Seid ihr im Fediverse unterwegs? Ist es euch auch schon aufgefallen, wie ruhig es in den letzten Wochen und Monaten geworden ist? Und selbst der Entwickler von Mastodon, verlässt das sinkende Schiff. Doch was ist da los? Die Statistiken beweisen einen klaren Rückgang der aktiven Nutzenden. Auch ich habe eine gewisse Ruhe feststellen können und insgesamt gemerkt, dass weniger Interaktion stattfindet.
Mein persönlicher Lackmustest bei solchen Ahnungen ist üblicherweise, einen neuen Account zu eröffnen und zu schauen, wie viele Follower tatsächlich mitkommen, ohne Zwangsmigration. Da ihr ja mitbekommen habt, dass ich die Entwicklungen bezüglich Quoted Toots so ziemlich daneben finde und ich überzeugt bin, dass es wirkliche Interaktion zerstört, habe ich gleich auch noch die Gelegenheit am Schopf gepackt und eine neue Plattform aufgesetzt.
Einige davon haben wir ja bereits in unserer beliebten Fediverse-Serie behandelt, und so wurde auch ich dort fündig. Pleroma kannte ich bereits und habe es damals (TM), als ich es getestet habe, für gut befunden, vermisste aber einige Features. Daher habe ich mich für den Fork Namens Akkoma entschieden und kurzerhand auf Cyber Boulevard eine Instanz aufgesetzt, beziehungsweise aufsetzen lassen, denn auch ich werde älter und wollte mir dieses Mal den Aufwand ersparen und habe mich daher für einen Anbieter entschieden, der das für mich gemacht hat. Da ich hier keine Werbung machen will, fragt mich bei Bedarf einfach direkt.
Gesagt, getan habe ich ein neues Konto angelegt und nur die Follower importiert. Auf Mastodon sind dort schon einige zusammengekommen und diese Follis erhalten eine Nachricht, dass ihnen von einem neuen Account gefolgt wurde. Einige (Grüsse an Ulfie) waren skeptisch und haben nachgefragt. Daher habe ich dann von beiden Accounts Links erstellt, damit ihr auch wisst, dass ich es bin. Doch von den Tausenden Followern haben mir tatsächlich auf dem Akkoma Konto nur einige Hundert zurückgefolgt.
Das bestätigt für mich die These, die sich auch durch aktuelle Statistiken untermauern lässt, dass immer weniger Menschen im Fediverse aktiv sind.
Doch was sind die Gründe dafür? Ich selbst habe seit der politischen Anstandslosigkeit eine allgemeine Verrohung des Umgangstons feststellen können, und auch bei uns im Fediverse.
Oder hat es mit der KI zu tun? Wenn ich auf Plattformen wie YouTube schaue, sehe ich eigentlich nur noch KI-generierte Inhalte. Menschen sind da mittlerweile kaum noch zu finden, und ich stelle tatsächlich mit meinem Kanal eine echte und authentische Ausnahme dar.
Ich ertappe mich selbst immer öfter in Momenten, in denen ich mich frage, ob das nun ein KI-Bild oder real ist. Die Unterscheidung wird immer schwieriger.
Was ist denn mit der bisherigen Kommunikation passiert? Findet diese in anderen Kanälen statt? Auch das kann ich nicht wirklich bestätigen, denn auch in den Community-Kanälen ist es aktuell sehr ruhig.
Vielleicht sehnen wir uns wieder mehr nach Authentizität, nach Echtheit, nach Spürbarem, nach Anfassen?
Ich habe das Fediverse mitaufgebaut, weil ich zu der Zeit keine andere Möglichkeit hatte, mit Menschen mit ähnlichen Interessen in Kontakt zu kommen. Durch das Leben abseits von dem, was hinlänglich als Zivilisation bezeichnet wird, war es mir kaum möglich, mit Gleichgesinnten in Kontakt zu treten. Es war also wie so oft bei Freier Software 'aus der Not heraus geboren'.
