hier können sich Administratoren von Fediverse-Instanzen dazu bekennen, alle Instanzen, die Meta gehören, zu blockieren, sollten sie im Fediverse auftauchen. Metas "Project92" wird als reale und ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit und den Fortbestand des Fediverse gesehen und müsse bei jeder möglichen Gelegenheit bekämpft werden. Inzwischen haben mehr als 400 Administratoren diesen Aufruf unterzeichnet.

Aus dem Arbeitsnamen "Project92" ist inzwischen ein Produkt namens Threads geworden.

In diesem Artikel geht es aber nicht darum, ob man das Eintreten der Grossen ins Fediverse begrüsst oder ablehnt, sondern darum, wie man nachsehen kann, welche Instanzen von der eigenen Instanz stummgeschaltet oder blockiert werden.

Als Beispiel nehme ich Mastodon. Dort kann man üblicherweise unter About (Über) nachsehen, welche anderen Instanzen blockiert sind. Das About findet ihr meistens links unten auf der Mastodon-Webseite:

Falls ihr es nicht findet, könnt ihr auch diese URL verwenden: https://[meine_instanz]/about. Dann scrollt ihr ganz nach unten bis zum Bereich "Moderierte Server". Dort steht:

Mastodon erlaubt es dir grundsätzlich, alle Inhalte von allen Nutzer*innen auf allen Servern im Fediversum zu sehen und mit ihnen zu interagieren. Für diesen Server gibt es aber ein paar Ausnahmen.

Darunter seht ihr die Liste derjenigen Server, die von eurer Instanz stummgeschaltet oder gesperrt (blockiert) werden. Der Unterschied zwischen "stummgeschaltet" und "gesperrt" ist, dass beim Stummschalten nur die Richtung von aussen zu dir unterbrochen wird, während eine Sperrung beide Richtungen unterbindet. Manchmal werden die Gründe für die Sperrung oder Stummschaltung angegeben, meistens jedoch nicht. Man kann sich diese Gründe denken: Porno, Nazis, Gewalt, Terror, Rassismus, Spam, usw. Bei meiner Instanz (social.anoxinon.de) wird auf die Punkte in den Nutzungsbedingungen verwiesen. Dort kann man (weiter oben auf derselben Seite) nachsehen, warum eine Instanz gesperrt oder stummgeschaltet wurde.

Wer sehen möchte, mit welchen anderen Instanzen die eigene föderiert, kann dazu diesen API-Aufruf verwenden:

https://social.anoxinon.de/api/v1/instance/peers

"social.anoxinon.de" müsst ihr natürlich durch euren Instanznamen ersetzten. Dann seht ihr eine lange Liste mit föderierten Instanzen. In meinem Fall sind das 26'485. Auf der Seite könnt ihr dann nach 'verdächtigen' Instanzen suchen. Ich habe z. B. diesen Eintrag gefunden:

15092    "threads.social"

Entwarnung! Ruft man diese Instanz auf, liest man das:

This server is operated by Threads of Sound and is part of the Mastodon social network. This server predates Facebook's "Threads" and has no connection with Meta/Facebook/Instagram.

Tags

Fediverse, Mastodon, Meta, Threads, Föderation, Instanzen

Joshix
Geschrieben von Joshix am 10. Juli 2023 um 14:04

https://social.[meine_instanz]/about

Das "social." ist da falsch.

Ralf Hersel
Geschrieben von Ralf Hersel am 10. Juli 2023 um 20:55

Danke, habe es korrigiert.

Thoys
Geschrieben von Thoys am 10. Juli 2023 um 15:12

Wir reden davon, dass Mainstream-Menschen den Mainstream-Dienst nutzen können und Alternative-Menschen alternative Dienste nutzen können und dank einer Schnittstelle alle kommunizieren können. Im Grunde heißt das ja auch, dass bspw. Threats-Nutzer wechseln können, ohne auf Reichweite verzichten zu müssen.

Ja, das kann ich schon nachvollziehen, das ist hochdramatisch und wird sicher zur Zerstörung des Fediverse führen.

Das wäre ja fast so schlimm, wie wenn ich mit meinem Matrix oder XMPP Account mit Whatsappnutzern kommunizieren könnte.

Ich verstehe, dass es Menschen/Idealisten gibt, die sich eine andere Welt wünschen. Aber wenn die Clients für die Standards frei Wählbar sind und nicht der von Monopolist xy vieles kann, was die freien nicht können, bzw. die sich nicht an Standards halten und alles dominieren, könnte das doch eine reale Chance sein. Threats (ich hab keinen Schimmer, wie man das Schreibt) löst Twitter ab und Mastodonnutzer können mitgestalten. Alle, die ein kleines Datenschutzgefühl irgendwo haben aber den Netzwerkeffekt fürchten, können sich beraten lassen und wechseln.

Warum die von Seiten der freien Software blockieren?

postlet
Geschrieben von postlet am 10. Juli 2023 um 16:30

Embrace, Extend and Extinguish.

Ralf Hersel
Geschrieben von Ralf Hersel am 10. Juli 2023 um 20:57

Ich hätte nicht besser darauf antworten können :)

Robert
Geschrieben von Robert am 11. Juli 2023 um 00:13

Das ist doch nur ein Dienst bzw. Protokoll im Internet, genauso wie E-Mail bzw. SMTP es ist. Und man kann sich eine E-Mail Adresse bei einem der großen (Google/Microsoft), bei ganz vielen kleinen Anbietern besorgen oder sogar selbst einen eigenen Server betreiben. Im Fediverse passiert nun das gleiche.

Ja, bei E-Mail gibt es durchaus einige große die sich nicht immer an alle Regeln halten, aber deswegen käme niemand auf die Idee die Kommunikation komplett zu unterbinden.

Das Argument vom schlimmen oder ungewünschten Content kann ich verstehen, finde es aber auch ein wenig absurd, weil im Netz sowieso alle Server verbunden bzw. erreichbar sind.

Wenn dann sollte eine "Blockierfunktion", ähnlich wie das nicht abonieren von Feeds oder eine Art von Spam-Filter, in der Hand der Benutzer sein und nicht von "der Laune" einiger weniger Admins abhängen! Vielleicht könnten die Mastadon-Entwickler mal so etwas einbauen - halte ich IMHO für die beste Lösung.

kamome
Geschrieben von kamome am 11. Juli 2023 um 08:07

bei E-Mail […] käme niemand auf die Idee die Kommunikation komplett zu unterbinden.

Hast Du in den letzten zehn Jahren mal einen eigenen Mail-Server aufgesetzt oder (noch „besser“) den eines Shared-Webhosting verwendet (mit korrektem SPF, DKIM, DMARC) und versucht, mit Yahoo-/Microsoft-/Gmail-/…-Adressen zu kommunizieren, besonders auch per (legitimem) Newsletter? Da landest Du ohne einen „offiziellen“ E-Mail-Provider (der bevorzugt in der Certified Sender Alliance ist) oft nicht mal mehr im Spam, sondern wirst einfach verworfen.

dann sollte eine "Blockierfunktion" […] in der Hand der Benutzer sein

Ist sie das nicht schon längst?
Ein Admin sollte doch die Möglichkeit haben, für die jeweilige Instanz beliebige Regeln aufzustellen – entsprechend wählst Du eben die Instanz Deines Vertrauens aus.