Geany 2.1 - Einer für Vieles

  Ralf Hersel   Lesezeit: 3 Minuten  🗪 7 Kommentare Auf Mastodon ansehen

Die feine, kleine und schnelle Anwendung Geany, eignet sich als einfache Entwicklungsumgebung, Text-Editor, Markdown-Editor und für Vieles mehr.

geany 2.1 - einer für vieles

Die leichtgewichtige Entwicklungsumgebung, bzw. der Editor, ist bereits im Juli 2025 erschienen. Wie man den Release-Notes für Geany und den Plug-ins entnehmen kann, gab es sehr viele Verbesserungen, Ergänzungen und Korrekturen. Zu den wichtigsten Änderungen gehören für mich der Einbezug der Themes, das Update auf Scintilla 5.5.4, sowie die Aktualisierung und Erweiterung der unterstützten Dateiformate, wie z. B. Dart, Dockerfile, Nix, Prolog, Raku, TOML und weitere.

Wenn es um die UNIX-Philosophie "ein Werkzeug für einen Zweck" geht, mache ich bei Geany gerne eine Ausnahme. Bei mir dient Geany mittlerweile als Entwicklungsumgebung, Texteditor und Markdown-Editor. Alle grafischen Text- und Markdown-Editoren habe ich zugunsten von Geany deinstalliert. Warum?

Entwicklungsumgebung

Manche würden Geany nicht als ausgewachsene IDE (Integrated Development Environment) beschreiben. Das ist sie wirklich nicht. Ambitionierte oder Profi-Entwickler:innen arbeiten mit Schwergewichten wie VSCodium, Eclipse oder IntelliJ. Doch für den Gelegenheits- oder die Hobby-Entwicklerin bietet Geany einen ausreichenden Funktionsumfang.

Geany ist ein leistungsstarker, stabiler und ressourcenschonender Texteditor für Programmierer, der zahlreiche nützliche Funktionen bietet, ohne deinen Arbeitsablauf zu beeinträchtigen. Er läuft unter Linux, Windows und macOS, ist in über 40 Sprachen übersetzt und bietet integrierte Unterstützung für mehr als 50 Programmiersprachen.

(Bild klicken zum Vergrössern)

Was mir bei der neuen Version 2.1 besonders gefällt, ist die Integration der Themenauswahl. Zuvor musste man die verschiedenen Erscheinungsbilder für die Code-Darstellung extra installieren. Jetzt bietet Geany ca. 30 Themes an. Leider ist mein Lieblingsthema (Monokai) nicht dabei. Fehlende Themes lassen sich wie bisher aus dem Themes-Katalog nachinstallieren.

Texteditor

Als grafischer Texteditor bietet Geany weniger als Kate oder Notepad++ (Notepad Next). Doch auch in diesem Bereich taugt Geany gut als 80%-Lösung. Fast alle Anforderungen an einen Texteditor werden durch die Anwendung abgedeckt. Hinzu kommt, dass Geany rasend schnell startet, viel schneller als der neue GNOME-Text-Editor, der sich vier Sekunden Zeit lässt. Geany braucht dafür 1 Sekunde, was für mich die Schmerzgrenze für die Startzeit von Anwendungen definiert. Selbst LibreOffice startet in 1,5 Sekunden.

Als kleine und schnelle IDE bringt Geany bereits sehr viel mit, was man sich von einem Texteditor wünscht. Hier nur eine kleine Auswahl an Funktionen, die ich bei einem Editor schätze:

  • Seitenpanel mit Dateimanager und Dateiliste
  • Dokumentenübergreifendes Suchen und Ersetzen (auf Wunsch mit regulären Ausdrücken)
  • Zoom-Funktion
  • Alle wichtigen Funktionen sind über die Tastatur steuerbar
  • Dokumenten-Templates und Textbausteine (Snippets)
  • Rechteckige Textauswahl (Spaltenauswahl)
  • Umfangreiches Plug-in System
  • Statistik (Zeilen, Wörter, Buchstaben)

… und vieles mehr.

Markdown-Editor

Darüber, dass Geany auch als Markdown-Editor taugt, hat Herbert neulich bereits einen Artikel geschrieben. In Plug-in Einstellungen für Markdown, lassen sich die Hintergrund- und Textfarbe, die Schriftart und -grösse einstellen, sowie, ob das gerenderte Markdown in der Seitenleiste oder im Meldungsfenster dargestellt wird.