Und da sehe ich auch heute noch die Stärke des Fediverse. Es bietet eine Plattform, auf der sich Menschen mit ähnlichen Interessen austauschen können. Dabei ist es aber auch wichtig zu sagen, dass auch das Fediverse erst einmal ein öffentliches soziales Netzwerk ist. Das heisst, auch wenn ich im Profil Einstellungen setzen kann, damit meine Beiträge nicht von Suchmaschinen erfasst werden, wissen wir mittlerweile alle, dass seit KI die sogenannte robots.txt in der solche Einschränkungen definiert werden können, oftmals einfach ignoriert wird.
Das führt mich zu meiner letzten möglichen These, dass viele Menschen einfach skeptisch, ängstlich oder zurückhaltend sind, wenn es um das Teilen von Inhalten im Internet geht. Und das verstehe ich vollends, denn mein Credo lautet, dass jede Datei, sobald sie einmal gespeichert wurde, potenziell öffentlich ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Datei verschlüsselt wurde oder nicht. Es ist nur eine Frage der Zeit und des Interesses an den Daten.
Ich bin ein grundsätzlich optimistischer Mensch und daher möchte ich mir einreden, dass wir uns bewusster geworden sind und mit Daten sparsamer umgehen. Doch meine Bitte und mein Wunsch sind, dass euch das nicht von dem dringend benötigten Austausch abhalten soll. In Mastodon habt ihr unter den Einstellungen die Möglichkeit, zu definieren, ob euer Konto von Suchmaschinen gefunden werden soll. Falls ihr euch unsicher seid, schränkt den Zugriff ein, nicht aber den Austausch miteinander. Selbst wenn die KI es möglicherweise ignoriert.
Und noch ein kleiner Seitenhieb zum Abschluss. Wenn man im Mastodon-Webfrontend nach Eugens Selbstverwirklichung (vor seiner Flucht) aktuell auf Retooten klickt, kommt ein nerviges Popup, das fragt, ob man denn nicht vielleicht Quoten möchte. NEIN, möchte man nicht. In den Einstellungen könnt ihr festlegen, dass der Retoot Button wie bisher einfach nur weitertrötet.


Mir geht es so, das nach einem anfänglichen Hype kaum noch Profilen neu folge. Umgekehrt ist es ebenfalls so, dass nach dem Hype von neuen Followern nun kaum noch jemand Neues meinen Profilen folgt. Das steht in krassem Missverhältnis zu meinen 2000 Followern auf Facebook; ich beuweifle, dass viele von denen auch im Fediverse sind. Anfangs habe ich zwei Stunden am tag i Fediverse verbracht und auf FB kaum noch. Mittlerweile bin ich wieder täglich eine halbe Stunde auf FB und nur noch eine halbe im Fediverse. Der Aufwand, von interessanten Beiträgen auf FB eine Quelle zu finden, die ich im Fediverse verlinken könnte, ist mir meist zu groß, teilweise gibt es keine anderen Quellen. Was aber noch viel wichtiger als die Reichweite ist, sind meine Gedanken zur Frage, ob eine Fedi-Blase wirklich sinnvoll ist, wenn man die große Masse der Leute auf den kommerziellen Plattformen ihrem Schicksal überlässt, indem man weder Falsch-Informationen kommentiert noch Fake-News richtigstellt. Man muss die Leute ja leider da ansprechen, wo sie sind. Ressourcen, mehrere Medien zu bespielen, habe ich zumindest nicht.
Hallo Daniel,
zu deinem Kommentar empfehle ich dir diesen Artikel vom Kuketz-Blog. Dort wird beschrieben, wie durch das Gegenhalten erst recht der Algorithmus dieser Plattformen befeuert wird.
