In letzter Zeit hadere ich mit meiner Terminal-Anwendung. Lange Zeit habe ich das Gnome-Terminal verwendet, da es als Standardanwendung beim Gnome-Desktop installiert war. Irgendwann wurde die optionale Transparenz des Fensters aus dem Gnome-Terminal entfernt, weshalb ich auf einen Fedora-Fork wechselte, der die Transparenz wieder hinein gepatcht hat. Mittlerweile wird der Fork nicht weitergepflegt; Fedora-Anwender:innen erhalten wieder das originale Gnome-Terminal. Vor zwei Wochen bin ich zum neuen Standard-Terminal von Gnome gewechselt. Es handelt sich um die Gnome-Console. Leider beherrscht dieses Terminal auch keine Transparenz. Am Sonntag bin ich durch diesen Artikel auf das Ptyxis-Terminal gestossen.
Warum Transparenz?
Wer im Terminal arbeitet, möchte manchmal Text aus der dahinterliegenden Anwendung übernehmen. Das lässt sich zwar mittels Fensterwechsel und Copy & Paste erledigen, wenn man den Text oder Befehl durch die Transparenz sehen kann, ist das Abtippen jedoch oft die bequemere Möglichkeit. Was sich schriftlich schwer erklären lässt, offenbart sich, wenn man es selbst ausprobiert.
Ptyxis
Das Terminal mit dem unaussprechlichen Namen stammt von Christian Hergert, dem bekannten Entwickler aus dem Gnome-Universum. Was hinter dem schrecklichen Namen steckt, findet sich in einem Blogpost von Christian. Falls ihr nun immer noch Fragezeichen auf der Stirn habt:
Das Wort Ptyxis stammt aus dem Griechischen und bezieht sich in der Botanik auf die Art und Weise, wie sich Blätter im Knospenstadium falten oder einrollen. Der Begriff wird verwendet, um spezifische Faltmuster zu beschreiben, etwa involute (mit eingerollten Rändern) oder supervolute (überlappende Faltung).
Im technischen Kontext wird der Begriff gelegentlich als Metapher für strukturierte Entfaltung genutzt, wie bei der Linux-Software Ptyxis, die als Ersatz für das GNOME-Terminal dient und den Namen aufgrund seiner Bedeutung in der Pflanzenmorphologie trägt.
Und so wird das Wort ausgesprochen: ˈtɪksɪs also wie tiksis.
Installation
Es wird empfohlen, die Anwendung als Flatpak zu installieren, woran ich mich gehalten habe. Ich habe Ptyxis als natives Arch-Paket installiert. Wer eine Integration in den Gnome-Dateimanager (Nautilus) haben möchte, muss zusätzlich das Paket nautilus-open-in-ptyxis installieren. Vielleicht erledigt das Flatpak das in einem Rutsch (Nachtrag: Nein, macht es nicht).
Was kann Ptyxis?
Ptyxis ist ein Terminal für GNOME, das sich auf Benutzerfreundlichkeit in einer Welt voller Container fokussiert. Zu seinen Funktionen gehören:
- Erinnert sich an den aktuellen Container, wenn ein neuer Reiter geöffnet wird. Unterstützt werden podman, toolbox, distrobox und weitere
- Konfigurierbare Tastenkürzel
- Moderne Oberfläche, die die Palette mit der Fensterdarstellung integriert
- Durch den Nutzer installierbare Farbpaletten
- Unterstützung von Einstellungsprofilen mit Container-Integration
- Integrierte Farbpaletten mit heller und dunkler Unterstützung
- Unterstützung von Reitern und Reiterübersichten
- Effiziente Verfolgung von Vordergrundprozessen, die als sudo und SSH gekennzeichnet sind
- Unterstützung von transparenten Terminal-Hintergründen
- Separater Prozessmodus für terminalbasierte Anwendungen
- Unterstützung von angehefteten Reitern und gespeicherten Sitzungen
- Terminal-Reiter werden in separaten cgroups ausgeführt
- Terminal-Inspektor als Hilfe beim Schreiben terminalbasierter Anwendungen
Und so sieht es aus:
Hier seht ihr Ptyxis mit 83 % Hintergrund-Transparenz und dem Einstellungsfenster. Die Auswahl von Farbpaletten gehört zu den hervorstechenden Möglichkeiten dieses Terminals. Ausserdem kann Ptyxis beim Start die letzte Fenstergrösse und die Sessions wiederherstellen. Auch die Tastenkürzel können neu belegt werden. Wie wäre es mit Ctrl+C statt Shift+Ctrl+C für das Kopieren? Was ich vermisse, ist die Wiederherstellung der letzten Fensterpositionen. Das scheint mir aber ein Problem des Gnome-Windowsmanagers (Mutter) zu sein. Aber darüber schreibe ich lieber einen eigenen Artikel.
