Geany - Texteditor oder Entwicklungsumgebung?

  Ralf Hersel   Lesezeit: 6 Minuten

Der erweiterte Editor eignet sich auch als Entwicklungsumgebung, insbesondere für Einsteiger und Hobbyprogrammierer.

geany - texteditor oder entwicklungsumgebung?

Bei den Entwicklungsumgebungen (IDE - Integrated Development Environments) gibt es eine grosse Auswahl unter Linux. In letzter Zeit hat die Microsoft-IDE Visual Studio Code, bzw. VS Codium in der freien Variante an Popularität gewonnen. Daneben gibt es viele weitere Alternativen wie Eclipse, Bluefish, Netbeans, Komodo, Anjuta, KDevelop, Geany, Atom, IntelliJ, PyCharm, GNOME Builder, und viele andere. Es ist wichtig zu verstehen, dass sich diese Werkzeuge im Raum zwischen erweitertem Text-Editor und voll ausgestatteter IDE bewegen. Hier hängt es von den persönlichen Anforderungen und Vorlieben ab, welche Variante für einen die beste ist. In diesem Artikel möchte ich euch Geany, als Alternative aus dem Mittelfeld vorstellen.

Professionelle Entwickler werden sicherlich eine professionelle Entwicklungsumgebung bevorzugen. Die grosse Vielfalt an Funktionen (Debugger, Linter, Code-Completion, Watch, Templates, Highlighter, Optimizer, usw.) sprechen dafür. Bei den Hobby-Programmierern herrscht die Qual der Wahl vor; manche tendieren in Richtung erweiterter Text-Editor, andere möchten Profi sein, weshalb sie eine ausgewachsene IDE bevorzugen. Ich programmiere seit fast 40 Jahren im semi-professionellen Umfeld und habe mich immer für die Zwischenlösungen entschieden. Deshalb möchte ich - insbesondere den Neulingen - das Tool Geany empfehlen. Bei dieser leichtgewichtigen IDE gibt es ein ausgewogenes Verhältnis zwischen IDE-Funktionen und Editor-Leichtigkeit.

Geany beschreibt sich selbst so:

Geany - Das Fliegengewicht unter den IDEs

Geany ist ein leistungsstarker, stabiler und leichtgewichtiger Texteditor für Programmierer, der viele nützliche Funktionen bietet, ohne den Arbeitsablauf zu behindern. Es läuft unter Linux, Windows und MacOS, ist in über 40 Sprachen übersetzt und bietet integrierte Unterstützung für mehr als 50 Programmiersprachen.

Das Programm ist in allen Repositories vorhanden und kann wie gewohnt installiert werden. Auch als Flatpak und Snap ist Geany verfügbar. Die Oberfläche des Werkzeuges kommt aufgeräumt und unspektakulär daher:

Im (abschaltbaren) linken Panel gibt es einen Dateimanager, Programmsymbole und die Liste der offenen Dateien. Im mittleren Bereich befinden sich die Tabs mit den Code-Dateien. Rechts kann man auf Wunsch ein Panel mit Notizen, System- und Compiler-Meldungen, sowie ein Terminal einblenden. Alle Panels, der Code-Editor und das Menü können auf die persönlichen Anforderungen angepasst werden. Das Aussehen des Code-Editors kann mit vielen Themes verändert werden.

Entwickler freuen sich über ein (anpassbares) Code-Highlighting, Code-Snippets und selbst gestaltbaren Boilerplates für neu erstellte Dateien. Darüber hinaus gibt es Code-Completion mit der Tab-Taste, selbstschliessende Klammern und Indentation-Rulers, Line-Marker, sowie End-off-Text Rulers. Auch Code-Folding, Suche nach Text oder Zeilennummern stehen ohne Umstände zur Verfügung. Mir gefällt besonders, dass man alle Funktionen mit Keyboard-Shortcuts belegen kann. Selbstverständlich gibt es all das, und noch viel mehr, auch bei VS Codium. Dort sind diese Funktionen aber nicht so leicht erreichbar wie bei Geany.

In diesem Artikel kann ich nicht auf alle Möglichkeiten eingehen, die Geany bietet. Es sind sicher weniger, als bei VS Codium. So sind z.B. die Code-Snippets beim Microsoft-Werkzeug besser ausgebaut, aber auch wesentlich aufwändiger in der Konfiguration und beim Aufruf. Was Geany nicht bietet, ist Code-Word Dokumentation beim Hovern im Code; da bietet Geany viel weniger, nämlich nur die Darstellung der Parameter bei internen Funktionen. Mit den entsprechenden Plugins ist das aber auch in Geany erreichbar.

Bei den Einstellungen zum Erstellen eines Programms bietet Geany frei konfigurierbare Angaben für den Compiler, Linter, Make, Debugger und das Terminal. Im Gegensatz zu den grossen IDEs, bei denen all das voreingestellt ist, muss man hier wissen, was aufgerufen werden soll. So kann man z.B. PyLint für die Code-Analyse und pdb als Debugger für Python Code verwenden.

Auch Nichtprogrammierer können an Geany Gefallen finden, und sei es nur als funktionsreicher und schnell startender Editor.

Quelle: https://www.geany.org/

Tags

Geany, IDE, Funktionen, IDEs, VS, Terminal, Code, Editor

Es wurden noch keine Kommentare verfasst, sei der erste!