Guten Morgen, ja, das macht mir auch Sorgen, ich beobachte das auch außerhalb des Fediverse: Mehr Ängstlichkeit, Störungen der Konzentration und Merkfähigkeit, und eine seltsame Ziellosigkeit sowie übermäßige Irritierbarkeit und Ablenkbarkeit (Ich bin Neuropsychologin und arbeite in einer großen Klinik). Die Menschen, mit denen ich rede, erklären sich ihre eigenen Veränderungen oft mit Spätfolgen von Covid 19 (LC, ME/CFS) und den während der hohen Infektionsgefahr durchgeführten staatlichen und sozialen Maßnahmen, aber auch mit den Veränderungen durch den Ukrainekrieg und die aggressive Werteverschiebung der Trump- Regierung. Sie fühlen sich erschöpft, ausgelaugt, verlieren ihre Ziele aus den Augen und haben große Probleme damit, sich eine für sie positive und anstrebenswerte Zukunft vorzustellen und sich aktiv handlungsplanend dafür einzubringen . Und sie isolieren sich, grenzen sich ab, erleben Interaktionen mit anderen Menschen als Bedrohung, waten durch Sümpfe der Traurigkeit (es besteht eine allgemeine latente depressive und ängstliche Grundstimmung mit vagen Fluchtimpulsen), können das aber leider nicht analysieren. Ich arbeite daran, das zu verstehen, und beobachte und analysiere in diesem Zusammenhang u.a. auch die Interaktionen im Fediverse. Ich halte das Fediverse für eine positive Ausnahme, bei Euch passieren ja auch wirklich noch positive, handlungsfördernde, Ziel gerichtete Interaktionen. Es schrumpft seit einigen Monaten, ca seit Mai 2025, und die Struktur der Interaktion verändert sich messbar. Nicht so stark wie in anderen sozialen Medien. Danke dass du das angesprochen hast!
Ich glaube, dass es komplizierter ist:
Ich denke du hast dort in einigen Punkten Recht, in anderen weniger.
Zum Thema YouTube und KI Inhalte. Ja es gibt dort welche, ich sehe da aber nicht die Masse an KI Inhalten, wo es kaum noch Menschen gibt. Zumindest in meiner Timeline nicht, welche zum Großteil auf von Menschen erstellten Videos besteht.
Das Grundlegende gute am Fediverse ist gleichzeitig auch das größte Problem. Man möchte im Fediverse eben keine automatischen Vorschläge, Diskussionen zu einem bestimmten Thema (wo ich Quoted Toots als guten Weg sehe) etc.. Man möchte eben keine Alternative zu X, Bluesky etc. sein, sondern anders - das ist auch im gewissen gut. Allerdings bringt das natürlich Probleme mit sich. Viele, die auch beruflich auf Socialmedia angewiesen sind, gehen nicht in das Fediverse, da die Chance auf Reichweite halt wesentlich geringer ist, als in allen anderen Netzen. Diese Persönlichkeiten sind aber eben oft interessante Profile, z.B. Interessante politische Inhalte, Technikvideos etc. am Ende müssen die meisten damit eben Geld verdienen, was im Fediverse wesentlich weniger ist - also bleibt man auf Youtube, X, Instagram und Co.
Ich habe oft das Gefühl, dass man gleichzeitig die spannenden Inhalte von den etablierten Plattformen möchte (und meiner Meinung nach auch braucht, da es sonst langweilig wird), aber dann doch nicht haben möchte. Sicherlich gibt es spannende Profile im Fediverse, aber weiterhin fehlen eben die großen, welche viele Leute gerne konsumieren.
In diese Richtung würden auch meine Beobachtungen gehen - wobei ich aus den Fediversangeboten hauptsächlich Mastodon kenne.
> Man möchte im Fediverse eben keine automatischen Vorschläge,
Ja, das sehe ich ebenfalls als Problem. Mir ist klar, wofür der Algo bei X & Co. genutzt wird. Allerdings hatte ich diesen zu den Vor-Musk-Twitter-Zeiten so hingebogen, dass 98 % vernünftige Beiträge zu Themen kamen, die mich wirklich interessiert hatten (= Twitterlehrerzimmer damals). Vor allem wurde mir damit auch Arbeit abgenommen. Die pure chronologische Timeline nach dem Motto "alle sind gleich, nur ja keine Empörung schüren" klingt zwar gut - in der Praxis bedeutet die: Ich muss viel mehr scrollen, um ab und an was Interessantes zu finden. Das ermüdet, ist langweilig und fade. Dazu Inhalte, die hauptsächlich technischer oder politischer Natur sind, wenig andere Themen. Ebenso das "versteckte" Anzeigen der Anzahl von Favs oder Antworten - auch da ist mir der Beweggrund klar. Aber auch damit wieder ein Kriterium weniger, das eine Auswahl erleichtern würde. Allgemein - auch das nur meine persönliche Erfahrung - erhält man wenig Reaktionen auf die Tröts. Mir kommt es so vor, als würden die zwar gelesen und eventuell auch wohlwollend zur Kenntnis genommen, aber keine Notwendigkeit gesehen, ein Feedback zu geben. (Kann aber auch daran liegen, dass meine Nachrichten für viele nicht interessant genug sind).
