Gnome-Shell und die Hassliebe zur Innovation

  Fabian Schaar   Lesezeit: 7 Minuten  🗪 23 Kommentare

Gnome ist kontrovers: Innovationen erfordern auch den Bruch mit dem Althergebrachten.

gnome-shell und die hassliebe zur innovation

Hinweis: Das ist ein Meinungsartikel.

In letzter Zeit habe ich den Gnome-Desktop getestet. Mal in Version 43, mal in Version 3.38: Die Ergebnisse waren durchaus positiv. Doch wenn man Gnome so nutzt, wie sich die Entwicklerinnen und Entwickler das gedacht haben könnten, stellen sich zwangsläufig Fragen, nicht zuletzt, ob die eigenen Nutzungsverhalten, die man von KDE über Enlightenment bis hin zu Xfce und Mate wiederzufinden scheint, überhaupt gerechtfertigt waren und sind, oder ob man sie vielleicht doch einmal über den Haufen werfen sollte.

Sicherlich ist Gnome dabei die umgangssprachliche „harte Tour“, immerhin schmeißt einen die Shell schon hin und wieder in kaltes und unbekanntes Fahrwasser, und doch scheinen die Akzente, die der Zwergendesktop setzt, durchaus berechtigt.

Ich für meinen Teil nutze ziemlich gern Dateisymbole auf dem Schreibtisch. Wenn ich einen Desktop nutze, der mir diese Funktion bietet, läuft das bei mir in der Regel so: Steht irgendein Projekt an, speichere ich dieses zunächst auf dem Schreibtisch. Sollte ich den Rechner dann einmal herunter- und nach einer gewissen Zeit, vielleicht am nächsten Tag wieder hochfahren, finde ich die zugehörigen Dateien sofort wieder, weiß so auch genau, wo ich zuletzt aufgehört habe. Kurzgesagt: Der Schreibtisch ist bei mir im Normalfall eine temporäre Ablage, und kein dauerhafter Speicherort. Sollte ich irgendwann mal ein Projekt abgeschlossen haben, sortiere ich die Dateien dann auch artig in die zugehörigen Ordner des Systems ein; sprich: Dokumente zu den Dokumenten, Bilder in den Bilderordner, Audiodaten in das Musikverzeichnis und so weiter, und so fort.

Der Ansatz von Gnome schlägt folglich vor, einen Arbeitsschritt wegzulassen, Dateien direkt an den richtigen Orten abzulegen. Die Erinnerung, was die zuletzt angegangene Aufgabe war, entfällt, oder muss strategisch anders gelöst werden, zum Beispiel über dedizierte Anwendungen. Das kommt mir persönlich zwar weniger intuitiv vor, andererseits erspart es mir auch das nachträgliche Einsortieren  und Strukturieren von Dokumenten, die ich schon längst hätte an den richtigen Orten abgespeichert haben können: Brauche ich also wirklich Desktopsymbole?

Einerseits möchte ich mich auf Gnome einlassen und den Desktop eben nicht stur zu einem Konglomerat aus Erweiterungen umbauen, dass mir nach einer Versionsaktualisierung direkt um die Ohren fliegt. Andererseits hänge ich auch an meinen bisherigen Vorgehensweisen und Abläufen, ich kann also auch diejenigen verstehen, die der Gnome Shell bei ihrer ersten Inkarnation sofort den Rücken zugekehrt haben. Mir kommt es vor, als wolle Gnome mich herausfordern, was zwar einerseits interessant, andererseits aber auch kein Vorteil einer grafischen Oberfläche sein sollte: Sollte eine Arbeitsumgebung nicht eigentlich ein netter Begleiter bei der täglichen Bewältigung von Aufgaben und Tätigkeiten am Computer sein, und nicht selbst zur Aufgabe werden?