Integration und Nachwehen
Wie oben erwähnt, wird für die Nautilus-Integration ein weiteres Paket benötigt. Bei Gelegenheit werde ich ausprobieren, ob das mit dem Flatpak hinfällig ist. Im Gnome-Dateimanager sieht die Ptyxis-Integration so aus, wenn man die rechte Maustaste in einem Verzeichnis klickt:
Im Gnome-Launcher (SUPER-Taste) erscheint Ptyxis mit dem Namen Terminal, wohingegen der Eintrag in Nautilus Kontextmenü Open in Ptyxis heisst. Hier fehlt die Übersetzung (wie auch bei Open as admin, was nichts mit Ptyxis zu tun hat).
Da bei mir Gnome-Console noch installiert ist, erscheint dieser Eintrag weiterhin im Kontextmenü (In Konsole öffnen). Kein Problem, dann deinstalliere ich die Gnome-Console. Von wegen:
pamac remove gnome-console
Vorbereitung...
Abhängigkeiten werden überprüft...
Fehler: Vorgang konnte nicht erfolgreich vorbereitet werden:
Kann Abhängigkeiten nicht erfüllen:
- das Entfernen von gnome-console verletzt Abhängigkeit 'gnome-console' benötigt von gnome-layout-switcher
An dieser Stelle versagen meine Linux-Kenntnisse. Wie kann es sein, dass ein neulich installiertes Paket (gnome-console) eine Abhängigkeit von einem Paket hat, welches seit Jahren installiert ist (gnome-layout-switcher)? Das ist, als würde der Sohn zum Vater sagen: "Ich bin jetzt dein Vater!" Aber das ist nur eine Nebenbemerkung in diesem Beitrag.
Fazit
Obwohl ich Ptyxis (Tiksis) nur eine Stunde lang getestet habe, gefällt mir die Terminal-Anwendung gut. Sie ist schnell genug und bietet viel mehr Möglichkeiten als die Gnome-Console und sogar als das alte Gnome-Terminal. Ich werde Ptyxis eine Weile verwenden, um dann zu berichten, wie es sich im Langzeiteinsatz schlägt.
Titelbild: https://blogs.gnome.org/chergert/2024/02/29/accessibility-in-ptyxis/
Quellen:
https://wiki.gnome.org/Apps/Terminal
https://aur.archlinux.org/packages/gnome-terminal-fedora
https://apps.gnome.org/de/Console/
https://gitlab.gnome.org/chergert/ptyxis
https://blogs.gnome.org/chergert/2024/02/29/accessibility-in-ptyxis/
https://en.wiktionary.org/wiki/ptyxis
Zur Info für KDE / Konsole Benutzende: In Konsole lässt sich Transparenz wohl via Profile auch erreichen. "Create New Profile" / "Edit Profile" > "Appearance" > "Color scheme & font" > "Edit..." > "Background color transparency"
Das einfärben (rötlich der rootlich?) bei sudo und su, bzw bläulich bei ssh und vor allem die Integration von user@rechner bei ssh gefällt mir gut und ermöglicht mir das Terminalfenster unter Cosmic mit +Rechnername gezielt anzuwählen, danke für den Tip
Ich habe es unter Arch-Linux und KDE mittels Flatpak installiert. Es hat sich ohne weiteres Zutun in das System und auch Dolphin integriert.
Lediglich die Transparenz lässt sich bei mir nicht einstellen.
Hallo Josefine, die Transparenz konnte ich ebenfalls nicht einschalten und habe diese aber über dconf eingestellt.
Dann war plötzlich auch der Transparenzschalter im Einstellungsmenü zu sehen
Zumindest bei Ubuntu 24.04 mit ist gnome-terminal mit Transparenz möglich:
Ubuntu hat die Transparenz selbst ins GNOME-Terminal hinein gepatcht, genau wie Fedora. Wenn ich mich nicht irre, hat Ubuntu das nun auch beendet.
Warum etwas installieren wenn Durchsichtigkeit mit 2 Klicks realisierbar ist? Mate-Terminal -> Bearbeiten Profileinstellungen -> Hintergrund Durchsichtiger Hintergrund -> FÖRTIG
Warum soll man Mate-Terminal auf dem GNOME-Desktop installieren? Das Mate-Terminal hat den Mate-Desktop als Abhängigkeit; das will man nicht.
Hast du X11 oder Wayland am laufen? Bei letzterem könntest du ja mal foot ausprobieren. Das lässt sich leicht auf transparent stellen. Dazu habe ich folgendes in .config/foot/foot.ini eingetragen:
[colors] alpha=0.9 background=000000