Ich würde als gewagten Vergleich für mich als Käseliebhaber nehmen: Hier (= Mastodon) ein Brokkoli-Käse-Auflauf, bei dem man mir erklärt, wie gesund Brokkoli doch ist, mir aber eigentlich nur der Käse schmeckt. Dort (= z. B. Bluesky) ein leckeres Schweizer Käsefondue mit knusprigem Baguette und gutem Weißwein, bei mir meine innere Stimme sagt: "Viele Kalorien, wenig Ballaststoffe." - aber ich gut gelaunt den Tisch verlasse ...
Hi,
ich für mich verstehe noch nicht, warum ein normaler Privatmann veröffentlichen muss. Vielleicht wäre es ja besser, wenn nicht alles gleich an alle geht. Und gleichzeitig habe ich das Bedürfnis da auch einzusteigen und schau mir immer wieder Instanzen an. Bei den üblichen Technikinstanzen gibt es dann ein paar tolle technische Beiträge, die mich sehr freuen und Lust auf Mastodon/Microblogging machen. Dann kommen ein paar herablassende Posts gegen Männer, Politiker usw. dann bin ich in der Regel so abgeturnt, dass es eine weile hält.
Ich glaube also, dass wir die Kamelstruktur (anderer Beitrag von euch) auch in Mastodon sehen und viele da einfach keine Lust drauf haben.
Das dürfte EIN Faktor sein, es gibt sicher noch viele andere. Zeit, wäre wohl noch einer.
Schönen Gruß
Ist es heutzutage leider nicht überall so? Ich bekomme auch seit Jahren mit, wie Chats und Foren sterben. Das Problem sind sehr oft die Nutzer und untaugliche Moderatoren. Die Leute sind mittlerweile so empfindlich und traumatisiert, die rasten schon aus, wenn man mal einen frechen Spruch raushaut oder eine andere Meinung hat. Keine Ahnung, warum die sich auf solchen Plattformen tummeln, wenn sie gar kein Interesse daran haben, andere kennenzulernen oder sich auszutauschen. Es gibt auch genug Artikel darüber, was für negative Auswirkungen diese Plattformen auf den Selbstwert haben, wenn man haufenweise Leute findet, die (angeblich) besser aussehen, klüger sind, mehr erreichen im Leben oder kreativere Dinge erschaffen etc. Es entmutigt, neue Dinge auszuprobieren und sich zu verbessern. Hinzu kommt noch das sogenannte Doomscrolling, was Leute deprimieren kann sollte deren Resilienz zu niedrig sein. Auch die Konzentrationsfähigkeit leidet unter den konstanten Statusupdates und Benachrichtigungen.
Könnte es vielleicht daran liegen, dass zwar die Technik bzgl. Fediverse interessant ist, es hinsichtlich Inhalt für viele aber eher enttäuschend ist?
Ich persönlich habe festgestellt, dass viele z.B. Twitter den Rücken gekehrt haben, mittlerweile aber nur noch das Thema "X ist doof" als Hauptthema haben. Auch geht es in erster Linie darum, seine "Haltung" in den Vordergrund zu stellen. Politisch findet keine Diskurs statt, kein wirklicher Austausch. Es geht nur noch gegen "Rechts" aus Prinzip und in allen Facetten. Ich glaube, dies schreckt einfach viele Teilnehmer ab, weil es im Grunde genau dasselbe ist, wovor sie eigentlich "geflohen" sind. Somit kann ich mir vorstellen, dass es für viele nicht die Alternative ist, für die geworben wurde. Also im grunde das Gleiche in grün, nur dass auf einmal eine grosse Anzahl Follower fehlt.