Vielleicht stilisiere ich diese einfache Frage auch zu einem Problem, das eigentlich gar nicht besteht. Vielleicht sollte ich Gnome auch einfach eine längere Zeit nutzen, meine Abläufe auch einfach auf Gnome anpassen, und nicht Gnome an mich? Vielleicht machen die Ideen, die sich die Gnome-Entwicklerinnen und -Entwickler da einfallen lassen haben, auch nur Sinn, wenn man diesen auch wirklich eine Chance gibt. Vielleicht ist nicht Gnome das Problem, sondern nur meine oder unsere Herangehensweise daran.

Gnome kann als ein Vorschlag betrachtet werden, den jeder mit Leichtigkeit ablehnen kann, aber vielleicht nicht so schnell annehmen will. Manchmal erweckt die Entwicklung dieser Oberfläche den Eindruck, dass Gnome stets nach Wegen sucht, an „seinen“ Anwendern vorbei zu entwickeln.

Das Gegenstück dazu wäre vermutlich der KDE-Desktop, der mir immer wieder das Gefühl vermittelt, es allen und jedem Recht machen zu wollen. Das Ergebnis sind dabei aber nicht selten unverständliche Konfigurationsmenüs, kleine oder große Fehler in der Umsetzung oder auch eine Verlangsamung der Oberfläche als ganzes, was sich nicht zuletzt an der Startzeit zeigt.

Dabei ist es sicherlich auch nicht so, dass Gnome nicht komfortabel oder ausgereift wäre, denn die Funktionen, die Gnome fehlen, konnte man früher durchaus vorweisen, gerade was die Dateiverwaltung angeht. Wer das nicht nachvollziehen kann, möge sich doch bitte einmal den Mate-Desktop als Fortführung von Gnome v2.x anschauen; dort bemerkt man schnell die Ähnlichkeiten und Gepflogenheiten, die sich Mate und Gnome teilen, aber auch, wie viele Funktionen das Gnome-Projekt seit dem Erscheinen der Gnome-Shell und Version drei aus mehr oder minder ideologischen Gründen ausgebaut hat.

Man hätte diese Funktionalität nicht ausbauen müssen, man hätte Gnome v2 nicht vereinfachen müssen. Das Chaos, das Gnome mit seiner dritten Generation ausgelöst hat, hätte sich vielleicht vermeiden lassen, wenn das Mutterprojekt nicht mit derartig vielen Umsetzungen gebrochen hätte, die Anwender an Gnome v2 mochten, und heute bei Mate und Xfce lieben. Der Dschungel der Erweiterungen hätte sich vermutlich umgehen lassen können, wenn Gnome nicht die essentiellsten Funktionaltäten aus dem Kernsystem entfernt hätte. Vielleicht wäre Gnome mit seinem Vereinfachungsansatz weiter gekommen, wenn man bestehende Funktion zugänglicher gemacht hätte, anstatt diese vollständig abzulösen versucht hätte. Derartige Entscheidungen wurden aber getroffen, und nach über zehn Jahren Gnome-Shell glaube ich nicht, dass sie jemals revidiert werden, zumindest nicht vom Gnome-Projekt selbst. Immerhin lebt Gnome in Version zwei auch heute noch fort, ziemlich konkret im Mate-Desktop, in den grundlegenden Paradigmen auch in Oberfläche wie Xfce, die sich schnell entsprechend konfigurieren lassen.

War der radikale Bruch mit den klassischen Ansätzen einer grafischen Oberfläche also schlecht? Vielleicht nicht. War der Bruch der Nutzerschaft mit dem Gnome-Desktop zu erwarten? Ganz sicher.

Nicht selten werden Standards tendenziell höher gehalten, als Innovationen. Das hat nichts mit einem konservativen oder rückwärtsgewandten Verhalten zu tun, sondern damit, dass einige Dinge einfach laufen müssen, wenn sie das zu Gunsten der Innovation nicht mehr können, schaden sich die Innovatoren dabei selbst. Und doch ist es wichtig, sich fortschrittlich zu entwickeln, immerhin hängt so vieles in der Welt nicht nur von einem Faktoren ab. Wenn sich etwa die Hardware ändert, wird das auf Kurz oder Lang auch die Software betreffen, wenn sich die Software ändert, wird sich vielleicht auch unser Nutzungsverhalten ändern, was Hardware betrifft. Derartige Abläufe stoppen zu wollen, gleicht einem Kampf gegen Windmühlen; ich glaube, dass sich der Fortschritt im Zweifel nicht aufhalten lässt. Die Frage ist bloß, inwiefern sich dieser Fortschritt an den bisherigen Strukturen orientiert.