Zu Testzwecken habe ich ein 900-zeiliges Markdown-Dokument verwendet. Das Rendering erfolgt innerhalb von Millisekunden. Auch beim Editieren des Dokuments wird der Code instantan gerendert. Doch nun kommt der Haken an der Sache: beim Editieren springt die Vorschau (links im Screenshot) immer an den Anfang. Der Code und die Vorschau sind nicht zeilensynchron, was bedeutet, dass die beiden Fenster unabhängig voneinander scrollen. Das empfinde ich als grosses Manko. Ich muss nicht erwähnen, dass man im Vorschaufenster nicht editieren kann. Meines Wissens gibt es gar keinen Markdown-Editor, der das ermöglicht.

Fazit

Ihr ahnt es, Geany gehört zu meinen Lieblingsanwendungen. Das Ding kann viel, kommt ohne Gedöns aus und ist superschnell. Letztere Eigenschaft prädestiniert es als Ersatz für die Standard-Texteditoren der Desktop-Umgebungen (ja, ja, ich weiss, Kate ist besser :)

Wer einen schnellen und funktionsreichen Editor sucht, der sich auch für viele andere Zwecke einsetzen lässt, macht mit Geany alles richtig.

Titelbild: https://pixabay.com/photos/aladin-miracle-lamp-magic-2368384/ (bearbeitet)

Quellen:

https://www.geany.org/documentation/releasenotes/

https://raw.githubusercontent.com/geany/geany-plugins/2.1.0/NEWS

Tags

IDE, Entwicklungsumgebung, Texteditor, Markdown-Editor, Geany

onli
Geschrieben von onli am 21. August 2025 um 09:12

Einspruch: Geany eignet sich nicht nur für Hobby- oder Gelegenheitsentwickler, das passt auch für Profis ;) Wenn man halt nicht mit einer großen IDE arbeiten will.

Bei mir spinnt leider die Einrückungserkennung, Geany rückt dauernd auf 8 Leerzeichen ein, trotz Automatischer Erkennung in den Einstellungen., bis man das für die jeweilige Datei umstellt. Hat noch jemand das Problem, evtl eine Lösung?

Nick
Geschrieben von Nick am 21. August 2025 um 10:19

Nichts gegen "Geany", das ich (manchmal) ebenfalls verwende, oder gar den vorliegenden Beitrag, aber "Scintilla"-basierte Texteditoren gibt es einige, "scite" beispielsweise:

Scite ist für sämtliche Plattformen seit Jahrzehnten verfügbar, und ist auch in den üblichen Repos enthalten. Mit laufendem FF auf meinem (schwachbrüstigen) Netbook startet scite quasi "instantan", während Geany sich da -aus Gründen- durchaus Zeit läßt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Scite

tuxfanmatze
Geschrieben von tuxfanmatze am 21. August 2025 um 17:16

Markdown Editoren, die im Vorschaufenster editieren können, wären Markttext, Typora, Obsidian (haben quasi nur eine Einfenster Ansicht ) und weitestgehend auch Joplin.

ich habe auch schon mal Geany testweise benutzt. Vielleicht sollte ich den mal öfter verwenden. Im Moment benutze ich Xed unter Linux Mint für Bash Skripte.

leachimus
Geschrieben von leachimus am 21. August 2025 um 21:20

Danke für den Artikel 🙂

Ich arbeite mich gerade in vscode ein, da man damit sehr nützliche Dinge machen kann.

Aber du hast recht: es ist etwas überladen mit Funktionen und es ist ein gewisse Lernkurve von nöten, um damit klar zu kommen.

Aber Geany schaue ich mir auch mal an.

Ralf Hersel Admin
Geschrieben von Ralf Hersel am 22. August 2025 um 00:16

VScode und Geany, sind völlige Gegensätze. Die beiden Anwendungen unterstützen ganz unterschiedliche Anwendungsfälle.

klausb
Geschrieben von klausb am 22. August 2025 um 23:17

Ja, ein toller Editor, den ich auch gern für Projekte benutze, schon wegen der Möglichkeit Versionskontrolle einzubinden. Das einzige was mir fehlt ist eine automatische Code-Einrückung. Wenn ich z.B. sowas schreibe

def irgendwas(foo)
   puts foo
   ...

hätte ich gern, dass der Cursor nach der "def irgendwas-Zeile" automatisch zwei Leerzeichen in der neuen Zeile einfügt ohne dass ich erst Tab drücken muss. Im Editor scite funktioniert das. In Geany habe ich das (noch?) nicht gefunden, oder übersehe ich da nur was?

spriggins
Geschrieben von spriggins am 25. August 2025 um 08:22

Schnelle und gute Scintilla-Editor-Umgebung... für Leute denen gscite zu marginal ist. Unter Linux mein Notepad++-Ersatz.

Intallation bei Ubuntu: sudo add-apt-repository ppa:ubuntuhandbook1/geany sonst behält man die 2.1

Markdown schreibe ich jedoch gern in Typora. Ist für mich sogar der Writer-Ersatz für die Hälfte der Dokumente geworden.