Mein Eindruck ist, dass es hinsichtlich Fediverse nicht mehr darum geht, eine datenschutzfreundliche Variante des Austausches zu haben, sondern es ein Schaulaufen der Haltung um die richtige Meinung geht. Wer steht auf der richtigen Seite und wer ist der Feind? Ich finde die Entwicklung schade, weil es die Leute wieder in die alten Strukturen treibt und dass das Thema Datenschutz/Privatphäre in den Hintergrund rückt. Ich finde persönlich, dass das Fediverse hier punkten könnte, so bleibt es aber nur ein Nischenprodukt für Nerds oder Moralapostel, nicht für die Allgemeinheit.
Exakt. Was Tim schreibt ist genau der Punkt.
Ich habe auf Mastodon erlebt, wie Leute ausgegrenzt wurden, die eine mißliebige 'Haltung' an den Tag legten. Mastodon ist eine Blase, wie viele andere Blasen auch. Ich bin da schon vor langer Zeit wieder weg und vermisse nichts.
Wer die Entwicklung von Beginn an miterlebt hat wird gewisse Unterschiede der Kommunikation und der medialen Aufmerksamkeit bemerkt haben.
Zu Beginn war die Kommunikation in Newsgroups nahezu völlig frei und fast ungsteuert. Aber von aussen wenig beachtet. Dafür hatten diese unzähligen Gruppen oft fachliche Tiefe oder waren thematisch sehr eng gefasst. Ich war lange in einer de.punk Newsgroup, dort kommunizierten einstellige Teilnehmer über eine relativ langen Zeitraum.
Gleichzeitig entwickelte sich die Foren, später auch als Board, Kultur. Die ich am angenehmsten empfand. Dort wurde, thematisch relativ eng gefasst, über ein Thema gesprochen. Man merkte die Verbindung bestand aus dem oberinteresse. Gleichzeitig merkte man das es auch bei anderen Themen Unterschiede gab. Ich hatte nach fast 10 Jahren das selfhtml forum deshalb verlassen, weil ich die politische Einstellung eines Teilnehmers nicht ausgehalten habe. In der Zeit entstand auch das bloggen und etwas mediale Aufmerksamkeit.
Was dann kam, war das einfangen von so vielen Nutzern wie möglich und damit verbunden, wurde man dann mit Menschen konfrontiert die völlig andere Meinungen hatten. Anfänglich war das toll als man auf studiVZ oder wer-kennt-wen auf viele, viele Menschen aus seinem bisherigen Leben traf. Das hat sich dann mit facebook noch mehr entwickelt. Die Plattform war auf einmal ein basar und die Verabredung Plattform auch im realen. Im prinzip alles das was die Kultur unseres miteinander ausmacht. Bis dahin waren Medien nur ein randthema. Aber natürlich können die medienschaffenden es nicht zulassen deutungshoheit zu verlieren. Und diesen Kampf im Endstadium erleben wir gerade. Aber immer Menschen sind genervt, überlastet oder fühlen sich missachtet von dem medialen Dauerfeuer der Belehrungen, Einordnungen und Haltung der akademisch ausgebildeten Journalisten und deren Verkündungen auf den Plattformen.