Wie hätte die Welt der grafischen Oberflächen wohl ausgesehen, wenn Gnome seine klassischen Paradigmen fortgesetzt hätte? Vermutlich anders, vielleicht weniger kompliziert, wären Projekte wie Mate, Cinnamon oder Budgie doch weniger notwendig. Unterm Strich kann ich diese Frage auch nicht beantworten, sicher bin ich mir nur bei einem Aspekt: Die Welt der grafischen Oberflächen wäre weniger innovativ. Gnome setzt eigene Akzente, beim Design, bei der Benutzung,  bei der Weiterentwicklung des Projektes. Dass dabei etablierte Standard-Funktionen weichen mussten, erscheint mir mehr und mehr zwangsläufig, mehr und mehr wie eine Notwendigkeit, da sich Gnome sonst selbst in seiner Entwicklung eingeschränkt hätte.

Ob man den Weg der Entwickelnden nun mitgeht oder nicht, bleibt natürlich jeden selbst überlassen. Die Shell jedoch zu „bashen“ nur, weil sie den eigenen Anforderungen und Gewohnheiten nicht vollständig entspricht, halte ich für unverhältnismäßig und unhöflich. Am Ende bleibt es eine Entscheidung der Entwickler und der Community, wie sich das Projekt weiterentwickelt. Wenn man mit diesem Prozess nicht einverstanden ist oder sein möchte, wird niemand irgendjemanden daran hindern, Mate, KDE oder Xfce zu nutzen.

Gnome bleibt Gnome. Und das ist auch gut so. Ob ich jetzt unbedingt Symbole auf meinem Schreibtisch brauche, weiß ich immer noch nicht.

Bildnachweis: Gnome_drawing.svg: Baziderivative work: Bazi, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Tags

GNOME, GNOME-Shell, Innovation

Pascal Garber
Geschrieben von Pascal Garber am 12. Dezember 2022 um 06:23

Ich nutze Gnome mit Fedora weitestgehend in der Vanilla-Version ohne zusätzlicher Erweiterungen, zumindest keiner, die das Verhalten von Gnome verändern, ich habe auch keine Desktop-Symbole, diese würde ich aber sowieso selten sehen. Eigentlich fahre ich meinen Rechner selten herunter, meistens gehe ich in Standby und dann ist eigentlich auch immer ein Fester offen und somit ist der Desktop sowieso fast immer verdeckt. Ich finde es äußerst umständlich, wenn ich erst einmal meine Fenster minimieren müsste, um an die Symbole auf dem Desktop zu kommen.

Ich denke Mal, den Rechner herunterzufahren gehört bereits zu den Verhaltensweisen, welche nicht mehr zeitgemäß sind, zumindest wenn man seinen Rechner täglich nutzt, man fährt sein Smartphone ja auch nicht immer herunter.

Ich für meinen Fall habe mich jedenfalls sehr an Gome gewöhnt.

n0r
Geschrieben von n0r am 12. Dezember 2022 um 06:59

Zumindest nach Kernelpatches sollte man allerdings schon mal neustarten, damit sie auch angewendet werden.

Christoph
Geschrieben von Christoph am 12. Dezember 2022 um 08:23

Nicht mehr zeitgemäß: Stromverbrauch von nicht genutzten Geräten in Standby?

n0r
Geschrieben von n0r am 12. Dezember 2022 um 09:21

Ist der nicht eher vernachlässigbar? Was mein Laptop im Standby nachts an Akku verliert, geht im Betrieb in Minuten weg. Dass es da sparsamer ist, täglich kalt zu booten und alle Programme wieder anlaufen zu lassen, wage ich zu bezweifeln. Ist aber sicher auch Hardwareabhängig.

