Firefox Translations ausprobiert

  Ralf Hersel   Lesezeit: 3 Minuten  🗪 4 Kommentare

Der Webbrowser integriert die lokale Übersetzung von Texten als Standardfunktion.

firefox translations ausprobiert

Die Übersetzungsfunktion im Webbrowser Firefox gibt es als Add-on schon seit über einem Jahr, wie wir hier und hier berichteten. Mit der aktuellen Version 117 gibt diese Funktion ihr Debüt als nativer Bestandteil des Browsers. Zurzeit ist Firefox Translations noch als Beta-Version gekennzeichnet und muss per Konfiguration eingeschaltet werden, aber bereits in Version 118 soll die Funktion standardmässig eingeschaltet sein.

Artikel der Washington Post übersetzt mit Firefox Translations

Das Besondere an Firefox Translations ist, dass für die Übersetzung nicht ein Dienst in der Cloud bemüht wird, sondern die Sprachmodelle lokal vorliegen. Um die Funktion einzuschalten, ändert man unter about:config den Wert des Parameters browser.translations.enable auf true und startet Firefox neu. Wie gesagt, ist das ab Version 118 nicht mehr nötig, weil es Standard wird. Nun kann man bei Einstellungen, Allgemein, Übersetzungen Sprachmodelle für die lokale Übersetzung auswählen, welche aus dem Bergamot-Projekt stammen.

Die angebotenen Sprachen beschränken sich zurzeit auf: Bulgarisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Niederländisch, Polnisch, Portugiesisch und Spanisch. Über die Schaltfläche Einstellungen kann ausserdem bestimmt werden, welche Sprachen automatisch übersetzt werden, welche Sprachen nicht übersetzt und für welche Webseiten keine Übersetzung angeboten werden soll. Damit sind die Vorbereitungen abgeschlossen. Wer jetzt eine Webseite mit einer unterstützten (Sprachmodell heruntergeladen) Sprache öffnet, findet in der Adresszeile eine Schaltfläche für die Übersetzung:

Dort wird die Quellsprache automatisch erkannt und die Zielsprache vorgeschlagen. Quell- und Zielsprache können an dieser Stelle auch geändert werden. Klickt man auf Übersetzen, wird die gesamte Webseite in die Zielsprache übersetzt. Ein Beispiel zeigt die übersetzte Seite der Washington Post im Titelbild. Ausser der Schaltfläche mit dem Sprach-Symbol, kann auch der Menüpunkt Seite übersetzen aus dem Hamburger-Menü verwendet werden.

Die Qualität der Übersetzung ist nicht vergleichbar mit den cloudbasierten Platzhirschen wie Deepl oder Google Translate. Dafür findet die Übersetzung auf dem lokalen Rechner statt. Ausserdem ist die Qualität der Übersetzung für das Leseverständnis ausreichend, allerdings nicht für professionelle Zwecke geeignet.

Neben der Übersetzung ganzer Webseiten kann auch ein geschriebener oder kopierter Text übersetzt werden. Eine Schaltfläche gibt es dafür bislang nicht. Stattdessen öffnet man die Seite about:translations, in der ein beliebiger Quelltext übersetzt werden kann.

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Firefox, Translation, Bergamot, Übersetzung

Michael
Geschrieben von Michael am 20. September 2023 um 08:55

Danke für die Beschreibung. Was ich nicht verstehe:

  • in about:config steht bei mir browser.translations.enable = false aber
  • in about:preferences#general > Sprache gibt es den Punkt "Firefox Translations" mit Button "Ausnahmen ...". Bei fremdsprachigen Seiten (Beispiel) wird eine Übersetzung angeboten mit diesem Tool Kann mir das jemand erklären?
Ralf Hersel Admin
Geschrieben von Ralf Hersel am 20. September 2023 um 22:46

Setze browser.translations.enable auf true und mach dir keine weiteren Gedanken. Mit der Version 118 wird das sowieso Standard.

Michael
Geschrieben von Michael am 21. September 2023 um 08:08

Danke, das habe ich gemacht und Firefox neu gestartet.Jetzt kommt bei Aufruf einer fremdsprachigen Seite kein Übersetzungs-Banner mehr ...

Benno
Geschrieben von Benno am 22. September 2023 um 10:24

Danke für den spannenden Artikel Ich frage mich, ob wir (oder besser gesagt, ob unsere Kinder) überhaupt noch Fremdsprachen lernen müssen? Wenn schon alles im Webbrowser (pardon im „Webseitenbetrachter“ ) in die eigene Muttersprache übersetzt wird, dann brauchen wir doch kein Englisch mehr.

Meine persönliche Antwort lautet: doch es macht Sinn, weiterhin Englisch zu lernen. Egal wie gut die Übersetzungsalgorithmen sind oder werden, sie werden immer Fehler bei der Wahl des richtigen Fachbegriffs oder bei der Wiedergabe der gemeinten Nuance machen, weil die Maschine den Kontext zu wenig kennt. Und das merke ich erst, wenn ich die Sprache selbst kann, dass da etwas nicht stimmt.

Auch für die sprachliche Vielfalt sollte nicht alles von «Deep Write» kommen, sonst werden die Sprachen eintönig und stark standardisiert und die Vielfalt der Formulierungen und Ausdrucksweisen geht verloren.