Das Problem ist, die Menschen wollen im Alltag nicht belehrt werden. Sie wollen sich unterhalten, ablenken oder einfach was für sie schönes sehen. Deshalb waren so Plattformen wie twitter, wo es anfänglich vor allem um Blödsinn und Quatsch ging, oder pinterest, instagramm schnell erfolgreich. Und ist tiktok das dominante Format für junge Leute. Das aber was diese polit Diskussion auszeichnet, ist vor allem die Intoleranz und Unfähigkeit andere Meinungen zu akzeptieren. Es ist im prinzip die fortsetzung des Stammtisch, nur das dort rechte und linke sitzen. Daraus erwachsen ist ein fast religiöser wahrheitsgedanke der immer mehr Menschen vertreibt. Die übrig gebliebenen können sich aber an nichts mehr reiben und verlieren dann das Interesse. Das war aber im Fall von den twitter Flüchtlingen schon früher auf anderen Plattformen so. Für mich ist das die Fortsetzung des realen verhalten. Konservative und rechte mochten immer den Stammtisch, die rustikale Umgebung. Die linken Küchen Gespräche fanden in unaufgeraumter und dreckiger Umgebung statt. In der echten Welt, war ich immer in der zweiten und hab den Stammtisch gemieden. In der digitalen Welt muss ich mich nicht mit der rustikalen Umgebung abgeben und kann denen zuhören. Was eigentlich eine Chance wäre. Aber leider ist das belehren der anderen Gruppe wichtiger. Und so ist die aktuelle sehr massive Spaltung der Gesellschaft entstanden. Aber das ist ein anderes Thema.
Ich mag twitter immer noch, weil dort kontrovers diskutiert wird und man die ganze Bandbreite an Meinungen zu lesen bekommt. Das ist gut. Aber für viele ware es besser wieder zu den blasen wie in den Foren Zeiten zurück zu kehren. Aber das wird Dank der extremen Regulierungen des Internets durch die EU nicht mehr passieren. Das betreiben eigener Plattformen ist ohne juristischer Hilfe kaum noch möglich. Daher bleibt uns technisch interessierten nur ein bisschen FOSS Aktivismus und das beobachten was aus dem silicon Valley kommt und welche Kommunikation die CIA dort zulässt. Snowden hat das vor 10 Jahren erzählt und nichts wurde durch die Politik aufgehalten.
Ich habe dazu auch ein wenig gebloggt: Stirbt das Fediverse?
Danke für deine Ausführungen. Schön, deine persönliche Einschätzung zu lesen!
Go woke, go broke. Weniger woke und weniger Nutzende, dann gibt's auch wieder mehr Nutzer. :)
Ich weiss immer nicht genau, was 'woke' eigentlich sein soll. Sind das die, die für mehr Vielfalt sind, oder die, die dagegen sind?
Hab ich auch nie verstanden. Woke heisst doch "Wach" sein und und sich seiner Umgebung bewusst? Es hat mir noch niemand Woke wirklich definieren können, insbesondere was schlecht sein soll.
Meines Erachtens wäre Woke doch eine Voraussetzung für Politiker. Schliesslich sind sie ja dafür da die Gesellschaft in der Sie leben weiter zu bringen.
Ein Problem ist ja, dass es teilweise medienbrüche gibt. Gnulinux ist so ein Bestandteil. Kommentare von der Homepage und Kommentare im Fediverse sind immer komplett getrennt. Ich verwende aber lieber die gnulinux webseite, weil sie halt das bessere Design hat als ein Mastodon oder Lemmy kanal. Gleichzeitig frage ich mich übrigens, warum Gnulinux Beiträge nicht auf Lemmy in voller Länge publiziert werden. Ich mag es nicht wenn Beiträge nur auf andere Seiten referenzieren.
Verbesserungsvorschlag @gnulinux jeder Kommentar wird auch als Kommentar im Fediverse publiziert. Man müsste einfach im Fediverse bei jedem virtuellen User aus dem Fediverse kenntlich machen, dass das kein vollwertiger User ist bsp. meine Kommentare würden unter @commenter-👓@gnulinux.ch veröffentlicht.
Gleichzeitig würde ich es mir wünschen, es gäbe ein Firefoxaddon, bei dem ich mein Fediverse Login hinterlegen kann und dieser dann Webseiten mit Fediverse fähigen Artikeln erkennen würde und mir es erlaubt direkt darauf zu antworten. Es reicht mir schon, dass ich die Voyager App auf dem Smartphone haben muss, da die Links zu Kommentaren (hauptartikel gehen nicht) kopieren und dann in Mastodon öffnen, damit ich antworten kann. Die Kompatibilität der einzelnen Fediverse Tools ist erbärmlich.