Pascal Garber
Geschrieben von Pascal Garber am 12. Dezember 2022 um 20:30

Der Stromverbrauch ist natürlich durchaus ein berechtigtes Argument, da stellt sich allerdings die Frage was mehr Strom verbraucht: Das hochfahren des Rechners + starten der benötigten Anwendungen oder der Standby-Betrieb? Müsste ich vllt echt Mal messen, kommt aber natürlich auch auf die jeweilige Dauer an und lässt sich daher vermutlich nicht pauschal beantworten.

Marrod
Geschrieben von Marrod am 12. Dezember 2022 um 06:25

Ja, bei deinem Artikel gehe ich im Grunde mit. Ich finde die Innovationen die Gnome eingeführt hat sehr wichtig, auch wenn sie viele vor dem Kopf gesroßen hatten. Bei mir war es tatsächlich so, dass sich mein erster Kontakt mit Gnome direkt sehr natürlich und Intuitiv anfühlte ind es meinen Workflow extrem verbessert hatte.

n0r
Geschrieben von n0r am 12. Dezember 2022 um 06:34

Ich denke es ist auch bedenkenswert, dass Gnome (so weit ich sehe) die einzige Desktopumgebung ist, die einen Gegenentwurf zum Windows-Layout mit Taskleiste und Startmenü bietet. (Umkonfigurieren lässt sich jede, ich meine hier Defaults.) Wer sich z.B. ohnehin immer bei Windows ein ganz anderes Benutzungskonzept gewünscht hat, für den könnten Plasma, XFCE, Mate, Cinammon, ... alle ziemlich gleich aussehen und Gnome die positive Abwechslung sein. So ging es wenigstens mir beim Wechsel.

Für die "Das ist gerade wichtig"-Funktionalität könnten ja theoretisch die Favoriten in Nautilus herhalten. Natürlich nicht ganz das gleiche, aber vielleicht ist das Testen eines solchen Workflows es wert?

mgm
Geschrieben von mgm am 12. Dezember 2022 um 08:06

Am Laptop läuft Gnome43 unter FedoraX und auf der WKST Ubuntu in der 22.04.1 LTS mit Gnome42 sind meine Favoriten... ich vermisse nichts im direkten Vergleich zu Win11 und OSX im Gegenteil.

Mit KDE konnte ich mich niemals anfreunden, eher noch mit Budgie.

BuffaloBill
Geschrieben von BuffaloBill am 12. Dezember 2022 um 08:13

Meiner Meinung nach erhöht Gnome halt den Aufwand fürs Umsteigen. Seien wir mal ehrlich: Die meisten werden von Windows nach Linux umsteigen. Da "hilft" halt ein ähnlicher Desktop sich zurechtzufinden. Ja schau Menu ist unten Links, Uhr unten Rechts, siehst du so wild ist es gar nicht. Trotzdem bin ich froh, dass es mit Gnome einen alternativen Entwurf eines Desktops gibt, der andere "Paradigmen" erfordert/erlaubt. Für ein Kind ist es vermutlich genau gleich viel Aufwand, Gnome oder traditionelle Desktops zu verwenden. Vielleicht ist es halt wie das 10-Finger System (oder wie VIM um im Linux Kontext zu bleiben). Wer sich die Mühe macht, es zu lernen, kommt danach viel schneller/besser voran, aber wer es nicht lernt, der kommt halt auch irgendwie klar.

Fabian Schaar
Geschrieben von Fabian Schaar am 12. Dezember 2022 um 08:39

Wenn man Konzepte nachahmt, besteht aber auch immer die Gefahr, stets zweite Wahl zu bleiben, da die Leute häufig "das Original" wollen, auch, wenn dieses schlechter ist. Einen guten Weg geht da mMn Mate, da das zwei-Panel-Layout weder abstrakt, noch "abgeschrieben" wirkt und ist.

Christoph
Geschrieben von Christoph am 12. Dezember 2022 um 08:25

Ist Gnome denn dann Ressourcen-schonend, schlank und schnell? Bis jetzt habe ich immer das Gegenteil gelesen, aber vielleicht bin ich nicht mehr up-to-date. Das wäre in meinen Augen jedenfalls ein Argument.

Fabian Schaar
Geschrieben von Fabian Schaar am 12. Dezember 2022 um 08:36

Bei mir braucht Gnome 3.38 unter Debian 11 640mb RAM im Leerlauf und cached etwas (wobei ich gerade auch preload teste). Mate braucht ungefähr 450mb und Xfce ca. 500mb. Das ist schon annehmbar. Wenn ich KDE mit Akonadi-Anwendungen nutze, bin ich schon mal auf 800-1000mb im Leerlauf gekommen.

Tom
Geschrieben von Tom am 12. Dezember 2022 um 09:06

Nicht mehr oder weniger wie KDE auch... natürlich kein Vergleich mit Openbox oder anderen WindowTiling-Managern. IMHO 4 GB RAM und min 4 Cores sollten es schon sein. Dann darf aber keiner daherkommen mit 20 offenen Tabs im Firefox und Thunderbird.

kamome
Geschrieben von kamome am 15. Dezember 2022 um 19:41

Traurig ist, dass 20 offene Tabs in Firefox plus Thunderbird plus … unter KDE vor einigen Jahren kein Problem waren – heute reichen (mit ein paar anderen Diensten) selbst 4 GB nicht mehr unbedingt :(

👓
Geschrieben von 👓 am 12. Dezember 2022 um 08:59

Ich Fand Schade, das Gnome keine Alternative zum Desktop gebracht hat, Beispielsweise hätte in der gnome übersicht doch auch eine art Aufgabenplaner mit zugehörigen Dateien hinzugefügt werden.

So dass alle Dateien die auf dem Desktop abgelegt werden separat als eine Art Aufgabe behandlet werden.

Mit Kommentarfeld, bis wann zu lösen, Dateien in ein Projekt zusammebfassen. Sowas halt. Auch ich nutzte lange den Desktop für Temporäre daten. Jetzt gibt es dafür den Downloadodner

Tom
Geschrieben von Tom am 12. Dezember 2022 um 09:01

Du meine Güte, seit wann gibt's Gnome3? 10 Jahre? Dank Gnome3 kann ich linuxfernen Usern endlich sagen: "Wenn Du Dein Smartphone benutzten kannst, dann klappts auch mit dem Linux- (Gnome)-Desktop. Alles andere ist mimimi und "schöner Wohnen". Den Rest kann sich jeder mit Plugins ausgestalten, wobei mein Tipp ist, möglichst bei Vanilla zu bleiben.

MaM
Geschrieben von MaM am 12. Dezember 2022 um 11:17

Interessanter Artikel und viele Gedanken in der ich mich durchaus wiederfinden als Nutzer. Ich befürchte für Designer und Entwickler ist es gar nicht so leicht der nutzerschaft gerecht zu werden. Denke ich etwa an ubuntu war ich vor Jahrzehnten begeistert von der richtigen Mischung an defaults und trotzdem Anpassbarkeit. Über die Jahre ging das imho verloren und gipfelte für mich in unity und convertable Experimenten .... Nach Jahren bin ich aber dann doch zurückgekehrt, weil es sich für mich wieder mehr convinient und modern anfühlt als Mate. Tja alles nicht einfach ...

rlx
Geschrieben von rlx am 12. Dezember 2022 um 15:02

Ich finde mich ziemlich in Deinen Beschreibungen wieder. Aller Anfang ist nicht ganz leicht. Aber der Wechsel eines Betriebssystems - oder eines Desktops ist immer eine Herausforderung. Das ist allerdings ein Upgrade von Windows 7 auf Windows 11 oder von Office 2013 auf MS365 ebenso. Es braucht halt Zeit, sich im 'neuen Zuhause' zurecht zu finden. Ich habe das vor einigen Jahren gemacht. Und wenn ich ehrlich sein soll, MS-Office vermisse ich bis heute und einige Windows Gadgets, die ich lieb gewonnen hatte, ebenso.