Das ist kompliziert ... "Woke" sind vorgeblich FÜR Vielfalt, erreichen aber durch die Art & Weise wie sie ihre Ansichten der Allgemeinheit / Gesellschaft mit aller Gewalt aufdrücken wollen das genaue Gegenteil davon. Hoffe ihr versteht, was ich sagen will.
Ganz ehrlich, mir ist das Fediverse zu kompliziert und aufwendig. Ich habe meine vorerst neue Heimat bei Bluesky gefunden.
Es ist leider so, dass es kaum eine Rolle spielt, ob etwas gut oder neu oder frei ist. Der Markt für social media ist hochgradig gesättigt. Anders als bei der Frage: welches Betriebssystem nutzt der andere ist bei Kommunikation die Frage nach der Verbreitung relevant. Ich habe z.B. als Messenger Signal, WhatsApp und Elements (Matrix). Es ist leider so: WhatsApp würde ich gern loswerden aber dann fallen 50% der Kontakte weg, Signal wäre die Alternative und per Elements unterhalte ich mich mit genau vier Personen - seit Jahren werden es nicht mehr.
Es ist eben ein altes Problem: niemand wechselt zu einem Kanal, wo im Vergleich keiner ist und wenn man diese Dynamik nicht durchbrechen kann, diffundieren die Leute dort langsam aber sicher wieder weg.
Ich stehe dem Ganzen skeptisch gegenüber, weil ich die Diskussion über FOSS vs. proprietärer Software/Big-Tech als wenig pragmatisch empfinde. Ich nutze auch Linux, aber auch Apple-Sachen. In meinem sozialen Umfeld gibt es niemanden, der sich für FOSS interessiert. Wenn man die Leute erreichen will, muss man m.E. orthodoxe Ansätze aufgeben.
Nicht speziell zum Thema Fediverse, aber ich empfehle folgenden Text von Bert Hubert, was die FOSS Welt ändern müsste, um sich nicht nur um sich selbst zu drehen:
What we in the open world are messing up in trying to compete with big tech
"Everyone in the open tech scene is full of good intentions and we all want to improve things, but mostly we are not succeeding. By our nature, we would like to build fun, open, federated, and standards-based things. But that’s not enough — that’s not what the world is waiting for (right now)."
Ich glaube, dass es genau das ist, worauf die Welt gerade gewartet hat. Richtig ist nur, dass wir nicht gut darin sind, es zu verkaufen.
Ich hatte leider keine guten Erfahrungen im Fedivers. Vor einigen Jahren meldete ich mich bei einem Node an, um das Gespräch zu suchen zu Maßnahmen-Befürwortern.
Ich wurde sofort gesperrt auf der Node. Alles was ich damals suchte waren Argumente um meine Perspektive kritisch zu hinterfragen.
Trotz aller Medienberichte das wir Querköppe innerhalb von zwei Jahren tot sein werden lebe ich immernoch...
Leute wie Wolfgang Wodarg und viele andere, welche die Bundesregierung sehr gut beraten haben während Schweinegrippe und Co wurden auch einfach diffamiert.
Dabei wissen wir heute am Beispiel Schweden, dass deren Weg deutlich erfolgreicher ist.
Auf X beispielsweise streiten sich Impfkritiker und Impfgegner gerade wegen Robert Kennedy usw. Das ist für mich super wertvoll, weil ich wertvolle Studien dadurch gefunden habe zu den schädlichen Stoffen Thiomersal und Aluminium. Gerade auch in Verbindung mit Demenz und Aluminium findet man dann ziemlich viele wertvolle Studien.
Darum geht es doch im Leben, gesunder Streit und Meinungsaustausch und das finde ich im Fediverse wahrscheinlich selten. Und das ist doch auch in Ordnung. Wenn bestimmte Menschen lieber unter sich sind. Leben und Leben lassen.
Mastodon schaute ich mir einmal an. Fragte bei bestimmten Themen kritisch nach und wurde gesperrt. Habe mir dann keinen neuen Account auf einen anderen Instanz gemacht. Ansonsten finde ich das dezentrale Konzept technisch schon reizvoll.