Aber seitdem Gnome mein neues Zuhause ist, habe ich mich ziemlich daran gewöhnt, dass das Betriebssystem/der Desktop so konzipiert sind, dass meine Arbeit im Mittelpunkt steht und nicht irgendwelche Popups.

Manchmal braucht das einen Moment, aber Gnome lässt sich an viele Stellen anpassen - ein Dock etwa am unteren Bildschirmrand, der wie Win10 oder Win11 aussehen kann. Oder auch die Erweiterung, die es erlaubt, Desktop Icons zu verwenden.

Bei manchen Linux-Distributionen ist dies gleich mit ins System eingebaut (z.B. Manjaro). Ich habe den Desktop als Ablagemöglichkeit zuerst auch ziemlich vermisst, aber im Dateimanager von Gnome gibt es einen zentralen Unterordner, namens "Persönlicher Ordner", das ist so eine Art Desktop - ohne dass die Dokumente/Ordner halt auf dem Desktop liegen. Den habe ich inzwischen lieb gewonnen, aber das ist halt Geschmackssache. Dir auf jeden Fall ein gutes Ankommen.

s3nnet
Geschrieben von s3nnet am 12. Dezember 2022 um 16:22

Ich finde, die Tatsache, dass sich das Desktop-Paradigma von Gnome 1 zu 1 mit Plasma realisieren lässt, beweist, dass das Opfern vieler beliebter Funktionen dafür keine Voraussetzung ist.

n0r
Geschrieben von n0r am 13. Dezember 2022 um 18:06

Ich habe diese ewig wiederholte Behauptung mal testen wollen und es mit einem ganzen Samstag Bastelei immer noch nicht hinbekommen. Entweder es hat sich in den 15 Monaten seitdem gewaltig was verändert oder die Leute kennen Gnome nicht gut genug um diese These (vom Reproduzieren) ständig zu vertreten.

Das "Opfern vieler beliebter Funktionen" ist natürlich keine Vorraussetzung und hat mit obigem nichts zu tun, es geht hier eher darum, nur die Features zu haben, die man auch supporten kann, um nicht wie Plasma in verbuggter Featuritis zu versinken.

James
Geschrieben von James am 13. Dezember 2022 um 06:19

Als ich bei meinem Umstieg auf Linux Desktopumgebungen ausprobiert habe, war ich bei Gnome sofort verliebt. Es war so viel anders als Windows, dass ich es sofort haben wollte :-) Seit dem wird Gnome aus meiner Sicht ständig besser. Was ich schade finde ist, dass viele Gnome-Apps nur halbfertig sind und deswegen nicht wirklich benutzt werden können. Ich bin froh, dass es wenigstens ein Projekt gibt, dass etwas anders macht. Dass es dafür so viel Gegenwind bekommt sagt nur etwas über die Menschen aus, die mit Andersartigkeit nicht klarkommen.

James

hanspeter2
Geschrieben von hanspeter2 am 13. Dezember 2022 um 13:31

Ich habe von Anfang an mit Gnome gearbeitet und komme insgesamt sehr gut damit zurecht. Am besten gefällt mir dabei das Hot-Corner, mit dessen Hilfe ich mit einer Mausbewegung die Übersicht habe. Da kann ich dann meist auch auf Tiling verzichten. Es würde mir aber gefallen, mehr bezüglich des Aussehens (Themes, andere Kleinigkeiten) ändern zu können. Im Ganzen aber sagt es mir sehr zu.

kamome
Geschrieben von kamome am 15. Dezember 2022 um 19:50

Ich finde Gnome zwar nicht gut, hätte damit aber kein Problem – wenn dabei GTK nicht kaputt gemacht worden wäre … Client-Side-Decorations können cross-desktop einfach nur Mist sein – wenn ich den Schließen-Knopf links haben mag, dann sollte ich das für GTK nicht separat einstellen müssen etc. So ein Mix sieht für mich heutzutage einfach besch…eiden aus. (Abgesehen davon finde ich Adwaita im Standard auch nicht schön, aber das ist ja nun Geschmackssache – wenn inzwischen wohl auch nicht mehr so leicht anpassbar.)